ich kann mich der meinung von Medusa nicht so ganz anschließen..
würde da gerne ein paar dinge hervorheben.
und vorweg: es mag mehrere wege geben die nach rom führen.
ich möchte nur sagen, dass ich es ganz anders machen und warum. völlig wertfrei.
Was viele vergessen zu erwähnen ist, dass die Kraft zum Drücken der Saiten nicht "nur" aus der Hand sondern "auch" aus den Armen und Schultern kommen muss...Also dass heisst: Der ganze Körper muss mitspielen so dass Du die Musik nicht nur spielst sondern auch "erlebst"!!!...
Dabei muss Du den Gitarrenkorpus (jedenfalls bei einer Akustischen...), während Du spielst, mit den rechten Arm leicht an Dich drücken so dass Du am Gitarrenhals einen Gegendruck auf Deiner linken Hand hast...Somit entlastest Du den zu hohen und falschen Druck an Deinen Fingern, brauchst nicht mehr wie verkrampft mit den Daumen am Gitarrenhals gegendrücken und Du kannst Dich mehr auf Schnelligkeit und Umgreifen konzentrieren.
Also Du musst sozusagen die Gitarre mit Deiner linken Hand und den Arm, während Du Deine Griffe machst, an Dich ZIEHEN und Du wirst sehen Griffe wie Barres werden Dir leichter fallen...
so ich hab ein paar dinge markiert, die von der verteilung von kraft an die gitarre erzählen.
kurz zusammengefasst und etwas überspitzt: reiß die gitarre mit den fingern der linken hand an dich, vergiss den daumen und drück mit dem rechten arm so fest dagegen, dass es die gitarre nicht wegreißt.
mir ist da viel zuviel "brutalität" und verkrampfung im spiel. man muss ja dann quasi die ganze zeit mit dem rechten arm gegen die gitarre drücken. das muss über kurz oder lang zu verkrampfung des rechten armes führen.
auch mit der linken hand am hals zu ziehen empfinde ich als großen nachteil: da wird dann ja viel kraft benutzt um den griff zu drücken. diese kraft kommt dann logischerweise aus allen vier fingern. das funktioniert vmtl ganz gut, solange man standard barrè akkorde spielt. jeder griff ist dann eine "einheit". aber spätestens dann, wenn man mal einzelne fingern wegnimmt um tensions einzubringen, wie quartvorhalte und ähnliches, kann man einfach nicht kontinuierlich alle finger mit voller kraft liegen lassen. wenn diese kraft aber dazu da sind, dass mein griff überhaupt funktioniert hab ich ein problem.
mein weg ist ein anderer: ich versuche die kraft möglichst zu minimalisieren. je weniger muskeln ich anspannen muss, desto besser. und dabei spielt der daumen eine zentrale rolle. ich kanalisiere sämtliche kraft für einen barrè akkord zwischen daumen und zeigefinger. und das ist einfach wirklich nicht viel. schraubt die saitenlage runter bis es beinahe scheppert, damit der weg möglichst kurz wird. die kraft die man braucht ist in etwa die die man braucht um eine leere cola dose leicht einzudrücken (mir fällt grad kein anderer schlauer vergleich ein. der große fehler den viele leute machen ist einfach, dass sie den daumen völlig falsch positionieren, und deswegen der großteil der kraft einfach ins nirgendwo geht, oder schlimmer noch, sogar gegen den griff wirkt. für mich ist die optimale haltung, wenn der daumen etwa einen halben zentimeter näher zum körper am hals liegt, als den zeigefinger des barrès. wenn ich nun einen barrè greife (also mal angenommen NUR den zeigefinger, ohne die anderen drei) dann sind die einzigen stellen die angespannt sind die wurzel vom daumen, und der teil zwischen daumen und zeigefinger und klar ein wenig der unterarm, wo halt die nerven für die beiden finger herkommen. der rest der hand ist völlig entspannt. ebenso wie der ganze oberarm. der rechte arm und der rest vom körper. und das ist für mich persönlich zumindest das optimalere. möglichst nicht verkrampfen. dann kann man auch mal kontinuierlich 3-5 min einen barrè gedrückt lassen (nicht zwischendurch loslassen und entspannen)
ich hab ein sehr nettes übungsbuch von Luise Walker ("das tägliche Training"). darin gibt es eine sehr gute übung für barrès. ich versuch die mal hier zu übertragen:
es sind alles zerlegte barrè-akkorde. der witz ist bei der übung den zeigefinger NICHT loszulassen. es geht um kontinuierlichen druck, der dadurch erschwert wird, dass die anderen finger noch spirenzien machen. und natürlich immer alle anderen finger auch möglichst lange liegenlassen:
---------1----------------1--------------------------------------------
------1----1-----------2----2---------------------------------2--------
---2----------2-----3---------3-------------2--------------3----3-------
-------------------------------------------3----3--------3----------3-----
------------------1---------------------3---------3---1----------------
-1-----------------------------------1----------------------------------
Barrè im ersten bund hier ist dur hier ist moll
das ganze wird dann einfach immer einen bund raufgeschoben. (und zur not dann wieder runter)
man braucht die übung nicht schnell spielen. es geht darum kontinuierlich den barrè zu halten. als ziel der übung ist angegeben: Ausdauer von 1 1/2 minuten.
als ich die übung zum ersten mal gemacht hab (und da konnte ich barrè für meinen begriff schon ganz gut) bin ich nicht über 30-35 sekunden rausgekommen. keine angst. das kommt mit der zeit. je öfter man das macht, umso schneller. aber aufhören wenn es anfängt wehzutun. wichtig ist immer: den zeigefinger liegen lassen. alle töne schön klingen lassen. sobald was abbricht macht ihr was falsch.
die übung hat noch zwei sehr gute nebeneffekte: 1. für fingerstyler ist das eine gute übung für arpeggios in der ersten, zweiten und dritten fingerstellung. und das ganze trainiert ziemlich gut die unabhängigkeit der einzelnen finger
ich hab diese übung rausgekramt, als ich mir Danza Caracteristica draufgezogen hab. in dem stück wird auch sehr lange ein barrè gehalten und die anderen finger machen so pull-offs. das geht ziemlich an die substanz. aber die übung gibt ziemlich schnell sehr viel kraft in die finger. hat mir jedenfalls sehr viel gebracht.
so. ich hoffe dass die diskussion hier noch weitergeht.
wie eingangs erwähnt, möchte ich Medusas methode nicht völlig ablehnen. ich hab nur andere erfahrungen gemacht und bin mit meiner art sehr gut gefahren und wollte ebenjene eben auch mit zur diskussion stellen, weil sie ja eben nahezu das gegenteil ist ;-)
find ich sehr interessant.