Kann/soll man dann als Lehrer weiter darauf pochen, das Kind solle sich "unterwerfen"?
Nein, kann man nicht. (Vorsicht, meine ganz persönliche Meinung!) (bzw man kann, aber dann ist man den Schüler vmtl los.. ;-)
Wie ich oben schon schrieb, hab ich auch eine Linkshänderin, die links spielt, als Schülerin.
Das geht schon. Es macht eben mehr Aufwand, und ich empfinde es in einigen Situationen schwieriger. Aber was spricht denn dann dagegen sich einen Lehrer zu suchen, der selbst linksrum spielt und die ganzen Probleme besser nachvollziehen kann, die sich daraus ergeben?
Ich sag ja nur, dass ich durchaus aus einigen Gründen nachvollziehen kann, wenn jemand empfiehlt Gitarre "auf rechts" zu lernen. So sind einfach meine Erfahrungswerte.
Bei anderen Dingen ist es ja auch Gang und Gäbe, dass sich Linkshänder an die Mehrzahl der Rechtshänder anpassen.
Nahezu alle Linkshänder spielen auf Rechtshänder Klavieren. (wobei es mitlerweile tatsächlich Linkshänder-Klaviere gibt, wie ich eben herausfand.. ;-) Rechtshänder Hornisten spielen mit Links, Linkshändertrompeter spielen mit Rechts (auch wenn es vereinzelte Ausnahmen gibt), und welcher Linkshänder importiert englische Autos, damit er mit Links anstatt Rechts schalten kann?
Ich denke, dass sich ein Großteil der Linkshänder durchaus mit Rechtshänder-Instrumenten anfreunden kann, vor allem, wenn man in Kinderjahren damit anfängt.
Und für den Rest braucht es dann eben Lehrer, die sich die Mühe machen, oder die eben selbst Linkshänder sind.
Was mich hier an der Geschichte etwas ärgert, ist dieser Schimmer von Unvertrauen in die Lehrerin, der sich durch den ganzen ersten Beitrag zieht.
Da werden die Verkäufer im Laden als "Profis" genannt, aber die Lehrerin hat offenbar nur keine Lust sich dem Problem zu widmen?
Wer hat denn jetzt Erfahrung/eine Ausbildung im Unterrichten? Die Jungs da im Laden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.
Vielleicht hat die Lehrerin schon Erfahrung damit, Linkshändern das Rechts-Spielen beizubringen, und dabei gute Erfahrungen gemacht?
Sich jetzt in irgendeiner Form da aufzuregen macht aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn, weil es zu keiner Lösung führt.
Als Lehrer würde ich mir wünschen, dass mich Eltern auf so etwas einfach ansprechen. Im Normalfall habe ich ja meine Gründe, wenn ich etwas behaupte.
Und dann muss man einfach eine Einigung finden:
- Entweder die Eltern lassen sich auf meinen Vorschlag ein, Kind lernt rechts
- Ich lasse mich auf die Eltern ein, Kind lernt links
- Keiner lässt sich auf irgendwen ein, Kind lernt nicht bei mir
Die Lehrerin ist Dienstleister. Sie stellt ihr Wissen und ihre Fähigkeit zur Vermittlung zur Verfügung.
Das heißt aber nicht, dass sie automatisch das machen muss, was man von ihr verlangt. Kein Lehrer kann alles, und kein Lehrer muss sich auf alles einlassen.
Entweder findet man zusammen, oder eben nicht.
Wenn jemand ankommt und will, dass ich ihm Flamenco beibringe, muss ich ihn leider auch weiterschicken. Wenn ich keine Linkshänder unterrichten möchte, müssen sich Linkshänder eben auch jmd anderes suchen.
Wenn mir die Eltern nicht vertrauen, dass ich ihren Kindern was beibringen kann.. wieso sollten sie die dann zu mir schicken?
Die meisten betreiben Musik ja als Hobby. Das sollte also irgendwie Spaß machen. Wenn mich mein Schüler für unfähig hält, oder dessen Eltern, dann ist das mit dem Spaß nicht wirklich was.
Grad das Zwischenmenschliche ist doch auch ein Teil des Ganzen.
Mein Gitarrenlehrer, der momentan noch von der Uni bezahlt wird, hat mir angeboten noch ein Semester länger Unterricht zu geben, wenn ich das brauche. FÜR UMSONST! Einfach weil wir uns gut verstehen.
Ich geb morgen (Mittwoch) auch, wegen der vielen Donnerstagsfeiertage, ein paar Unterrichtsstunden, die eigentlich ausgefallen wären. Dafür bezahlt mein Chef mich auch nicht.. aber ich finde es einfach fair den Leuten gegenüber die Interesse zeigen.
Das wissen die Leute dann aber auch zu schätzen, und zu Weihnachten bekomm ich dafür wieder ganz viel Schokolade ;-)
Es ist immer ein Geben und Nehmen, denn letztlich haben eigentlich alle ein Interesse an einem freundlichen Umgang miteinander.
Nur manchmal findet man eben nicht zueinander. Ich muss demnächst auch ein Gespräch mit Eltern führen und denen sagen, dass es keinen Sinn hat, das Kind zum Unterricht zu zwingen, wenn es schlichtweg nicht übt und folglich auch so gut wie keine Fortschritte macht. Das macht dem Kind keinen Spaß, die Eltern kostet es Geld, und mich persönlich nervt es irgendwann immer dasselbe zu sagen. Da bin ich dann auch so frei zu sagen: "Hey, das brauch ich nicht".
So ist es einfach, und daran ist nix Schlimmes.
Ebenso die Lehrerin in diesem Fall. Wenn sie so nicht unterrichten möchte, dann tut sie es eben nicht. Niemand kann sie dazu zwingen, und es macht auch keinen Sinn sich darüber aufzuregen, denn das ändert an der Situation überhaupt nix.
Was ich von dieser Stelle sagen kann, basierend auf 20 Jahren Unterrichtet-werden in mehreren Instrumenten, und 3 Jahren eigener Erfahrung im Unterrichten, sowie meinem halbabgeschlossenem Musik-Lehramt-Studium, und dem Aufwachsen in einer Lehrerfamilie ist, dass ich viele der Argumente der Lehrerin nachvollziehen kann, und diese auch für richtig halte. Ich finde es aber auch völlig okay, dass andere Leute basierend auf anderen Erfahrungen, die ich nicht habe(n kann) auf eine andere Sichtweise kommen, oder anders mit der Situation umgehen.
Als Schüler/Eltern sollte man sich dann denjenigen Lehrer aussuchen, bei dem man viele gemeinsame Schnittmengen hat.