G
Gast 64587
Gesperrter Benutzer
Moin!
Da ich in einem anderen Thread gefragt wurde und sowieso irgendwann mal vor hatte, irgendwas zum Thema Fingersätze zu posten, fange ich hier mal an.
Im Moment habe ich eigentlich andere Dinge zu tun, deshalb möchte ich vorerst die "Dokumentation" und das "mehr" (im Thread-Titel) auf ein Minimum begrenzen, später gibt's dann vielleicht wirklich mal mehr zum Üben, Spielen und wasweißichnich
Noch eine Bemerkung: Ich werde es für's Erste mit der Durtonleiter halten (die ja dann auch identisch mit natürlich Moll und den anderen, sich innerhalb der Durtonleiter aufbauenden "Modes" ist).
Vorab etwas, über das ich mich immer wieder ärgere, nämlich komplett unorganisierte Fingersätze, die dann aber als "die 5 Hauptfingersätze für Dur/Moll" oder dgl. deklariert werden.
Es gibt da dann so Dinge wie hier zu sehen, eine sehr unausgegorene Mischung aus lagentreuen und "3 Noten pro Saite" (im Folgenden "3NPS") Fingersätzen, ohne jegliche Anmerkungen munter zusammengewürfelt. Und vor allem mittlerweile längst nicht mehr Standard in der Gitarrenmethodik, zumal sich mit einigen dieser Fingersätze selbst Allerweltspatterns nicht gescheit spielen lassen.
Wie gesagt, ich habe gerade andere Dinge, denen ich mich widme, deshalb möchte ich gerne eine kleine Übersicht der zwei vermutlich wichtigsten Arten, Fingersätze zu organisieren (und streckenweise halt auch tatsächlich zu lernen) präsentieren:
Lagentreue Fingersätze
Was bedeutet lagentreu? Es bedeutet schlicht und ergreifend, dass die Greifhand ihre vertikale Position beibehält. Zeige und/oder kleiner Finger dürfen (bzw. müssen) gelegentlich aus der komfortablen "1 Bund per Finger" Position herausspreizen, Mittel- und Ringfinger bleiben aber an ihrem Platz. Bedingt dadurch ergibt sich eine "Lagen-Definition", die nicht durch die Position des Zeigefingers bestimmt wird, sondern durch den Bund unterhalb der Mittelfinger-Position. Mit anderen Worten: Wenn der Mittelfinger im 6. Bund liegt, spielen wir in 5. Lage, egal ob der Zeigefinger jetzt in der Tat im 5. Bund greift oder in den 4. Bund hinab gespreizt wird.
Im Folgenden die vermutlich wichtigsten lagentreuen Fingersätze am Beispiel G-Dur (G deshalb, weil man so sehr schön weit unten mit dem Grundton anfangen kann und die Griffbrettabdeckung womöglich am deutlichsten wird), andere Tonarten sind wie immer durch Verschiebung möglich, wer natürliche Moll-Fingersätze will, muss sich drei Halbtöne/Bünde tiefer innerhalb des Dur-Fingersatzes den Grundton suchen (im Fall von G-Dur also das E).
1)
Ein sehr komfortabler Fingersatz, es sind keine Spreizungen notwendig. Außerdem ist natürlich eine räumliche Nähe zu einer der "Hauptlagen", in denen man einen G-Dur Akkord spielen mag, gegeben.
2)
Relativ gut zu spielen, aber eine wirkliche Notwendigkeit, diesen Fingersatz auch sonderlich flüssig komplett spielen zu können bzw. müssen, sehe ich nicht.
3)
Durch die doppelte "Rausspreizung" des kleinen Fingers eine zumindest anfänglich eher unangehme Sache, bedingt durch die Nähe zur "Hauptlage" eines in G-Dur enthaltenen A-Moll Akkordes aber durchaus anschauenswert.
4)
Erneut ein sehr komfortabler Fingersatz ohne Spreizungen.
5)
Es gilt Ähnliches wie bei 2).
6a)
6b)
Diese beiden Fingersätze bieten einen identischen Tonumfang. 6b ist vermutlich einfacher zu spielen, 6a hingegen hat wieder mal diese Nähe zu einer der "Hauptlagen" eines D(7)-Akkordes, der ja in G-Dur durchaus häufig zu finden ist.
7)
Durch die Spreizung des kleinen Fingers auf der D-Saite etwas unangenehm, ansonsten gilt das bereits für 3) gesagte.
Ganz wichtig: Auch wenn ich das bei einigen Fingersätzen schon hinzugefügt habe, ich halte es für absolut nicht notwendig, diese Fingersätze hoch und runter rattern zu können. Wenn wir Melodien spielen, solieren und improvisieren, wird kaum jemand exklusiv innerhalb dieser Fingersätze bleiben wollen. Die Beobachtung welcher Gitarristen auch immer zeigt ebenfalls, dass kaum jemand so tatsächlich spielt. Und genau deshalb sollte man diese Fingersätze zwar schon der Übersichtlichkeit halber mehr oder minder flüssig spielen können, aber da reden wir vielleicht von 16teln bei Tempo 70-80, wenn überhaupt. Für schnellere Läufe schnappt man sich am besten deutlich kleinere Ausschnitte und versucht, diese musikalisch zu arrangieren sowie vertikal entlang des Griffbretts zu "navigieren".
Ich muss das jetzt an sich erstmal so stehen lassen, hoffe aber, sehr bald noch die Fingersätze für die erwähnten 3NPS-Skalen nachliefern zu können.
Gruß
Sascha
Da ich in einem anderen Thread gefragt wurde und sowieso irgendwann mal vor hatte, irgendwas zum Thema Fingersätze zu posten, fange ich hier mal an.
Im Moment habe ich eigentlich andere Dinge zu tun, deshalb möchte ich vorerst die "Dokumentation" und das "mehr" (im Thread-Titel) auf ein Minimum begrenzen, später gibt's dann vielleicht wirklich mal mehr zum Üben, Spielen und wasweißichnich
Noch eine Bemerkung: Ich werde es für's Erste mit der Durtonleiter halten (die ja dann auch identisch mit natürlich Moll und den anderen, sich innerhalb der Durtonleiter aufbauenden "Modes" ist).
Vorab etwas, über das ich mich immer wieder ärgere, nämlich komplett unorganisierte Fingersätze, die dann aber als "die 5 Hauptfingersätze für Dur/Moll" oder dgl. deklariert werden.
Es gibt da dann so Dinge wie hier zu sehen, eine sehr unausgegorene Mischung aus lagentreuen und "3 Noten pro Saite" (im Folgenden "3NPS") Fingersätzen, ohne jegliche Anmerkungen munter zusammengewürfelt. Und vor allem mittlerweile längst nicht mehr Standard in der Gitarrenmethodik, zumal sich mit einigen dieser Fingersätze selbst Allerweltspatterns nicht gescheit spielen lassen.
Wie gesagt, ich habe gerade andere Dinge, denen ich mich widme, deshalb möchte ich gerne eine kleine Übersicht der zwei vermutlich wichtigsten Arten, Fingersätze zu organisieren (und streckenweise halt auch tatsächlich zu lernen) präsentieren:
Lagentreue Fingersätze
Was bedeutet lagentreu? Es bedeutet schlicht und ergreifend, dass die Greifhand ihre vertikale Position beibehält. Zeige und/oder kleiner Finger dürfen (bzw. müssen) gelegentlich aus der komfortablen "1 Bund per Finger" Position herausspreizen, Mittel- und Ringfinger bleiben aber an ihrem Platz. Bedingt dadurch ergibt sich eine "Lagen-Definition", die nicht durch die Position des Zeigefingers bestimmt wird, sondern durch den Bund unterhalb der Mittelfinger-Position. Mit anderen Worten: Wenn der Mittelfinger im 6. Bund liegt, spielen wir in 5. Lage, egal ob der Zeigefinger jetzt in der Tat im 5. Bund greift oder in den 4. Bund hinab gespreizt wird.
Im Folgenden die vermutlich wichtigsten lagentreuen Fingersätze am Beispiel G-Dur (G deshalb, weil man so sehr schön weit unten mit dem Grundton anfangen kann und die Griffbrettabdeckung womöglich am deutlichsten wird), andere Tonarten sind wie immer durch Verschiebung möglich, wer natürliche Moll-Fingersätze will, muss sich drei Halbtöne/Bünde tiefer innerhalb des Dur-Fingersatzes den Grundton suchen (im Fall von G-Dur also das E).
1)
Ein sehr komfortabler Fingersatz, es sind keine Spreizungen notwendig. Außerdem ist natürlich eine räumliche Nähe zu einer der "Hauptlagen", in denen man einen G-Dur Akkord spielen mag, gegeben.
2)
Relativ gut zu spielen, aber eine wirkliche Notwendigkeit, diesen Fingersatz auch sonderlich flüssig komplett spielen zu können bzw. müssen, sehe ich nicht.
3)
Durch die doppelte "Rausspreizung" des kleinen Fingers eine zumindest anfänglich eher unangehme Sache, bedingt durch die Nähe zur "Hauptlage" eines in G-Dur enthaltenen A-Moll Akkordes aber durchaus anschauenswert.
4)
Erneut ein sehr komfortabler Fingersatz ohne Spreizungen.
5)
Es gilt Ähnliches wie bei 2).
6a)
6b)
Diese beiden Fingersätze bieten einen identischen Tonumfang. 6b ist vermutlich einfacher zu spielen, 6a hingegen hat wieder mal diese Nähe zu einer der "Hauptlagen" eines D(7)-Akkordes, der ja in G-Dur durchaus häufig zu finden ist.
7)
Durch die Spreizung des kleinen Fingers auf der D-Saite etwas unangenehm, ansonsten gilt das bereits für 3) gesagte.
Ganz wichtig: Auch wenn ich das bei einigen Fingersätzen schon hinzugefügt habe, ich halte es für absolut nicht notwendig, diese Fingersätze hoch und runter rattern zu können. Wenn wir Melodien spielen, solieren und improvisieren, wird kaum jemand exklusiv innerhalb dieser Fingersätze bleiben wollen. Die Beobachtung welcher Gitarristen auch immer zeigt ebenfalls, dass kaum jemand so tatsächlich spielt. Und genau deshalb sollte man diese Fingersätze zwar schon der Übersichtlichkeit halber mehr oder minder flüssig spielen können, aber da reden wir vielleicht von 16teln bei Tempo 70-80, wenn überhaupt. Für schnellere Läufe schnappt man sich am besten deutlich kleinere Ausschnitte und versucht, diese musikalisch zu arrangieren sowie vertikal entlang des Griffbretts zu "navigieren".
Ich muss das jetzt an sich erstmal so stehen lassen, hoffe aber, sehr bald noch die Fingersätze für die erwähnten 3NPS-Skalen nachliefern zu können.
Gruß
Sascha
- Eigenschaft