3-fach vs. 4-fach verschraubter Hals

  • Ersteller johnny_park
  • Erstellt am
johnny_park
johnny_park
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
17.11.24
Registriert
21.06.10
Beiträge
339
Kekse
783
Hallo zusammen

Vor etwa einer Woche habe ich hier mein Review (https://www.musiker-board.de/review...-fender-chris-shiflett-telecaster-deluxe.html) über die Chris Shiflett Telecaster raufgeladen. Nun ist einer der wesentlichen Unterschiede der Shiflett Telecaster zur 72‘ Telecaster Deluxe, dass sie eine 4-fach Verschraubung, statt einer bei der 72‘ herkömmlichen 3-fach Verschraubung.
Es kam dann die Frage auf, wie sich das im Klang unterscheidet? Weiss jemand Bescheid?

Danke im Voraus

Grüsse Johnny
 
Eigenschaft
 
... Nun ist einer der wesentlichen Unterschiede der Shiflett Telecaster zur 72' Telecaster Deluxe, dass sie eine 4-fach Verschraubung, statt einer bei der 72' herkömmlichen 3-fach Verschraubung.
Es kam dann die Frage auf, wie sich das im Klang unterscheidet? Weiss jemand Bescheid? ...

Kannst Du die Flöhe husten hören oder ist die Frage ernst gemeint? ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 11 Benutzer
Ich formuliere meine Frage um: Warum hat Fender bei den 72' Telecaster Deluxe diese "Ausnahme" gemacht und 3-Punkt-Verschraubungen gemacht?

Ich gebe mich mit der Antwort "Weil sie es bei Fender einfach taten" nicht zu Frieden ;)

Das einzige, was für mich Sinn macht, wäre das Material einsparen aber das ist mir zu flach! J


Vielleicht wirkt es sich auf das Sustain aus?

Und nein, ich kann sie nicht hören! ;) Sonst wüsste ich die Antwort.
 
1972 (bzw. Anfang der 70er) hat Fender versucht mit allen Mitteln Geld einzusparen... selbst Schrauben mussten dran glauben ;)
(kein Scherz)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Es geht um dauerhafte Stabilität. ;)
 
Hi,

die Dreipunktbefestigung war in den 70ern im Original vorhanden, also muss eine stilechte Kopie das auch haben.

Fender hatte diese Befestigung aber keineswegs aus Geiz eingeführt, denn sie war sogar aufwendiger. Der Sinn der Sache ist, ein einfaches Einstellen des Halswinkels (ohne Einlegen von Shims) zu ermöglichen. Das nennt sich "Micro-Tilt"-Halsbefestigung. Sie funktioniert so, dass in den Halsfuß auf der Unterseite eine runde Metallplatte eingelegt ist:

fender-stratneck-orig-foto-bild-62060591.jpg

In der Halshalteplatte findest Du neben den drei großen Löchern in Richtung Bridge ein zusätzliches, kleineres. Durch das führt eine Madenschraube, die beim Reinschrauben gegen die runde Metallplatte drückt:

fender-72thin4-640-80.jpg

Falls Du die Saitenlage also z.B. nicht mehr flacher bekommst bzw. die Saitenreiter einfach für Deinen Geschmack zu tief stehen, musst Du nur die Halshalteschraube neben dem kleinen Loch ein wenig lösen und die Madenschraube mit einem passenden Inbus reindrehen, bis der Winkel stimmt. Dann ziehst Du die große Schraube wieder an und fertig. Bei der klassischen Befestigung hätte man die Saiten entspannen, den Hals abschrauben und eine Einlage unter den Halsfuß legen müssen; und wenn man sich bei der Dicke der Einlage verschätzt hat, das gleiche nochmal... Also ist das eigentlich eine tolle Sache, aber damit der Hals nicht seitlich hin und her wackeln kann, muss die Halstasche halt sehr genau gefräst sein. Und genau das war manchmal das Problem in den 70ern - die Halsbefestigung als solche ist dagegen durchaus stabil genug und clever durchdacht.

Die Micro-Tilt-Befestigung wird auch bei aktuellen Modellen noch verwendet, allerdings in Kombination mit einer 4-Punkt-Befestigung. Da muss man zur Einstellung beide korpusseitigen Schrauben etwas lockern. Es gibt aber wie immer auch Leute, die mögen das ganze gar nicht und befürchten Klangeinbußen bei der Benutzung. Aber man kann natürlich auch bei einem Dreipunkthals einen Shim unterlegen und die Madenschraube gelöst lassen. Heutzutage wird das aber eh so gut wie nie nötig sein, weil die Halstaschen und Halsfüße heute viel exakter gefertigt werden.

Gruß, bagotrix
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 24 Benutzer
Toller Beitrag Bagotrix :great:

Zur Frage selbst: Ich glaube mittlerweile das wirklich niemand den Unterschied zwischen einer guten Verleimung und einer guten Verschraubung hören kann. Wichtig ist, dass der Hals perfekt und Stabil in der Tasche sitzt. Alles andere ist für mich Voodoo.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Wie? Soll das heißen es gibt KEINE Klangunterschiede zwischen den verschiedenen Leimarten? :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Hi Azriel,

ob man den Unterschied zu einer Verleimung jetzt wirklich hören kann, ist natürlich die Frage. Die These lässt sich natürlich auch schwer nachprüfen, denn dazu müsste man beides an der selben Gitarre probieren.

Die Ansprache und das Spielgefühl halte ich aber schon für recht unterschiedlich, und Klischees werden ja nicht selten zu solchen, weil eben doch was dran ist...;) Ich habe ja nun Gitarren mit geleimtem, geschraubtem und durchgehendem Hals, und die passen sehr gut in die landläufigen Charakterisierungen. Die Gitarre mit durchgehendem Hals z.B. hat irgendwie immer etwas weniger von dem, was man wohl "Charakter" nennt - sehr ausgeglichen im Klang, aber ohne Ecken und Kanten. Dafür auch bei HiGain immer noch sehr differenziert und natürlich Sustain ohne Ende. Ich habe auch ein Fender Showmaster mit eingeleimtem Ahornhals und langer Mensur - die klingt trotz gleicher Hölzer ganz anders als meine Fender HM-Strat mit Schraubhals.

Was mir gerade einfällt: Als Bassist habe ich im Sustainwahn der Achtziger tatsächlich mal den Hals eines Preci zusätzlich eingeleimt. Der Bass hat sich für mich als Spieler schon spürbar verändert, irgendwie weicher im Anschlag, fetter und "leichtgängiger". Der Anschlagsknack ging eindeutig etwas zurück, was mir auch durchaus willkommen war. Das Sustain stieg subjektiv an. Kann aber gut sein, dass man das Sustain bei Schraubhälsen oft kürzer wahrnimmt, weil sie einen stärkeren Peak am Anfang haben und die Ausklingphase nur im Vergleich zurücktritt. An einen generellen Nachteil der Bauweise glaube ich von daher auch nicht.

Ich denke alles in allem, dass die Halsverbindung ein sehr kritischer Punkt ist, ohne dass ich eine per se besser oder schlechter finden kann. Unter dem Strich ist die Eigenwahrnehmung des Gitarristen aber immer etwas anders als das, was man als Außenstehender hört. Dennoch ist sie mMn sehr wichtig, weil sie ja zurückwirkt auf die Art, wie man spielt.

Gruß, bagotrix
 
Fender hatte diese Befestigung aber keineswegs aus Geiz eingeführt, denn sie war sogar aufwendiger.

Das sehe ich anders. Anfang der 70er wurden bei Fender ALLE Veränderungen nur aus finanziellen Gründen eingeführt... also schon aus Geiz :D

Um den Halswinkel korrekt einzustellen wurden ja Shims benutzt. Um festzustellen ob der Halswinkel korrekt ist, musste aber der Hals wieder angeschraubt werden und der Vorgang evtl. einige Male wiederholt werden. Darum hat diese Micro Tilt Schraube eingeführt, um diesen Arbeitsschritt zu beschleunigen. Wobei das aber auch keine Erfindung von Fender war, ich glaube Danelectro hat das schon viel früher gemacht.
 
Danke Bagotrix! Irgendwie könnte ich mich nicht mit dem "Geiz" von Fender zu Frieden geben. :)
 
Falls es Dich tröstet: Leo Fender verwendete bei seiner letzten Firma G&L in den ersten Jahren auch eine 3-Punkt-Verschraubung! Er hatte damit offensichtlich nicht vor Geld zu sparen. Dazu gab es diese Anleitung. Weil diese Verschraubung (bei Fender-Gitarren) in schlechtem Ruf stand, wurde auch bei G&L auf die Vierer-Verschraubung umgestellt. Nach meinem Eindruck verkaufen sich diese Gitarren gebraucht zu höheren Preisen - das muss aber nicht an den drei Schrauben liegen! ;)
 
Naja, aber darüber dass die Qualität in der späten CBS-Ära immer mehr abnahm, muss ja wohl nicht gestritten werden. War ja bei Gibson zu der Zeit genauso. Dafür hat CBS/Fender uns ja zur selben Zeit mit dem 5-way-Switch beglückt, den Leo immer abgelehnt hatte. ;)
 
Naja, aber darüber dass die Qualität in der späten CBS-Ära immer mehr abnahm, muss ja wohl nicht gestritten werden. War ja bei Gibson zu der Zeit genauso. Dafür hat CBS/Fender uns ja zur selben Zeit mit dem 5-way-Switch beglückt, den Leo immer abgelehnt hatte. ;)

"Es war ja nicht alles schlecht, schließlich wurden damals auch die Autobahnen gebaut..." Duckundwegrenn...:D

Aber ja, Du hast schon recht, immerhin gabs in den 70ern auch nach wie vor sehr gute Amps von Fender (für manche Bedürfnisse sogar bessere als vorher), und z.B. die Wide Range Humbucker sind heute richtig gesucht. Gerade zu Beginn der CBS-Zeit sind noch sehr gute Instrumente entstanden, ich hatte mal einen 1970er Preci, und die Telecaster Custom der früheren Sängerin war eine super Blues-Maschine. So richtig bergab gings dann in der Spätzeit. Eine der gruseligsten Sparmaßnahmen war dieses Strat-Tremolo, bei dem Grundplatte und Block aus einem einzigen Stück Guss bestanden - wuhaaaaa!

Gruß, bagotrix
 
Ich habe es schonmal auf dem Board erzählt, ich hatte mal eine 1983er Strat, die kurz von dem CBS-Ende in der "Smith-Era" enstanden ist. Sie hatte nur 2 Potis, an Stelle des dritten war die Buchse, die normale schräg aufgesetzte Kabelbuchse fehlte, der Body war nicht String-Through und das Trem war auch irgendwie merkwürdig. Kann sein, dass es eines dieser Dinger aus einem Guss war.
Die Qualität war aber gut und eine 4-Punkt Neckplate hatte sie auch.
 
Was eben falls eine sehr schöne (optische) Errungenschaft der CBS-Ära ist, ist der grössere Headstock. Gefällt mir viel besser als alle anderen herkömmlichen Fender Headstocks. :)
 
Toller Beitrag Bagotrix :great:

Zur Frage selbst: Ich glaube mittlerweile das wirklich niemand den Unterschied zwischen einer guten Verleimung und einer guten Verschraubung hören kann. Wichtig ist, dass der Hals perfekt und Stabil in der Tasche sitzt. Alles andere ist für mich Voodoo.

Das ist genau das, was ich hier seit Jahren predige - auch wenn das so mancher nicht glauben mag und sich lieber über die klanglichen Vorzüge eines Long Tenon im Vergleich zu einem Short Tenon streitet.

Wenn ich die Wahl hab zwischen Schraubhals (mit passgenauer Halsaufnahme) und eingeleimten Hals, würde ich IMMER den Schraubhals bevorzugen, einfach schon alleine aus dem Grund, weil der sich leicht bei Totalschaden austauschen lässt. Ein durchgehender Hals ist allerdings wieder etwas anderes.
 
Ich habe es schonmal auf dem Board erzählt, ich hatte mal eine 1983er Strat, die kurz von dem CBS-Ende in der "Smith-Era" enstanden ist. Sie hatte nur 2 Potis, an Stelle des dritten war die Buchse, die normale schräg aufgesetzte Kabelbuchse fehlte, der Body war nicht String-Through und das Trem war auch irgendwie merkwürdig. Kann sein, dass es eines dieser Dinger aus einem Guss war.

Hi,

auch wen Dir die Gitte nicht mehr gehört: das war nicht das berüchtigte Guss-Tremolo. Das hatte die Funktionsweise eines typischen Strat-Vintage-Trems, nur eben aus dem billigsten, miesesten Material, das man auftreiben konnte. Das Trem in der Dan-Smith-Strat war das "Freeflyte". Wurde übrigens in Deutschland hergestellt - wo genau weiß ich nicht -, und unterschied sich stärker vom Klassiker. Die ganze Mechanik samt Federn war von oben unter dem Schlagbrett montiert, was nur noch einen Fräsvorgang benötigte:

3200327471_befb991b43.jpg

Und so sieht es im Querschnitt aus:

trem.gif



Aus damaliger Sicht ganz clever gedacht, man musste weniger Holz entfernen und immerhin war die Messerkante auch ein Ansatz zur Verbesserung der Stimmstabilität - nur hatte es ziemlich viele Einzelteile, und die rückblickend genial einfache Konstruktion von Leo Fender war und ist halt auch prägend für den typischen Stratsound.

Gruß, bagotrix
 
Hallo Leute,

na wo sind denn jetzt die ganzen Shiflett Fans? :)

Aaaalsooo, der gute Chris hat halt eine Spieltechnick entwickeln (oder abgeschaut) die im Forum oft als "Verbiegen des Halses" bezeichnet wird. Damit erzeugt er sone Art Vibrato-Effekt. Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will ;)

Wers nicht glaubt, kann sich hier nochmal einen Thread dazu durchlesen:

https://www.musiker-board.de/effekt...085-welchen-effekt-spielte-dave-grohl-da.html

Bei diesen Kräften, die da ständig auf den Hals und insbesondere die Verschraubung wirken, ist es nicht verwunderlich, dass man bei Fender mal auf Traditionen verzichtet hat und dem Shiflett eine für ihn roadtaugliche Klampfe zusammengebaut hat. Der hätte das sicher nicht so geil gefunden, wenn ihm live die ganze Zeit der Hals flöten gegangen wäre oder sich die Gitarre verstimmt hätte. Dann wäre es bestimmt auch schnell mit dem Endorsing vorbei gewesen ;)

Und mal ganz ehrlich, das gibt der Gitarre doch einmal mehr diesen "Signature-Flair"!

Grüße Flo

- - - Aktualisiert - - -
 
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben