Stimmtraining bei Transidenten

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Johami
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Hallo,

Ich wende mich mit einem eher ungewöhnlichen Thema an euch. Angemeldet habe ich mich hier nicht wegen des Gesanges, obwohl ich für mich gerne singe. Aber ich bin so nett und erspare meiner Umwelt meine "Begabung".

Mein ... Anliegen ist ... aber vom Gesang auch gar nicht so weit entfernt. Kurz: ich bin Transident, gewöhnlich als Transsexuell bezeichnet. In einem männlichen Körper herangewachsen, mit einer männlichen Stimmentwicklung stehe ich jetzt vor der Aufgabe meiner Stimme einen weiblichen Klang zu verleihen.

Logopädie wäre normalerweise die erste Wahl, aber es gibt leider kaum wirklich Spezialisten für die Transidente Stimmentwicklung. So blieb mir nichts anderes übrig als mich autodidaktisch damit zu beschäftigen.

Die Basics sind mir klar, und ich übe schon lange. Bei meinen Spaziergängen muss ich auf Beobachter einen merkwürdigen Eindruck erwecken, so wie ich munter vor mich hin spreche oder singe.

Obertöne kann ich schon leidlich entwickeln und ich übe das obertonreiche Sprechen. Meine Kopfresonanzen entwickeln sich auch, ngg... ihr wisst schon, der ganze Kopf vibriert. Bin schon mal fast stone geworden davon :D

Schwierig ist für mich der spontane Stimmansatz. Nach einem "warmmachen" kann ich wunderbar in einer hellerklingenden Stimmlage sprechen ... Aber das nutzt mir nicht viel im Alltag, wenn ich eine halbe Stunde nicht gesprochen habe, ist der Ansatz wieder tiefer gerutscht, also die Stimme klingt dunkler. (ich drücke die Stimme nicht hoch, nehme nur die Brustresonanz raus)

Auch wenn es weniger damit zu tun hat, so entwickle ich auch die "Kopfstimme", irgendwie habe ich die Hoffnung damit die Muskeln an meinen Stimmlippen zu entwickeln.

Tja ... und dann bin ich auf der Suche nach "meiner" Stimme. Wenn man so lange an der Stimme arbeitet, immer wieder neue Veränderungen erreicht, dann - so geht es mir - verliert man irgendwann das Gefühl dafür, wann es genug ist, wie die eigene Stimme klingen soll. Ok, wenn ich mich im Spiegel betrachte, dann denke ich, dass eine zu helle Stimme nicht so wirklich zu mir passen würde. Ich bin 1,80m groß, schlank, aber eben kein zierliches Püppchen. Eine Marlene Dietrick Stimme oder Knef Stimme würde eher zu mir passen als das Hauchen einer Annett Louisan. Aber tiefe Stimme und unverwechselbar weiblich ist schon schwieriger ... vor allem wenn man schnell in die Bruststimme abrutschen kann.

So, das sollte zur Einführung erst mal reichen. Ich weis, ist schon etwas freakig, aber ... vielleicht hilft das auch anderen hier? Vielleicht haben die GesanglehrerInnen hier ein paar spannende Tips?

Liebe Grüße

HaNNa
 
Eigenschaft
 
Hallo Hanna,


also erst mal - ich kann dir zu deiner Frage leider keine Antwort geben, vielleicht findet sich ja noch jemand.

Habe nur kürzlich eine BBC-Doku zu einem ähnlichen Thema gesehen und da ging es auch um weibliche Hormone & die dadurch bedingte höhere Stimme.

Nimmst du denn Hormone? Dann würde sich deine Stimme dadurch ja vermutlich mit der Zeit schon verändern.

Liebe Grüsse

Luna
 
Hallo Hanna!

Ich bin mir nicht so sicher, ob die Hormone da tatsächlich was ausmachen können, denn der Kehlkopf und die Stimmlippen verlieren kaum an Größe und Masse. Das meiste hieran ist tatsächlich Training.
Andersrum wär's was anderes - da erlebt man einen echten Stimmbruch. Da kenne ich auch jemanden, der das hinter sich hat.

Obertöne kann ich schon leidlich entwickeln und ich übe das obertonreiche Sprechen. Meine Kopfresonanzen entwickeln sich auch, ngg... ihr wisst schon, der ganze Kopf vibriert. Bin schon mal fast stone geworden davon
Ja, ich weiß wovon Du sprichst ;) Ist für das Singen/Sprechen mit einer hohen Stimme ganz normal ;)
Ist allerdings bei Frauen eher ein "Sopran-Problem". Also - das extrem zu spüren und ggf davon kirre zu werden ;)

(ich drücke die Stimme nicht hoch, nehme nur die Brustresonanz raus)
Das ist auch der Weg.

Auch wenn es weniger damit zu tun hat, so entwickle ich auch die "Kopfstimme"
Das ist so falsch nicht, zumindest wenn ich es aus meiner Warte sehe. Du mußt die Randfunktion aktivieren und willst ja genau diese Randfunktion zum Sprechen abrufbar haben. Nicht fistelig, aber obertöniger und heller.

Ich weis, ist schon etwas freakig, aber ... vielleicht hilft das auch anderen hier?
Freakig finde ich das gar nicht, eher mutig dass Du hier fragst.

Vielleicht haben die GesanglehrerInnen hier ein paar spannende Tips?
Mein Rat klingt vielleicht ewas ungewöhnlich, könnte aber vielleicht weiterhelfen. Logopäden befassen sich ja nicht so sehr mit der Höhe des gesprochenen, sondern nur mit der gesunden Ausführung des Sprechens.

Vielleicht solltest Du Dir einen Gesangstherapeuten/Gesangslehrer suchen, der für Dein Problem offen ist und mit einem Gesangslehrer zusammen an einer höheren Indifferenzlage arbeiten. Eventuell könnte Dir auch ein Schauspiellehrer helfen.
Die Randfunktion mühelos abrufbar zu haben ist übrigens auch nicht für jede Frau einfach. Ich selbst habe Jahre daran gearbeitet, dass es jetzt mühelos und jederzeit und ohne Einsingen funktioniert.
 
Hallo Hanna !
Ice hat Dir ja schon gute Tipps gegeben. Ich möchte noch ergänzen, dass Hormone die Stimme schon ganz erheblich beeinflussen können. Ein Beispiel: der sinkende Östrogenspiegel macht bei älteren Frauen die Stimme tiefer, auch das Timbre kann sich verändern.
Meine Stimme ist z.B. nach der Geburt meiner Tochter ganz eindeutig dunkler geworden. Zwar habe ich noch den gleichen Stimmumfang wie früher, aber ich klinge eindeutig mehr nach Mezzo (was mir sehr recht ist).
Und die Castrati behielten ja auch nur deshalb ihre hohen, hellen, Knabensopranstimmen, weil ihnen die männlichen Hormone fehlten.
Inwieweit man da jetzt aber was nehmen kann oder soll, weiss ich nicht, das kann Dir nur ein Arzt sagen.
Ich finde es jedenfalls super, dass Du dich mit Deiner Stimme beschäftigst !
Soweit ich weiss, haben Knef, Dietrich, Zarah Leander und Co. nicht nur tief gesungen, sondern auch gesprochen, oder ?
schöne Grüße
Bell
 
Hallo Luna, hallo Ice, hallo Bell,

erstmal ein herzliches Dankeschön, dass ihr euch mit meinem Problem beschäftigt. Luna, Bell, da muss ich Ice rechtgeben: Wenn der Kehlkopf sich männlich entwickelt hat, wenn die Stimmbänder erst mal länger geworden sind, werden Hormone diese Entwicklung nicht mehr rückgängig machen können. Bei Transmännern ist das anders, hast du richtig beobachtet Bell, wenn Testo genommen wird, verändert sich der Stimmapparat männlich. Simple ausgedrückt entwickelt sich der weibliche Körper in der Pubertät in den jugendlichen Status der Vormenschen. Unter Testo findet eine vollständige Entwicklung statt, ist sozusagen der "Erwachsenenstatus" (ja, die Ethnologin". Jugendlicher kann man den Körper nicht mehr entwickeln lassen, aber die Ausreifung fortsetzen. Deshalb haben Transfrauen mit sehr markanten männlichen Merkmalen ein echtes Problem ... Brüste allein machen einen Körper nicht weiblich.

Zurück zum Thema.

Die Idee von dir, liebe Ice, ist nicht schlecht ... aber ich lebe von Alg II und kann als Gehandicapte auch nicht mal eben was dazu verdienen. Logopäden bezahlen die Kassen, Gesangtherapeuten wohl weniger ... Ich werd mich schon selbst in die Materie einarbeiten müssen. Zum Beispiel die Fachbegriffe lernen. Randfunktion, Indifferenzlage ... bin ja keine Sängerin :))

Liebe Grüße

HaNNa
 
Aber gern doch... so ganz fremd ist mir die Materie ja nicht. Ein guter Freund von mir steckte auch noch im Körper einer Frau als ich ihn kennengelernt habe.

Es gibt auch Logopäden, die gleichzeitig Stimm-/Gesangstherapeuten sind. Ich würde da noch nicht aufgeben. Wie ich sehe, kommst Du aus Hamburg. Im Umfeld von Musicals und Opern finden sich immer auch die zugehörigen Spezialisten ;) (Phoniater und eben Logopäden, die sich gut mit Gesangsstimmen auskennen.)
Außerdem habe ich beim Googlen die Berufsfachschule für Logopädie gefunden - eventuell ist auch da ein Student bereit, sich mit Deinem Problem etwas eingehender zu befassen.

Als Büchertipp für die Grundlagen: Günter Baum, Abriß der Stimmphysiologie
Das Ding ist zwar hochtheoretisch, könnte Dir aber dabei helfen zu verstehen, was in Deiner Kehle so vor sich geht. Für mich war das ein wichtiger Grundstock um es auch zu beeinflussen. Der steht auf jeden Fall in der Bibliothek der Musikhochschule. Wie sicher auch noch so manches andere nützliche Werk.
 
Hallo nochmal, Hanna !
Ich kenne mich auf dem Gebiet nicht wirklich aus... aber ich gebe schon recht lange Gesangsunterricht, verstehe also etwas von Stimmbildung. Und ich frage mich gerade, ob es sinnvoll ist, die Indifferenzlage nach oben zu verschieben, also quasi die Stimme künstlich aufzuhellen. Ich könnte mir vorstellen, dass dabei eher ungünstige Spannungszustände im Kehlkopf die Folge sind.
Das soll natürlich nicht heissen, dass Du mit Deiner Stimme gar nichts machen sollst. Wenn es Dir aber sowieso nicht ums Singen, sondern um die Sprechstimme geht, könntest Du dich evtl. einer freien Theatergruppe anschließen. Die machen oft auch Stimmarbeit, und Du könntest davon profitieren, also lernen, mit der Stimme zu spielen, verschiedene Klangfarben zu nutzen etc. - und es kost´ nix.

Und vielelicht tröstet es Dich ja ein wenig: die alten deutschen Diven (göttlich allesamt ;) ), egal ob Sängerinnen oder Schauspielerinnen, haben doch durch die Bank tiefe, dunkle Stimmen (auch Sprechstimmen) gehabt. Du hast ja irgendwo geschrieben, dass Du 1,80m groß bist, da passt eine tiefe Stimme sowieso viel besser als z.B. zu mir 1,55-Persönchen ;)
schöne Grüße
Bell
 
Kraft meines Halbwissens sehe ich das aehnlich wie Bell, was die moegliche Anstrengung angeht. Hab irgendwo von einem erfahrenen Saenger gelesen, der oft Vortraege halten musste und versucht hat, da mit den Hilfen der Gesangstechnik ranzugehen.
Letztendlich war es fuer ihn sehr anstrengend bis er dann bei einem Logopaeden Hilfe gefunden hat und von da an keine Probleme mehr hatte.
Das ist jetzt natuerlich nicht ein zu eins uebertragbar und sollte mit der noetigen Skepsis genossen werden. Aber die richtige Adresse ist fuer Dich meiner Meinung nach erstmal der Logopaede. Was nicht heisst, dass ein Gesangslehrer nicht auch wichtigen Input geben kann.Aber obwohl sich da viel ueberschneidet sind es dann eben doch wieder unterschiedliche Disziplinen. Die Frage ist, ob Du einen findest der offen fuer Dein Thema ist. Im Grunde ist Deine Stimme ja wahrscheinlich "gesund". (Meine ich nicht wertend.)
Aber wenn die Kasse einen Logopaeden zahlen wuerde, wie Du sagst, dann wuerde ich das in jedem Fall auch mal ausprobieren.
 
Wieso sollte ein Logopäde irgendjemanden helfen, in einer vollkommen unnatürlichen Lage zu sprechen. Logopäden schauen auch nur nach der natürlichen Stimmfunktion und die Natur sagt hier nunmal "tief". Alles andere kann, kann, kann nicht gesund sein.
 
Definiere "unnatürlich"? Für eine Frau ist es unnatürlich in Bariton oder Bass zu sprechen.

Man kann ohne seiner Stimme zu schaden in verschiedenen Sprechlagen sprechen. Ich selbst habe mich dabei ertappt, dass ich tatsächlich in dreierlei Stimmlagen spreche.
1) meine "Stadtführungs-Stimmlage" - betont tief, ohne irgendeinen Kopfstimmanteil. (Machte mich auch bei drei Führungen am Tag nicht heiser)
2) meine "Normalstimme" - eine typische Frauensprechstimme eben, mit Kopfstimmanteil
3) meine "Japanerstimme" - ich nenn's jetzt mal so. Eine Sprechstimme mit sehr wenig Brustanteil (um von meinen japanischen Exkollegen wahrgenommen zu werden. Die sind von "tiefen" Frauenstimmen sehr irritiert).
Die Tonhöhe selbst variert glaube ich nicht einmal so sehr, aber das wie man es wahrnimmt schon.

Wieso sollte es verwerflich sein wenn ein Mensch aus gutem Grund an seiner Stimme arbeiten will?
Hanna geht es - wenn ich sie richtig verstanden habe - darum, eben etwas zu automatisieren, was ja jetzt schon ganz gut funktioniert.

Meine Erfahrung ist die, dass unerfahren Männliche Sänger und auch Sprecher sehr wenig (wenn überhaupt) Randstimmanteil verwenden. Das zu erhöhen führt meiner Meinung nach nicht zu ungünstigen Spannungsverhältnissen. Es ist lediglich eine etwas andere Art zu sprechen.
 
Wieso sollte ein Logopäde irgendjemanden helfen, in einer vollkommen unnatürlichen Lage zu sprechen. Logopäden schauen auch nur nach der natürlichen Stimmfunktion und die Natur sagt hier nunmal "tief". Alles andere kann, kann, kann nicht gesund sein.

Aber wenn die Natur sagt "Lispeln", darf der Logopäde gerne "der Natur nachhelfen" - warum nicht auch bei "heller sprechen"?

Das Abtrainieren von so genannten Sprachfehlern ist übrigens eine enorme, oft Jahre dauernde Belastung und demnach auch nicht das Gesündeste. Letztendlich wird aber ein "Sprachfehler" (von erheblichen Stottern u.Ä. abgesehen) oft auch nur aus ästhetischen Gründen von Logopäden korrigiert... denn niemand kann behaupten, er würde einen lispelnden Menschen nicht verstehen.

Die Natur selbst hat uns mit einer gewissen Bandbreite an Sprachnuancen beschenkt. Warum sollen wir - wenn es möglich ist - nicht lernen, das Gewicht auf eine davon zu legen.

..
 
Hi,

ich meine, mal eine Sendung mit Georg Preuße (http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Preuße) gesehen zu haben, wo er meinte, der Trick, als Mann wie eine Frau zu sprechen liege darin, nicht krampfhaft höher sprechen zu wollen, sondern nur vom Klang anders, also weicher. Leider habe ich keine Erinnerung mehr daran, wie die Sendung hieß.
 
@Ice: das mit den verschiedenen Sprechlagen kenne ich auch. Mein Mann versicherte mir zum Beispiel, dass ich höher spreche, wenn ich Spanisch rede, und Deutsch generell tiefer. Ich habe dann bewust darauf geachtet und es stimmt tatsächlich.
In meinem früheren Beruf habe ich, um von den männlichen Kollegen (die sich manchmal von mir was sagen lassen mussten) ernst genommen zu werden, bewusst tiefer gesprochen. Mit meiner Körpergröße kann ich, was Autorität betrifft, leider nicht punkten.
Ich denke aber, dass Sprechen und Singen zwei verschiedene Dinge sind - das Singen in falschen Lagen kann, wie wir ja wissen, eine Singstimme durchaus ruinieren.
Beim Sprechen ist es wohl einfacher, innerhalb des vorhandenen Umfangs mit Resonanzen, weichem Stimmeinsatz etc. zu spielen.
Und genau da würde ich auch erstmal ansetzen: Glissandi, Lippenflattern, Stöhnen, Seufzen (Stöhnansatz), Heulen, Jaulen, Rufen. Mit der Stimme experimentieren. Vielleicht wäre ja Theater wirklich nicht schlecht ??
schöne Grüße
Bell
 
Das Abtrainieren von so genannten Sprachfehlern ist übrigens eine enorme, oft Jahre dauernde Belastung und demnach auch nicht das Gesündeste. Letztendlich wird aber ein "Sprachfehler" (von erheblichen Stottern u.Ä. abgesehen) oft auch nur aus ästhetischen Gründen von Logopäden korrigiert

ich habe auch einmal extrem gelispelt - das war wirklich nichtmehr schön (also für andere menschen so richtig nervtötend). ich hab' allerdings nur ein gutes jahr gebraucht, um mir diesen sprachfehler mit hilfe einer logopädin abzutrainieren - und das natürlich mit erfolg. das lispeln ist komplett weg, und kam (zum glück ^^) auch nie wieder :p
 
(...) stehe ich jetzt vor der Aufgabe meiner Stimme einen weiblichen Klang zu verleihen.
(...)

Weibliche Stimmen können ja durchaus auch einen weiblichen, tiefen Klang haben. Ich denke da gerade an eine Staatsanwältin in einem Tatort aus Münster. - Was ich aber eigentlich sagen möchte ist, dass Männlichkeit und Weiblichkeit von Stimmen nicht ausschließlich eine Frage der Tonhöhe ist, sondern eben auch eine des Klangs. Und du schreibst ja richtiger Weise auch von der Aufgabe, deiner Stimme einen "weiblichen Klang zu verleihen". Mir ist klar, dass das auch etwas mit Tonhöhe zu tun hat, aber das ist möglicherweise nicht primär. Wichtig ist doch, dass du einen Weg findest, mit DEINER Stimme zu sprechen. Ob da eine Anhebung der Sprechstimme dazu gehört, musst du natürlich selber heraus finden.

Das (neu) Finden der eigenen Stimme ist ein u.U. sehr verstörender Vorgang, da etwas, das als selbstverständlich galt - ja klar, kann ich sprechen, hab ich ja schon jahrelang gemacht - plötzlich in Frage gestellt wird. Ist das meine Stimme? Spreche ich zu tief, zu hoch? Spreche ich mit zu viel Druck, verkrampfe ich? Und was ist das überhaupt für ein merkwürdiges Verhalten, wenn ich mich permanent selbst beim Sprechen beobachte ("behöre" gewissermaßen): mache ich jetzt zu viel Druck? Könnte ich nicht leichter Sprechen? Warum klinge ich jetzt plötzlich so verkrampft? usw.
 
Ich selbst kann bei mir wie gesagt nur feststellen, dass ich mich fortschreitendem stimmlichen Können beim Gesang, eine immer tiefere, sonorere Stimme bekomme und ich habe früher ziemlich hoch gesprochen. Insofern glaube ich schon dass es eine "richtige" Stimme gibt, zu der man findet.
 
Wow! Was für eine Resonanz !

Da waren super Ideen dabei, Ice mit ihrem Grundlagenbuch, Bell mit dem Theaterzeugs ... wirklich klasse. Aber... bitte nicht böse sein ... aber so ähnliche Ideen hatte ich auch. Konntet ihr ja nicht wissen. Genauso wenig kennt ihr mein Handicap: eine Belastungsstörung. Heisst, ich brauche immer unheimlich lange irgendwelche organisatorische oder behördliche Sachen anzuschieben. Hat mit Trauma und Phobien zu tun. Will ich aber hier nicht zum Thema machen.

Helfen würden mir eher ein paar konkrete Tips. Sachen, die ich sofort beim Spazierergehen umsetzen kann. (Normalerweise gehe ich jeden Tag mindestens ein - zwei Stunden spazieren, wo ich unaufhörlich vor mich hin brabbele oder singe)

Meine Stimmbänder sind also schon recht gut trainiert und es hat im Laufe der Zeit auch ein wenig auf die "Alltagsstimme" abgefärbt.

Ich denke, ich werde mich hier durch die verschiedenen How-to.do`s durchlesen und das eine oder andere ausprobieren. Wenn ich mal ne bessere Webcam hab, werd ich vielleicht auch mal eine Youtube-Film einstellen. Gibt dort einige reizende "How to develope a female voice" Blogs, nur ... jede hat andere physiologische Voraussetzungen. Was bei der einen klappt (Stimme maximal hochdrücken und dann auf eine moderatere Lage entspannen), würde bei mir die Stimmbänder ruinieren.

Großes Dankeschön noch mal an alle.

HaNNa
 
Liebe Hanna!

Ganz superdickes..megafettes-liebgemeintes Kompliment zu Deinem Mut...mir geht es
eigentlich genau umgekehrt. Ich war (naja, kann man das so einfach abschließen?)
Trans....und habe mir das ganze Männliche anlernen müssen. Kam einfach nicht klar
damit, dass ich als Mann besser ausschau als Frau. Und die Hänseleien der Kids wollte
ich nicht wirklich mitmachen. Das "Problem" der Stimme" geht mir genau umgekehrt.
Musste erst mal lernen wie "Mann" zu reden, gehen...blablabla. Obwohl ich immer noch
verdammt stolz auf meinen Countertenor bin. Ich kann die "Tonleiter" 3 1/2x, und singen
war/ist immer schon ein verdammt wichtiger Teil meines Lebens. Ich weiß noch vor ett-
lichen Jahren in München, als noch Ivonne von Bucinne den Transen-Hilfetrupp geleitet
hatte, und ich beim Treffen meine Arie sang....gab mir sehr viel. Drück Dir alle vor-
handenen Daumen, dass Du Deine "Perfektion" errreichst- ich beneide Dich....
ganz liebe Grüße

Michi
 
Hallo an alle,
bin Jaqueline, 70 und trans seit 30 Jahren, gehöre somit zur alten Generation. Auch Trans, wie nicht wenige Frauen kommen in ihrem Alter, nach dem Renteneintritt nochmal in die "Jugend". Da kommt dann wieder so vieles hoch.
Z.B. hab ich vor einiger Zeit festgestellt, daß ich doch hetero bin und habe mir einen Freund "angeschafft", der 15 Jahre jünger ist. Ungewöhnlich ist für ihn meine Stimme, obwohl er weiß was mit mir war. Dennoch bin ich für ihn die
Frau die er gefunden hat und er manchmal nicht glaubt, daß ich mal anders war. So solls auch sein. Hat mir früher meine Stimme nichts ausgemacht, kriege ich jetzt auf einmal ein "Problem", nicht wirklich, dennoch möchte ich was tun. Als eine Trans, die 20 Jahre keine Hormone mehr genommen hat stelle ich wahrscheinlich eine ziemliche Ausnahme dar. Weder hat meine Stimme mit und ohne Hormone sich verändert. Nur ab und zu bemerke ich leichte Kehllaute die ich vor der Transition nicht gehabt habe. Ich kann mit Sicherheit sagen, daß sich auch nach so langer Zeit mit und ohne Hormone die Stimme nicht merklich ändert, zumindest nicht meine.
Da ich im Selbstgespräch-Führen - so bekloppt können auch Transis sein -, beinahe ein "Talent" bin, übe ich bei diesen
Gesprächen, meist bei einsamen Spaziergängen im südfranzosischen Garrigue schon mal die Stimmlage, was nicht richtig geht und ich schnell ins Husten komme. Meine Stimme im Zusammenhang mit meinem Aussehen paßt, wenn ich mit jemandem spreche, der mich ansieht. Wehe ich spreche und keiner guckt mich an, dann bin ich wieder "als Mann geoutet". Sehen mich dann meine Gegenüber an folgt prompt die Entschuldigung. So geht das bereits 30 Jahre lang. Hab mich zwar daran gewöhnt, macht mir aber immer noch ein klein wenig aus. Seit einiger Zeit arbeite ich in einer Trans-Selbsthilfegruppe in Montpellier mit (ich wohne seit 12 Jahren in der Nähe) und gebe meine Erfahrungen an Newbies weiter und immer wieder mache ich auf das Stimmproblem aufmerksam. Wenn alles Männliche verwindet und selbst die Biologie weiblich wird (wie bei mir nach letzter Hormonuntersuchung), dann bleibt das Stimmproblem. Im übrigen ist meine Stimme, wenn ich Französisch spreche nicht mehr so tief, könnte sogar noch höher werden wenn ich, typisch Fransösisch, schnell sprechen würde, aber da haben wir Deutschen egal wie gut wir Französisch können ein Problem. Deutsch ist tatsächlich eine dunkle Männersprache wie einige Feministinnen immer schon wußten.
Ich übe weiter.

Gruß

Jaqueline
 
Auch wenn hier gerade ein Fall von Thread-Nekromantie vorliegt - ist aber nicht weiter schlimm, wie ich finde, da es vermutlich immer wieder User geben wird, die das betrifft - weise ich einfach mal auf eine mit mir befreundete Logopädin hin, die Stimmtraining mit Mann-zu-Frau-Transsexuellen zu ihrem Fachgebiet gemacht hat und meines Wissens in Deutschland eine der wenigen in dieser Form spezialisierten und renommierten Sprechtrainerinnen ist:

http://stephaniemarx.wordpress.com/logopadie/


In diesem Jahr soll auch ein Buch von ihr und weiteren Logopäden zu diesem Thema erscheinen und im September gibt sie in Berlin eine Fortbildung dazu. Ich dachte das könnte in diesem Thread von Interesse sein.



EDIT: Ich hab nochmal nachgefragt, und Stephanie zufolge, ist der Kontakt für Mann-zu-Frau-Transsexuelle Michael Heptner aus Österreich: http://www.heptner.org/pages/publikationen/stimmdesign-in-der-transsexuellen-stimmtherapie.php

Nach dessen Methoden richten sich wohl auch ihre eigenen Ansätze.
 
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