Workshop: Saiten aufziehen mal anders

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Es wird häufig die die Frage gestellt, wie man die Saiten richtig auf seine Gitarre aufzieht. Beim "richtig" fängt's dann schon: Es gibt mehrere Methoden, die alle irgendwie funktionieren. Ich möchte hier kurz "meine" Methode vorstellen, die sehr schnell geht und bei der man eine hohe Stimmstabilität erreicht, ähnlich wie bei Locking-Mechaniken. Schwerpunkt dieses Workshops ist, wie man die Saiten an der Kopfplatte fixiert und es wird ein (sehr) kurzer Überblick über die verschiedenen Brücken/Stege gegeben, mit denen diese Variante funktioniert. Ausgenommen sind klassische (Nylonsaiten-) Gitarren, sowie Gitarren mit Double-Locking-Vibratos (wie Floyd Rose etc.).

1. Als erstes werden natürlich die alten Saiten entfernt und die Gitarre bzw. insbesondere das Griffbrett gereinigt und geölt (sofern das nötig ist). Wie man das macht, soll aber nicht Thema dieses Workshops sein und dazu findet man auch schon reichlich Anleitungen, Tipps und Tricks hier im Board. Ist die Gitarre soweit "entsaitet" werden die Mechanikenlöcher alle in längsrichtung gestellt.

LPIC2492.JPG


Nun fädelt man korpusseitig die erste Saite durch ihre Halterung. Wie das gemacht wird, hängt vom jeweiligen Steg ab:

Tune-o-Matic + Stoptailpiece: Diese Brücke findet man auf den meisten Les Paul artigen Gitarren und vielen anderen. Sie besteht aus einem Saitenhalter (Stoptailpiece) und der ToM (Tune-o-Matic) Brücke mit einzelnen Saitenreitern für jede Saite. Die Saite wird von hinten durch das Stoptailpiece gefädelt und läuft von dort über die ToM richtung Kopfplatte.

Wrap-around: Diese Brücke findet man auf vielen PRS-Gitarren sowie einigen alten SGs. Sie besteht aus einem Teil. Die Saiten werden von der Kopfplattenseite durch meist untenliegende Löcher gefädelt und dann quasi einmal um die Brücke "gewickelt" (daher Wrap-around) und dann über einzelne Saitenreiter oder - wie man es auch häufig sieht - eine kompensierte Auflagefläche richtung Kopfplatte geführt.

String-Thrue-Body: Diese Art der Saitenbefestigung sieht man im Zusammenhang mit vielen verschiedenen Brücken. Am bekanntesten ist wohl der Zusammenhang mit ToMs oder Telestyle-Brücken. Wie der Name sagt, werden die Saiten (von hinten) durch den Korpus gefädelt und dort von Einschlaghülsen fixiert. Auf der Oberseite treten die Saiten dann entweder aus Metallhülsen aus oder in dafür vorgesehenen Löchern in der Brücke. Von dort laufen die Saiten dann über ihre Reiter und zur Kopfplatte.

Stratstyle-Vibrato: Wie der Name sagt, findet man diese Brücke auf vielen Stratocastern bzw. deren Nachbauten. Im Grunde funktioniert die Saitenaufhängung genau wie beim STB (String-Thrue-Body) Prinzip. Der unterschied ist nur, dass man hier keine Einschlaghülsen hat, durch die die Saiten geführt werden sondern einen Metallblock mit Löchern. Ansonsten ist alles gleich.

Westerngitarren: Auch hier verrät der Name recht einduetig, wo man diesen Steg finden kann. Der Steg einer Westerngitarre hat 6 Löcher. In diese Löcher werden die Saiten zusammen mit den Pins gesteckt und dadurch arretiert. Von dort laufen die Saiten über eine (meist) kompensierte Stegeinlage zur Kopfplatte.

Bei Kopfplatten, auf denen die Mechaniken in einer Reihe liegen, ist es ratsam mit der Saite anzufangen, deren Mechanik am nähesten zum Sattel ist. Bei einer normalen Fender-Kopfplatte ist das also die tiefe E-Saite, bei "Reversed"-Kopfplatten ist es die hohe E-Saite. Bei Kopfplatten, deren Mechaniken in einer 3:3 (oder selten 4:2) Formation angeordnet sind, empfiehlt es sich jeweils außen anzufangen und alle Saiten auf dieser Saite nach innen gehend nacheinander aufzuziehen.
Ich beschreibe das Vorgehen am Beispiel der tiefen E-Saite meiner Westerngitarre:

2. Die Saite wird durch das Loch ihrer Mechanik straf (ohne große Kraft) gezogen. Nun packt man die Saite ca. 1cm hinter der Mechanik und schiebt sie durch ihr Loch zurück, sodass sie nicht mehr straff liegt: (Dieser Schritt ist nur für die umwickelten Saiten nötig. Bei blanken Saiten kann sofort mit dem nächsten Schritt fortgefahren werden.)

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3. Nun wird die Saite nach innen geknickt ein halbes mal um die Mechanik geführt und unter sich selbst hindurch geführt.


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4. Nun wird sie ein wenig straf gezogen (aufpassen, dass der Knick immernoch direkt am Loch der Mechanik ist) und nach oben und wieder zurück um sich selbst geführt:


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5. Wenn die Saite nun gestimmt wird, blockiert sie sich selbst und kann nicht mehr verrutschen:

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Wenn ale Saiten so aufgezogen sind, lassen sich die Enden natürlich noch abknipsen. Normalerweise braucht man nur 1/2 - 1 Drehung bis die Saite gestimmt ist. Während dessen sollte man die Saite am besten ein wenig vom Griffbrett und Korpus weg ziehen, damit sie sofort gedehnt wird und nicht noch lange nachgestimmt werden muss. Ich ziehe mittlerweile an all meinen Gitarren die Saiten auf diese Weise auf und habe kaum Probleme mit Stimmungsschwankungen.

Ich hoffe, ihr könnt mit der Anleitung etwas anfangen und bei euch funktioniert diese Methode ebensogut, wie bei mir.

Falls dieser Thread zu den Workshops verschoben/kopiert wird, dann ist hier der Link zum Ursprungsthread, in dem diskutiert und gefragt werden kann, wenn etwas unklar bleiben sollte.

MfG
 
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Grund: Bilder gefixt by C_Lenny
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Toller (Kurz-) Workshop, danke !
 
Schön erklärt. Werde ich das nächste Mal so probieren. Ich habs bis jetzt immer ohne die Schleife gemacht.
 
Sollte man die Saiten nicht einzeln wechseln anstatt alle auf einmal runter zu nehmen?
 
Sollte man die Saiten nicht einzeln wechseln anstatt alle auf einmal runter zu nehmen?

Nein, das ist Schwachsinn.
Der Hals kann das ohne weiteres verkraften, wenn mal 10 Minuten kein Zug mehr da ist, das Holz verzieht sich nur marginal/nicht nennenswert.

Gruß Felix
 
also ich glaub das ne gute Sache, das problem ist, ich raffs nicht so ganz ; )

ich versteh irgendwie nciht, wie sich das blockieren soll, ich finde man erkennt es auf dem letzten bild leider auch nicht so genau, wäre cool, wenn nochma 2-3 neue machen kannst, vorallem vom endprodukt quasie .... oder noch geiler wäre nen youtube video ; )

Kannst ja mal machen, wenn du lust hast, wäre nett

cya
 
Erst mal danke für das Feedback! :)

@ Asmodaios: Wie schon gesagt wurde: Das ist kein Problem. Das Holz ist verdammt stabil und verformt sich nicht so schnell dauerhaft, wenn mal kein Zug drauf ist. Sobald die neuen Saiten drauf sind ziehen die den Hals wieder in die alte Position und gut is' ;)

@Neo2k: Über nen Youtube-Video habe ich echt kurz nachgedacht. Hab's dann aber doch gelassen. Vielleicht mache ich beim nächsten Saitenwechsel eins ;)
Hier sind nochmal drei Bilder. Vor allem auf dem zweiten sieht man finde ich ganz gut, dass das Saitenende durch die Saite, die über den Sattel zu Griffbrett und Korpus führt, fixiert wird. Auf dem dritten Bild siehst du von oben quasi den Moment, wo die Saite festgeklemmt wird. Der Zylinder dreht sich im Uhrzeigersinn und spannt dadurch die Saite über das Ende, das unter ihr durchgeführt wurde.

Was ich übrigens noch sagen wollte: Lasst euch nicht davon irritieren, das bei mir die Basssaiten auf der rechten Seite vom Headstock sind. Ich spiel Lefty ;)

MfG
 

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Tja, ich will ja nichts gesagt haben, aber die hier geschilderte Methode mit dem erneuten Durchführen und der Schlaufe hat zwei Nachteile: Erstens, was macht man im Falle das eine Saite reißt? Ich habe früher öfter ziemlich geflucht, wenn mal wieder ein Schüler ankam, dem eine Saite gerissen war und ich wieder papamässig alles heile machen sollte. Bei den Saiten hat das immer geklappt, aber meine Finger habe ich mir relativ oft aufgestochen, bis ich dann grundsätzlich neben meinem Saitenschneider auch noch eine Telefonzange in der Tasche hatte. Seitdem sind meine Finger ziemlich heile geblieben.
Der andere Nachteil ist, dass sich über diese Methode auch der Winkel der Saiten über den Sattel nicht verändern lässt, was durchaus auch den Klang der Gitarre verändern kann (auch wenn die Ergebnisse im esotherischen Bereich liegen).
Die für mich beste Methode ist die da beschriebene http://www.karl-jürgen--klimke.de/Saitenwechsel.html, und da sind dann auch noch reichlich Bilder drin. Der Kollege hat sich da zwar nur auf eine Westerngitarre bezogen, aber wenns nur um das Festmachen der Saiten gilt, lässt sich das auch auf eine E-Gitarre ohne Tremolo übertragen.;)
Und da lassen sich die Saiten immer einfach heraus"reissen", egal ob sie noch ganz oder nicht mehr heile sind.
Natürlich - wer Groupie, äh, natürlich Roadie (!) hat, lässt ja sowieso wechseln und konzentriert sich auf das Wesentliche.
 
Ja, wie gesagt, es gibt viele Varianten und das ist die, die ich verwende. Alles hat irgendwo seine Vor- und Nachteile. Ob der größere Druck auf den Sattel nun unbedingt ein Vorteil sein muss, oder ob einem der Klang von geringerem Druck (sofern subjektiv überhaupt feststellbar) vielleicht besser gefällt, ist Geschmacksache. Ich bin da eher der praktische/pragmatische Typ und für mich sind solche "Finetuning"-Sachen keine große Rolle. Da spielen für mich andere Faktoren, wie zB das verwendete Plektrum, die Anschlag- und Spielweise usw. eine größere Rolle, deren Auswirkung auch nichtgitarristische Zuhörer klar bemerken ;)
Die Methode funktioniert, geht schnell und ist stimmstabil. Das sind für mich die ausschlaggebenden Faktoren. Mit den Saitenenden, wenn mal ne Saite reißt, habe ich persönlich auch keine Probleme.

MfG
 
Ja das stimmt aber das Prinzip ist doch das selbe oder, das sich die Saite automatisch festzieht :)
 
Das ist ja immer irgendwie das Ziel :D Die Vorgehensweise ist halt ne ganz andere und das Ergebnis auch.

MfG
 
super Kurzworkshop.
Das mit der Schliefe werde ich das nächste Mal auch versuchen. Wer weiß, vielleicht wechsle ich dann die Saiten auf meiner Gitarre ohne Locking-Mechaniken auch öfter mal.

Gruß,
Rainer
 
Hi,

ist gut gedacht, und funktioniert bei mir auch - fast ;)

Bei allen Saiten geht das gut - außer bei der hohen e-Saite. Hier habe ich es jetzt 3 Saiten hintereinander vernudelt - Die Saite hält die Stimmung einfach nicht. Sie rutsch einfach immer weiter nach. Es handelt sich um 009er und ich vermute stark, dass die Saite schlicht zu dünn ist um sich selbst blockieren zu können.

Hat jemand Erfahrungen mit dem Zusammenhang zwischen dieser Methode und Saitenstärke?

LG

Smeik
 
Hat jemand Erfahrungen mit dem Zusammenhang zwischen dieser Methode und Saitenstärke?
Zumindest ich hatte auch bei Neunern nie Probleme, auch mit den recht rutschigen Elixier nicht.

cu,
Das Nichts
 
Wie siehts bei der Methode aus, wenn man in verschiedenen Tunings spielt und oft recht heftig umstimmt? Ich würde das vllt auch mal versuchen, nur stimme ich reativ oft zwischen Drop C, Drop D, D-Standard Tuning, E-Standart Tuning, ab und an mal Open-A und C-Standart Tuning umher, was alles (bis auf C-Standart vllt) ganz gut mit meinen 11er Saiten funktioniert. Hatt jemand Erfahrungen ob sich das Umwickeln der Saite oben am Tuner irgendwie bemerkbar macht (wahrscheinlich SickSoul wohl am ehesten ;D) sei es nun positiv, dass die bessere Stimmstabilität bleibt oder negativ, dass irgendwas nicht so gut läuft?
Eigentlich würde ich ja unterschiedliche Gitarren nehmen, für die Tunings, um mir die Stimmerei zu sparen, aber in meiner Studentenbude ist nicht so viel Platz alls dass ich hier meine ganzen Gitarren anschleppen könnte. (;

Gruß, David.
 
Hab es gleich an meiner A-Gitarre ausprobiert da ich eh nach dem Banjo Tuning die Saiten wechseln wollte und siehe da die dumme alte Flohmarkt A-Gitarre verstimmt nich mehr:)
haha danke;)
 
Wenn man bei dieser Aufwicklungsmethode verschiedene Tunings machen will sollte man, den ersten Knick weiterhinten machen. So dass man genug Saite für das Lockern hat. Das ist ganz einfach davon abhängig wie viel Saite eben zwischen Brücke und Mechanik, um selbige gewickelt ist. Wichtig ist auch dass man, den "Knick-zurück" schnell und gut straff zieht damit keine allzu große Schlaufe entsteht. Es empfiehlt sich sehr, dabei eine gute Zange zu verwenden!
Und weil ich diese Methode auch anwende hier mal mein Bild vom Endergebnis: .46er E-Saite.
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Hallo!

Es empfiehlt sich generell bei den dickeren Saiten etwas mehr Spielraum zu lassen. Optimal ist, wenn die gestimmte Saite hinter dem Knick noch ~ ein halbe Umdrehung um die Achse läuft. Sprich der Knoten zeigt zum Stimmwirbel oder zum Sattel. Wenn man verschiedene Tunings nutzen möchte, sollte dieses Setup auf die tiefste Stimmung zutreffen. Von dort kann man problemlos höher stimmen. Wenn mehr als eine umwicklung auf der Achse ist, muss man drauf achten, dass sich die Saite sauber nach unten hin, also unterm Knoten aufwickelt. Dan sollte es da keine Probleme geben.

Freut mich übrigens, dass die Methode bei so vielen gut funktioniert! :)

MfG
 

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