Charvel - Ein Überblick und Schutz vor Fälschungen

DirkS
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Charvel ein Überblick


Charvel, der Name allein genügte in den letzten 5 Jahren, um den Gitarristen in aller Welt das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen. Grover Jackson, der Vater dieser Gitarrenserie, baute in seiner kleinen Firma diese Edelgitarren, die außerdem durch ausgeflippte Lackierungen besonders den Jungs aus dem Heavy Metal Bereich gefielen, per Handarbeit. Die war unter anderem der Grund dafür, dass man z.T. recht lange auf eine Charvel warten musste, wenn man eine bestellt hatte. (Fachblatt Musik Magazin 9/86)


Der Hals liegt phantastisch in der Hand....Es tut mir leid, wenn ich jetzt so schwärme, aber diesen Strat-Sound finde ich toll. Es ist ein brillanter, knackiger Ton, mit viel Sustain, den man einer solchen Gitarre gar nicht zutraut. Ich glaube, mit dieser Gitarre kann man alles machen. Jede Art von Musik. Ich weiß, dass manche alte Strat einen ähnlichen Sound hatte, nur nicht so kraftvoll. Auch wenn das nicht stört, dass sie so kraftvoll ist. Ich bin jedenfalls wirklich begeistert...
Wenn man die Liste der Leute liest, die eine Charvel-Gitarre besitzen, und sich danach die Gitarre genau anschaut, dass weiß man, warum das so ist. Die Charvel ist nämlich wirklich eine hervorragende Gitarre. Sie ist aus den besten nur erdenklichen Materialien hergestellt. Als Beispiel soll noch mal der in Handarbeit gefertigte Bird`s Eye Maple Hals herhalten.
In der vorliegenden Strat-Version hat sie einen ausgezeichneten Stratocaster-Sound in höchster Vollendung, nämlich klar, bissig und warm zugleich mit einem guten Sustain.
Die Charvel ist ausgezeichnet bespielbar.... (Gitarren-Testjahrbuch 1982)

Nur ein Auszug aus den seinerzeit führenden Fachzeitschriften.

Und das aus den frühen 80ern. Also einer Zeit, als Testberichte üblicherweise völlig emotionslos verfasst wurden.

Und nahezu alle Gitarrenstars wollten eine haben, nicht alle konnten eine bekommen.
Ein wirklich nur kleiner Auszug:
Eddie van Halen wurde mit Charvels bekannt, spielte seine gesamten ersten Alben damit ein, bis er (für viel Geld) von Kramer abgeworben wurde. Dort wurde ihm eine Charvel-Kopie zur Verfügung gestellt.
Steve Vai feierte seine ersten großen Erfolge mir einer grünen Charvel, die er im Lauf der Jahre immer weiter modifizierte.
Gary Moore durchlebte seine Rockzeit mit einer Charvel (schön abgebildet auf dem Cover einer seiner LP/CDs).
Alan Holdworth, Dokken, ZZ Top, Warren Martini, etc. Wo soll man anfangen, wo aufhören? Wer sich in den frühen 80ern die Namen der Charvel-Gitarristen ansah, hatte das Who-is-who der besten Gitarristen dieser Zeit vor Augen.

Was also hat es auf sich mit diesen Gitarren? Was hob sie aus der Masse hervor?
Weshalb waren gerade diese Gitarren, die seinerzeit weit teurer als Fender- oder Gibson-Modelle waren, so begehrt?

Heute werden die frühen Charvels als Wegbereiter der sogenannten Super-Strats angesehen. Sie stehen für die Erweiterung der spielerischen Möglichkeiten in den frühen 80ern, den Aufbruch zu neuen Techniken (Eddies DiveBombs und High-Speed-Tappings, Sweeping etc.). Humbucker in Strat-Korpussen, Wegfall der Pickguards, teilweise abenteuerliche Lackierungen, dazu eine überragende Fertigungsqualität waren überzeugende Argumente. Hinzu kommt:

Charvels wurden im Gegensatz zu Gibson, Fender o.ä. komplett in Handarbeit hergestellt.

Hier mag durchaus ein wenig Psychologie im Spiel sein, aber überspitzen wir es einmal: Ist es nicht schöner, sich einen Gitarrenbaumeister bei dem exakten Abschleifen eines Gitarrenhalses vorzustellen, als eine Maschinenfabrik, bei der auf der einen Seite Bäume hinein und auf der anderen Seite fertige Gitarren herauskommen?

Außerdem folgt aus der Fertigung in Handarbeit, dass jede USA-Charvel zwangsläufig ein Unikat ist und sich zumindest geringfügig von ihren Schwestern unterscheidet.

Noch ein Argument für den Erfolg der Charvels: Custom Shops existierten bei Fender und Gibson noch nicht. Bei Charvel konnte man schon damals in weitem Umfang eigene Wünsche bei Herstellung der Gitarre verwirklichen lassen.

Leider waren nicht zuletzt deshalb die originalen frühen Charvels schon in den späten 70ern und frühen 80ern sehr teuer und auch die heutigen Sammlerpreise steigen auf einem sehr hohen Niveau ständig an.

Was also hat es mit diesen Gitarren auf sich?

Dieser Beitrag soll sich nicht mit dem Unternehmen und dessen maßgeblichen Personen beschäftigen. Hierüber kann sich jeder ausgiebig im Internet (etwa sandimascharvel.com, jacksoncharvelworld.net, charvelguitars.com, usacharvels.com etc.) oder in der Fachliteratur (Frank Green: The Custom Guitar Shop and Wayne Richard Charvel) informieren.

Stattdessen sollen hier die Gitarren im Mittelpunkt stehen.

Wer sich auf Musikbörsen und Musikerflohmärkten aufhält oder Internetauktionen verfolgt, erkennt schnell ein hohes Verwirrungspotential, an dem die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig ist.
Wer würde z.B. vermuten, dass Hinweise auf der Halsplatte auf Fort Worth, TX, U.S.A. auf eine Japan-Fertigung hindeuten ?
Viele Charvel-Besitzer sind der ebenso festen wir unzutreffenden Ansicht, ein USA-Produkt zu spielen.
Die tatsächlichen USA-Charvels (ja, auch die gibt es) unterscheiden sich allerdings von den Fort Worth Modellen in nahezu jeder Hinsicht.

Ein weiteres Problem: Bret Dennis hat auf seiner hervorragenden Website sandimascharvel.com verdeutlicht, dass es wohl keine andere Gitarre gibt, von der eine so große Anzahl von Fälschungen im Umlauf ist.
Auch hieran ist die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig, da von dort aus viele Original-Ersatzteile (Waterslide-Logos, Neckplates etc.) in den Handel gelangten und über Internet etc. Fälschern zugänglich wurden.

Es wäre schade, wenn Interessenten, denen eine der seltenen USA-Charvels angeboten wird, aus Sorge vor Fälschungen vor einem Kauf zurückschrecken, wenn auch eine gewisse Vorsicht zwingend geboten ist.
Auch ist es für Deutsche etwas mühsam, sich durch das Labyrinth der leider stets englischsprachigen Websites (Ausnahme: Jacksonmuseum.com) zu quälen. Und das, obwohl aufgrund der intensiven und erfolgreichen Bemühungen eines Hamburger Gitarrenshops (No.1) in kein anderes Land so viele der frühen und damit besonders gesuchten Charvels importiert wurden wie nach Deutschland.

Nachfolgend soll daher ein kurzer Überblick eine sichere Einordnung der Charvel-Gitarren erleichtern und vor Fälschungen schützen.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich die wichtigsten Charvels entsprechend ihres Herstellungszeitraums in

folgende Kategorien aufgeteilt:


  1. pre pro USA, blanke Halsplatte
  2. pre pro USA San Dimas Halsplatte mit 5stelliger Seriennummer
  3. Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn., Fender-Halskopf
  4. Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn,. Jackson-Halskopf
  5. Serien Japan Mod.1-7, Fort Worth-Halsplatte, 6stellige Sn.
  6. Charvette-Serie Fernost
  7. Serien USA San Dimas I bis IV
  8. 95er Sondermodell USA (Zitrone Musik), Jackson-Halsplatte, großes Logo
  9. Spätere Japan-Modelle
  10. Ontario-Serie USA
  11. Limitierte Sonderserien USA (25 J., EvH, Star Lightning Bolt etc.)
  12. Anschließende USA-Serie / Jackson Custom-Shop, hohe 4-stellige Ser.-Nr.
  13. Charvel Jackson Legacy (Spidernet, bullseye, Star lighning bolt etc) reissue
  14. SoCal Style und San Dimas Style made in USA
  15. SoCal Style und San Dimas Style made in Japan (bis heute)
  16. Charvel USA Custom Shop (bis heute)

Wie immer unter Sammlungen gibt es auch hier einen heiligen Gral, eine blaue Mauritius. Dies sind die Kategorien 2 und 3 und mit Abstrichen 1 (schwer von Fälschungen zu unterscheiden) und 4.
Mit Abstand am häufigsten auf dem Markt aufzufinden sind die Kategorien 5 und 6.
Die Kategorien 7 bis 11 (außer 9) stellen kleinere USA-Serien dar, bei denen sich die Kategorien 8 und 10-11 deutlich an den Urcharvels (1-4) orientieren, die Kategorie 7 dagegen eine modernere Variante darstellt.

Sehen wir uns die einzelnen Kategorien einmal näher an:


Kategorie 1 pre pros mit glatter Halsplatte


Der in Sammlerkreisen übliche Name pre pro ist die Abkürzung des Begriffs pre production, es handelt sich also um Vorserienmodelle.

Gitarren dieser Kategorie sind selten, ein offizieller Import nach Deutschland existierte nicht.
Ich tue mich schwer damit, den Erwerb zu empfehlen, da einfach noch zu wenige typische Merkmale existierten, die zur Überprüfung der Echtheit dienen können.
Die meisten dieser Gitarren wiesen schon Merkmale der nachfolgenden Kategorien auf, wohl alle Gitarren haben den Charvel-Fender-Headstock (Kopfplatte) mit einem schwarzen eine Gitarre stilisierenden Charvel-Logo).

Im Internet, insbesondere bei ebay werden immer wieder Gitarren dieser Kategorie angeboten, dies sogar zu z.T. äußerst günstigen Preisen. Dennoch kauft sie niemand, weil das Risiko, einer Fälschung aufzusitzen, einfach zu groß ist. Es spricht für sich, wenn die Anbieter keine Fragen beantworten oder unhöfliche mails versenden

Wer sich über die Modelle dieser Kategorie näher informieren will, der sollte auf der Website usacharvels.com dem Link zur pre pro history folgen. Sollte nur eines der dort beschriebenen Merkmale fehlen, handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein Original.

Aufgrund der Vielzahl von Variationen soll an dieser Stelle ein nähere Beschreibung unterbleiben.

Kategorien 2 und 3 : Frühe San Dimas mit Fender-Halskopfform ab 1981

- pre pro USA San Dimas Halsplatte mit 5stelliger Seriennummer, Fender-Halskopf
- Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn., Fender-Halskopf, ganz selten (insbesondere bei Nicht-Strattypen) Halskopf in anderer Form, ebenfalls selten: matching headstocks)



- Der heilige Gral -​
Diese Gitarren, hergestellt vor allem zwischen April 1981 und 1983, haben den Weltruf von Charvel begründet. Der o.g. Artikel in dem Testjahrbuch 1982 hatte eine solche Strat (in der eher seltenen 3 Singlecoil-Variante) zum Gegenstand und auf der ganzen Welt wurden diese Gitarren begeistert aufgenommen.

Die Gitarren der Kategorien 2 (in Sammlerkreisen als 5digits pre pro bezeichnet) und 3 (frühe Serie) sind nahezu baugleich, können also gemeinsam betrachtet werden.
Die 5digits pre pros sind im Grunde genommen auf dem freien Markt überhaupt nicht mehr erhältlich und auch die frühe Serie wird nur äußerst selten angeboten.

Wenn solche Gitarren verkauft werden, dann meist innerhalb der eingeweihten Kreise, denn Charvel-Fans bilden eine weltweite Gemeinschaft, die meisten Sammler kennen sich untereinander.

Sehen wir uns diese Gitarren einmal näher an:

1. Halsplatte (neckplate)

Der erst Blick geht eigentlich immer zur Halsplatte, dem dünnen Metallstück an dem Befestigungspunkten von Hals und Korpus, sie ist das augenfälligste Merkmal.

Diese Halsplatte unterscheidet Charvels der Kategorien 2 und 3.

a) Gemeinsamkeiten:
Die Halsplatte ist dreidimensional ausgestaltet.
Innerhalb eines erhöhten Rahmens, der auch die Einfassungen der 4 Halsbefestigungsschrauben umfasst, ist ein tieferer Plattenboden mit schwarzem Eislack (Lackoberfläche mit kleinen Unebenheiten) versehen.
Von diesem Boden heben sich erhöht und unlackiert folgende Schriftzüge ab:

- Oben befindet sich das bekannte Charvel-Logo in Gitarrenform.
- Darunter befindet sich ein Kästchen, in das die Seriennumer eingearbeitet ist.
- Hierunter folgen die Zeilen
P.O.Box 245
San Dimas
CA.91773
U.S.A.

Die gesamte Halsplatte ist trotz der 3dimensionalen Ausgestaltung noch sehr flach, ca. 1 mm.
Sie erwies sich sogar als zu flach. So finden sich oft rissförmige Beanspruchungsspuren im Bereich der 4 Schraubenlöcher der Halsbefestigungsschrauben.

Im Verlauf der späteren San Dimas Serie (Kategorie 4) erkannte man diesen Fehler und die Halsplatten wurden fortan etwas dicker hergestellt.
Erfreulicherweise sind nach Kenntnis des Verfassers nie die dünnen Halsplatten ohne Seriennummer als Ersatzteile in den Handel gelangt, so dass dicke Platten mit 5stelligen oder niedrigen 4stelligen Seriennummern stets als Fälschungen erkannt werden können.

b) Unterschiede

aa) Kategorie 2 (5digits pre pros)

Die Seriennummer besteht aus 5 eingestanzten Ziffern.
Diese wirken relativ lustlos angebracht, die einzelnen Ziffern sind oft nach unten oder oben versetzt, auch sind sie unterschiedlich tief und z.T. etwas schief eingestanzt.

Immerhin folgt die Seriennummer einem System:

Die erste der 5 Ziffern ist stets eine 1, vermutlich aufgrund des Herstellungsjahres 1981.

Die 2. und 3. Ziffer folgen einem Zehnersystem, diese Ziffern bestehen also stets aus den Zahlen 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 oder 90. Häufig scheinen die 80 und 90 verwendet worden zu sein.
Diese beiden Ziffern sind auch sorgfältiger und gleichmäßiger eingestanzt als die anderen, sie heben sich optisch von den Ziffern 1, 4 und 5 ab. Die Einsen sind oft etwas tiefer eingestanzt als andere Ziffern.

Bei den Ziffern 4 und 5 ist kein System erkennbar, es handelt sich möglicherweise um eine fortlaufende Nummerierung.

Dieses System der Nummerierung gibt zugleich die theoretische Höchstanzahl an 5digits pre pros an.
Selbst wenn jede denkbare Ziffer verwendet worden wäre, dann wäre dieses Zahlensystem nach 900 Exemplaren (9 Varianten der Ziffern 2,3 multipliziert mit 100 Varianten der Ziffern 4,5) ausgereizt.

Tatsächlich wurden jedoch viel weniger dieser pre pros hergestellt. Wir wissen heute, dass diese pre pros nur in dem sehr kurzen Zeitraum von April bis Mai 1981 hergestellt wurden.
Direkt im Anschluss folgte die Serie (Kategorie 3). Charvel stellte in den verbleibenden 7 Monaten des Jahres 1981 94 Gitarren der Kategorie 3 her, also im Schnitt 13 ½ Gitarren pro Monat.
Da dieser Schnitt der Serie zugleich das Maximum der Vorserie darstellen durfte, errechnen sich für die 2 Monate der Herstellung der 5 digits pre pros 27 Exemplare.

Genaue Listen existieren nicht. Es dürfte aber auf der Hand liegen, dass diese Gitarren die seltensten Sammlerstücke darstellen.



b) Kategorie 3 (erste Serie, San Dimas, Fender-Headstock

Die Seriennummerierung begann im Jahr 1981 nicht mit der Nr. 0001, sondern mit der 1001, einer berühmten Gitarre mit Becks-Grafik.
Im Jahr 1981 wurden 94 dieser Gitarren (Ser.Nr. 1001 1095),
im Jahr 1982 weitere 628 (Ser.-Nr.1096 1724) und
im Jahr 1983 grob geschätzt weitere 50 Stück
hergestellt, bevor um die Seriennummer 1760 ein fließender Übergang zum Jackson-headstock durchgeführt wurde. Vereinzelt wurden auch noch später Fender-headstocks verwendet, aber der generelle Umschwung fand im Frühjahr 1983 statt.

Damit wurden nicht einmal 800 Exemplare dieser Kategorie hergestellt, einige davon dürften in der Zwischenzeit zerstört, modifiziert mit Floyds etc., in Einzelteile zerlegt etc. sein.

Festzuhalten bleibt, dass eine Fender-headstock-UrCharvel eine Seriennummer zwischen 1001 und ca. 1760 aufweisen sollte. Später konnte jedoch der Fender-Headstock noch als Option bestellt werden. Viel später (Erwerb von Charvel durch Fender) wurde der Fender-Headstock wieder der Regelfall.


2. Hälse
Die Hälse bilden das eigentliche Erfolgsgeheimnis der frühen Charvels. Charvel ergriff in den späten 70ern / frühen 80ern eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Hälse schneller und komfortabler bespielbar zu machen, als sämtliche Konkurrenzprodukte.
Durch diese Maßnahmen wurden die typischen Spieltechniken der End-70er und frühen 80er begünstigt, vielleicht sogar erst ermöglicht.

Zunächst ist festzuhalten, dass die Charvelhälse dieser Serie nicht lackiert waren (abgesehen von sehr seltenen Ausnahmen auf ausdrücklichen Kundenwunsch). Stattdessen wurden sie lediglich mit etwas Öl versiegelt. Folge war ein um ein Vielfaches natürlicheres, holzigeres Spielgefühl und vor allem der Vorteil, dass die Greifhand beim Lagenwechsel nicht mehr durch den Lack gebremst wurde.
Darüber hinaus wurde der Griffbrettradius verglichen mir den Konkurrenzprodukten von Fender etc. erheblich abgeflacht. Auf diese Weise waren Bendings wesentlich leichter zu ziehen und die Kontrolle über das nun übersichtlichere Griffbrett wurde verbessert.
Ein weiteres Merkmal der frühen Charvelhälse bildet die Halsform. Diese wurde immer erheblich flacher, meistens auch erheblich dünner als die der Konkurrenz ausgestaltet. Folge war die erheblich schnellere Bespielbarkeit der Hälse.
Weitere Erkennungsmerkmale der frühen Charvelhälse sind die Form der Kopfplatte, der sehr kurze Abstand der beiden Oktavbretteinlagen, das Logo, das an der Kopfplatte braun abgesetzte Holzstück, das den Halsstab (Trussrod) abdeckt, der Sattel aus braunem Kunststoff (Phenolic nut), die Verwendung von zunächst 21, später 22 Bünden im gemäßigten Jumbo-Fret-Format. All dies kann perfekt auf den oben beschriebenen Websites der Charvel-Sammler, die mit vielen Fotos ausgestaltet sind, besichtigt werden.

Auffallend ist auch, dass Charvel relativ häufig das sehr teure Vogelaugenahorn (Birds Eye Maple) verwendete. Diese Material wurde in der Aufpreisliste angeboten und speziell bei den frühen Exemplaren recht häufig verbaut.
Das Charvel-Logo mit der stilisierten Gitarre misst etwa x mm.

3. Lackierungen:
Charvel-Body-Lackierungen sind vergleichsweise dick. Neben normalen einfarbigen Korpussen sind eine Reihe von Sonderlackierungen bekannt, die in den 80ern auffielen. Hot-Rod-Flames, Blitze, Bullseye-Kreise, Spinnennetze, Schachbrettmuster, Van-Halen-Stripes und vieles mehr.
Es gab aber auch schon durchscheinende Lacke insbesondere bei schönen Quilted maple Decken (teilweise bestand der ganze Korpus aus Vogelaugenahorn/Riegelahorn)
Letztlich war fast alles möglich, schließlich wurde von Beginn an jeder Sonderwunsch verbaut. Gerade das kennzeichnet (im Gegensatz zu vielem, was sich heute so nennt), einen echten Custom Shop.

4. Hardware
Auch bei den Pickups bestand freie Auswahl. Allerdings ist eine Vielzahl der frühen Charvels mit hellen diMarzio-Humbuckern bestückt. Am häufigsten ist die Konfiguration mit einem einzigen Humbucker am Steg und nur einem einzigen (Volume-) Poti, mithin also ohne Tone-Poti und sonstige Schalter. Bei Verwendung mehrerer Pickups waren diese zumeist durch (kleine) Schalter einzeln ein- und ausschaltbar, so dass im Gegensatz zum toggle-switch auch die äußeren Tonabnehmer oder alle Tonabnehmer gleichzeitig einschaltbar waren.
Zumindest in einem Fall (Ser.-Nr.1602) ist auch die originale Verwendung vom aktiven EMG-Pickups bekannt.

Das klassische Tremolo besteht aus vergoldetem Messing. Es ist ein einfacher Fender-Typ mit 6 Befestigungsschrauben. Später wurden auch Kahler und Floyd-Rose-Syteme verbaut. Sehr viele frühe Charvels wurden mit Floyds nachgerüstet. Dies mindert den Sammlerwert, erhöht aber die spielerischen Möglichkeiten der Gitarre.


Kategorie 4: Frühe San Dimas mit Jackson-Headstockform ab 1983

Die Gitarren unterscheiden sich kaum von der Kategorie 3.
Es kann daher auf diese Kategorie verwiesen werden.
Im Frühjahr 1983, beginnend um Seriennummer 1760, stellte man bei Charvel die Kopfplattenform um. Auslöser waren die zunehmende Gefahr, von Fender wegen der ursprünglichen Kopfplattenform verklagt zu werden und der Umstand, das Charvels zunehmend in härteren Gefielden des Rock vertreten waren und dort die eckige Jackson-Kopfplattenform einfach besser passte.

Diese Gitarren unterscheiden sich kaum von der Kategorie 3.
Es kann daher auf diese Kategorie verwiesen werden. Sie spielen sich ebenso wundervoll und klingen so wie die früheren Gitarren. Aus diesem Grund ist auch diese Kategorie heute sehr gesucht, selten und teuer.
Obwohl.teuer? Sie kosteten seinerzeit (1. Hälfte der 80er) mit Graphik meist knapp 4000 DM. Dies entspricht inflationsbereinigt heutigen 3500 . Da sind heutige Gebrauchtpreise von 1000 2000 eigentlich sogar ziemlich fair.
Der Gegenwert, den man mit so einer Gitarre bekommt, ist jedenfalls toll.

Der Jackson-Headstock war immer mit einem goldenen (und nie dem späteren weißen!) Charvel-Logo und der Unterzeile Made in USA versehen.
Die Kopfplatte bestand aus Ahorn und einem aufgesetzten schwarzen Holzfurnier (und nicht nur einer schwarzen Lackierung, wie in späteren Kategorien).

Es fällt auf, dass bei Hälsen aus der Kombination Ahorn mit Palisandergriffbrett (Rosewood) das Griffbrett viel dicker ist als bei konkurrierenden Herstellern. Hieraus folgt ein etwas besserer Attack beim Anspielen eines Tons.
Beibehalten wurde auch der geringe Abstand der beiden Oktav-Dots zueinander, den Fälschungen bei ebay und Co. (Decal auf anderen Hals kleben) fast nie aufweisen.

Frühere Exemplare hatten oft Messing-Trems oder Kahlers, später waren auch originale Floyds nunmehr sehr verbreitet. Die neckplate bestand nunmehr aus einer dickeren Materialstärke.


Kategorie 5: Fort Worth Serie Japan

Im Jahr 1986 startete Charvel mit einer neuen Serie (Modell 1 bis 6) die Massenherstellung.
Hierfür wurde die Produktion dieser Serien nach Fernost verlegt, um auf dem hart umkämpften Markt konkurrenzfähige Preise zu ermöglichen.

Die Merkmale dieser Gitarren:
Einfarbige Lackierungen, schwarz lackierter Jackson-Headstock mit weissem Charvel-Schriftzug und der Unterzeile by Jackson/Charvel, Neckplate mit 6-stelliger Seriennummer und den Zeilen P O Box 2344, Fort Worth, TX 76113, U.S.A

Diese Gitarren stammen aus einer Japan-Fertigung. Die Halsplatte ist daher für viele Gitarristen irreführend, sie nennt aber nicht den Herstellungsort, sondern nur eine Postanschrift (PO Box).

Die Modelle 1-6 unterschieden sich in der Bestückung der Pickups (Modelle 1 und 2 nur ein Humbucker, Modelle 3 und 4 H-S-S, Modell 5 2 aktive Humbucker, Modell 6 aktive H-S-S).

Modelle 1 und 2 unterschieden sich dadurch, dass Modell 1 einen Ahornhals und Modell 2 zusätzlich eine Palisander-Griffbrett hatte, Modelle 3 und 4 dadurch, dass Modell 3 ein Pickguard hatte, wohingegen die Pickups bei Modell 4 direkt in den Korpus verschraubt wurden, Modelle 5 und 6 hatten einen eingeleimten Hals.

Als Tremolos wurden bei Modellen 1 und 2 einfacher Fender-Typ-Modelle verwendet, bei Model 3 ein Kahler Fulcrum und bei Modellen 4 bis 6 ein Kahler. Später lösten Floyd-Rose-Types (Modelle 3 und 4) die Kahlers ab.

Die Gitarren wurden für ca. 1000 bis 2200 DM angeboten.
Sie schnitten in der seinerzeitigen Fachpresse wirklich gut ab (etwa: Fachblatt 9/86 für Modell 3). In den späteren 80ern erfreuten sich diese Gitarren zu Recht einer großen Beliebtheit.

Allerdings hatten sie mit den ursprünglichen Charvels, die den tollen Ruf der Marke entstehen ließen, relativ wenig gemein.
Natürlich konnten diese Gitarren nicht in Handarbeit gefertigt werden. Leider wurden klassische Charvel-Merkmale, etwa der unlackierte Hals, nicht angeboten. Die Hälse waren zwar noch immer flach und breit, aber eben nicht mehr ganz so extrem, wie zuvor.
Auch bei den Tonabnehmern konnte (preisbedingt) nicht auf teuer diMarzios oder Seymour Duncans zurückgegriffen werden, es kamen Jackson-PUs zum Einsatz. Als Korpus-Material fand überwiegend Linde Verwendung, die einfarbige Lackierung wies einen leichten Metallic-Anteil aus. Die Gitarren verfügten ab Modell 3 über Tone-Regler.

Grundsätzlich waren auch diese Gitarren durchaus ihr Geld wert. Es handelte sich um zuverlässige Instrumente für anspruchsvolle Amateure, sie genügten durchaus auch professionellen Ansprüchen. Das aktive Modell 6 mit eingeleimtem Hals war darüber hinaus auch eine echte Alternative zu der seinerzeit sehr beliebten fast baugleichen, aber viel teureren Jackson Soloist USA.

Gitarren dieser Kategorie sind die am weitesten verbreiteten Charvels. Sie werden wegen der unglücklichen Halsplatte (mit USA-PO BOX) noch heute oft irrig als Charvel-USA angeboten.
Mag diesen Gitarren auch das Charvel-Typische fehlen, so sind sie doch gute Instrumente, die mit anderen japanischen Gitarren dieser Zeit (Ibanez, ESP etc.) absolut mithalten.

Spätere Änderungen dieser Serie: Es wurden auch Sonderlackierungen angeboten (etwa Crackle), Modell 4 bekam im Griffbrett Shark-inlays, die ursprünglich nur Modell 6 hatte, Kahlers wurden durch Floyd-Systeme abgelöst, Modell 3 verlor das Pickguard, zuletzt wurde der Charvel-Schriftzug verändert in einen Schreibschrift-Schriftzug, der der Schrift des Jackson-Logos ähnelte.


Kategorie 6 : Charvette-Serie

Es handelte sich um preisgünstigere Ableger der Kategorie 5.


Kategorie 7: San Dimas I bis IV (Koa) USA

Endlich erinnerte sich Charvel wieder seiner hervorragenden Handwerkskunst.
Ein in der Form etwas modernerer Korpus aus seltenem Koa-Mahagoney wurde mit Ahorn-Hälsen mit Palisandergriffbrett ergänzt. Das Ahorn der Hälse wies eine teilweise geradezu unglaubliche Birdseye-Maserung auf. Die späteren Modelle erhielten darüber hinaus eine farbig durchscheinend lackierte Quilted-Maple-Decke.

Diese Gitarren sahen nicht nur unheimlich gut aus, sie klangen auch hervorragend.

Charvel bewies mit diesen Serien, dass das handwerkliche Können nicht verschütt gegangen war und man noch immer dazu in der Lage war, hervorragende Custom-Instrumente zu bauen.


Kategorie 8: 95er Sondermodell USA (Zitrone Musik)

Der seinerzeitige Vertrieb Zitrone Musik orderte 1975 diese Sonderserie, die aus 75 durchscheinend rot und 75 durchscheinend blau lackierten Gitarren bestand.
Diese Gitarren orientierten sich größtenteils an den alten San Dimas Gitarren und wiesen nur wenige Aktualisierungen auf (etwa: Korpusfräsung für in den Korpus versenktes goldenes Floyd).

Man erkennt sie an dem deutlich überdimensionierten Charvel-Logo und an der Fender-ähnlichen Kopfplatte und der Halsplatte mit Jackson-Logo.

Auch diese Gitarren klingen fantastisch. Im Vergleich zu den alten San Dimas sind sie klanglich ähnlich, in der Ansprache aber noch etwas direkter und lauter, dafür aber nicht ganz so holzig.


Kategorien 9, 10:

Dazu schreibe ich hier nichts, da ich diese Gitarren nie selbst besessen habe. Ich möchte nichts nach Gerüchten oder fremden Testberichten beurteilen. Vielleicht findet sich ja hier jemand, der diesen Teil übernimmt / ergänzt ?


Kategorie 11: Limitierte Sonderserien:

Davon gab es doch einige.
Beginnen wir mit der Charvel San Dimas Star Lightning Bolt. Es handelt sich um das erste limitierte Sondermodell nach Übernahme von Charvel durch Fender. Dadurch konnte Charvel endlich wieder den Fender-headstock wie in der Kategorie 1 und 2 verwenden.
Was macht diesen Modell aus? Eine originale Star der Serie 1 (blauer Korpus mit rotem Blitz) wurde 1:1 nachgebaut. Und zwar mit folgenden 3 Ausnahmen absolut genau:
-neuer Zebra-Seymour-Duncan-Humbuckers
-Schaller-Gold-Mechaniken
-Neckplate nun chrom mit Hinweis auf Herstellung in Ontario
Die sonstigen Merkmale, etwa Messing-Trem, brauner Phenolic nut, Halsform, Fendertyp-headstock mit kleinem Logo, unlackierter Ahornhals mit braunem Einlegestreifen unten etc. wurden vom Original übernommen und sie spielt sich wirklich wie eine frühe Charvel. Wer hierüber mehr nachlesen möchte: Ich habe vor vielen Jahren einen Testbericht bei Dooyou geschrieben, einfach mal googeln

Weiter mit der EVH:
Eine sehr spannende Gitarre: Die Graphik schwarzer Korpus mit gelben Linien ist schlicht DIE Charvel-Graphik. (Am Rande: Sie wird übrigens recht einfach hergestellt: Der gesamte Korpus wird gelb lackiert, dann werden mit Klebeband Linien abgedeckt und der Korpus wird schwarz lackiert. Anschließend entfernt man die Klebebänder, Klarlack drauf und fertig.)
Frühe (Kategorie 1 und 2) Vorbilder hatten noch kein Floyd, das gab es damals schlicht noch nicht, sondern Messing-Trems, wurden aber oft nachträglich mit Floyds modifiziert. Eddie selbst spielte schon früh Floyds.

Die neue EvH (klar, = Eddie van Halen) hat diese Graphik, Fender-Headstock, dazu ein chromfarbenes Floyd mit D-Tuner und einen kräftigen Humbucker.
Der Korpus ist aus Linde (Kategorie 1 bis 3 waren noch meist aus Erle oder Esche), der Ahornhals unlackiert. Am Headstock befindet sich in der Glocke ein schwarzes EvH-Decal, die Neckplate weist auf das Sondermodell hin.
Auch dieses Sondermodell kommt spielerisch und klanglich den alten Originalen sehr nahe.

So, an dieser Stelle breche ich erst einmal ab.
Fragen und Kommentare gern unter BS-1@gmx.net (.net, nicht .de !!), ich übernehme natürlich keine Haftung.
Würde mich freuen, wenn ich als Charvelfan und -sammler Euch vom Kauf von Fälschungen bewahren kann!

Wenn ich einmal Zeit habe, ergänze ich diesen Thread eventuell (Fotos, spätere Kategorien)
Oder vlt. hat ja jemand von Euch Lust dazu ?

Euch alles Gute, keep on rocking !!

DirkS

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Auf Wunsch des Verfassers Hinweis vor der Einleitung eingefügt - Pie :)
 
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Wow, was für ein Einstand hier! Herzlich Willkommen im Musiker Board!

Das sind eine Menge Infos, die sicherlich Charvel Fans weiter helfen werden.

Vielleicht möchte ein Moderator den Thread in den User Thread hier verschieben: https://www.musiker-board.de/userthreads-e-git/120531-jackson-charvel-user-thread.html
Wäre schade, wenn das hier jetzt im Gitarrenkaufberatung Forum untergeht.
*Zusammengeführt, bzw. verschoben*
Die neuesten (nicht Custom Shop) Charvels werden meines Wissens übrigens nicht mehr in Japan, sondern in Mexiko gefertigt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wow, da hast du dir aber viel Mühe gemacht. Sehr übersichtlich. Schade, dass ich bisher mit keinem Hals einer Charvel zurechtkam. Optisch und soundmässig find ich die Teile sehr ansprechend.

Gruß
Markus
 
Danke für die nette Begrüßung!

Bin Deiner Anregung gefolgt und habe noch einmal einen Thread im User-Bereich gestartet.
*Bitte das nächste Mal einen Moderator um Verschiebung bitten. Kein Crossposting!*
Deine Info finde ich hochinteressant, das mit Mexiko wusste ich noch gar nicht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wow

Da habe ich heute Nacht ja Lektüre:great:
 
Wow, das ist ja mal ein toller Bericht! Das gibt's in der Detailtiefe nur hier!
Was denkst Du - wer kann den jetzigen Wert einer 1981 Charvel Superstrat in etwa richtig schätzen?
 
Hoppla, den Thraed hatte ich ja schon fast wieder vergessen. Inzwischen habe ich mit zwei weiteren Charvel-Verrückten ein Buch über die USA-Charvels geschrieben, das wir leider aus Gründen des Copyrights (Testberichte, Prospekte, manche Fotos) nicht veröffentlichen werden.

Wirkliche Kenner der Charvel-Materie sind leider in Deutschland selten, die meisten tummeln sich in den USA und (warum auch immer) in der Schweiz. Sicher gute Kenntnisse haben die "Gründungsväter" des Musikshops "No.1" in Hamburg, da sie die ersten Charvels nach Deutschland importiert haben. Hier im Forum sind mir vor allem Buzzdriver (!!) und Red Sapina aufgefallen, im norddeutschen Raum wären noch Oli D. aus HH zu nennen (der jede frühe Charvel aufkauft, die nicht schnell genug auf dem nächsten Baum ist) und Nils H., deren Kontaktadressen ich aber nicht ohne Rücksprache weiter geben will.

Da die frühen Charvels bei ebay seit Jahren überhaupt nicht mehr auftauchen (die Charvel-Sammler behalten sie eh oder verkaufen sie nur untereinander) will ich mal selbst versuchen, Dir zumindest ein paar hilfreiche Anhaltspunkte zu geben:

Der Wert hängt von folgenden Faktoren ab:

- Headstock Fender-Typ oder Pointy?
2018-04-05_175713.jpg 2018-04-05_175629.jpg Zweiteres wird teurer gehandelt, obwohl es bei den 1981ern der Normalfall war.

- Hat der Hals 21 oder 22 Bünde? (Original wären im Jahr 1981 21)
- Ahornhals komplett oder Palisandergriffbrett? Birdseye-Maple verwendet?
- Korpus einfarbig oder (extrem wertsteigernd!) mit Grafik? Welche? Eventuell gar die extrem gesuchte Schwarze mit gelben Stripes?
- Messingtremolo oder (etwas ungünstiger) Kramer oder Floyd nachgerüstet?
- Originalität (extrem wichtig)
- Zustand
- Stimmige Kritzeleien in der Halstasche und am Halsfuß?
- Stimmige Seriennummer der Neckplate (müsste bei einer 81er zwischen 1001 und ca. 1150 liegen, natürlich ohne Nullen davor, die kennzeichnen viel spätere Serien, oder gar -was super wäre- eine "5-digit", also 5-stellig sein, dazu nächstes Pic als Vergleich 5-digit zu früher 4-stelliger Nr.) :
2018-04-05_184905.jpg (für ein größeres Bild anklicken)

Fangen wir mit dem Idealfall an: Einer Graphik mit gelben Stripes, Messingtrem, 1 Humbucker, nur 1 Vol-Poti, 21 bündiger Hals mit Fender-Typ-Headstock, niedriger 4-stelliger Seriennummer (oder gar 5-digits oder prepro), alles original:
Da lägst Du deutlich über 5000 $

Ein Beispiel: Bei dieser hier
2018-04-05_180715.jpg
für 7000 $, die entgegen der Anzeige auch zur Hälfte keine 79er, sondern eine 81er ist (Hals), kam ich zu spät, die hatte kurz zuvor ein völlig unbedeutender Hobbygitarrist namens Joe B. gekauft, hier mit der Gitarre in Aktion:
2018-04-05_180907.jpg
, der sie hier näher vorstellt:
http://www.guitarworld.com/joe-bonamassa-shreds-1978-black-and-yellow-stripe-charvel-video
Das wäre der Idealfall.

Am anderen Ende der Preisskala: Nicht mehr ganz originale (z.B. mit Floyd oder Kahler nachgerüstete) einfarbige Charvel mit 22 Bünden in mäßigem Zustand, die dann aber immer noch -wenn es wirklich eine 81er ist!- bei mindestens 1500 bis 2000 $ liegen würde.

Achtung aber: Gerade bei den frühen Charvels sind wegen des hohen Wertes und der riesigen Nachfrage im Laufe der Zeit sehr viele Fakes auf den Markt gelangt! Nur wenn Du Dir ganz sicher bist, dass Du eine originale 81er vor Dir hast, dann greif zu! (Oder *grins* verrate mir, wer so eine verkauft...^^)
Ein Anhaltspunkt sind etwa die Gallerien unter

http://www.usacharvels.com/charvels.htm
http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm

und vor allem die tolle Identifikationsplattform
https://www.jcfonline.com, die ich derzeit aber nicht empfehle, da mein Virenscanner da Alarm schlägt....

Also mal ganz pauschal: Der Wert liegt irgendwo zwischen 1500 und deutlich über 5000 $.

Grafiken sind wirklich entscheidend für den Verkaufspreis: Ich zeige Dir mal 2 meiner eigenen Lieblingscharvels:

2018-04-05_182210.jpg und 2018-04-05_182229.jpg

Obwohl die Erste von 81/82 ist (die Zweite von 84), die Erste über Fender-Headstock und Messingtrem verfügt (die Zweite über Pointy Headstock und Kahler Trem), bieten mir die US-Sammler für die Zweite geradezu aberwitzige Beträge (deutlich mehr als seinerzeit für die Erste), einfach weil sie originale Stripes hat. Muss man wohl nicht verstehen....^^

Wenn Du nähere Infos über Dein spezielles Exemplar bekommen möchtest, dann bräuchte ich hier (oder per PM) nähere Infos.
Vielleicht stolpert ja auch Jo (= Buzzdriver) über Deine Anfrage, der kann sicher auch Einiges zu diesem Thema beitragen.

Viel Erfolg! Wenn es eine echte 81er ist, dann schnapp sie Dir! Du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit so eine nie wieder angeboten bekommen!
 
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Und gleich nochmals vielen herzlichen Dank für die schnelle, kompetente und detaillierte Antwort.
Ich wußte nicht, dass es diese Qualität im Netz überhaupt noch gibt.
Schade, dass Ihr Euer Buch nicht herausbringt, das hätte ich jetzt gleich mal geordert.
Vielleicht wird's ja doch noch was :great:.

Wegen meiner Frage, auch nochmals, es geht darum -

Charvel_HotRod_SuperStrat.jpg

mit der Seriennummer -
Charvel_type_plate.jpg


Manufacturing date: 28-10-1981 (die entsprechenden Markierungen an Neck und Body sind vorhanden)
Mhm, als das Bild gemacht wurde (war für 'nen Flyer), hatte ich den Frame am Neck-PU gegen einen Metallrahmen getauscht, weil man da Picks reinklemmen kann. Inzwischen ist da wieder das originale PU-Rähmchen, wie beim Bridge-PU (neues Bild kommt).
Dafür sind die Gurthalterungen gegen StrapLocks getauscht, aber die Originale sind natürlich da, man muß sie nur rein schrauben.

Und Plan ist, sie in ca. 3 Monaten zu verkaufen.
Falls das jemanden interessiert.
 
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Wow, mich interessiert es auf jeden Fall.
Eine tolle Gitarre, auch die Grafik ist sehr authentisch. Ich poste am Ende mal Pics der noch früheren Prepros, an denen man gut erkennen kann, dass Charvel um 1980 herum diese Graphik gern verwendete. Sind ev. Neckhumbucker und Pickupwahlschalter nachgerüstet? Wurde der Sattel mal getauscht (müsste eigentlich der braune phenolic nut sein)?
Egal, ein tolles Stück, zumal ja kein Floyd nachgerüstet wurde.
Auch die frühe Seriennummer ist toll. Die Neckplate ist echt, da (kleiner Insidertipp) nur bei den ganz frühen Platten das "n" und das "m" im Wort San Dimas diesen kleinen Schlenker nach unten hatten.
Ich weiß nicht, ob ich sie mir leisten kann, würde mich aber echt freuen, wenn Du mir gelegentlich per PM einen Vorschlag machst!

Hier die versprochenen Pics der noch früheren originalen und garantiert echten (pre pro) Charvels:

2018-04-05_232254.jpg

2018-04-05_232307.jpg

2018-04-05_232320.jpg
 
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Sind ev. Neckhumbucker und Pickupwahlschalter nachgerüstet?

Das sieht für mich auch so aus, denn der Hals Pickup ist recht dicht am Hals (normalerweise ist der Abstand etwas größer) und der Schalter nicht an der üblichen Position. Normalerweise sind die Schalter dichter an der Zarge. Und die Mutter am Schalter ist nicht aus Messing.

Aber ich bin gar nicht so der Charvel Experte, wie DirkS glaubt!
Ich glaube man könnte mir schon eine Fälschung unterjubeln. Aber ich kenne ja Leute, die ich fragen kann :D

Ob Buzzdriver sich hier blicken lässt... mal sehen. So wie ich das verstanden habe, nimmt der sich aus privaten Gründen gerade 'ne Auszeit von Internetforen und hat neuerdings auch sowas wie einen Berater-Nebenjob bei einem Gitarrenhersteller, was auch viel Zeit kostet.
 
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Hi alle,
mhm ist richtig - der Abstand am Neck-PU sieht schmal aus. Kommt von dem Metall-Frame, der ist deutlich breiter, wie das Standard Plastik-Rähmchen. Ist schon wieder zurückgebaut. Damit stimmt dann auch der Abstand wieder.
Der Schalter sitzt an der gleichen Stelle wie z.B. bei der 'Candy Cane' #1018, das ist einfach bedingt durch die Fräsung auf der Body-Rückseite und den Platz, wo man einen Schalter unterbringen kann. Die Unterschiede in der Positionierung kommen von wg Handarbeit - der Schalter sitzt da, wo der Luthier das Loch bohrt:)
Charvel_back_open.jpg

Auch wenn das der deutsche Nörgler mit seinem DIN-Auge nicht gut finden kann.

Die Geschichte: das war eine custom-made order bei Charvel, die so genau auf Bestellung für jemanden aus der damaligen Münchner Session Szene gebaut wurde. Da ich denjenigen kannte, der '81 höchstpersönlich nach L.A geflogen ist und sie selbst im Shop so geordert und auch selbst abgeholt hat, kenne ich Entstehungsgeschichte und Herkunft.
Ob man bei Charvel für eine 2-PU custom order Bodies bereits vorgefräst hatte oder einen 1-PU-Body nachgearbeitet hat, weiß ich schlichtweg nicht. Ich habe mal eine Charvel Invoice über mehrere Modelle aus der Zeit gesehen, da waren schon auch 2-PU-Modelle dabei.
Und ob nach 37 Jahren noch die original Rändelmutter auf dem Schalter ist, kann ich nicht sagen - wohlgemerkt, die wurde gespielt, die stand nicht in der Vitrine. Aber die Mutter hält :great:
 
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@DirkS - danke für die echt tollen Photos (die Familie, schnüff)

Sind ev. Neckhumbucker und Pickupwahlschalter nachgerüstet? Wurde der Sattel mal getauscht (müsste eigentlich der braune phenolic nut sein)?

Das war eine custom order mit 2HUs und maple neck und eben dieser Grafik. Der Hals hat bei den Markierungen eine andere durchgestrichene (niedrigere) Seriennummer, ich nehme also an, dass aus Zeitgründen der Hals aus einer anderen (weniger dringenden) Bestellung umgemodelt wurde.
Man muß sich das vorstellen - Charvel war damals der erste angesagte E-Git Custom-Shop der weltweit bekannt war. D.h. da sind die Freaks aus US und aller Welt eingeschneit, haben ein Bündel Scheine auf den Tresen geworfen und wollten ihre gesammelten Sonderwünsche sofort mitnehmen. Also Order-Chaos hoch drei. Und dafür haben sie das bei C. ohnehin erstaunlich gut im Griff gehabt. Denn die Qualität ist super - ist halt eine der (MFE)-Gitarren, die immer dazu verleiten zu schnell und zu viel zu spielen. Music follows ego! Also nur was für Erwachsene :great:
 
Eddie van Halen wurde mit Charvels bekannt, spielte seine gesamten ersten Alben damit ein, bis er (für viel Geld) von Kramer abgeworben wurde. Dort wurde ihm eine Charvel-Kopie zur Verfügung gestellt.

Fortsetzung aus dem ESP Thread

Die von dir erwähnte Eddie Charvel ist ja gar keine Charvel, denn umgekehrt wird ein Schuh draus.

Im 78er Guitarplayer sagt Eddie: "I bought the body for 50$ and the neck for 80$


Anhang anzeigen 639436 Anhang anzeigen 639437

Um einen Hals für 80$ verkaufen zu können hätte man ihn in fünf Stunden bauen
müssen .... oder aus Fernost importieren.


MusikerMagazin(4-88) 001.jpg

Somit wird dann auch klar was Grover Jackson vor dreißig Jahren meinte als er
in einer Musiker Magazin Feature Story sagte

Grover Jackson schrieb:
Auf der Summer NAMM 1979 stellten wir erstmals Gitarren aus, wir hatten endlich
herausgefunden wie man einen Hals baut!

Den Satz muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen: "Wir hatten endlich
herausgefunden....!"

Das klingt weniger nach Facharbeiter denn als Tüftler :tongue:

Jackson(1).jpg
 
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Cool, sehr interessante Infos! Ich hab zwar auch schon im ESP-Thread geantwortet, aber Du hast recht, hier passt es besser.

Ich ergänze zu dem Thema auch einmal was aus den ganz alten guitar player-Heften (April 1980):

2018-07-25_105917.jpg
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2018-07-25_105944.jpg
2018-07-25_105955.jpg
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2018-07-25_110016.jpg
 
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Das lustige ist, der Typ der hier Kramer Gitarren verteidigt hat gar keine (nie eine gehabt),
wohl aber eine:

Kategorie 8: 95er 92er Sondermodell USA (Zitrone Musik)

Der seinerzeitige Vertrieb Zitrone Musik orderte 1975 diese Sonderserie, die aus 75 durchscheinend rot und 75 durchscheinend blau lackierten Gitarren bestand.
Diese Gitarren orientierten sich größtenteils an den alten San Dimas – Gitarren und wiesen nur wenige Aktualisierungen auf (etwa: Korpusfräsung für in den Korpus versenktes goldenes Floyd).

Man erkennt sie an dem deutlich überdimensionierten Charvel-Logo und an der Fender-ähnlichen Kopfplatte und der Halsplatte mit Jackson-Logo.

Auch diese Gitarren klingen fantastisch. Im Vergleich zu den alten San Dimas sind sie klanglich ähnlich, in der Ansprache aber noch etwas direkter und lauter, dafür aber nicht ganz so „holzig“.

92er Dirk, die kam '92 auf den Markt. Gekauft hab ich meine '93 als Art of Sound die letzten abverkauft hat.
 
Ja, völlig richtig, Peter! Sie wurde sogar schon 1991 zumindest angekündigt. Ich habe meinen viele Jahre alten Eingangspost schon in mancherlei Hinsicht zuhause ergänzt, leider kann ich das oben nicht mehr verändern.
Hier der aktuelle Text aus unserem Archiv:


Baureihe 6: 91er Sondermodelle USA für Deutschland (Zitrone Musik) und Frankreich
Der seinerzeitige Vertrieb Zitrone Musik orderte 1991 diese Sonderserie, die aus 75 durchscheinend rot und 75 durchscheinend blau lackierten Gitarren bestand.
Diese Gitarren orientierten sich größtenteils an den alten San Dimas – Gitarren und wiesen nur wenige Aktualisierungen auf (etwa goldenes Floyd).
Man erkennt sie an dem deutlich überdimensionierten Charvel-Logo, an der Fender-ähnlichen Kopfplatte und der Halsplatte mit Jackson-Logo.
Auch diese Gitarren klingen sehr gut, es handelt sich um sehr hochwertige professionelle Instrumente. Im Vergleich zu den alten San Dimas ist das uns vorliegende Exemplar in der Ansprache aber noch etwas direkter und lauter, dafür aber vielleicht nicht ganz so „holzig“.
Es gab auch noch eine Sonderserie für Frankreich. Ähnlich wie die 2 x 75 Blau/Rot Serie aber eher hell/natur gefärbt.
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(Pic-Quelle: Internet)



Hier zu m Vergleich eines der Exemplare in durchscheinend blauer Lackierung:
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(Pic-Quelle: Interenet)

Zur gleichen Zeit, 1991, fertigte Charvel auch eine Kleinserie für den französischen Markt:
upload_2018-7-26_7-2-7.jpg

(Pic-Quelle: Internet)
Diese wies im Unterschied zu den für Deutschland bestimmten Modellen 3 Potis und einen 5-Wege-Schalter auf, ferner war im Oktavbund ein Perlmuttplättchen mit der Inschrift Limited Edition 91 eingefügt.
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Die weiteren Specs (Erlekorpus, großes Logo, Floyd) entsprechen dem Sondermodell für Deutschland.

Anregungen sind weiterhin jederzeit willkommen!

Für Dich vielleicht auch interessant: Die letzten Verkaufsannoncen, die ja zumindest ein kleines Indiz für den derzeitigen Wert darstellen:

Ebay:

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(modifiziert mit Pickguard)

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Btw: Ein guter Freund aus Hannover (Klaus A.) hat so eine seit `92, ich mag diese Gitarre sehr, sie ist auch unverstärkt unheimlich resonant. Ein tolles Modell!
 
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Nachfolgend mal eine längst fällige Aktualisierung meines 5 Jahre alten Eingangsposts. Diese betrifft die ganz frühen Charvels, die bis 1985 in den USA hergestellt wurden und die heute bei Musikern und Sammlern sehr gesucht sind:

Teil 1:


Ein Überblick

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Charvel, der Name allein genügte in den letzten 5 Jahren, um den Gitarristen in aller Welt das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen. Grover Jackson, der Vater dieser Gitarrenserie, baute in seiner kleinen Firma diese Edelgitarren, die außerdem durch ausgeflippte Lackierungen besonders den Jungs aus dem Heavy Metal Bereich gefielen, per Handarbeit. Die war unter anderem der Grund dafür, dass man z.T. recht lange auf eine Charvel warten musste, wenn man eine bestellt hatte.“ (Fachblatt MusicMagazin 9/86)

Der Hals liegt phantastisch in der Hand....Es tut mir leid, wenn ich jetzt so schwärme, aber diesen Strat-Sound finde ich toll. Es ist ein brillanter, knackiger Ton, mit viel Sustain, den man einer solchen Gitarre gar nicht zutraut. Ich glaube, mit dieser Gitarre kann man alles machen. Jede Art von Musik. Ich weiß, dass manche alte Strat einen ähnlichen Sound hatte, nur nicht so kraftvoll. Auch wenn das nicht stört, dass sie so kraftvoll ist. Ich bin jedenfalls wirklich begeistert...
Wenn man die Liste der Leute liest, die eine Charvel-Gitarre besitzen, und sich danach die Gitarre genau anschaut, dann weiß man, warum das so ist. Die Charvel ist nämlich wirklich eine hervorragende Gitarre. Sie ist aus den besten nur erdenklichen Materialien hergestellt. Als Beispiel soll noch mal der in Handarbeit gefertigte Bird`s Eye Maple Hals herhalten.
In der vorliegenden Strat-Version hat sie einen ausgezeichneten Stratocaster-Sound in höchster Vollendung, nämlich klar, bissig und warm zugleich mit einem guten Sustain.
Die Charvel ist ausgezeichnet bespielbar.
...“ (Gitarren-Testjahrbuch 1982)

Direkt am ersten Tag der Messe blieb ich vor einem Stand wie angewurzelt stehen, weil ich ein paar Gitarren gesehen habe, die ich auf Anhieb wunderschön fand. Und ich hatte mich nicht getäuscht. Ich befand mich am Stand von Bernhard Kurzke vom Music Center Hamburg. Er hatte einige Instrumente ausgestellt, die das Herz eines jeden Gitarristen höher schlagen lassen müssten. Ich meine die Charvel-Gitarren aus Kalifornien.
Hergestellt werden diese Kunstwerke von Grover Jackson, der früher Schecter-Gitarren baute. Man könnte jetzt seitenweise über diese Gitarren schwärmen, aber da der Platz eng bemessen ist, will ich in einigen Stichworten die besonderen Punkte aufzeigen. Alles ist handgefertigt, nichts wird in Dutzendware hergestellt. Jegliche Hardware ist aus Messing, manchmal unter einer schwarzen Lackierung versteckt. Komponenten wie Sattel und Tremolo sind optimal angebracht und eingestellt.
Den Hals kann ich gar nicht beschreiben, so gut hat er mir gefallen. Für die Bodies werden nur ausgesuchte Hölzer verwendet und das ist auch der Grund, weshalb man weitgehend auf Schlagbretter verzichtet hat. Die Gitarren werden mit Pickups von diMarzio und Seymour Duncan versehen. Nach den Wünschen vieler amerikanischer Live-Gitarristen hat man jeglichen überflüssigen Kram weggelassen. Sogar Tonregler werden nur auf Wunsch eingebaut.
Außer den schönen Naturhölzern kann man die Gitarren in den außergewöhnlichsten Farben und Formen bekommen. Sonderwünsche wie spezielle Graphiken, eingeleimter Hals, Halsform und Bodyform sind möglich. Dave Gilmour, die beiden ZZ-Top-Gitarristen und Eddie van Halen sind nur einige, die schon Besitzer einer solchen Gitarre sind. Da, wie schon erwähnt, alles Handarbeit ist, dürften pro Jahr nur eine ganz bestimmte, begrenzte Anzahl von ausgesuchten Modellen nach Deutschland kommen. Dementprechend sind natürlich auch die Preise. Ab 2.000,- geht es aufwärts. Aber es war ja schon immer teurer, einen exklusiven Geschmack zu haben….
“ (Fachblatt MusicMagazin April 1981)

Nur ein Auszug aus den seinerzeit führenden Fachzeitschriften.
Und das aus den frühen 80ern. Also einer Zeit, in der Testberichte üblicherweise völlig emotionslos verfasst wurden.
Und nahezu alle Gitarrenstars wollten eine haben, nicht alle konnten eine bekommen.
Ein wirklich nur kleiner Auszug:
Eddie van Halen spielte früher u.a. selbst zusammengesetzte Charvel-Mischlinge, bis er von Kramer abgeworben wurde. Später kam es zu einer erneuten Zusammenarbeit mit Charvel.
Steve Vai feierte seine ersten großen Erfolge mir einer grünen Charvel, die er im Lauf der Jahre immer weiter modifizierte.
Gary Moore durchlebte seine Rockzeit mit einer Charvel (schön abgebildet auf dem Cover einer seiner LP/CDs).
Alan Holdsworth, Dokken, ZZ Top, Warren Martini, David Gilmour etc. Wo soll man anfangen, wo aufhören? Wer sich in den frühen 80ern die Namen der Charvel-Gitarristen ansah, hatte das Who-is-who der besten Gitarristen dieser Zeit vor Augen.

Auch die Top-Stars von heute spielen oft Charvel, etwa Guthrie Govan oder Joe Bonamassa:
http://www.guitarworld.com/joe-bonamassa-shreds-1978-black-and-yellow-stripe-charvel-video

Was also hat es auf sich mit diesen Gitarren? Was hob sie aus der Masse hervor?
Weshalb waren gerade diese Gitarren, die seinerzeit weit teurer als Fender- oder Gibson-Modelle waren, so begehrt?

Heute werden die frühen Charvels als Wegbereiter der sogenannten Super-Strats angesehen. Sie stehen für die Erweiterung der spielerischen Möglichkeiten in den frühen 80ern, den Aufbruch zu neuen Techniken (Eddies DiveBombs und High-Speed-Tappings, Sweeping etc.). Humbucker in Strat-Korpussen, Wegfall der Pickguards, teilweise abenteuerliche Lackierungen, unlackierte Hälse, dazu eine überragende Fertigungsqualität waren überzeugende Argumente.

Hinzu kommt:
Charvels wurden im Gegensatz zu Gibson, Fender o.ä. komplett in Handarbeit hergestellt.
Hier mag durchaus ein wenig Psychologie im Spiel sein, aber, einmal überspitzt: Ist es nicht schöner, sich einen Gitarrenbaumeister bei dem exakten Abschleifen eines Gitarrenhalses vorzustellen, als eine Maschinenfabrik, bei der auf der einen Seite Bäume hinein und auf der anderen Seite fertige Gitarren herauskommen? ;-)
Außerdem folgt aus der Fertigung in Handarbeit, dass jede USA-Charvel zwangsläufig ein Unikat ist und sich zumindest geringfügig von jeder anderen Gitarre unterscheidet.

upload_2018-8-2_19-1-25.jpg


Noch ein Argument für den Erfolg der Charvels: Custom Shops existierten bei Fender und Gibson noch nicht. Bei Charvel konnte man schon damals in vollem Umfang eigene Wünsche bei Herstellung der Gitarre verwirklichen lassen. Charvel war vielleicht sogar der erste, jedenfalls aber einer der ersten Custom Shops weltweit.
Welche interessanten Gitarren hierbei heraus kamen, kann man verschiedenen Galerien im Internet entnehmen, sehenswert etwa:

http://www.jacksoncharvelworld.net/Home.html

http://www.usacharvels.com/charvels.htm

Leider waren nicht zuletzt wegen dieser Custom-Fertigung die originalen frühen Charvels schon in den frühen 80ern sehr teuer (weit teurer als beispielsweise eine Gibson Les Paul Standard) und auch die heutigen Sammlerpreise steigen auf einem hohen Niveau wieder an.

Was also hat es mit diesen Gitarren auf sich?
Dieser Artikel soll sich nicht mit dem Unternehmen und dessen maßgeblichen Personen beschäftigen. Hierüber kann sich jeder ausgiebig im Internet (etwa sandimascharvel.com, jacksoncharvelworld.net, charvelguitars.com, usacharvels.com etc.) oder in der Fachliteratur (Frank Green: The Custom Guitar Shop and Wayne Richard Charvel) informieren.

Nur stark verkürzt: Vor der Fertigung aller Charvels, im Jahr 1978, kaufte Grover Jackson das Unternehmen, das sich zuvor auf Replacement-Parts spezialisiert hatte, von Wayne Charvel, fertigte aber die Gitarren unter dem Namen Charvel. Erst Jahre später führte Grover Jackson mit dem Randy Rhoads – Modell eine weitere Linie, die Jackson Gitarren, ein, während Wayne Charvel unter verschiedenen Bezeichnungen, am bekanntesten „Wayne“, Gitarren fertigte.
Charvel gehörte bis 1978 Wayne Charvel, von 1978 bis 1986 Grover Jackson, 1986 bis Oktober 2002 IMC (Hondo), der Firmensitz wanderte dabei nach Ontario und seit dem 25. Oktober 2002 Fender (genauer: FMIC = Fender Musical Instruments Corp.)

Wer sich auf Musikbörsen und Musikerflohmärkten aufhält oder Internetauktionen verfolgt, erkennt schnell ein hohes Verwirrungspotential, an dem die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig ist.
Wer würde z.B. vermuten, dass Hinweise auf der Halsplatte auf „Fort Worth, TX, U.S.A.“ auf eine Japan-Fertigung hin deuten ?

upload_2018-8-2_19-1-25.jpg
links Japan, rechts USA
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Viele Charvel-Besitzer sind der ebenso festen wir unzutreffenden Ansicht, ein USA-Produkt zu spielen.
Die tatsächlichen USA-Charvels unterscheiden sich allerdings von den Fort Worth – Modellen in nahezu jeder Hinsicht.

Ein weiteres Problem: Bret Dennis hat auf seiner hervorragenden Website sandimascharvel.com verdeutlicht, dass es wohl keine andere Gitarre gibt, von der eine so große Anzahl von Fälschungen im Umlauf ist.
Auch hieran ist die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig, da von dort aus viele Original-Ersatzteile (Waterslide-Logos, Neckplates etc.) in den Handel gelangten und über Internet etc. Fälschern zugänglich wurden.
Es wäre schade, wenn Interessenten, denen eine der seltenen USA-Charvels angeboten wird, aus Sorge vor Fälschungen vor einem Kauf zurückschrecken, wenn auch eine gewisse Vorsicht zwingend geboten ist.

Auch ist es für Deutsche etwas mühsam, sich durch das Labyrinth der leider stets englischsprachigen Websites (Ausnahme: Jacksonmuseum.com, derzeit leider nicht mehr im Netz) zu quälen. Und das, obwohl aufgrund der intensiven und erfolgreichen Bemühungen eines Hamburger Gitarrenshops (No.1) und nachfolgend von Musik Zitrone wohl in kein anderes Land so viele der frühen und damit besonders gesuchten Charvels importiert wurden, wie nach Deutschland.
Nachfolgend soll daher ein kurzer Überblick eine sichere Einordnung der Charvel-Gitarren erleichtern und vor Fälschungen schützen.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit lassen sich die wichtigsten Charvels –allerdings nur diejenigen, die tatsächlich Made in USA sind- entsprechend ihres Herstellungszeitraums in folgende Baureihen aufteilen:
  1. pre pro USA, blanke Halsplatte
  2. pre pro USA San Dimas – Halsplatte mit 5-stelliger Seriennummer
  3. Serie USA San Dimas – Halsplatte mit 4-stelliger Sn., Fender-headstock
  4. Serie USA San Dimas – Halsplatte mit 4-stelliger Sn. bis 5491, pointy headstock
  5. Serien USA San Dimas I bis V
  6. 91er Sondermodell USA (Zitrone Musik), Jackson-Halsplatte, großes Logo
  7. Charvel Custom Shop
  8. Limitierte Sonderserien USA (25 Y., EvH, Star Lightning Bolt etc.)
  9. Charvel Jackson Legacy (Spidernet, bullseye, Star lighning bolt etc) reissue
  10. SoCal Style und San Dimas Style made in USA

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Baureihe 1 – pre pros mit glatter Halsplatte


Der in Sammlerkreisen übliche Name prepro ist die Abkürzung des Begriffs pre production, es handelt sich also um Vorserienmodelle. Genauer wäre daher der Begriff pre serialized.
Gitarren dieser Kategorie sind selten, ein offizieller Import nach Deutschland existierte nicht.
Bei einem Erwerb ist höchste Vorsicht geboten, da noch nur wenige typische Merkmale existierten, die zur Überprüfung der Echtheit dienen können.
Die meisten dieser Gitarren wiesen schon Merkmale der nachfolgenden Kategorien auf, wohl alle Gitarren haben den Charvel-Fender-Headstock (Kopfplatte) mit einem schwarzen eine Gitarre stilisierenden Charvel-Logo. Darunter befindet sich noch kein „Made in USA“-Schriftzug, das Charvel-Logo selbst ist relativ klein.

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Im Internet, insbesondere bei ebay werden immer wieder Gitarren dieser Kategorie angeboten, dies sogar zu z.T. äußerst günstigen Preisen. Dennoch kauft sie niemand, weil das Risiko, einer Fälschung aufzusitzen, einfach zu groß ist. Es spricht für sich, wenn die Anbieter keine Fragen beantworten oder unhöfliche mails zurücksenden.
Wer sich über die Modelle dieser Baureihe näher informieren will, der sollte auf der Website usacharvels.com dem Link zur „pre pro history“ folgen. Sollte nur eines der dort beschriebenen Merkmale fehlen, handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein Original.

Aufgrund der Vielzahl von Variationen soll an dieser Stelle eine nähere Beschreibung unterbleiben, es dürften eh nur sehr wenige Modelle existieren.

Auffällig allerdings:
Die frühesten bei Charvel gefertigten Hälse tragen eingebrannt die Worte "MANUFACTURED BY CHARVEL MFG". Sie sind von der Formgebung noch nicht so extrem.
Frühe E-Fach-Abdeckungen existierten auch in cremefarbenem Kunststoff.
Auch goldene kleine Logos fanden Verwendung, wenn schwarze wegen dunklen Untergrundes sonst schlecht lesbar gewesen wären.
Die PrePros haben noch die alten Gibson/Tele-artigen 4-Schrauben-Buchsenbleche aus Messing. Dies wurde bis zu den 5-Digits beibehalten.

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(Prepros-Aufnahme aus dem ehemaligenen Charvel-Archiv, gefunden im Internet)

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Die pre pros hatten ein relativ kleines Charvel-Emblem am Headstock, darunter befand sich noch nicht der spätere „Made in USA“ – Schriftzug

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Neben den Hot-Rod-Flames – Grafiken waren auch die für für Charvels sehr typischen Stripes-Grafiken (gelbe Linien auf schwarzem Korpus), ein Design, das Eddie van Halen erfunden hatte, bei den pre pros sehr beliebt:

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Auch diese Grafik bedeckte Vor- und Rückseite der Korpora, jede war ein Einzelstück, insbesondere Breite und Anordnung der Linien variierten. Der Fairness halber ist allerdings festzuhalten, dass die Stripes-Optik nicht von Charvel, sondern von Eddie van Halen erfunden wurde. Dieser baute seine erste Charvel aus Bauteilen des Charvel-Shops zusammen und versah den fertig gelb lackierten Korpus mit einzelnen Klebebändern, bevor er eine schwarze Lackschicht auftrug und anschließend die Bänder wieder entfernte.
Durch unterschiedliche Platzierung der Klebebänder entstanden Einzelstücke.

Dies ist gut zu erkennen auf der nächsten Seite, auf der man Bilder eine Galerie aus dem Internet sieht:
Leider verzichtete Charvel Jahrzehnte später bei der Neuauflage der Stripes als EvH-Sondermodell auf diese Individualität.
Aus dem Internet folgende Pic-Aufstellung:



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Prepro-Charvels ohne Seriennummer
Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm

Seriöse Verkäufe:

Hier ein Beispiel für eine seriöse sehr frühe Charvel, die Joe Bonamassa gekauft hat. Allerdings ist der Hals wohl eher von 1980/81.

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Hier diese Gitarre in Aktion:
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http://www.guitarworld.com/joe-bonamassa-shreds-1978-black-and-yellow-stripe-charvel-video

Baureihen 2 und 3 : Frühe San Dimas mit Fender-Typ (Strat) Headstock ab 1981

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´82er Charvel San Dimas (Nr. 1602)


Zu unterscheiden sind:

Baureihe 2: - pre pro USA San Dimas – Halsplatte mit 5-stelliger Seriennummer
(= 5-digits), Fender-Kopfplatte

Baureihe 3: - Serie USA San Dimas – Halsplatte mit 4-stelliger Ser.-Nr. ab 1001, Fender-Kopfplatte, ganz selten (insbesondere bei Nicht-Strat-Typen) Headstock in anderer Form, ebenfalls selten: matching headstocks)

- Der heilige Gral -

Diese Gitarren, hergestellt vor allem zwischen April 1981 und 1983, haben den Weltruf von Charvel begründet. Der o.g. Artikel in dem Testjahrbuch 1982 hatte eine solche Strat (in der eher seltenen 3 Singlecoil-Variante) zum Gegenstand und auf der ganzen Welt wurden diese Gitarren begeistert aufgenommen.

Die Gitarren der Baureihen 2 (in Sammlerkreisen als 5-digits pre pro bezeichnet) und 3 (frühe Serie) sind nahezu baugleich, können also gemeinsam betrachtet werden.

Die 5-digits pre pros sind im Grunde genommen auf dem freien Markt überhaupt nicht mehr erhältlich und auch die frühe Serie wird nur äußerst selten angeboten.

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Frühe Werbung aus dem Jahr 1981

Kriterien zur Prüfung der Echtheit:


1. Halsplatte (neckplate)

Der erste Blick geht eigentlich immer zur Halsplatte, dem dünnen Metallstück über den Befestigungspunkten von Hals und Korpus, sie ist das augenfälligste Merkmal.
Diese Halsplatte unterscheidet Charvels der Baureihen 2 und 3.

a) Gemeinsamkeiten:

Die Halsplatte ist dreidimensional ausgestaltet.
Innerhalb eines erhöhten Rahmens, der auch die Einfassungen der 4 Halsbefestigungsschrauben umfasst, ist ein tieferer Plattenboden mit schwarzem „Eislack“ (Lackoberfläche mit kleinen Unebenheiten) versehen.
Von diesem Boden heben sich erhöht und unlackiert folgende Schriftzüge ab:
- Oben befindet sich das bekannte Charvel-Logo in Gitarrenform. (Natürlich noch ohne
„Made in USA“-Zusatz, das war überflüssig, weil seinerzeit alle Charvels von da stammten)
- Darunter befindet sich ein Kästchen, in das die Seriennumer eingearbeitet ist.
- Hierunter folgen die Zeilen
P.O.Box 245
San Dimas
CA.91773
U.S.A.

Die frühen San Dimas Halsplatten haben einen etwas anderen Schrifttyp mit schnörkeligen Enden der Buchstaben "n" und "m" in den Wörtern "San Dimas". Später verzichtete Charvel auf diese Besonderheit.
Die gesamte Halsplatte ist trotz der 3dimensionalen Ausgestaltung noch sehr flach, ca. 1 mm hoch.
Sie erwies sich sogar als zu flach. So finden sich oft rissförmige Beanspruchungsspuren im Bereich der 4 Schraubenlöcher der Halsbefestigungsschrauben.

Im Verlauf der späteren San Dimas – Serie (Baureihe 4) erkannte man diesen Fehler und die Halsplatten wurden fortan etwas dicker hergestellt.

Erfreulicherweise sind wohl nie die dünnen Halsplatten ohne Seriennummer als Ersatzteile in den Handel gelangt, so dass dicke Platten mit 5stelligen oder niedrigen 4stelligen Seriennummern einfach als Fälschungen erkannt werden können.


b) Unterschiede

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Pic: Im direkten Vergleich 5-digit / 4-digit zeigen sich die Unterschiede der bei den 5-digits noch sehr ungleichmäßig angeordneten Ziffern der Seriennummer.


aa) Baureihe 2 (5digits pre pros)
Die Seriennummer besteht aus 5 eingestanzten Ziffern.
Diese wirken relativ lustlos angebracht, die einzelnen Ziffern sind oft nach unten oder oben versetzt, auch sind sie unterschiedlich tief und z.T. etwas schief eingestanzt.

Immerhin folgt die Seriennummer einem System:
Die erste der 5 Ziffern ist stets eine 1, vermutlich aufgrund des Herstellungsjahres 1981.
Die 2. und 3. Ziffer (im pic = 80) folgen einem Zehnersystem, diese Ziffern bestehen also stets aus den Zahlen 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 oder 90. Häufig scheinen die 80 und 90 verwendet worden zu sein.
Diese beiden Ziffern sind auch sorgfältiger und gleichmäßiger eingestanzt als die anderen, sie heben sich optisch von den Ziffern 1, 4 und 5 ab. Die Einsen sind oft etwas tiefer eingestanzt als andere Ziffern.
Bei den Ziffern 4 und 5 ist kein System erkennbar, es handelt sich möglicherweise um eine fortlaufende
Nummerierung. Einige Beispiele:

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Dieses System der Nummerierung gibt zugleich die theoretische Höchstanzahl an 5digits pre pros an.
Selbst wenn jede denkbare Ziffer verwendet worden wäre, dann wäre dieses Zahlensystem nach 900 Exemplaren (9 Varianten der Ziffern 2,3 multipliziert mit 100 Varianten der Ziffern 4,5) ausgereizt.
Tatsächlich wurden jedoch viel weniger dieser 5-digits verkauft. Dazu folgende Milchmädchenrechnung: Diese Gitarren wurden nur in dem sehr kurzen Zeitraum von April bis Mai 1981 hergestellt.

Direkt im Anschluss folgte die Serie (Kategorie 3). Charvel stellte in den verbleibenden 7 Monaten des Jahres 1981 94 Gitarren der Kategorie 3 her, also im Schnitt 13 ½ Gitarren pro Monat.
Da dieser Schnitt der Serie zugleich das Maximum der Vorserie darstellen durfte, errechnen sich für die 2 Monate der Herstellung der 5 digits pre pros 27 Exemplare.

Genaue Listen existieren nicht. Es dürfte aber auf der Hand liegen, dass diese Gitarren die seltensten Sammlerstücke darstellen.


bb) Baureihe 3 (erste Serie, San Dimas, Fender-Headstock)

Die Seriennummerierung begann im Jahr 1981 nicht mit der Nr. 0001, sondern mit der 1001, einer Gitarre mit Heinecken-Bier-Grafik. Befinden sich vor einer 4stelligen Seriennummer 2 Nullen, dann handelt es sich um neuere Gitarren der Baureihe 10.

Die Ziffern der Seriennummer sind etwas größer als bei den 5-digits, vor allem aber gleichmäßiger (s. Pic oben).
Im Jahr 1981 wurden 94 dieser Gitarren (Ser.Nr. 1001 – 1095),
im Jahr 1982 weitere 628 (Ser.-Nr.1096 – 1724) und
im Jahr 1983 grob geschätzt weitere 50 Stück
hergestellt, bevor um die Seriennummer 2000 ein fließender Übergang zum Pointy Headstock durchgeführt wurde. Vereinzelt wurden auch noch später Fender-Headstocks verwendet, aber der generelle Wechsel fand im Frühjahr 1983 statt.

Damit wurden nicht einmal 800 Exemplare dieser Kategorie hergestellt, einige davon dürften in der Zwischenzeit zerstört, modifiziert mit Floyds, in Einzelteile zerlegt etc. sein.

Festzuhalten bleibt, dass eine Fender-Headstock-Ur-Charvel eine Seriennummer zwischen 1001 und ca. 2000 aufweisen sollte. Später konnte jedoch der Fender-Headstock noch als Option bestellt werden. Viel später (Erwerb von Charvel durch Fender) wurde der Fender-Headstock wieder der Regelfall.

2. Hals

Die Hälse bilden das eigentliche Erfolgsgeheimnis der frühen Charvels. Charvel ergriff in den späten 70ern / frühen 80ern eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Hälse schneller und komfortabler bespielbar zu machen, als sämtliche Konkurrenzprodukte.
Durch diese Maßnahmen wurden die typischen Spieltechniken der End-70er und frühen 80er begünstigt, vielleicht sogar erst ermöglicht.

Zunächst ist festzuhalten, dass die Charvel-Hälse dieser Serie nicht lackiert waren (abgesehen von sehr seltenen Ausnahmen auf ausdrücklichen Kundenwunsch). Stattdessen wurden sie lediglich mit etwas Öl versiegelt. Folge war ein viel natürlicheres, holzigeres Spielgefühl und vor allem der Vorteil, dass die Greifhand beim Lagenwechsel nicht mehr durch den Lack gebremst wurde.

Darüber hinaus wurde der Griffbrettradius verglichen mit den Konkurrenzprodukten von Fender etc. erheblich abgeflacht. Auf diese Weise waren Bendings wesentlich leichter zu ziehen und die Kontrolle über das nun übersichtlichere Griffbrett wurde verbessert
.
Ein weiteres Merkmal der frühen Charvelhälse bildet die Halsform. Diese wurde immer erheblich flacher, meistens auch erheblich dünner als bei der Konkurrenz ausgestaltet. Folge war die erheblich schnellere Bespielbarkeit der Hälse.

Weitere Erkennungsmerkmale der frühen Charvelhälse sind die Form der Kopfplatte, der sehr kurze Abstand der beiden Oktavbretteinlagen, das Logo, das an der Kopfplatte braun abgesetzte Holzstück, das den Halsstab (Trussrod) abdeckt, der Sattel meist aus braunem Kunststoff (Phenolic nut), die Verwendung von zunächst 21, später 22 Bünden im gemäßigten Jumbo-Fret-Format. All dies kann perfekt auf den oben beschriebenen Websites der Charvel-Sammler, die mit vielen Fotos ausgestaltet sind, besichtigt werden.

Bei den Fender-Headstock- Hälsen fällt auf, dass diese am Sattel zum Teil recht breit ausgeführt waren (bis 1 3/4") und so noch mehr Platz für sportliche Höchstleistung boten. Der tränenförmige Verschlussstopfen des Trussrods hat oft eine lila/bräunliche Farbe. Griffbrettkanten waren oft verrundet

Auffallend ist auch, dass Charvel relativ häufig das teure Vogelaugenahorn (Birds Eye Maple) verwendete. Dieses Material wurde in der Aufpreisliste angeboten und speziell bei den frühen Exemplaren recht häufig verbaut.
Die Hälse hatten zunächst nur 21 Bünde, dann später (etwa ab 1981) 22.

Das Charvel-Logo an der Kopfplatte wurde nunmehr durch den „Made in U.S.A.“-Schriftzug ergänzt:

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3. Korpus:

Der untere Cutaway der Charvel-Stratbodies ist etwas großzügiger ausgeführt als bei anderen Stratbodies, um den Zugang zu den oberen Lagen zu erleichtern. Der untere "stehen gebliebene" Rand des Neckpockets fällt dadurch vergleichsweise klein aus. Neben Erle gab es auch Korpora aus massivem Ahorn, meist Quilted Maple transparent lackiert und sehr schwer.

4. Lackierungen:

Charvel-Body-Lackierungen sind vergleichsweise dick. Neben „normalen“ einfarbigen Korpora sind eine Reihe von Sonderlackierungen bekannt, die in den 80ern auffielen. Hot-Rod-Flames, Blitze, Bullseye-Kreise, Spinnennetze, Schachbrettmuster, Van-Halen-Stripes und vieles mehr.

Es gab aber auch schon durchscheinende Lacke insbesondere bei schönen Quilted maple – Decken, teilweise bestand sogar der ganze Korpus aus Vogelaugenahorn/Riegelahorn.

Letztlich war fast alles möglich, schließlich wurde von Beginn an nahezu jeder Sonderwunsch verbaut. Gerade das kennzeichnet (im Gegensatz zu Vielem, was sich heute so nennt), einen echten Custom Shop. Bei Charvel baute man in den ersten Jahren nur auf ausdrückliche verbindliche Bestellung.

Die Lackierungen sind mit reichlich aufgetragenem Polyurethanlack ausgeführt. Dieser sinkt im Laufe der Jahre ein oder wirkt unter der Brücke oder unter der Halsplatte gelegentlich etwas eingedrückt, also wurde wohl schon montiert, bevor der Lack wirklich trocken war.

Grundierung/Filler weisen ebenfalls ordentliche Schichtdicken auf, kreidig in der Substanz, weißlich in der Farbe auch gräulich oder vom Decklack leicht eingefärbt.

Halstaschen wurden nach dem Lackieren offenbar teilweise nachgefräst, um eine schiere Oberfläche wieder herzustellen, und dann mit den oben genannten Info-Kritzeleien versehen.
Noch immer waren Grafiken sehr beliebt, auch die bereits von den prepros her bekannten Stripes und Hod-Rod-Flames:

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(Pics von Colla und aus dem Forum: http://www.rig-talk.com/forum/viewtopic.php?f=3&t=171852&mobile=on )

Edward van Halen erhielt von Grover Jackson 5 Stripes-Charvels als Friedensangebot dafür, dass Charvel seine Idee verwendete und selbst Stripes-Gitarren herstellte. Eine dieser Gitarren, die Eddie auch tatsächlich spielte, wurde später Gerüchten zufolge für unglaubliche 70.000 $ verkauft.

5. Hardware

Auch bei den Pickups bestand freie Auswahl. Allerdings ist eine Vielzahl der frühen Charvels mit hellen diMarzio-Humbuckern bestückt. Am häufigsten ist die Konfiguration mit einem einzigen Humbucker am Steg und nur einem einzigen (Volume-) Poti, mithin also ohne Tone-Poti und sonstige Schalter. Bei Verwendung mehrerer Pickups waren diese zumeist durch (kleine) Schalter einzeln ein- und ausschaltbar, so dass im Gegensatz zum toggle-switch auch die äußeren Tonabnehmer oder alle Tonabnehmer gleichzeitig einschaltbar waren.
Zumindest in einem Fall (Ser.-Nr.1602) ist auch die originale Verwendung von aktiven EMG-Pickups bekannt.
Das klassische Tremolo besteht aus vergoldetem Messing. Es ist ein einfacher Fender-Typ mit 6 Befestigungsschrauben.

Die legendären Charvel Messingtremolos wurden von einem kleinen metallverarbeitenden Betrieb in Kalifornien hergestellt, der auch die sogenannten "NOS" (New Old Stock) Messingtremolos der Reissues herstellen soll (Merlin 5 Products, Bill Gerien). Die NOS Tremolos sind von ebenso guter Qualität wie die alten originale und kaum von diesen zu unterscheiden. Ein von einem Sammler (Nils H.) entdecktes Unterscheidungsmerkmal: Bei den neuen NOS Tremolos verlaufen im Sustainblock die Bohrungen für die Saitendurchfüh-rung und die kleinen Bohrungen zum Einhaken der Tremolofedern in einer Linie. Bei den alten Originalen sind die kleinen Löcher zum Einhaken der Federn leicht in Richtung Federklaue vorgezogen gebohrt, also "out of line".

Der Saitenabstand zwischen E und e beträgt bei den Charvel Tremolos im Allgemeinen 52mm, also passend zu den damaligen Humbuckern (entsprechend schmal). Beim Blick von oben sollten die beiden E-Saiten "innen" zwischen den beiden äußeren der 6 Tremolo-Befestigungsschrauben verlaufen. Bei normalen Strat-Tremolos laufen die beiden E-Saiten genau drüber.

(Es tauchen bei einigen späteren Reissues (Blood Splatter Legacy) erstaunlicherweise "NOS" Tremolos vom Originalhersteller mit dem weiten Saitenabstand auf. Gab es also auch.
Merkwürdigerweise sind die Pointy Reissues mit dem schmalen NOS-Tremolo ausgerüstet aber trotzdem mit Tonabnehmern im weiteren Floyd-Spacing)
Später wurden auch Kahler und Floyd-Rose-Syteme verbaut. Sehr viele frühe Charvels wurden mit Floyds nachgerüstet. Dies mindert den Sammlerwert, erhöht aber die spiele-rischen Möglichkeiten der Gitarre.

6. Seriennumerierung:

Generell gilt, dass die Seriennummern auf den Halsplatten nicht exakt die Fertigungsreihen-folge der Gitarren wiedergeben. Es heißt, man habe bei Charvel in der Endmontage in ein Kästchen mit vornummerierten Neckplates gegriffen und dann eben dasjenige angeschraubt, welches man gerade zufällig in der Hand hatte. Man kann also nur in etwa den Herstellungs-zeitpunkt aus der Seriennummer ableiten. Genauere Info findet sich in der Halstasche und auf dem unteren Ende des Halses. Oft findet sich unter den Bleistift/Filzstift/ Marker-Kritzeleien, die man dort findet ein Datum (Monat-Tag-Jahr), die Initialen des "Monteurs" und die sogenannten Work Order Numbers, die konkreten Aufschluss darüber geben, in welcher Reihenfolge die Gitarren gefertigt wurden.
In den ersten Jahren war diese WO-Nummer für Hals und Body gleich, später hat man für Hals und Body jeweils aufeinander folgende Work Order Numbers benutzt.


Die frühen Charvels in der Presse:

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(Fachblatt - Das Musikermagazin, Ausgabe 04/81)








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(Quelle: http://www.usacharvels.com/charvels.htm)




Ebenfalls aus dem Internet:

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Seriennummern:
Spalte 1: 1001, 1018, 1022, 1023, 1063, 1082, 1128, 1131, 1139
Spalte 2: 1148, 1176, 1183, 1210, 1224, 1233, 1234, 1237, 1293
Spalte 3: 1301, 1326, 1364, 1390, 1412, 1456, 1488, 1501, 1505
Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm


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Baureihe 4: Frühe San Dimas mit Pointy Headstock ab 1983

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`84er San Dimas mit nachgerüstetem Floyd

Die Gitarren unterscheiden sich kaum von der Baureihe 3.
Es kann daher auf diese Baureihe verwiesen werden.

Im Frühjahr 1983, beginnend um Seriennummer 1760, stellte man bei Charvel die Kopfplattenform um. Auslöser waren die zunehmende Gefahr, von Fender wegen der ursprünglichen Kopfplattenform verklagt zu werden und der Umstand, dass Charvels zunehmend in härteren Gefielden des Rock vertreten waren und dort die eckige pointy - Kopfplattenform (auch Jackson headstock genannt) einfach besser passte.

Frühere Exemplare hatten oft Messing-Tremolos oder das Kahler 2300, später waren auch originale Floyds sehr verbreitet. Die Neckplate bestand nunmehr aus einer dickeren Materialstärke. Auch die (weiterhin unlackierten) Hälse wurden im Schnitt etwas dicker.
Die letzte Gitarre dieser Baureihe trug die Seriennummer 5491.

Zur Ableitung des Herstellungsjahrs aus der Seriennummer: http://www.usacharvels.com/serials.htm

Auch diese Gitarren freuen sich auf dem Gebrauchtmarkt großer Beliebtheit, wenn auch zumindest derzeit die „zackigen“ Kopfplatten außerhalb von Rocl/Hardrock/Metal etwas aus der Mode gekommen sind. Der Geschmack hat sich allerdings schon recht häufig gewandelt, so dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis wieder diese Form bevorzugt wird.

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San Dimas mit sehr gesuchter Graphik

Zu den Änderungen am Hals:

Die Pointy-Hälse haben meistens eine Sattelbreite von 1 11/16". Die Stärke der aufgeleimten Griffbretter ist konstruktionsbedingt, um die Stabilität des Halses zu gewährleisten. Der Halsstab wurde nun immer von oben eingelegt, deshalb gab es also keine rückwärtigen Verschlussstreifen (Skunk Stripe) mehr.
Irgendwann zwischen Seriennummer 4500 und 5000 verschob sich die angeschäftete Verbindung zwischen Kopfplatte und Hals vom 2. in den 3. Bund, um die Stabilität im bruchgefährdeten Bereich zwischen Kopfplatte und Hals weiter zu verbessern. Die Hälse sind im Schnitt etwas kräftiger als diejenigen der Baureihen 1-3, dadurch waren sie für viele Gitarristen, die keine besonders kleinen Hände haben, leichter zu spielen. Noch immer waren sie aber eher breit und flach, damit die neuen Spieltechniken und insbesondere schnelles Spiel gut unterstützt wurden.

Die ersten Pointies hatten zunächst schwarz lackierte Kopfplatten, wie man an der Gitarre Nr. 1727 sehen kann, diese Lackierung wurde später abgelöst durch eine schwarze Kunststoff-beschichtung. Auch die rückwärtige Elektronikfachabdeckung ist bei 1727 noch aus glattem schwarzem Kunststoff.

Bei Bässen dieser Umbruchszeit von Strathead auf Pointy finden sich bisweilen von Fender-Style auf Pointy-Style umgearbeitete Kopfplatten. Einkompromiss, um Ärger mit Fender zu vermeiden und dennoch bereits vorhandenes Material aufzubrauchen (Bass Nr. 1723)

Diese Gitarren spielen sich ebenso hervorragend und klingen so wie die früheren Gitarren. Aus diesem Grund ist auch diese Baureihe heute sehr gesucht, selten und teuer.
Obwohl….teuer? Sie kosteten seinerzeit (1. Hälfte der 80er) mit Graphik meist knapp 4000 DM. Dies entsprach dem Preis zweier Gibson Les Paul Standards und entspricht inflationsbereinigt heutigen 3500 €. Da sind heutige Gebrauchtpreise von 800 – 2000 € (abhängig von Zustand, Lackierung, Originalität etc.) eigentlich sogar ziemlich fair.

Der Gegenwert, den man mit so einer Gitarre bekommt, ist jedenfalls hervorragend..

Der pointy headstock war immer mit einem goldenen (und nie dem späteren weißen!) Charvel-Logo und der Unterzeile „Made in USA“ versehen.
Die Kopfplatte bestand aus Ahorn und meist (s.o.) einer aufgesetzten schwarzen Kunststoffbeschichtung).

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Herkunft: Goldenes Logo (nicht weißes) = Made in USA

Es fällt auf, dass bei Hälsen aus der Kombination Ahorn mit Palisandergriffbrett (Rosewood) das Palisandergriffbrett viel dicker ist als bei konkurrierenden Herstellern. Hieraus folgt möglicherweise ein etwas besserer Attack beim Anspielen eines Tons.

Beibehalten wurde auch der geringe Abstand der beiden Oktav-Dots zueinander, den Fälschungen bei ebay und Co. (Decal auf anderen Hals kleben) fast nie aufweisen.

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(Quelle: http://www.usacharvels.com/charvels.htm)
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(Quelle: http://www.usacharvels.com/charvels.htm)


Ebenfalls aus dem Internet:





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Seriennummern:
Spalte 1: 1762, 1768, 1769, 1823, 1843, 1926, 1958, 1990, 2000
Spalte 2: 2045, 2089, 2108, 2122, 2143, 2184, 2195, 2199, 2245
Spalte 3: 2298, 2312, 2334, 2360, 2402, 2408, 2475, 2483, 2487

Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm
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Seriennummern:
Spalte 1: 2497, 2537, 2583, 2585, 2623, 2629, 2638, 2669, 2686
Spalte 2: 2711, 2735, 2764, 2785, 2795, 2900, 2934, 3011
Spalte 3: 3034, 3050, 3121, 3160, 3164, 3183, 3223, 3242, 3243

Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm
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Seriennummern:
Spalte 1: 3270, 3277, 3291, 3310, 3318, 3336, 3348, 3350, 3419
Spalte 2: 3482, 3490, 3522, 3569, 3580, 3582, 3600, 3650, 3694
Spalte 3: 3704, 3707, 3725, 3733, 3736, 3797, 3798, 3803, 3833
Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.ht
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Seriennummern:
Spalte 1: 3899, 3911, 3912, 3916, 3990, 4020, 4226, 4257, 4260
Spalte 2: 4064, 4100, 4167, 4170, 4163, 4165, 4209, 4212, 4244
Spalte 3: 4283, 4342, 4371, 4425, 4426, 4436, 4458, 4504, 4512
Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm
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Seriennummern:
Spalte 1: 4528, 4531, 4593, 4641, 4643, 4654, 4659, 4667, 4674
Spalte 2: 4692, 4698, 4754, 4767, 4794, 4801, 4848, 4875, 4876
Spalte 3: 4877, 4881, 4893, 4939, 4942, 4982, 4983, 4987, 5010

Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm
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Seriennummern:
Spalte 1: 5074, 5086, 5130, 5174, 5201, 5215, 5235, 5307, 5310
Spalte 2: 5317, 5359, 5417, 5435, 5446, 5449, 5454, 5463, 5486

Quelle : http://www.jacksoncharvelworld.net/gallery.htm

Viel Erfolg bei der Suche nach einem alten Original! Ich habe die vielen Pics bewusst beigefügt, weil mich auch die frühen Graphiken faszinieren. Sie sind noch relativ einfach gehalten, die Zeit der Airbrush-Künstler waren noch nicht angebrochen, aber viel mehr 80er ist wohl kaum möglich.^^
 
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Wow, was für ein Thread. :hail: Und hier sind auch alle eingangs von mir erwähnten Bilder enthalten. 100-zentig. :) Leider darf ich momentan keine weiteren :keks: an Dich verteilen, sorry.
 
Moin Dirk und hallo in die Runde!

Ich hab' hier im Shop eine alte Dame liegen und mir ist nicht klar, ob sie als "Parts" oder als "Pre-Serial" zu bewerten
ist.

Einziger Hinweis ist, das rote Geschreibsel. Das könnte von einer privaten Person stammen, die sich ca. 1979/80 einen OEM Charvel Hals (ohne Decal) und dazu einen Charvel Body aus Esche gekauft haben könnte um die zu "verheiraten" und eine Gitarre daraus zu bauen mit vielen "period correct"en Teilen von Schecter, Fender und Charvel.
Es könnte sich hierbei allerdings auch um Kürzel eines Mitarbeiters aus der Factory handeln und das würde sehr klar aufzeigen, dass Hals und Korpus zusammen gehören und es sich hierbei um eine Pre-Serial-Number Charvel mit der "Working-Number "192" handelt, die mittlerweile unglaublich viele Ersatzteile trägt und mehrfach umfangreich modifiziert wurde.

Daher die Frage: Hat jemand schon mal diese Buchstaben-Kombination, die in meinem Fall in roter Fineliner-Schrift auf dem Hals und in der Neck Pocket steht, bei einer anderen, alten US Charvel gesehen?

ganz liebe Grüße - auch von Sherlock Holmes!

Nils

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