DirkS
Moderator E-Gitarren HCA frühe PRS und Superstrats
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Hinweis: Dieser Beitrag wurde vom Verfasser inzwischen aktualisiert und erweitert für die
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Charvel ein Überblick
Charvel, der Name allein genügte in den letzten 5 Jahren, um den Gitarristen in aller Welt das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen. Grover Jackson, der Vater dieser Gitarrenserie, baute in seiner kleinen Firma diese Edelgitarren, die außerdem durch ausgeflippte Lackierungen besonders den Jungs aus dem Heavy Metal Bereich gefielen, per Handarbeit. Die war unter anderem der Grund dafür, dass man z.T. recht lange auf eine Charvel warten musste, wenn man eine bestellt hatte. (Fachblatt Musik Magazin 9/86)
Der Hals liegt phantastisch in der Hand....Es tut mir leid, wenn ich jetzt so schwärme, aber diesen Strat-Sound finde ich toll. Es ist ein brillanter, knackiger Ton, mit viel Sustain, den man einer solchen Gitarre gar nicht zutraut. Ich glaube, mit dieser Gitarre kann man alles machen. Jede Art von Musik. Ich weiß, dass manche alte Strat einen ähnlichen Sound hatte, nur nicht so kraftvoll. Auch wenn das nicht stört, dass sie so kraftvoll ist. Ich bin jedenfalls wirklich begeistert...
Wenn man die Liste der Leute liest, die eine Charvel-Gitarre besitzen, und sich danach die Gitarre genau anschaut, dass weiß man, warum das so ist. Die Charvel ist nämlich wirklich eine hervorragende Gitarre. Sie ist aus den besten nur erdenklichen Materialien hergestellt. Als Beispiel soll noch mal der in Handarbeit gefertigte Bird`s Eye Maple Hals herhalten.
In der vorliegenden Strat-Version hat sie einen ausgezeichneten Stratocaster-Sound in höchster Vollendung, nämlich klar, bissig und warm zugleich mit einem guten Sustain.
Die Charvel ist ausgezeichnet bespielbar.... (Gitarren-Testjahrbuch 1982)
Nur ein Auszug aus den seinerzeit führenden Fachzeitschriften.
Und das aus den frühen 80ern. Also einer Zeit, als Testberichte üblicherweise völlig emotionslos verfasst wurden.
Und nahezu alle Gitarrenstars wollten eine haben, nicht alle konnten eine bekommen.
Ein wirklich nur kleiner Auszug:
Eddie van Halen wurde mit Charvels bekannt, spielte seine gesamten ersten Alben damit ein, bis er (für viel Geld) von Kramer abgeworben wurde. Dort wurde ihm eine Charvel-Kopie zur Verfügung gestellt.
Steve Vai feierte seine ersten großen Erfolge mir einer grünen Charvel, die er im Lauf der Jahre immer weiter modifizierte.
Gary Moore durchlebte seine Rockzeit mit einer Charvel (schön abgebildet auf dem Cover einer seiner LP/CDs).
Alan Holdworth, Dokken, ZZ Top, Warren Martini, etc. Wo soll man anfangen, wo aufhören? Wer sich in den frühen 80ern die Namen der Charvel-Gitarristen ansah, hatte das Who-is-who der besten Gitarristen dieser Zeit vor Augen.
Was also hat es auf sich mit diesen Gitarren? Was hob sie aus der Masse hervor?
Weshalb waren gerade diese Gitarren, die seinerzeit weit teurer als Fender- oder Gibson-Modelle waren, so begehrt?
Heute werden die frühen Charvels als Wegbereiter der sogenannten Super-Strats angesehen. Sie stehen für die Erweiterung der spielerischen Möglichkeiten in den frühen 80ern, den Aufbruch zu neuen Techniken (Eddies DiveBombs und High-Speed-Tappings, Sweeping etc.). Humbucker in Strat-Korpussen, Wegfall der Pickguards, teilweise abenteuerliche Lackierungen, dazu eine überragende Fertigungsqualität waren überzeugende Argumente. Hinzu kommt:
Charvels wurden im Gegensatz zu Gibson, Fender o.ä. komplett in Handarbeit hergestellt.
Hier mag durchaus ein wenig Psychologie im Spiel sein, aber überspitzen wir es einmal: Ist es nicht schöner, sich einen Gitarrenbaumeister bei dem exakten Abschleifen eines Gitarrenhalses vorzustellen, als eine Maschinenfabrik, bei der auf der einen Seite Bäume hinein und auf der anderen Seite fertige Gitarren herauskommen?
Außerdem folgt aus der Fertigung in Handarbeit, dass jede USA-Charvel zwangsläufig ein Unikat ist und sich zumindest geringfügig von ihren Schwestern unterscheidet.
Noch ein Argument für den Erfolg der Charvels: Custom Shops existierten bei Fender und Gibson noch nicht. Bei Charvel konnte man schon damals in weitem Umfang eigene Wünsche bei Herstellung der Gitarre verwirklichen lassen.
Leider waren nicht zuletzt deshalb die originalen frühen Charvels schon in den späten 70ern und frühen 80ern sehr teuer und auch die heutigen Sammlerpreise steigen auf einem sehr hohen Niveau ständig an.
Was also hat es mit diesen Gitarren auf sich?
Dieser Beitrag soll sich nicht mit dem Unternehmen und dessen maßgeblichen Personen beschäftigen. Hierüber kann sich jeder ausgiebig im Internet (etwa sandimascharvel.com, jacksoncharvelworld.net, charvelguitars.com, usacharvels.com etc.) oder in der Fachliteratur (Frank Green: The Custom Guitar Shop and Wayne Richard Charvel) informieren.
Stattdessen sollen hier die Gitarren im Mittelpunkt stehen.
Wer sich auf Musikbörsen und Musikerflohmärkten aufhält oder Internetauktionen verfolgt, erkennt schnell ein hohes Verwirrungspotential, an dem die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig ist.
Wer würde z.B. vermuten, dass Hinweise auf der Halsplatte auf Fort Worth, TX, U.S.A. auf eine Japan-Fertigung hindeuten ?
Viele Charvel-Besitzer sind der ebenso festen wir unzutreffenden Ansicht, ein USA-Produkt zu spielen.
Die tatsächlichen USA-Charvels (ja, auch die gibt es) unterscheiden sich allerdings von den Fort Worth Modellen in nahezu jeder Hinsicht.
Ein weiteres Problem: Bret Dennis hat auf seiner hervorragenden Website sandimascharvel.com verdeutlicht, dass es wohl keine andere Gitarre gibt, von der eine so große Anzahl von Fälschungen im Umlauf ist.
Auch hieran ist die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig, da von dort aus viele Original-Ersatzteile (Waterslide-Logos, Neckplates etc.) in den Handel gelangten und über Internet etc. Fälschern zugänglich wurden.
Es wäre schade, wenn Interessenten, denen eine der seltenen USA-Charvels angeboten wird, aus Sorge vor Fälschungen vor einem Kauf zurückschrecken, wenn auch eine gewisse Vorsicht zwingend geboten ist.
Auch ist es für Deutsche etwas mühsam, sich durch das Labyrinth der leider stets englischsprachigen Websites (Ausnahme: Jacksonmuseum.com) zu quälen. Und das, obwohl aufgrund der intensiven und erfolgreichen Bemühungen eines Hamburger Gitarrenshops (No.1) in kein anderes Land so viele der frühen und damit besonders gesuchten Charvels importiert wurden wie nach Deutschland.
Nachfolgend soll daher ein kurzer Überblick eine sichere Einordnung der Charvel-Gitarren erleichtern und vor Fälschungen schützen.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich die wichtigsten Charvels entsprechend ihres Herstellungszeitraums in
folgende Kategorien aufgeteilt:
Wie immer unter Sammlungen gibt es auch hier einen heiligen Gral, eine blaue Mauritius. Dies sind die Kategorien 2 und 3 und mit Abstrichen 1 (schwer von Fälschungen zu unterscheiden) und 4.
Mit Abstand am häufigsten auf dem Markt aufzufinden sind die Kategorien 5 und 6.
Die Kategorien 7 bis 11 (außer 9) stellen kleinere USA-Serien dar, bei denen sich die Kategorien 8 und 10-11 deutlich an den Urcharvels (1-4) orientieren, die Kategorie 7 dagegen eine modernere Variante darstellt.
Sehen wir uns die einzelnen Kategorien einmal näher an:
Kategorie 1 pre pros mit glatter Halsplatte
Der in Sammlerkreisen übliche Name pre pro ist die Abkürzung des Begriffs pre production, es handelt sich also um Vorserienmodelle.
Gitarren dieser Kategorie sind selten, ein offizieller Import nach Deutschland existierte nicht.
Ich tue mich schwer damit, den Erwerb zu empfehlen, da einfach noch zu wenige typische Merkmale existierten, die zur Überprüfung der Echtheit dienen können.
Die meisten dieser Gitarren wiesen schon Merkmale der nachfolgenden Kategorien auf, wohl alle Gitarren haben den Charvel-Fender-Headstock (Kopfplatte) mit einem schwarzen eine Gitarre stilisierenden Charvel-Logo).
Im Internet, insbesondere bei ebay werden immer wieder Gitarren dieser Kategorie angeboten, dies sogar zu z.T. äußerst günstigen Preisen. Dennoch kauft sie niemand, weil das Risiko, einer Fälschung aufzusitzen, einfach zu groß ist. Es spricht für sich, wenn die Anbieter keine Fragen beantworten oder unhöfliche mails versenden
Wer sich über die Modelle dieser Kategorie näher informieren will, der sollte auf der Website usacharvels.com dem Link zur pre pro history folgen. Sollte nur eines der dort beschriebenen Merkmale fehlen, handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein Original.
Aufgrund der Vielzahl von Variationen soll an dieser Stelle ein nähere Beschreibung unterbleiben.
Kategorien 2 und 3 : Frühe San Dimas mit Fender-Halskopfform ab 1981
- pre pro USA San Dimas Halsplatte mit 5stelliger Seriennummer, Fender-Halskopf
- Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn., Fender-Halskopf, ganz selten (insbesondere bei Nicht-Strattypen) Halskopf in anderer Form, ebenfalls selten: matching headstocks)
Die Gitarren der Kategorien 2 (in Sammlerkreisen als 5digits pre pro bezeichnet) und 3 (frühe Serie) sind nahezu baugleich, können also gemeinsam betrachtet werden.
Die 5digits pre pros sind im Grunde genommen auf dem freien Markt überhaupt nicht mehr erhältlich und auch die frühe Serie wird nur äußerst selten angeboten.
Wenn solche Gitarren verkauft werden, dann meist innerhalb der eingeweihten Kreise, denn Charvel-Fans bilden eine weltweite Gemeinschaft, die meisten Sammler kennen sich untereinander.
Sehen wir uns diese Gitarren einmal näher an:
1. Halsplatte (neckplate)
Der erst Blick geht eigentlich immer zur Halsplatte, dem dünnen Metallstück an dem Befestigungspunkten von Hals und Korpus, sie ist das augenfälligste Merkmal.
Diese Halsplatte unterscheidet Charvels der Kategorien 2 und 3.
a) Gemeinsamkeiten:
Die Halsplatte ist dreidimensional ausgestaltet.
Innerhalb eines erhöhten Rahmens, der auch die Einfassungen der 4 Halsbefestigungsschrauben umfasst, ist ein tieferer Plattenboden mit schwarzem Eislack (Lackoberfläche mit kleinen Unebenheiten) versehen.
Von diesem Boden heben sich erhöht und unlackiert folgende Schriftzüge ab:
- Oben befindet sich das bekannte Charvel-Logo in Gitarrenform.
- Darunter befindet sich ein Kästchen, in das die Seriennumer eingearbeitet ist.
- Hierunter folgen die Zeilen
P.O.Box 245
San Dimas
CA.91773
U.S.A.
Die gesamte Halsplatte ist trotz der 3dimensionalen Ausgestaltung noch sehr flach, ca. 1 mm.
Sie erwies sich sogar als zu flach. So finden sich oft rissförmige Beanspruchungsspuren im Bereich der 4 Schraubenlöcher der Halsbefestigungsschrauben.
Im Verlauf der späteren San Dimas Serie (Kategorie 4) erkannte man diesen Fehler und die Halsplatten wurden fortan etwas dicker hergestellt.
Erfreulicherweise sind nach Kenntnis des Verfassers nie die dünnen Halsplatten ohne Seriennummer als Ersatzteile in den Handel gelangt, so dass dicke Platten mit 5stelligen oder niedrigen 4stelligen Seriennummern stets als Fälschungen erkannt werden können.
b) Unterschiede
aa) Kategorie 2 (5digits pre pros)
Die Seriennummer besteht aus 5 eingestanzten Ziffern.
Diese wirken relativ lustlos angebracht, die einzelnen Ziffern sind oft nach unten oder oben versetzt, auch sind sie unterschiedlich tief und z.T. etwas schief eingestanzt.
Immerhin folgt die Seriennummer einem System:
Die erste der 5 Ziffern ist stets eine 1, vermutlich aufgrund des Herstellungsjahres 1981.
Die 2. und 3. Ziffer folgen einem Zehnersystem, diese Ziffern bestehen also stets aus den Zahlen 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 oder 90. Häufig scheinen die 80 und 90 verwendet worden zu sein.
Diese beiden Ziffern sind auch sorgfältiger und gleichmäßiger eingestanzt als die anderen, sie heben sich optisch von den Ziffern 1, 4 und 5 ab. Die Einsen sind oft etwas tiefer eingestanzt als andere Ziffern.
Bei den Ziffern 4 und 5 ist kein System erkennbar, es handelt sich möglicherweise um eine fortlaufende Nummerierung.
Dieses System der Nummerierung gibt zugleich die theoretische Höchstanzahl an 5digits pre pros an.
Selbst wenn jede denkbare Ziffer verwendet worden wäre, dann wäre dieses Zahlensystem nach 900 Exemplaren (9 Varianten der Ziffern 2,3 multipliziert mit 100 Varianten der Ziffern 4,5) ausgereizt.
Tatsächlich wurden jedoch viel weniger dieser pre pros hergestellt. Wir wissen heute, dass diese pre pros nur in dem sehr kurzen Zeitraum von April bis Mai 1981 hergestellt wurden.
Direkt im Anschluss folgte die Serie (Kategorie 3). Charvel stellte in den verbleibenden 7 Monaten des Jahres 1981 94 Gitarren der Kategorie 3 her, also im Schnitt 13 ½ Gitarren pro Monat.
Da dieser Schnitt der Serie zugleich das Maximum der Vorserie darstellen durfte, errechnen sich für die 2 Monate der Herstellung der 5 digits pre pros 27 Exemplare.
Genaue Listen existieren nicht. Es dürfte aber auf der Hand liegen, dass diese Gitarren die seltensten Sammlerstücke darstellen.
b) Kategorie 3 (erste Serie, San Dimas, Fender-Headstock
Die Seriennummerierung begann im Jahr 1981 nicht mit der Nr. 0001, sondern mit der 1001, einer berühmten Gitarre mit Becks-Grafik.
Im Jahr 1981 wurden 94 dieser Gitarren (Ser.Nr. 1001 1095),
im Jahr 1982 weitere 628 (Ser.-Nr.1096 1724) und
im Jahr 1983 grob geschätzt weitere 50 Stück
hergestellt, bevor um die Seriennummer 1760 ein fließender Übergang zum Jackson-headstock durchgeführt wurde. Vereinzelt wurden auch noch später Fender-headstocks verwendet, aber der generelle Umschwung fand im Frühjahr 1983 statt.
Damit wurden nicht einmal 800 Exemplare dieser Kategorie hergestellt, einige davon dürften in der Zwischenzeit zerstört, modifiziert mit Floyds etc., in Einzelteile zerlegt etc. sein.
Festzuhalten bleibt, dass eine Fender-headstock-UrCharvel eine Seriennummer zwischen 1001 und ca. 1760 aufweisen sollte. Später konnte jedoch der Fender-Headstock noch als Option bestellt werden. Viel später (Erwerb von Charvel durch Fender) wurde der Fender-Headstock wieder der Regelfall.
2. Hälse
Die Hälse bilden das eigentliche Erfolgsgeheimnis der frühen Charvels. Charvel ergriff in den späten 70ern / frühen 80ern eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Hälse schneller und komfortabler bespielbar zu machen, als sämtliche Konkurrenzprodukte.
Durch diese Maßnahmen wurden die typischen Spieltechniken der End-70er und frühen 80er begünstigt, vielleicht sogar erst ermöglicht.
Zunächst ist festzuhalten, dass die Charvelhälse dieser Serie nicht lackiert waren (abgesehen von sehr seltenen Ausnahmen auf ausdrücklichen Kundenwunsch). Stattdessen wurden sie lediglich mit etwas Öl versiegelt. Folge war ein um ein Vielfaches natürlicheres, holzigeres Spielgefühl und vor allem der Vorteil, dass die Greifhand beim Lagenwechsel nicht mehr durch den Lack gebremst wurde.
Darüber hinaus wurde der Griffbrettradius verglichen mir den Konkurrenzprodukten von Fender etc. erheblich abgeflacht. Auf diese Weise waren Bendings wesentlich leichter zu ziehen und die Kontrolle über das nun übersichtlichere Griffbrett wurde verbessert.
Ein weiteres Merkmal der frühen Charvelhälse bildet die Halsform. Diese wurde immer erheblich flacher, meistens auch erheblich dünner als die der Konkurrenz ausgestaltet. Folge war die erheblich schnellere Bespielbarkeit der Hälse.
Weitere Erkennungsmerkmale der frühen Charvelhälse sind die Form der Kopfplatte, der sehr kurze Abstand der beiden Oktavbretteinlagen, das Logo, das an der Kopfplatte braun abgesetzte Holzstück, das den Halsstab (Trussrod) abdeckt, der Sattel aus braunem Kunststoff (Phenolic nut), die Verwendung von zunächst 21, später 22 Bünden im gemäßigten Jumbo-Fret-Format. All dies kann perfekt auf den oben beschriebenen Websites der Charvel-Sammler, die mit vielen Fotos ausgestaltet sind, besichtigt werden.
Auffallend ist auch, dass Charvel relativ häufig das sehr teure Vogelaugenahorn (Birds Eye Maple) verwendete. Diese Material wurde in der Aufpreisliste angeboten und speziell bei den frühen Exemplaren recht häufig verbaut.
Das Charvel-Logo mit der stilisierten Gitarre misst etwa x mm.
3. Lackierungen:
Charvel-Body-Lackierungen sind vergleichsweise dick. Neben normalen einfarbigen Korpussen sind eine Reihe von Sonderlackierungen bekannt, die in den 80ern auffielen. Hot-Rod-Flames, Blitze, Bullseye-Kreise, Spinnennetze, Schachbrettmuster, Van-Halen-Stripes und vieles mehr.
Es gab aber auch schon durchscheinende Lacke insbesondere bei schönen Quilted maple Decken (teilweise bestand der ganze Korpus aus Vogelaugenahorn/Riegelahorn)
Letztlich war fast alles möglich, schließlich wurde von Beginn an jeder Sonderwunsch verbaut. Gerade das kennzeichnet (im Gegensatz zu vielem, was sich heute so nennt), einen echten Custom Shop.
4. Hardware
Auch bei den Pickups bestand freie Auswahl. Allerdings ist eine Vielzahl der frühen Charvels mit hellen diMarzio-Humbuckern bestückt. Am häufigsten ist die Konfiguration mit einem einzigen Humbucker am Steg und nur einem einzigen (Volume-) Poti, mithin also ohne Tone-Poti und sonstige Schalter. Bei Verwendung mehrerer Pickups waren diese zumeist durch (kleine) Schalter einzeln ein- und ausschaltbar, so dass im Gegensatz zum toggle-switch auch die äußeren Tonabnehmer oder alle Tonabnehmer gleichzeitig einschaltbar waren.
Zumindest in einem Fall (Ser.-Nr.1602) ist auch die originale Verwendung vom aktiven EMG-Pickups bekannt.
Das klassische Tremolo besteht aus vergoldetem Messing. Es ist ein einfacher Fender-Typ mit 6 Befestigungsschrauben. Später wurden auch Kahler und Floyd-Rose-Syteme verbaut. Sehr viele frühe Charvels wurden mit Floyds nachgerüstet. Dies mindert den Sammlerwert, erhöht aber die spielerischen Möglichkeiten der Gitarre.
Kategorie 4: Frühe San Dimas mit Jackson-Headstockform ab 1983
Die Gitarren unterscheiden sich kaum von der Kategorie 3.
Es kann daher auf diese Kategorie verwiesen werden.
Im Frühjahr 1983, beginnend um Seriennummer 1760, stellte man bei Charvel die Kopfplattenform um. Auslöser waren die zunehmende Gefahr, von Fender wegen der ursprünglichen Kopfplattenform verklagt zu werden und der Umstand, das Charvels zunehmend in härteren Gefielden des Rock vertreten waren und dort die eckige Jackson-Kopfplattenform einfach besser passte.
Diese Gitarren unterscheiden sich kaum von der Kategorie 3.
Es kann daher auf diese Kategorie verwiesen werden. Sie spielen sich ebenso wundervoll und klingen so wie die früheren Gitarren. Aus diesem Grund ist auch diese Kategorie heute sehr gesucht, selten und teuer.
Obwohl.teuer? Sie kosteten seinerzeit (1. Hälfte der 80er) mit Graphik meist knapp 4000 DM. Dies entspricht inflationsbereinigt heutigen 3500 . Da sind heutige Gebrauchtpreise von 1000 2000 eigentlich sogar ziemlich fair.
Der Gegenwert, den man mit so einer Gitarre bekommt, ist jedenfalls toll.
Der Jackson-Headstock war immer mit einem goldenen (und nie dem späteren weißen!) Charvel-Logo und der Unterzeile Made in USA versehen.
Die Kopfplatte bestand aus Ahorn und einem aufgesetzten schwarzen Holzfurnier (und nicht nur einer schwarzen Lackierung, wie in späteren Kategorien).
Es fällt auf, dass bei Hälsen aus der Kombination Ahorn mit Palisandergriffbrett (Rosewood) das Griffbrett viel dicker ist als bei konkurrierenden Herstellern. Hieraus folgt ein etwas besserer Attack beim Anspielen eines Tons.
Beibehalten wurde auch der geringe Abstand der beiden Oktav-Dots zueinander, den Fälschungen bei ebay und Co. (Decal auf anderen Hals kleben) fast nie aufweisen.
Frühere Exemplare hatten oft Messing-Trems oder Kahlers, später waren auch originale Floyds nunmehr sehr verbreitet. Die neckplate bestand nunmehr aus einer dickeren Materialstärke.
Kategorie 5: Fort Worth Serie Japan
Im Jahr 1986 startete Charvel mit einer neuen Serie (Modell 1 bis 6) die Massenherstellung.
Hierfür wurde die Produktion dieser Serien nach Fernost verlegt, um auf dem hart umkämpften Markt konkurrenzfähige Preise zu ermöglichen.
Die Merkmale dieser Gitarren:
Einfarbige Lackierungen, schwarz lackierter Jackson-Headstock mit weissem Charvel-Schriftzug und der Unterzeile by Jackson/Charvel, Neckplate mit 6-stelliger Seriennummer und den Zeilen P O Box 2344, Fort Worth, TX 76113, U.S.A
Diese Gitarren stammen aus einer Japan-Fertigung. Die Halsplatte ist daher für viele Gitarristen irreführend, sie nennt aber nicht den Herstellungsort, sondern nur eine Postanschrift (PO Box).
Die Modelle 1-6 unterschieden sich in der Bestückung der Pickups (Modelle 1 und 2 nur ein Humbucker, Modelle 3 und 4 H-S-S, Modell 5 2 aktive Humbucker, Modell 6 aktive H-S-S).
Modelle 1 und 2 unterschieden sich dadurch, dass Modell 1 einen Ahornhals und Modell 2 zusätzlich eine Palisander-Griffbrett hatte, Modelle 3 und 4 dadurch, dass Modell 3 ein Pickguard hatte, wohingegen die Pickups bei Modell 4 direkt in den Korpus verschraubt wurden, Modelle 5 und 6 hatten einen eingeleimten Hals.
Als Tremolos wurden bei Modellen 1 und 2 einfacher Fender-Typ-Modelle verwendet, bei Model 3 ein Kahler Fulcrum und bei Modellen 4 bis 6 ein Kahler. Später lösten Floyd-Rose-Types (Modelle 3 und 4) die Kahlers ab.
Die Gitarren wurden für ca. 1000 bis 2200 DM angeboten.
Sie schnitten in der seinerzeitigen Fachpresse wirklich gut ab (etwa: Fachblatt 9/86 für Modell 3). In den späteren 80ern erfreuten sich diese Gitarren zu Recht einer großen Beliebtheit.
Allerdings hatten sie mit den ursprünglichen Charvels, die den tollen Ruf der Marke entstehen ließen, relativ wenig gemein.
Natürlich konnten diese Gitarren nicht in Handarbeit gefertigt werden. Leider wurden klassische Charvel-Merkmale, etwa der unlackierte Hals, nicht angeboten. Die Hälse waren zwar noch immer flach und breit, aber eben nicht mehr ganz so extrem, wie zuvor.
Auch bei den Tonabnehmern konnte (preisbedingt) nicht auf teuer diMarzios oder Seymour Duncans zurückgegriffen werden, es kamen Jackson-PUs zum Einsatz. Als Korpus-Material fand überwiegend Linde Verwendung, die einfarbige Lackierung wies einen leichten Metallic-Anteil aus. Die Gitarren verfügten ab Modell 3 über Tone-Regler.
Grundsätzlich waren auch diese Gitarren durchaus ihr Geld wert. Es handelte sich um zuverlässige Instrumente für anspruchsvolle Amateure, sie genügten durchaus auch professionellen Ansprüchen. Das aktive Modell 6 mit eingeleimtem Hals war darüber hinaus auch eine echte Alternative zu der seinerzeit sehr beliebten fast baugleichen, aber viel teureren Jackson Soloist USA.
Gitarren dieser Kategorie sind die am weitesten verbreiteten Charvels. Sie werden wegen der unglücklichen Halsplatte (mit USA-PO BOX) noch heute oft irrig als Charvel-USA angeboten.
Mag diesen Gitarren auch das Charvel-Typische fehlen, so sind sie doch gute Instrumente, die mit anderen japanischen Gitarren dieser Zeit (Ibanez, ESP etc.) absolut mithalten.
Spätere Änderungen dieser Serie: Es wurden auch Sonderlackierungen angeboten (etwa Crackle), Modell 4 bekam im Griffbrett Shark-inlays, die ursprünglich nur Modell 6 hatte, Kahlers wurden durch Floyd-Systeme abgelöst, Modell 3 verlor das Pickguard, zuletzt wurde der Charvel-Schriftzug verändert in einen Schreibschrift-Schriftzug, der der Schrift des Jackson-Logos ähnelte.
Kategorie 6 : Charvette-Serie
Es handelte sich um preisgünstigere Ableger der Kategorie 5.
Kategorie 7: San Dimas I bis IV (Koa) USA
Endlich erinnerte sich Charvel wieder seiner hervorragenden Handwerkskunst.
Ein in der Form etwas modernerer Korpus aus seltenem Koa-Mahagoney wurde mit Ahorn-Hälsen mit Palisandergriffbrett ergänzt. Das Ahorn der Hälse wies eine teilweise geradezu unglaubliche Birdseye-Maserung auf. Die späteren Modelle erhielten darüber hinaus eine farbig durchscheinend lackierte Quilted-Maple-Decke.
Diese Gitarren sahen nicht nur unheimlich gut aus, sie klangen auch hervorragend.
Charvel bewies mit diesen Serien, dass das handwerkliche Können nicht verschütt gegangen war und man noch immer dazu in der Lage war, hervorragende Custom-Instrumente zu bauen.
Kategorie 8: 95er Sondermodell USA (Zitrone Musik)
Der seinerzeitige Vertrieb Zitrone Musik orderte 1975 diese Sonderserie, die aus 75 durchscheinend rot und 75 durchscheinend blau lackierten Gitarren bestand.
Diese Gitarren orientierten sich größtenteils an den alten San Dimas Gitarren und wiesen nur wenige Aktualisierungen auf (etwa: Korpusfräsung für in den Korpus versenktes goldenes Floyd).
Man erkennt sie an dem deutlich überdimensionierten Charvel-Logo und an der Fender-ähnlichen Kopfplatte und der Halsplatte mit Jackson-Logo.
Auch diese Gitarren klingen fantastisch. Im Vergleich zu den alten San Dimas sind sie klanglich ähnlich, in der Ansprache aber noch etwas direkter und lauter, dafür aber nicht ganz so holzig.
Kategorien 9, 10:
Dazu schreibe ich hier nichts, da ich diese Gitarren nie selbst besessen habe. Ich möchte nichts nach Gerüchten oder fremden Testberichten beurteilen. Vielleicht findet sich ja hier jemand, der diesen Teil übernimmt / ergänzt ?
Kategorie 11: Limitierte Sonderserien:
Davon gab es doch einige.
Beginnen wir mit der Charvel San Dimas Star Lightning Bolt. Es handelt sich um das erste limitierte Sondermodell nach Übernahme von Charvel durch Fender. Dadurch konnte Charvel endlich wieder den Fender-headstock wie in der Kategorie 1 und 2 verwenden.
Was macht diesen Modell aus? Eine originale Star der Serie 1 (blauer Korpus mit rotem Blitz) wurde 1:1 nachgebaut. Und zwar mit folgenden 3 Ausnahmen absolut genau:
-neuer Zebra-Seymour-Duncan-Humbuckers
-Schaller-Gold-Mechaniken
-Neckplate nun chrom mit Hinweis auf Herstellung in Ontario
Die sonstigen Merkmale, etwa Messing-Trem, brauner Phenolic nut, Halsform, Fendertyp-headstock mit kleinem Logo, unlackierter Ahornhals mit braunem Einlegestreifen unten etc. wurden vom Original übernommen und sie spielt sich wirklich wie eine frühe Charvel. Wer hierüber mehr nachlesen möchte: Ich habe vor vielen Jahren einen Testbericht bei Dooyou geschrieben, einfach mal googeln
Weiter mit der EVH:
Eine sehr spannende Gitarre: Die Graphik schwarzer Korpus mit gelben Linien ist schlicht DIE Charvel-Graphik. (Am Rande: Sie wird übrigens recht einfach hergestellt: Der gesamte Korpus wird gelb lackiert, dann werden mit Klebeband Linien abgedeckt und der Korpus wird schwarz lackiert. Anschließend entfernt man die Klebebänder, Klarlack drauf und fertig.)
Frühe (Kategorie 1 und 2) Vorbilder hatten noch kein Floyd, das gab es damals schlicht noch nicht, sondern Messing-Trems, wurden aber oft nachträglich mit Floyds modifiziert. Eddie selbst spielte schon früh Floyds.
Die neue EvH (klar, = Eddie van Halen) hat diese Graphik, Fender-Headstock, dazu ein chromfarbenes Floyd mit D-Tuner und einen kräftigen Humbucker.
Der Korpus ist aus Linde (Kategorie 1 bis 3 waren noch meist aus Erle oder Esche), der Ahornhals unlackiert. Am Headstock befindet sich in der Glocke ein schwarzes EvH-Decal, die Neckplate weist auf das Sondermodell hin.
Auch dieses Sondermodell kommt spielerisch und klanglich den alten Originalen sehr nahe.
So, an dieser Stelle breche ich erst einmal ab.
Fragen und Kommentare gern unter BS-1@gmx.net (.net, nicht .de !!), ich übernehme natürlich keine Haftung.
Würde mich freuen, wenn ich als Charvelfan und -sammler Euch vom Kauf von Fälschungen bewahren kann!
Wenn ich einmal Zeit habe, ergänze ich diesen Thread eventuell (Fotos, spätere Kategorien)
Oder vlt. hat ja jemand von Euch Lust dazu ?
Euch alles Gute, keep on rocking !!
DirkS
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Auf Wunsch des Verfassers Hinweis vor der Einleitung eingefügt - Pie
- amerikanischen Charvels in Beiträgen 17 und 18 dieses Threads, https://www.musiker-board.de/thread...d-schutz-vor-faelschungen.544291/post-8620943
- ersten japanischen Charvels hier: https://www.musiker-board.de/thread...berblick-ueber-die-ersten-modelle-1-6.693665/
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Charvel ein Überblick
Charvel, der Name allein genügte in den letzten 5 Jahren, um den Gitarristen in aller Welt das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen. Grover Jackson, der Vater dieser Gitarrenserie, baute in seiner kleinen Firma diese Edelgitarren, die außerdem durch ausgeflippte Lackierungen besonders den Jungs aus dem Heavy Metal Bereich gefielen, per Handarbeit. Die war unter anderem der Grund dafür, dass man z.T. recht lange auf eine Charvel warten musste, wenn man eine bestellt hatte. (Fachblatt Musik Magazin 9/86)
Der Hals liegt phantastisch in der Hand....Es tut mir leid, wenn ich jetzt so schwärme, aber diesen Strat-Sound finde ich toll. Es ist ein brillanter, knackiger Ton, mit viel Sustain, den man einer solchen Gitarre gar nicht zutraut. Ich glaube, mit dieser Gitarre kann man alles machen. Jede Art von Musik. Ich weiß, dass manche alte Strat einen ähnlichen Sound hatte, nur nicht so kraftvoll. Auch wenn das nicht stört, dass sie so kraftvoll ist. Ich bin jedenfalls wirklich begeistert...
Wenn man die Liste der Leute liest, die eine Charvel-Gitarre besitzen, und sich danach die Gitarre genau anschaut, dass weiß man, warum das so ist. Die Charvel ist nämlich wirklich eine hervorragende Gitarre. Sie ist aus den besten nur erdenklichen Materialien hergestellt. Als Beispiel soll noch mal der in Handarbeit gefertigte Bird`s Eye Maple Hals herhalten.
In der vorliegenden Strat-Version hat sie einen ausgezeichneten Stratocaster-Sound in höchster Vollendung, nämlich klar, bissig und warm zugleich mit einem guten Sustain.
Die Charvel ist ausgezeichnet bespielbar.... (Gitarren-Testjahrbuch 1982)
Nur ein Auszug aus den seinerzeit führenden Fachzeitschriften.
Und das aus den frühen 80ern. Also einer Zeit, als Testberichte üblicherweise völlig emotionslos verfasst wurden.
Und nahezu alle Gitarrenstars wollten eine haben, nicht alle konnten eine bekommen.
Ein wirklich nur kleiner Auszug:
Eddie van Halen wurde mit Charvels bekannt, spielte seine gesamten ersten Alben damit ein, bis er (für viel Geld) von Kramer abgeworben wurde. Dort wurde ihm eine Charvel-Kopie zur Verfügung gestellt.
Steve Vai feierte seine ersten großen Erfolge mir einer grünen Charvel, die er im Lauf der Jahre immer weiter modifizierte.
Gary Moore durchlebte seine Rockzeit mit einer Charvel (schön abgebildet auf dem Cover einer seiner LP/CDs).
Alan Holdworth, Dokken, ZZ Top, Warren Martini, etc. Wo soll man anfangen, wo aufhören? Wer sich in den frühen 80ern die Namen der Charvel-Gitarristen ansah, hatte das Who-is-who der besten Gitarristen dieser Zeit vor Augen.
Was also hat es auf sich mit diesen Gitarren? Was hob sie aus der Masse hervor?
Weshalb waren gerade diese Gitarren, die seinerzeit weit teurer als Fender- oder Gibson-Modelle waren, so begehrt?
Heute werden die frühen Charvels als Wegbereiter der sogenannten Super-Strats angesehen. Sie stehen für die Erweiterung der spielerischen Möglichkeiten in den frühen 80ern, den Aufbruch zu neuen Techniken (Eddies DiveBombs und High-Speed-Tappings, Sweeping etc.). Humbucker in Strat-Korpussen, Wegfall der Pickguards, teilweise abenteuerliche Lackierungen, dazu eine überragende Fertigungsqualität waren überzeugende Argumente. Hinzu kommt:
Charvels wurden im Gegensatz zu Gibson, Fender o.ä. komplett in Handarbeit hergestellt.
Hier mag durchaus ein wenig Psychologie im Spiel sein, aber überspitzen wir es einmal: Ist es nicht schöner, sich einen Gitarrenbaumeister bei dem exakten Abschleifen eines Gitarrenhalses vorzustellen, als eine Maschinenfabrik, bei der auf der einen Seite Bäume hinein und auf der anderen Seite fertige Gitarren herauskommen?
Außerdem folgt aus der Fertigung in Handarbeit, dass jede USA-Charvel zwangsläufig ein Unikat ist und sich zumindest geringfügig von ihren Schwestern unterscheidet.
Noch ein Argument für den Erfolg der Charvels: Custom Shops existierten bei Fender und Gibson noch nicht. Bei Charvel konnte man schon damals in weitem Umfang eigene Wünsche bei Herstellung der Gitarre verwirklichen lassen.
Leider waren nicht zuletzt deshalb die originalen frühen Charvels schon in den späten 70ern und frühen 80ern sehr teuer und auch die heutigen Sammlerpreise steigen auf einem sehr hohen Niveau ständig an.
Was also hat es mit diesen Gitarren auf sich?
Dieser Beitrag soll sich nicht mit dem Unternehmen und dessen maßgeblichen Personen beschäftigen. Hierüber kann sich jeder ausgiebig im Internet (etwa sandimascharvel.com, jacksoncharvelworld.net, charvelguitars.com, usacharvels.com etc.) oder in der Fachliteratur (Frank Green: The Custom Guitar Shop and Wayne Richard Charvel) informieren.
Stattdessen sollen hier die Gitarren im Mittelpunkt stehen.
Wer sich auf Musikbörsen und Musikerflohmärkten aufhält oder Internetauktionen verfolgt, erkennt schnell ein hohes Verwirrungspotential, an dem die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig ist.
Wer würde z.B. vermuten, dass Hinweise auf der Halsplatte auf Fort Worth, TX, U.S.A. auf eine Japan-Fertigung hindeuten ?
Viele Charvel-Besitzer sind der ebenso festen wir unzutreffenden Ansicht, ein USA-Produkt zu spielen.
Die tatsächlichen USA-Charvels (ja, auch die gibt es) unterscheiden sich allerdings von den Fort Worth Modellen in nahezu jeder Hinsicht.
Ein weiteres Problem: Bret Dennis hat auf seiner hervorragenden Website sandimascharvel.com verdeutlicht, dass es wohl keine andere Gitarre gibt, von der eine so große Anzahl von Fälschungen im Umlauf ist.
Auch hieran ist die Fa. Charvel nicht ganz unschuldig, da von dort aus viele Original-Ersatzteile (Waterslide-Logos, Neckplates etc.) in den Handel gelangten und über Internet etc. Fälschern zugänglich wurden.
Es wäre schade, wenn Interessenten, denen eine der seltenen USA-Charvels angeboten wird, aus Sorge vor Fälschungen vor einem Kauf zurückschrecken, wenn auch eine gewisse Vorsicht zwingend geboten ist.
Auch ist es für Deutsche etwas mühsam, sich durch das Labyrinth der leider stets englischsprachigen Websites (Ausnahme: Jacksonmuseum.com) zu quälen. Und das, obwohl aufgrund der intensiven und erfolgreichen Bemühungen eines Hamburger Gitarrenshops (No.1) in kein anderes Land so viele der frühen und damit besonders gesuchten Charvels importiert wurden wie nach Deutschland.
Nachfolgend soll daher ein kurzer Überblick eine sichere Einordnung der Charvel-Gitarren erleichtern und vor Fälschungen schützen.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich die wichtigsten Charvels entsprechend ihres Herstellungszeitraums in
folgende Kategorien aufgeteilt:
- pre pro USA, blanke Halsplatte
- pre pro USA San Dimas Halsplatte mit 5stelliger Seriennummer
- Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn., Fender-Halskopf
- Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn,. Jackson-Halskopf
- Serien Japan Mod.1-7, Fort Worth-Halsplatte, 6stellige Sn.
- Charvette-Serie Fernost
- Serien USA San Dimas I bis IV
- 95er Sondermodell USA (Zitrone Musik), Jackson-Halsplatte, großes Logo
- Spätere Japan-Modelle
- Ontario-Serie USA
- Limitierte Sonderserien USA (25 J., EvH, Star Lightning Bolt etc.)
- Anschließende USA-Serie / Jackson Custom-Shop, hohe 4-stellige Ser.-Nr.
- Charvel Jackson Legacy (Spidernet, bullseye, Star lighning bolt etc) reissue
- SoCal Style und San Dimas Style made in USA
- SoCal Style und San Dimas Style made in Japan (bis heute)
- Charvel USA Custom Shop (bis heute)
Wie immer unter Sammlungen gibt es auch hier einen heiligen Gral, eine blaue Mauritius. Dies sind die Kategorien 2 und 3 und mit Abstrichen 1 (schwer von Fälschungen zu unterscheiden) und 4.
Mit Abstand am häufigsten auf dem Markt aufzufinden sind die Kategorien 5 und 6.
Die Kategorien 7 bis 11 (außer 9) stellen kleinere USA-Serien dar, bei denen sich die Kategorien 8 und 10-11 deutlich an den Urcharvels (1-4) orientieren, die Kategorie 7 dagegen eine modernere Variante darstellt.
Sehen wir uns die einzelnen Kategorien einmal näher an:
Kategorie 1 pre pros mit glatter Halsplatte
Der in Sammlerkreisen übliche Name pre pro ist die Abkürzung des Begriffs pre production, es handelt sich also um Vorserienmodelle.
Gitarren dieser Kategorie sind selten, ein offizieller Import nach Deutschland existierte nicht.
Ich tue mich schwer damit, den Erwerb zu empfehlen, da einfach noch zu wenige typische Merkmale existierten, die zur Überprüfung der Echtheit dienen können.
Die meisten dieser Gitarren wiesen schon Merkmale der nachfolgenden Kategorien auf, wohl alle Gitarren haben den Charvel-Fender-Headstock (Kopfplatte) mit einem schwarzen eine Gitarre stilisierenden Charvel-Logo).
Im Internet, insbesondere bei ebay werden immer wieder Gitarren dieser Kategorie angeboten, dies sogar zu z.T. äußerst günstigen Preisen. Dennoch kauft sie niemand, weil das Risiko, einer Fälschung aufzusitzen, einfach zu groß ist. Es spricht für sich, wenn die Anbieter keine Fragen beantworten oder unhöfliche mails versenden
Wer sich über die Modelle dieser Kategorie näher informieren will, der sollte auf der Website usacharvels.com dem Link zur pre pro history folgen. Sollte nur eines der dort beschriebenen Merkmale fehlen, handelt es sich wahrscheinlich nicht um ein Original.
Aufgrund der Vielzahl von Variationen soll an dieser Stelle ein nähere Beschreibung unterbleiben.
Kategorien 2 und 3 : Frühe San Dimas mit Fender-Halskopfform ab 1981
- pre pro USA San Dimas Halsplatte mit 5stelliger Seriennummer, Fender-Halskopf
- Serie USA San Dimas Halsplatte mit 4stelliger Sn., Fender-Halskopf, ganz selten (insbesondere bei Nicht-Strattypen) Halskopf in anderer Form, ebenfalls selten: matching headstocks)
- Der heilige Gral -
Diese Gitarren, hergestellt vor allem zwischen April 1981 und 1983, haben den Weltruf von Charvel begründet. Der o.g. Artikel in dem Testjahrbuch 1982 hatte eine solche Strat (in der eher seltenen 3 Singlecoil-Variante) zum Gegenstand und auf der ganzen Welt wurden diese Gitarren begeistert aufgenommen.Die Gitarren der Kategorien 2 (in Sammlerkreisen als 5digits pre pro bezeichnet) und 3 (frühe Serie) sind nahezu baugleich, können also gemeinsam betrachtet werden.
Die 5digits pre pros sind im Grunde genommen auf dem freien Markt überhaupt nicht mehr erhältlich und auch die frühe Serie wird nur äußerst selten angeboten.
Wenn solche Gitarren verkauft werden, dann meist innerhalb der eingeweihten Kreise, denn Charvel-Fans bilden eine weltweite Gemeinschaft, die meisten Sammler kennen sich untereinander.
Sehen wir uns diese Gitarren einmal näher an:
1. Halsplatte (neckplate)
Der erst Blick geht eigentlich immer zur Halsplatte, dem dünnen Metallstück an dem Befestigungspunkten von Hals und Korpus, sie ist das augenfälligste Merkmal.
Diese Halsplatte unterscheidet Charvels der Kategorien 2 und 3.
a) Gemeinsamkeiten:
Die Halsplatte ist dreidimensional ausgestaltet.
Innerhalb eines erhöhten Rahmens, der auch die Einfassungen der 4 Halsbefestigungsschrauben umfasst, ist ein tieferer Plattenboden mit schwarzem Eislack (Lackoberfläche mit kleinen Unebenheiten) versehen.
Von diesem Boden heben sich erhöht und unlackiert folgende Schriftzüge ab:
- Oben befindet sich das bekannte Charvel-Logo in Gitarrenform.
- Darunter befindet sich ein Kästchen, in das die Seriennumer eingearbeitet ist.
- Hierunter folgen die Zeilen
P.O.Box 245
San Dimas
CA.91773
U.S.A.
Die gesamte Halsplatte ist trotz der 3dimensionalen Ausgestaltung noch sehr flach, ca. 1 mm.
Sie erwies sich sogar als zu flach. So finden sich oft rissförmige Beanspruchungsspuren im Bereich der 4 Schraubenlöcher der Halsbefestigungsschrauben.
Im Verlauf der späteren San Dimas Serie (Kategorie 4) erkannte man diesen Fehler und die Halsplatten wurden fortan etwas dicker hergestellt.
Erfreulicherweise sind nach Kenntnis des Verfassers nie die dünnen Halsplatten ohne Seriennummer als Ersatzteile in den Handel gelangt, so dass dicke Platten mit 5stelligen oder niedrigen 4stelligen Seriennummern stets als Fälschungen erkannt werden können.
b) Unterschiede
aa) Kategorie 2 (5digits pre pros)
Die Seriennummer besteht aus 5 eingestanzten Ziffern.
Diese wirken relativ lustlos angebracht, die einzelnen Ziffern sind oft nach unten oder oben versetzt, auch sind sie unterschiedlich tief und z.T. etwas schief eingestanzt.
Immerhin folgt die Seriennummer einem System:
Die erste der 5 Ziffern ist stets eine 1, vermutlich aufgrund des Herstellungsjahres 1981.
Die 2. und 3. Ziffer folgen einem Zehnersystem, diese Ziffern bestehen also stets aus den Zahlen 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80 oder 90. Häufig scheinen die 80 und 90 verwendet worden zu sein.
Diese beiden Ziffern sind auch sorgfältiger und gleichmäßiger eingestanzt als die anderen, sie heben sich optisch von den Ziffern 1, 4 und 5 ab. Die Einsen sind oft etwas tiefer eingestanzt als andere Ziffern.
Bei den Ziffern 4 und 5 ist kein System erkennbar, es handelt sich möglicherweise um eine fortlaufende Nummerierung.
Dieses System der Nummerierung gibt zugleich die theoretische Höchstanzahl an 5digits pre pros an.
Selbst wenn jede denkbare Ziffer verwendet worden wäre, dann wäre dieses Zahlensystem nach 900 Exemplaren (9 Varianten der Ziffern 2,3 multipliziert mit 100 Varianten der Ziffern 4,5) ausgereizt.
Tatsächlich wurden jedoch viel weniger dieser pre pros hergestellt. Wir wissen heute, dass diese pre pros nur in dem sehr kurzen Zeitraum von April bis Mai 1981 hergestellt wurden.
Direkt im Anschluss folgte die Serie (Kategorie 3). Charvel stellte in den verbleibenden 7 Monaten des Jahres 1981 94 Gitarren der Kategorie 3 her, also im Schnitt 13 ½ Gitarren pro Monat.
Da dieser Schnitt der Serie zugleich das Maximum der Vorserie darstellen durfte, errechnen sich für die 2 Monate der Herstellung der 5 digits pre pros 27 Exemplare.
Genaue Listen existieren nicht. Es dürfte aber auf der Hand liegen, dass diese Gitarren die seltensten Sammlerstücke darstellen.
b) Kategorie 3 (erste Serie, San Dimas, Fender-Headstock
Die Seriennummerierung begann im Jahr 1981 nicht mit der Nr. 0001, sondern mit der 1001, einer berühmten Gitarre mit Becks-Grafik.
Im Jahr 1981 wurden 94 dieser Gitarren (Ser.Nr. 1001 1095),
im Jahr 1982 weitere 628 (Ser.-Nr.1096 1724) und
im Jahr 1983 grob geschätzt weitere 50 Stück
hergestellt, bevor um die Seriennummer 1760 ein fließender Übergang zum Jackson-headstock durchgeführt wurde. Vereinzelt wurden auch noch später Fender-headstocks verwendet, aber der generelle Umschwung fand im Frühjahr 1983 statt.
Damit wurden nicht einmal 800 Exemplare dieser Kategorie hergestellt, einige davon dürften in der Zwischenzeit zerstört, modifiziert mit Floyds etc., in Einzelteile zerlegt etc. sein.
Festzuhalten bleibt, dass eine Fender-headstock-UrCharvel eine Seriennummer zwischen 1001 und ca. 1760 aufweisen sollte. Später konnte jedoch der Fender-Headstock noch als Option bestellt werden. Viel später (Erwerb von Charvel durch Fender) wurde der Fender-Headstock wieder der Regelfall.
2. Hälse
Die Hälse bilden das eigentliche Erfolgsgeheimnis der frühen Charvels. Charvel ergriff in den späten 70ern / frühen 80ern eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Hälse schneller und komfortabler bespielbar zu machen, als sämtliche Konkurrenzprodukte.
Durch diese Maßnahmen wurden die typischen Spieltechniken der End-70er und frühen 80er begünstigt, vielleicht sogar erst ermöglicht.
Zunächst ist festzuhalten, dass die Charvelhälse dieser Serie nicht lackiert waren (abgesehen von sehr seltenen Ausnahmen auf ausdrücklichen Kundenwunsch). Stattdessen wurden sie lediglich mit etwas Öl versiegelt. Folge war ein um ein Vielfaches natürlicheres, holzigeres Spielgefühl und vor allem der Vorteil, dass die Greifhand beim Lagenwechsel nicht mehr durch den Lack gebremst wurde.
Darüber hinaus wurde der Griffbrettradius verglichen mir den Konkurrenzprodukten von Fender etc. erheblich abgeflacht. Auf diese Weise waren Bendings wesentlich leichter zu ziehen und die Kontrolle über das nun übersichtlichere Griffbrett wurde verbessert.
Ein weiteres Merkmal der frühen Charvelhälse bildet die Halsform. Diese wurde immer erheblich flacher, meistens auch erheblich dünner als die der Konkurrenz ausgestaltet. Folge war die erheblich schnellere Bespielbarkeit der Hälse.
Weitere Erkennungsmerkmale der frühen Charvelhälse sind die Form der Kopfplatte, der sehr kurze Abstand der beiden Oktavbretteinlagen, das Logo, das an der Kopfplatte braun abgesetzte Holzstück, das den Halsstab (Trussrod) abdeckt, der Sattel aus braunem Kunststoff (Phenolic nut), die Verwendung von zunächst 21, später 22 Bünden im gemäßigten Jumbo-Fret-Format. All dies kann perfekt auf den oben beschriebenen Websites der Charvel-Sammler, die mit vielen Fotos ausgestaltet sind, besichtigt werden.
Auffallend ist auch, dass Charvel relativ häufig das sehr teure Vogelaugenahorn (Birds Eye Maple) verwendete. Diese Material wurde in der Aufpreisliste angeboten und speziell bei den frühen Exemplaren recht häufig verbaut.
Das Charvel-Logo mit der stilisierten Gitarre misst etwa x mm.
3. Lackierungen:
Charvel-Body-Lackierungen sind vergleichsweise dick. Neben normalen einfarbigen Korpussen sind eine Reihe von Sonderlackierungen bekannt, die in den 80ern auffielen. Hot-Rod-Flames, Blitze, Bullseye-Kreise, Spinnennetze, Schachbrettmuster, Van-Halen-Stripes und vieles mehr.
Es gab aber auch schon durchscheinende Lacke insbesondere bei schönen Quilted maple Decken (teilweise bestand der ganze Korpus aus Vogelaugenahorn/Riegelahorn)
Letztlich war fast alles möglich, schließlich wurde von Beginn an jeder Sonderwunsch verbaut. Gerade das kennzeichnet (im Gegensatz zu vielem, was sich heute so nennt), einen echten Custom Shop.
4. Hardware
Auch bei den Pickups bestand freie Auswahl. Allerdings ist eine Vielzahl der frühen Charvels mit hellen diMarzio-Humbuckern bestückt. Am häufigsten ist die Konfiguration mit einem einzigen Humbucker am Steg und nur einem einzigen (Volume-) Poti, mithin also ohne Tone-Poti und sonstige Schalter. Bei Verwendung mehrerer Pickups waren diese zumeist durch (kleine) Schalter einzeln ein- und ausschaltbar, so dass im Gegensatz zum toggle-switch auch die äußeren Tonabnehmer oder alle Tonabnehmer gleichzeitig einschaltbar waren.
Zumindest in einem Fall (Ser.-Nr.1602) ist auch die originale Verwendung vom aktiven EMG-Pickups bekannt.
Das klassische Tremolo besteht aus vergoldetem Messing. Es ist ein einfacher Fender-Typ mit 6 Befestigungsschrauben. Später wurden auch Kahler und Floyd-Rose-Syteme verbaut. Sehr viele frühe Charvels wurden mit Floyds nachgerüstet. Dies mindert den Sammlerwert, erhöht aber die spielerischen Möglichkeiten der Gitarre.
Kategorie 4: Frühe San Dimas mit Jackson-Headstockform ab 1983
Die Gitarren unterscheiden sich kaum von der Kategorie 3.
Es kann daher auf diese Kategorie verwiesen werden.
Im Frühjahr 1983, beginnend um Seriennummer 1760, stellte man bei Charvel die Kopfplattenform um. Auslöser waren die zunehmende Gefahr, von Fender wegen der ursprünglichen Kopfplattenform verklagt zu werden und der Umstand, das Charvels zunehmend in härteren Gefielden des Rock vertreten waren und dort die eckige Jackson-Kopfplattenform einfach besser passte.
Diese Gitarren unterscheiden sich kaum von der Kategorie 3.
Es kann daher auf diese Kategorie verwiesen werden. Sie spielen sich ebenso wundervoll und klingen so wie die früheren Gitarren. Aus diesem Grund ist auch diese Kategorie heute sehr gesucht, selten und teuer.
Obwohl.teuer? Sie kosteten seinerzeit (1. Hälfte der 80er) mit Graphik meist knapp 4000 DM. Dies entspricht inflationsbereinigt heutigen 3500 . Da sind heutige Gebrauchtpreise von 1000 2000 eigentlich sogar ziemlich fair.
Der Gegenwert, den man mit so einer Gitarre bekommt, ist jedenfalls toll.
Der Jackson-Headstock war immer mit einem goldenen (und nie dem späteren weißen!) Charvel-Logo und der Unterzeile Made in USA versehen.
Die Kopfplatte bestand aus Ahorn und einem aufgesetzten schwarzen Holzfurnier (und nicht nur einer schwarzen Lackierung, wie in späteren Kategorien).
Es fällt auf, dass bei Hälsen aus der Kombination Ahorn mit Palisandergriffbrett (Rosewood) das Griffbrett viel dicker ist als bei konkurrierenden Herstellern. Hieraus folgt ein etwas besserer Attack beim Anspielen eines Tons.
Beibehalten wurde auch der geringe Abstand der beiden Oktav-Dots zueinander, den Fälschungen bei ebay und Co. (Decal auf anderen Hals kleben) fast nie aufweisen.
Frühere Exemplare hatten oft Messing-Trems oder Kahlers, später waren auch originale Floyds nunmehr sehr verbreitet. Die neckplate bestand nunmehr aus einer dickeren Materialstärke.
Kategorie 5: Fort Worth Serie Japan
Im Jahr 1986 startete Charvel mit einer neuen Serie (Modell 1 bis 6) die Massenherstellung.
Hierfür wurde die Produktion dieser Serien nach Fernost verlegt, um auf dem hart umkämpften Markt konkurrenzfähige Preise zu ermöglichen.
Die Merkmale dieser Gitarren:
Einfarbige Lackierungen, schwarz lackierter Jackson-Headstock mit weissem Charvel-Schriftzug und der Unterzeile by Jackson/Charvel, Neckplate mit 6-stelliger Seriennummer und den Zeilen P O Box 2344, Fort Worth, TX 76113, U.S.A
Diese Gitarren stammen aus einer Japan-Fertigung. Die Halsplatte ist daher für viele Gitarristen irreführend, sie nennt aber nicht den Herstellungsort, sondern nur eine Postanschrift (PO Box).
Die Modelle 1-6 unterschieden sich in der Bestückung der Pickups (Modelle 1 und 2 nur ein Humbucker, Modelle 3 und 4 H-S-S, Modell 5 2 aktive Humbucker, Modell 6 aktive H-S-S).
Modelle 1 und 2 unterschieden sich dadurch, dass Modell 1 einen Ahornhals und Modell 2 zusätzlich eine Palisander-Griffbrett hatte, Modelle 3 und 4 dadurch, dass Modell 3 ein Pickguard hatte, wohingegen die Pickups bei Modell 4 direkt in den Korpus verschraubt wurden, Modelle 5 und 6 hatten einen eingeleimten Hals.
Als Tremolos wurden bei Modellen 1 und 2 einfacher Fender-Typ-Modelle verwendet, bei Model 3 ein Kahler Fulcrum und bei Modellen 4 bis 6 ein Kahler. Später lösten Floyd-Rose-Types (Modelle 3 und 4) die Kahlers ab.
Die Gitarren wurden für ca. 1000 bis 2200 DM angeboten.
Sie schnitten in der seinerzeitigen Fachpresse wirklich gut ab (etwa: Fachblatt 9/86 für Modell 3). In den späteren 80ern erfreuten sich diese Gitarren zu Recht einer großen Beliebtheit.
Allerdings hatten sie mit den ursprünglichen Charvels, die den tollen Ruf der Marke entstehen ließen, relativ wenig gemein.
Natürlich konnten diese Gitarren nicht in Handarbeit gefertigt werden. Leider wurden klassische Charvel-Merkmale, etwa der unlackierte Hals, nicht angeboten. Die Hälse waren zwar noch immer flach und breit, aber eben nicht mehr ganz so extrem, wie zuvor.
Auch bei den Tonabnehmern konnte (preisbedingt) nicht auf teuer diMarzios oder Seymour Duncans zurückgegriffen werden, es kamen Jackson-PUs zum Einsatz. Als Korpus-Material fand überwiegend Linde Verwendung, die einfarbige Lackierung wies einen leichten Metallic-Anteil aus. Die Gitarren verfügten ab Modell 3 über Tone-Regler.
Grundsätzlich waren auch diese Gitarren durchaus ihr Geld wert. Es handelte sich um zuverlässige Instrumente für anspruchsvolle Amateure, sie genügten durchaus auch professionellen Ansprüchen. Das aktive Modell 6 mit eingeleimtem Hals war darüber hinaus auch eine echte Alternative zu der seinerzeit sehr beliebten fast baugleichen, aber viel teureren Jackson Soloist USA.
Gitarren dieser Kategorie sind die am weitesten verbreiteten Charvels. Sie werden wegen der unglücklichen Halsplatte (mit USA-PO BOX) noch heute oft irrig als Charvel-USA angeboten.
Mag diesen Gitarren auch das Charvel-Typische fehlen, so sind sie doch gute Instrumente, die mit anderen japanischen Gitarren dieser Zeit (Ibanez, ESP etc.) absolut mithalten.
Spätere Änderungen dieser Serie: Es wurden auch Sonderlackierungen angeboten (etwa Crackle), Modell 4 bekam im Griffbrett Shark-inlays, die ursprünglich nur Modell 6 hatte, Kahlers wurden durch Floyd-Systeme abgelöst, Modell 3 verlor das Pickguard, zuletzt wurde der Charvel-Schriftzug verändert in einen Schreibschrift-Schriftzug, der der Schrift des Jackson-Logos ähnelte.
Kategorie 6 : Charvette-Serie
Es handelte sich um preisgünstigere Ableger der Kategorie 5.
Kategorie 7: San Dimas I bis IV (Koa) USA
Endlich erinnerte sich Charvel wieder seiner hervorragenden Handwerkskunst.
Ein in der Form etwas modernerer Korpus aus seltenem Koa-Mahagoney wurde mit Ahorn-Hälsen mit Palisandergriffbrett ergänzt. Das Ahorn der Hälse wies eine teilweise geradezu unglaubliche Birdseye-Maserung auf. Die späteren Modelle erhielten darüber hinaus eine farbig durchscheinend lackierte Quilted-Maple-Decke.
Diese Gitarren sahen nicht nur unheimlich gut aus, sie klangen auch hervorragend.
Charvel bewies mit diesen Serien, dass das handwerkliche Können nicht verschütt gegangen war und man noch immer dazu in der Lage war, hervorragende Custom-Instrumente zu bauen.
Kategorie 8: 95er Sondermodell USA (Zitrone Musik)
Der seinerzeitige Vertrieb Zitrone Musik orderte 1975 diese Sonderserie, die aus 75 durchscheinend rot und 75 durchscheinend blau lackierten Gitarren bestand.
Diese Gitarren orientierten sich größtenteils an den alten San Dimas Gitarren und wiesen nur wenige Aktualisierungen auf (etwa: Korpusfräsung für in den Korpus versenktes goldenes Floyd).
Man erkennt sie an dem deutlich überdimensionierten Charvel-Logo und an der Fender-ähnlichen Kopfplatte und der Halsplatte mit Jackson-Logo.
Auch diese Gitarren klingen fantastisch. Im Vergleich zu den alten San Dimas sind sie klanglich ähnlich, in der Ansprache aber noch etwas direkter und lauter, dafür aber nicht ganz so holzig.
Kategorien 9, 10:
Dazu schreibe ich hier nichts, da ich diese Gitarren nie selbst besessen habe. Ich möchte nichts nach Gerüchten oder fremden Testberichten beurteilen. Vielleicht findet sich ja hier jemand, der diesen Teil übernimmt / ergänzt ?
Kategorie 11: Limitierte Sonderserien:
Davon gab es doch einige.
Beginnen wir mit der Charvel San Dimas Star Lightning Bolt. Es handelt sich um das erste limitierte Sondermodell nach Übernahme von Charvel durch Fender. Dadurch konnte Charvel endlich wieder den Fender-headstock wie in der Kategorie 1 und 2 verwenden.
Was macht diesen Modell aus? Eine originale Star der Serie 1 (blauer Korpus mit rotem Blitz) wurde 1:1 nachgebaut. Und zwar mit folgenden 3 Ausnahmen absolut genau:
-neuer Zebra-Seymour-Duncan-Humbuckers
-Schaller-Gold-Mechaniken
-Neckplate nun chrom mit Hinweis auf Herstellung in Ontario
Die sonstigen Merkmale, etwa Messing-Trem, brauner Phenolic nut, Halsform, Fendertyp-headstock mit kleinem Logo, unlackierter Ahornhals mit braunem Einlegestreifen unten etc. wurden vom Original übernommen und sie spielt sich wirklich wie eine frühe Charvel. Wer hierüber mehr nachlesen möchte: Ich habe vor vielen Jahren einen Testbericht bei Dooyou geschrieben, einfach mal googeln
Weiter mit der EVH:
Eine sehr spannende Gitarre: Die Graphik schwarzer Korpus mit gelben Linien ist schlicht DIE Charvel-Graphik. (Am Rande: Sie wird übrigens recht einfach hergestellt: Der gesamte Korpus wird gelb lackiert, dann werden mit Klebeband Linien abgedeckt und der Korpus wird schwarz lackiert. Anschließend entfernt man die Klebebänder, Klarlack drauf und fertig.)
Frühe (Kategorie 1 und 2) Vorbilder hatten noch kein Floyd, das gab es damals schlicht noch nicht, sondern Messing-Trems, wurden aber oft nachträglich mit Floyds modifiziert. Eddie selbst spielte schon früh Floyds.
Die neue EvH (klar, = Eddie van Halen) hat diese Graphik, Fender-Headstock, dazu ein chromfarbenes Floyd mit D-Tuner und einen kräftigen Humbucker.
Der Korpus ist aus Linde (Kategorie 1 bis 3 waren noch meist aus Erle oder Esche), der Ahornhals unlackiert. Am Headstock befindet sich in der Glocke ein schwarzes EvH-Decal, die Neckplate weist auf das Sondermodell hin.
Auch dieses Sondermodell kommt spielerisch und klanglich den alten Originalen sehr nahe.
So, an dieser Stelle breche ich erst einmal ab.
Fragen und Kommentare gern unter BS-1@gmx.net (.net, nicht .de !!), ich übernehme natürlich keine Haftung.
Würde mich freuen, wenn ich als Charvelfan und -sammler Euch vom Kauf von Fälschungen bewahren kann!
Wenn ich einmal Zeit habe, ergänze ich diesen Thread eventuell (Fotos, spätere Kategorien)
Oder vlt. hat ja jemand von Euch Lust dazu ?
Euch alles Gute, keep on rocking !!
DirkS
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Auf Wunsch des Verfassers Hinweis vor der Einleitung eingefügt - Pie
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