Leistungsangaben von Bassboxen und ihre Relevanz in der Praxis.

Giusto
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Wie sucht sich ein Bassist seine Bassbox aus? Die elektrische Belastbarkeit spielt beim Auswahlverfahren fast immer eine Rolle.
Doch die wenigsten Bassisten wissen überhaupt, was diese Angabe bedeutet.
Ich liste mal die falschen Mythen auf, von denen ich bisher gelesen/gehört habe.

- Eine Box mit mehr Leistung kann lauter spielen
- Eine Box mit mehr Leistung macht mehr Druck
- Eine Box deren Belastbarkeit viel höher ist als die Leistung des Verstärkers kann den Verstärker beschädigen.
- Ist die Belastbarkeit der Box höher als die Leistung des Verstärkers, kann der Box nichts passieren.

Ich versuche nun laiengerecht etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Wer den prinzipiellen Aufbau und eines dynamischen Lautsprechers (um die geht es hier) nicht kennt, schaut sich zum besseren Verständnis folgendes Bild an.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lautsprecher_Schema.svg
Fließt ein Strom durch die Schwingspule, erzeugt diese Ein Magnetfeld. In Wechselwirkung mit dem Lautsprechermagnet bewegen diese beiden Magnetfelder durch Anziehung und Abstoßung die Membran raus oder rein. So wird Luft bewegt, es wird Schall abgestrahlt.
Nun Steht auf der box und meistens auch auf dem Magnet des Lautsprecher Chassis eine Angabe in Watt.
Vereinfacht gesagt ist das die Leistung, mit der die Schwingspule beaufschlagt werden kann, ohne zu schmelzen.
RMS, Sinus oder Dauerbelastbarkeit geben an, wie viel Leistung der Lautsprecher dauerhaft verkraftet. Diese werte werden auf unterschiedliche Art ermittelt, sind daher nicht 1:1 vertgleichbar. Sie stellen aber eh nur einen Anhaltspunkt dar.
Musikbelastbarkeit, PMPO, Impulsbelastbarkeit sollen angeben, wie viel Leistung der Lautsprecher kurzfristig verkraftet. Die Angabe reicht von seriös ermittelten Werten bis hin zu reinen Fantasieangaben.
Es kann also eine bestimmte Leistung durch die Schwingspule geschickt werden ohne dass der Draht so heiß wird, dass er schmilzt.

Den Bassist interessieren dabei primär welche Auswirkungen die Leistung auf die Lautstärke hat und ob die Box Schaden nehmen kann.
Beides hat erstaunlich wenig mit der elektrischen Belastbarkeit zu tun.

Nun will ich zu erst klären, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, wie laut eine Box spielen kann.

Der Wirkungsgrad ist dabei eine wichtige Angabe. Er gibt an, wie viel der elektrischen Leistung in Schall umgewandelt wird. Der Rest wird von der Schwingspule in Wärme umgewandelt.
Der Wirkungsgrad wird normalerweise in % angegeben. Bei Lautsprechern haben sich aber zwei Angaben durchgesetzt.
Das wäre die Angabe dB/1W/1m. Sie gibt an, wie viel dB ein Lautsprecher bei einem Watt Leistung in 1m Abstand gemessen erzeugt.
Oft wird auch die Angabe dB/2,83V/1m verwendet. Bei 2,83V und 8 Ohm hat man ein Watt, dann ist die Angabe vergleichbar. Durch die Schwingspule eines 4 Ohm Lautsprechers fließen bei 2,83V aber schon 2 Watt, das macht auf dem Papier 3dB mehr, obwohl der Wirkungsgrad nicht höher ist. Hier bietet sich dem Hersteller die Möglichkeit, ein wenig zu bescheißen.
Lautsprecher sind wahnsinnig ineffizient.
würde ein Lautsprecher 112dB an einem Watt in einem meter Entfernung erzeugen, entspräche das einem Wirkungsgrad von 100%. Da kommt man aber bei Weitem nicht hin.
Für einen Hifi Lautsprecher sind 90dB/1W/1m schon ein stattlicher Wert, das entspricht einem Wirkungsgrad von 0,63%.
100dB/1W/1m sind im PA Bereich schon ein mehr als brauchbarer Wert, 6,3% Wirkungsgrad bedeutet aber immer noch, dass über 90% der teuer erkauften Verstärkerleistung in der Schwingspule verheizt werden. Ein möglichst hoher Wirkungsgrad ist wichtig. Ist die Ausbeute nur 3dB höher, spart man schon die halbe Leistung. Dabei ist 3dB nicht einmal viel, 3dB mehr nimmt man eben so wahr. 10dB mehr sind gefühlt ungefähr doppelt so laut, dafür braucht man glatt die zehnfache Leistung.
Man sieht also, dass man durch einen hohen Wirkungsgrad richtig Geld beim Verstärkerkauf sparen kann.
Leider liefern die wenigsten Hersteller seriöse Angaben, denn es fehlt für eine korrekte Angabe noch die Frequenz.

Hier komme ich zu einem Lautsprecher, der als Beispiel dienen soll. Ich habe den Eminence Legend BP102 gewählt, der ist recht gängig und es gibt vom Hersteller ein recht ausführliches und übersichtliches Datenblatt.
http://images5.thomann.de/pics/prod/162325_datasheet.pdf
Weil der Wirkungsgrad bei tiefen Frequenzen (auf die kommt es uns ja primär an) erheblich vom Gehäuse beeinflusst wird, werfe ich mein Simulationsprogramm an und simuliere den Verlauf in einem geschlossenen 40 Liter Gehäuse.
emmi spl.png
Dabei ist zu beachten, dass das Programm nur bei tiefen Frequenzen funktioniert. Bei höheren Frequenzen kommen mehr und mehr die Membranresonanzen zum Tragen, die das Programm ja nicht kennen kann. Das hier reicht aber für die Betrachtung.
Die tiefe E-Saite eines Viersaiters gibt ziemlich genau 40Hz von sich. man sieht, dass da der Pegel schon ein Stück weit gefallen ist. Man sieht daran gut, dass der Wirkungsgrad über den Übertragungsbereich nicht konstant ist. Gerne wird der Wirkungsgrad bei 1kHz gemessen. Das ist natürlich blöd für den Käufer einer Box, den gerade bei tiefen Frequenzen wird richtig Leistung benötigt und gerade da ist die Angabe dann oft unbrauchbar. Eigentlich bräuchte man einen Frequenzgang, der bei 2,83V gemessen wurde. Der wäre aussagekräftig, ich kenne aber keinen Hersteller von Bassboxen, der so etwas liefert.

Oft wird der Fehler gemacht und einfach der maximale Pegel ausgerechnet. Dazu werden Wirkungsgrad und Belastbarkeit heran gezogen. Bei 1kHz liefert der Eminence 94dB an einem Watt, das wäre dann die Angabe des Wirkungsgrades. Nun kann man rechnen. Für 3dB mehr die doppelte Leistung, für 10dB mehr die zehnfache Leistung
Für die im Datenblatt angegebenen 200 Watt komme ich auf 117db maximaler Pegel. so einfach und gleichzeitig falsch wird es oft gemacht, denn es wurde ein wichtiger faktor außer Acht gelassen.

Um Schall zu erzeugen, muss Luft verdrängt werden. Will man ein Signal mit niedriger Frequenz wiedergeben, muss mehr Luft verdrängt werden. Will man es lauter wiedergeben, muss noch mehr Luft verdrängt werden.
Wie laut eine Box ein bestimmtes Signal wiedergeben kann, ist also nicht nur von Wirkungsgrad und Belastbarkeit abhängig, sondern auch von dem Luftvolumen, das der Lautsprecher verdrängen kann.
Ein Blick ins Datenblatt liefert die Antwort. Die Membranfläche (Sd) beträgt 334.5cm². Für das verdrängbare Volumen ist noch der Bewegungsspielraum der Membran wichtig. dazu findet man 2 Angaben. Xmax bezeichnet die maximale Auslenkung (Hub) in jede Richtung (also rein und raus), bei der sich die Schwingspule noch ganz im Luftspalt befindet, die Verzerrungen also im rahmen bleiben.
Xlim gibt an, wie groß der Hub werden darf, ohne dass der Lautsprecher zerstört wird.
Mit diesem Wert füttere ich nun mein Simaulationsprogramm. Das kennt bereits den Verlauf (und damit den Wirkungsgrad) im Tiefton Bereich, ich gebe noch die 200 Watt Leistung und 10mm maximalen Hub an.
ich erhalte folgendes Diagramm (die graue Linie ist der Verlauf bei 2,83V (bei einem Watt).
Emmi max SPL.png
Eigentlich musste die Kurve bei 200 Watt 23db über der 1 Watt Kurve liegen, doch bei tiefen Frequenzen geht dem Lautsprecher die Puste aus.
Man sieht bei 40Hz, dass der maximale Pegel nur 17db über der 1W Kurve liegt. Es reichen bei 40Hz also schon 50 Watt, um den Lautsprecher an sein mechanisches Limit zu bekommen (kann in einem anderen Gehäuse anders aussehen).
Für den Bassist bedeutet das Folgendes.
Er hat einen Eminence Legend BP102 in einem geschlossenen 40 Liter Gehäuse und einen Amp, der 150 Watt liefern kann.
Er dreht den Amp auf, reißt die leere E-Saite kräftig an und hört (wenn überhaupt) nur noch ein hässliches Kratzen vom Lautsprecher.
Was ist passiert? Der Bassist wird sich denken: "Der Lautsprecher hat doch 200 Watt und der Verstärker nur 150 Watt? Da hätte doch nichts passieren dürfen?".
Nimmt man dazu die schematische darstellung des Lautsprecher zur Hand sieht man, dass die Schwingspule nicht unendlich viel Spielraum zur Bewegung hat. Unten im magnetsystem sieht man die hintere Polplatte. Wird der Hub zu groß, berührt die Schwingspule die hintere Polplatte. Oft klackt es nur kräftig und der Lautsprecher überlebt einen solchen zwischenfall, aber die Schwingspule kann sich genau so gut deformieren und kratzt dann im Magnetsystem umher, weil sie nicht mehr richtig in den Spalt passt. Es kann aber auch einfach die Zentrierspinne reißen, auch dann kratzt es, weil die Schwingspule keine Führung mehr hat.
Das passiert bei viel weniger Leistung, als angegeben ist.

Nun kann ich mich mit dem Wissen im Hintergrund den Fragen am Anfang dieses Beitrages widmen.

- Eine Box mit mehr Leistung kann lauter spielen
Das ist falsch. Ein Fahrzeug mit höherem Spritverbrauch fährt auch nicht zwangsläufig schneller.
Die Entwickler des eminence hätten auch einen dickeren Draht nehmen können, um die Schwingspule zu wickeln. Damit wäre die elektrische Belastbarkeit erhöht. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass bei 50 Watt und 40Hz der maximale Hub bereits erreicht ist.
Mit 2 von den Lautsprechern hätte man nicht nur 400 Watt elektriosche Belastbarkeit, sondern auch das doppelte Verdrängungsvolumen. So eine Box kann dann tatsächlich 6dB lauter spielen.

- Eine Box mit mehr Leistung macht mehr Druck
Die Belastbarkeit hat nichts mit den Klangeigenschaften eines Lautsprechers zu tun. Große Lautsprecher sind aber meistens höher belastbar und machen eben mehr Druck.

- Eine Box deren Belastbarkeit viel höher ist als die Leistung des Verstärkers kann den Verstärker beschädigen.
Eine Box mit unpassender Impedanz kann einen Verstärker beschädigen, eine zu hohe Belastbarkeit gibt es nicht.

- Ist die Belastbarkeit der Box höher als die Leistung des Verstärkers, kann der Box nichts passieren.
Wie ich bereits dargestellt habe kann man einen Lautsprecher auch mit weit weniger als der auf dem Magnet angegebenen Leistung zerstören.


Ich hoffe, ich konnte etwas nützliches Wissen vermitteln.
 
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:great: Super, klasse geschrieben, und vor allem verständlich. ;)
 
Danke für das Lob. Ich habe mich bemüht den Beitrag laienkompatibel zu schreiben. So hat jeder etwas davon.
 
Ein ganz schwieriges Thema, welches uns auch ständig im PA-Bereich beschäftigt.
"Logo ist selbstverständlich eine 300 Watt Box lauter als eine 200 Watt Box". (Achtung: Falsch !!). So denken die meisten.
Dass das bei weitem nicht so einfach ist, und dass "Watt" kein Maß für die Lautstärke ist, ist schwer begreiflich zu machen.
Dein Beispiel mit dem Spritverbrauch beim Auto ist recht anschaulich.
Aber selbst ein Auto mit 300 PS muss nicht schneller beschleunigen und schneller fahren als ein Auto mit 150 PS. Wenn das 300 PS-Auto 1,8 Tonnen wiegt und 1,8 Meter hoch ist und das 150 PS-Auto dagegen nur 900 kg wiegt und nur 140 cm flach ist..... - um auch mal so ein Beispiel zu nennen, dann ist die PS-Angabe Pillepalle.
Und im Prinzip verhält es sich ähnlich mit den Watt-Angaben in Relation zu der Lautstärke.

Ich hoffe sehr, dass viele Leute deinen Beitrag lesen und das Thema "Watt" etwas relaxter betrachten :)
 
Wenn man das Prinzip auf einen Autovergleich überträgt, wäre die elektrische Belastbarkeit noch am ehesten mit dem maximalen Spritverbrauch gleichzusetzen.
Aber grundsätzlich hast du recht. Die elektrische Belastbarkeit hat zwar teilweise Einfluss auf die erzielbare Lautstärke, liegt aber normalerweise so hoch, dass die mechanische Belastbarkeit der limitierende Faktor ist. das gilt in besonderem Maß für Bassreflex Boxen.
 
Hallo!
Ich habe deinen Beitrag aufmerksam und interessiert gelesen und hab dadruch echt was gelernt, vielen Dank für die Mühe, super! :great:
Jetzt habe ich aber doch mal eine praxisnahe Frage dazu:
Ich habe eine 2x10" Box erstanden, die als Bassbox ausgeschrieben war, laut Verkäufer wurde sie mit einem Gallien&Krueger MB200 befeuert.
Gestern habe ich die Box geöffnet und bemerkt, dass sich in ihr zwei Celestion G10S-50 Lautsprecher befinden, was wie der Name schon vermuten lässt Gitarrenlautsprecher mit 50 Watt Belastbarkeit sind. Ich habe mir bei Celestion die genauen Daten per Mail nachgefragt, da dieses Modell wohl aus den 80ern stammt:
Celestion G10S-50
- Type: PE
- Power Handling: 50 Watts
- Free Air Resonance: 100
- Frequency Response: 100 Hz - 6 kHz
- Resistance: 16 Ohms
- Average Sensit.: 98 dB 1W/1m
- Voice Coil Diameter: 38mm
- Weight: 2,1
Ich habe die Box gestern an einem 15 Watt-Bassamp aus einer alten Combo ausgetestet und sie klingt ganz gut, das bißchen was ich im Internet fand sagte auch, dass diese Speaker damals auch gerne als Allrounder auch für Bass benutzt wurden.
Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das bei dem Verkäufer gut funktioniert haben kann, denn selbst wenn man diese Box alleine an den G&K hängt, hängen da immernoch gut 120 Watt an 8 Ohm dran.
Ich weiß, das sagt nicht viel aus laut deinem Beitrag oben, aber dieser krasse Unterschied macht mich schon etwas stutzig und bevor ich mir meinen TC Electronic BH250 und die Speaker in der Box unnötig zerstöre, frag ich lieber hier ob das überhaut funktionieren kann oder ob ich die Box doch lieber als Gitarren-Box verwenden soll. ;)
 
Das problem wird weniger die Belastbarkeit, als der Membranhub sein.
Ich weiß nicht wie groß der maximale Hub dieser Lautsprecher ist, Celestion liefert zu Gitarrenlautsprechern ja prinzipiell keine anständigen Datenblätter.
Dazu kommt die tatsache, dass ein Verstärker, der 250Watt sinus leisten kann, verzerrt noch mehr locker macht, also ein rechteckähnliches Signal mit gleicher Amplitude, aber höherem Energiegehalt produziert.
Und ist es schwer zu sagen, ob die Lautsprecher eher mechanisch zerstört werden, odr zuerst die Schwingspule durch brennt.
Bei diesem Chassis tippe ich eher auf mechanische Zerstörung. Ich hatte meinen Bass schon an meinem Gitarrenamp. Das ist ein Vox Nighttrain 50. Dran hing eine Fender Mustang 412er Box mit vier Celestion Rocket 50. Wenn ich daran denke, wie viel Hub die vier 12" Speaker mit dem 50 watt Verstärker gemacht haben, kann ich mir vorstellen, was erst bei 200 Watt bei nur zwei viel kleineren Speakern passiert.
Du kannst es probieren, aber es besteht eben das Risiko der Zerstörung, wenn du zu weit aufdrehst.
es ist also vorsicht geboten.
 
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Das problem wird weniger die Belastbarkeit, als der Membranhub sein. [...] Bei diesem Chassis tippe ich eher auf mechanische Zerstörung. [...] kann ich mir vorstellen, was erst bei 200 Watt bei nur zwei viel kleineren Speakern passiert. Du kannst es probieren, aber es besteht eben das Risiko der Zerstörung, wenn du zu weit aufdrehst.
es ist also vorsicht geboten.
Ah ok, sowas ähnliches hab ich mir gestern auch schon gedacht, als ich das Gitter vorne ab hatte. Ich würde den maximalen Hub der Lautsprecher auf insgesamt höchstens 1,5 cm schätzen, die Sicke ist sehr klein. Wie gesagt, gestern funktionierte das mit dem 15 Watt-Amp ganz gut und reicht fürs Zimmer zum üben.
Ich denke also ich werde die Box entweder nur zum üben mit dem 15 Watt-Amp benutzen oder als Gitarrenbox, so wie die Lautsprecher ja auch vom Hersteller ausgeschrieben sind. Vielleicht kann man sich ja später mal günstig zwei 10-Zöller für den Bass schießen und die einbauen. :)
Danke!!!
 
Vielleicht kann man sich ja später mal günstig zwei 10-Zöller für den Bass schießen und die einbauen.
Dann muss aber das Gehäuse passen. Einfach irgendwas einbauen, geht mit großer Wahrscheinlichkeit in die Hose. Dazu will ich in dieser Rubrik noch einen Beitrag verfassen, aber im Moment arbeite ich noch an einem Beitrag zu den Herstellerangaben bei Bassboxen.
 
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ich beschäftige mich mit einem ähnlichen thema.
ich habe einen ampeg mit 350W an 4 ohm (250W an 8 ohm), betreibe eine 8 ohm 115box dran und daneben noch eine harley benton 412 mit 4 celestion vintage 30 lautsprechern.
ich habe so ziemlich alle lautstärken durchprobiert und ich kann bisher kein problem der 412 gitarrenbox erkennen.
auch wenn ich diese alleine betreibe erzeugt sie einen sehr lauten bass mit knackigem punch.
die 115 box rundet das dann nach unten noch weiter ab.
 
Schön :)

Hast Du jetzt eine Frage dazu?
 
eine frage?
nicht unbedingt. ich finde lediglich das thema interessant und freue mich über klangliche variationen.
 
Dein Beispiel mit dem Spritverbrauch beim Auto ist recht anschaulich.

Und beim Autovergleich zu bleiben. Es gibt zwei Regeln: a) der gesetzliche Minimalabstand zur Vorderfrau, b) die ggf beschränkte Höchstgeschwindigkeit. Beide Regeln gelten gleichzeitig, immer, und die zuerst zutreffende beschränkt das Fortkommen.

Im Tiefbass ist der maximale Hub beschränkend, der allermeist übrigens bei weit weniger als 10mm liegt - realistisch sind 3mm für Bässe wie ElectroVoice' 15 Zöller. Modernste Konstruktionen > 400Euro bringen dann auch mal 6mm mit. Aber diese Spezialisten haben dann null Mitten. Weil die sinnigerweise sehr stabile, mithin schwere Membranen haben.

Zum anderen ist die thermische Belastbarkeit eine Grenze. Einleuchtend, wenn's glüht ist Schluss. Die angegebenen Werte gelten für offenen Betrieb. Die sehr hohen Werte werden durch moderne (teure!) Belüftung im Magneten erreicht. In einer Box wird's dann spnnend, ob tatsächlich zB ein Kilowatt weggeputzt wird. Ich halte solche Angaben für sehr fragwürdig.

Beim Bass sollte man dann noch berücksichtigen, dass das Signal immer ein Gemisch ist. Grundton und Obertöne. Die Obertöne spielen vieleicht für den Hub kaum eine Rolle, aber thermisch schon. Wenn der Hub sagen wir für das "E" die Eingangsleistung auf 50 Watt (!!!) beschränkt, dann kann man thermisch trotzdem nochmal weitere 100 Watt Belastbarkeit - und Verstärkerleistung, gebrauchen, nämlich für die Obertöne.

Macht 150Watt in Summe. Viel mehr bringt dann nur wenig. Ein 15 Zöller in einem entsprechend großen Gehäuse so um 200Liter braucht kaum mehr. Vieleicht wenn man das Gehäuse auf die Hälfte verkleinert, und den Bassverlust per Equalizer ausgleichen will, dann darf auch mal gern und schnell das 2..4-fache zur Verfügung stehen.
 
Mir fallen noch viel mehr Regeln ein. Die beste ist das Ohr des Bassisten. Wenn mir eine Box gefällt ist sie gut :)

Eine höhere Belastbarkeit (viel Watt) geht immer zulasten anderer Eigenschaften, insbesondere des Wirkungsgrades. Wird eine Schwingspule mit 500 Watt beheizt dehnt sie sich aus. Also muss der Schwingspulenspalt im Magneten etwas größer sein. Genau das ist aber kontraproduktiv. Der Wirkungsgrad wird besser je näher die Spule am Magneten ist. Wir kennen das von den Tonabnehmern unserer Instrumente. Je näher sie an der Saite sind desto höher ist der Output. Daher schaue ich beim Boxenkauf lieber nicht auf die Wattzahl.

Dann erlebt die Schwingspule bei größeren Hüben eine Achterbahnfahrt. Nicht nur wegen der Bewegung. Sie läuft auch aus dem Magnetfeld heraus und sorgt so für eine in der Frequenz des Tones abwechselnden Wirkungsgrad. Das hört sich komprimiert an. Daher mag ich eher Boxen mit gedämpfter Membran (Hornsystem, Bassreflex). Die Membran bekommt einen besseren mechanischen Wirkungsgrad, erzeugt bei gleichem Hub eine höhere Lautstärke. Zudem verbessert eine größere Fläche ebenfalls die Dynamik da der Hub der Membran/en geringer wird. Der Nachteil ist dass große Membranen schwer und instabil sind. Daher verteilt man das gerne auf viele kleinere Membranen. Das ist aber ein alter Hut und ein Hersteller von Kühlschränken hat es damit zu einem scheren Ruhm in der Bassistenwelt geschafft.

Ein langer Hub ist auch deswegen schwierig weil die Bewegung der Spule im Magneten einen Strom erzeugt. Da sind wir wieder beim Tonabnehmer. Der erzeugt auch Strom. Beim Lautsprecher ist es allerdings ein Strom der seinem auslösendem Strom entgegen wirkt. In der Praxis steigt der Widerstand mit zunehmendem Hub des Lautsprechers. Legen wir ein Messgerät an die Schwingspule an wird uns ein Wert noch unterhalb des nominalen Widerstandes angezeigt. Bei 4 Ohm sind das irgendwas um die zweikommanochwas. Im Bereich der Resonanzfrequenz steigt die Impedanz dann auf 20 30 50 Ohm oder noch mehr, je nachdem wie frei der Lautsprecher schwingen darf.

Dann kommt das Zweitwichtigste - die Box. Zusammen mit dem Luftvolumen entsteht eine Feder. Das ist so wie bei einer Fahrradluftpumpe auf einem vollen Reifen. Wir können die Luft zusammen drücken. Lässt man die Pumpe los kehrt sie wieder in ihre Ausgangslage zurück sofern die Luft nicht in den Schlauch eingeströmt ist. Die Box macht das gleiche. In Abhängigkeit von der Boxengröße entsteht eine Resonanzfrequenz die nicht identisch ist mit der Eigenresonanz des Lautsprechers. Hier spielen Ohm und viele weitere Parameter eine Rolle. Der Lautsprecher klingt in jeder Umgebung anders.

Was ist nun das Wichtigste? Das ist der Aufstellort der Box. Man merkt das wenn man auf die Bühne geht. Normalerweise steht die Backline weit weg von irgendwelchen Wänden. Im Proberaum steht die Box aber an der Wand oder in einer Ecke, manchmal sogar ein einer Position in der Raumresonanzen auftreten. Auf der Bühne erkennen wir unsere Anlage meistens nicht wieder. An der Wand strahlen tiefe Töne mehr in den Raum. Auf der Bühne geht die Hälfte nach hinten weg, da wo niemand steht. Mittlere Frequenzen werden dagegen nach vorne gebündelt. Das erklärt den Klangunterschied.

Ich wähle eine Box eher danach aus wie sie zu mir passt, ob sie tönt, ob sie zum Bass passt, ob sie drückt und ob ich mich auf der Bühne hören kann. Technische Daten sind interessant. Das Ohr sagt aber mehr als das Papier.
 
Grund: Tippfehler korrigiert
Zuletzt bearbeitet:
Wird eine Schwundspule mit 500 Watt beheizt dehnt sie sich aus.
Ergänzend:
Nicht nur das. Da Kupfer ein Kaltleiter ist, erhöht sich z.B. ein bei 20°C angenommener Widerstand von 4 Ohm bei einer Erhöhung von 60K auf ca. 5 Ohm. Das ist dann schon ordentlich. 80°C kann so eine Schwingspule durchaus erreichen.
 
Mir fallen noch viel mehr Regeln ein. Die beste ist das Ohr des Bassisten. Wenn mir eine Box gefällt ist sie gut :)
...
Das Ohr sagt aber mehr als das Papier.

Wenn Dir eine box gefällt, dann ist sie für Dich gut - bis sie durchbrennt. Nur zum Beispiel.

Leider werden subjektive Erlebnisinhalte mit objektiven Tatsachen immer wieder vermüschelt. Fakt ist dann, dass die Kiste durch geht, oder weniger spürbar, hunderte Euros zu viel ausgegeben wurden, oder so was alles. Es ist einfach falsch, in technischen Sachen mit Geschmacksurteilen rum zu rühren.

Die innerhalb des obigen Zitats liegenden Aussagen sind deshalb auch kaum nutzbar, um Entscheidungen zu treffen. Damit will ich keineswegs Uwes Respektabilität herabsetzen. Aber die Aussagen sind technisch unzutreffend. Ich beziehe meine Selbstsicherheit aus einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung, nichts für ungut.
 

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