The Dude
HCA Bassbau
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Vorwort
Das perfekte Instrument ... davon träumen wir alle.
Wir wissen jedoch auch, dass es dieses in der Regel nicht im Laden zu kaufen gibt und wenn doch, fehlt das nötige Kleingeld um sich seinen Traum erfüllen zu können. Die Lösung dieses Problems erscheint denkbar einfach. Wieso nicht selbst ein bisschen Hand anlegen und sein günstiges Instrument an die persönlichen Bedürfnisse anpassen?
Der Markt für Austauschteile, seien es die Hardware, Tonabnehmer oder Elektronikkomponenten, ist mittlerweile sehr groß und es lässt sich für beinahe alle Bedürfnisse ein passendes Ersatzteil finden.
So weit, so gut. Doch leider müssen wir auch die Kehrseite der Medaille betrachten und uns eingestehen, dass wir oft gar nicht so recht wissen, wo wir eigentlich stehen und wo wir hin wollen.
So verlockend das Angebot auch manchmal sein mag, so unsinnig ist es oft auch, denn viele der möglichen Modifikationen schießen am Ziel vorbei. Sei es, weil man einfach am falschen Punkt angesetzt hat, oder eben, weil das Instrument an sich bereits mit den ab Werk versehenen Komponenten an seine Grenzen stößt.
Andererseits jedoch kann schon eine sehr kleine Veränderung für wenig Geld genau das bewirken, nach dem man schon so lange gesucht hat, aber nicht auf die Idee kam, dass genau bei diesem winzigen Detail der Knackpunkt liegt.
Ich möchte eine kleine Reihe starten, in der ich auf die verschiedenen Komponenten eines Basses eingehe. Außerdem versuche ich alternative Möglichkeiten zu erläutern und philosophiere ein bisschen über Sinn und Unsinn verschiedener Modifikationen.
Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich die Weisheit weder mit Löffeln gefressen habe, noch Anspruch auf die alleinige Richtigkeit der folgenden Zeilen erhebe. Es gibt immer wieder Dinge, die andere Leute anders als man selbst sehen und deshalb bitte ich euch, meine Ausführungen nicht als die ultimative Problemlösung zu betrachten. Zwar versuche ich so objektiv wie möglich zu bleiben, jedoch lässt sich die persönliche Sichtweise meist nicht gänzlich abschalten.
In erster Linie möchte ich mit dem Beitrag Anfängern eine grobe Orientierung geben was möglich bzw. sinnvoll ist und was eher nicht. Letztendlich sammelt jeder seine Erfahrungen selbst - jedoch muss nicht jeder die gleichen Fehler machen und das sauer verdiente und ersparte Geld in eventuelle Fehlinvestitionen stecken.
Nichtsdestotrotz, starten wir mit dem ersten Teil und beschäftigen uns ein wenig mit dem Für und Wider beim Austausch von Tonabnehmern.
Viel Spaß!
1. Tonabnehmer
Das ist wohl der Klassiker schlechthin; neuer Sound durch neue Tonabnehmer. Das Angebot an Replacement Pickups ist groß; die verschiedenen Hersteller versprechen viel und der Einbau ist relativ einfach durchzuführen. Das alles ist schon sehr verlockend und sicherlich im ein oder anderen Fall genau die Lösung des Soundproblems. Dennoch bleiben Enttäuschungen oft nicht aus, da der Sound sich zwar nach dem Austausch verändert hat, aber das Instrument doch nicht ganz so klingt, wie man es sich von den teuren Marken-Tonabnehmern versprochen hat.
Um es gleich auf den Punkt zu bringen und die ersten Seifenblasen zerplatzen zu lassen, muss ich leider sagen, dass ein teurer Tonabnehmer das hässliche Entlein nicht in einen Schwan verwandeln kann. Im Grunde tastet ein Tonabnehmer nur die Schwingung der Saiten ab und wandelt diese in Geräusche um. Wir müssen also dort ansetzen, wo die Saite anfängt zu schwingen und was diese Schwingungen beeinflusst.
Zunächst wird die Saite durch Anschlagen in Schwingung versetzt. Dann durchwandern diese Schwingungen das Instrument und werden von dessen einzelnen Bauteilen und deren Materialen beeinflusst. Das sind zunächst einmal der Hals und der Korpus des Instruments. Aber auch die Art der Saitenlagerung, der Steg selbst (Saitenführung und Material), der Sattel und sogar die Mechaniken beeinflussen den Klang. Je nachdem, wie die Saitenschwingung durch diese Bauteile beeinflusst wird, verändert sich der Ton der letztendlich aus den Boxen dringt.
Von maßgeblicher Bedeutung für die Schwingungseigenschaften sind hier vor allem die Art und Qualität der verwendeten Hölzer, sowie die Konstruktion und die Verarbeitung des Instruments. Der Tonabnehmer kommt erst ganz am Ende dieser Kette. Er wandelt die Schwingungen in Töne um, die vorher von den anderen Komponenten stark beeinflusst wurden.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Tonabnehmer den Klang eines Instruments nicht grundlegend beeinflussen kann. Es gibt verschiedene Frequenzbereiche, die von unterschiedlichen Pickups stärker oder schwächer betont werden. Manche klingen druckvoller, mache eher zurückhaltend, jedoch vermögen es alle nicht dem Bass einen gänzlich neuen Sound zu verleihen.
Was einen guten von einem schlechten Pickup unterscheidet ist unter anderem, wie nuanciert und differenziert er die Saitenschwingungen abtastet. Sehr teure Tonabnehmer neigen dazu, den Ton regelrecht zu sezieren; jede Unsauberkeit, die ein billiger Tonabnehmer eventuell großzügig "verschlucken" würde, wird von einem sehr guten Tonabnehmer aufgesogen und wiedergegeben. Das hat natürlich den Vorteil, dass der Sound aufgeräumter und detailreicher wird, genau dies kann aber auch von Nachteil sein, wenn wirklich jede spielerische Unachtsamkeit gnadenlos aus den Boxen gedrückt wird.
Dennoch, was an Obertönen, Schwingungen, Nuancen etc. nicht schon durch die Konstruktion, die Materialen und die Verarbeitung der Instruments da ist, kann auch nicht detailliert wiedergegeben werden. Klingt ein Bass beispielsweise recht "dumpf", also arm an Obertönen, so wird sich dies auch mit einem neuen Tonabnehmer nicht wirklich ändern. Eventuell passiert sogar genau das Gegenteil und der leblose Charakter des Instruments wird noch zusätzlich verstärkt.
1.1 Wann lohnt sich ein Austausch der Tonabnehmer?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, sondern muss von jedem individuell entschieden werden. Wer mit dem Sound seines Basses im Grunde zufrieden ist, sich jedoch einen etwas aufgeräumteren, druckvolleren, eventuell einen in bestimmten Frequenzbereichen stärker oder schwächer betonten Sound wünscht, der kann in einem neuen Tonabnehmer sein Heil finden.
Hierbei sind auch die Angaben der Hersteller recht nützlich, die in der Regel eine kurze Charakteristik ihrer Modelle auf den jeweiligen Webseiten veröffentlicht haben.
Doch Vorsicht! Wenn der Hersteller z.B. mit "vielen Höhen" wirbt, heißt das nicht, dass man plötzlich die schillerndsten Brillanzen in seinem Sound wieder findet. Es bedeutet viel mehr, dass im Vergleich zu den übrigen Frequenzbereichen die Höhen etwas mehr hervorgehoben werden.
Ich erinnere erneut daran, dass ein neuer PU nicht zwangsläufig auch eine Verbesserung des Sound mit sich bringt. Ein billiges Instrument ist nicht nur aufgrund seiner minderwertigen Elektronik und Tonabnehmer so günstig, sondern hier wird auch an der Holzqualität und der Verarbeitung gespart - wo mit großer Wahrscheinlichkeit eher die Ursache für den eventuell nicht so prickelnden Sound zu suchen ist.
1.2 Welche Alternativen gibt es?
1.2.1 Setup
Einer der häufigsten Gründe für einen schlechten Sound ist ein schlechtes Setup des Instruments. Gerade im Anfängerbereich, wo verstärkt günstige Instrumente anzutreffen sind, wird hier leider gespart. Oftmals ist im Preis kein Platz mehr für ein vernünftiges Setup des Basses. So verlassen diese Instrumente die Werke und Läden oft, ohne jemals von einer kompetenten Kraft eingestellt worden zu sein.
Ein unausgewogener Klang beispielsweise kann oft schon durch die Justage der Tonabnehmerhöhe behoben werden. Das kostet keinen einzigen Cent. Beinahe alle Tonabnehmermodelle besitzen Befestigungsschrauben, die es ermöglichen den Abstand zwischen Tonabnehmer und Saiten einzustellen.
Beklagt man z.B., dass D- und G-Saite "lauter" klingen als E- und A-Saite hilft es mitunter schon, die Abstände der entsprechenden Tonabnehmerhälfte zur E- und A-Saite etwas zu verringern, bzw. den Abstand von G- und D-Saite zum Tonabnehmer zu vergrößern, um somit einen über alle vier Saiten ausgewogenen Sound zu erhalten.
Zu wenig Druck, ist ebenfalls ein oft beklagtes Manko. In diesem Fall kann es helfen, den Abstand des gesamten Tonabnehmers zu den Saiten etwas zu verringern. Der Sound wird dadurch insgesamt etwas lauter und druckvoller.
Veranschaulichen kann man das mit einem Mikrofon. Je weiter weg man vom Mikrofon steht, desto dünner und leiser wird der Gesang übertragen, je näher man sich am Mikrofon befindet, desto lauter und fetter wird der Sound. Doch sowohl ein "zu weit weg", als auch ein "zu nahe dran" klingen nicht gut, weshalb man hier ebenso, wie bei der Höhenjustage der Basstonabnehmer das Optimum durch Ausprobieren erst herausfinden muss.
1.2.2 Saiten
Dieser Punkt wird leider allzu oft vergessen; dabei haben die Saiten einen enormen Einfluss auf den Sound des Basses. Wenn es darum geht etwas am Klang des Instruments verändern zu wollen, werden sie leider oft erst ganz zum Schluss in Betracht gezogen.
Die Klangcharakteristiken von Saiten sind sehr vielfältig und es gibt für nahezu jeden Wunschsound den passenden Satz Saiten. Vermisst man beispielsweise Brillanzen in seinem Sound, wird sich ein Satz Stahlsaiten mit Sicherheit effektiver auswirken, als ein anderer Tonabnehmer.
Auch hier gibt es sehr viele Experimentiermöglichkeiten. Angefangen von verschiedenen Konstruktionsarten wie Flatwounds, Roundwounds, Halfrounds etc., über verschiedene Materialien oder Beschichtungen, sowie unterschiedliche Stärken und Hersteller. Je nach Herstellung und Beschaffenheit liefert jede Saite einen anderen Sound, spricht unterschiedlich schnell an, klingt unterschiedlich lange aus, liefert verstärkt Bässe, Mitten oder Höhen, klingt ausgewogener, druckvoller oder zurückhaltender als eine andere.
Der Weg zur optimalen Saite ist mitunter lang und steinig, doch liegt hier einer, für die Klangerzeugung entscheidenden, Faktoren. Von daher sollte die Suche nach dem Wunschsound nicht beim Tonabnehmer, sondern eher bei den Saiten beginnen.
Wie verschiedene Saiten den Sound beeinflussen können und warum die Wahl der Saiten sich so entscheidend auf den Klang eines Basses auswirkt, findet man HIER sehr schön und umfassend beschrieben.
1.2.3 Verstärker/ EQ
Sollte hier nicht bereits experimentiert worden sein, so bietet es sich natürlich auch an, den gewünschten Sound zunächst über die EQ-Einstellungen am Verstärker zu suchen.
So ziemlich jeder Verstärker bietet Regelmöglichkeiten für bestimmte Frequenzbereiche. Natürlich hat auch das alles seine Grenzen und man kann nur die Signale verändern, die letztendlich auch vom Bass dort ankommen, jedoch ergeben sich bestimmte Vorlieben diesbezüglich auch erst im Laufe der Zeit. Als Anfänger neigt man dazu extreme Soundeinstellungen vorzunehmen, etwa weil diese oder jene Einstellung eventuelle Spielfehler oder Unsauberkeiten kaschiert, oder weil man irgendwo mal gelesen hat, dass eine gute EQ-Einstellung für Bässe, natürlich auch viele Bassanteile haben muss.
Auch hier sollte man zunächst versuchen etwas zu experimentieren, verschiedene Einstellungen ausprobieren und beobachten, wie sich der Sound dabei verändert. Wenn es "matschig" klingt, muss das nicht zwangsläufig am Bass liegen. Unvorteilhafte EQ-Settings tragen dazu einen nicht unerheblichen Teil bei und können im Grunde ganz einfach behoben werden.
1.2.4 Elektronik
Wenn die Saitenwahl, das Instrumentensetup und die Amp-Einstellungen nicht zum gewünschten Effekt beigetragen haben, dann kann man alternativ zu einem Austausch der Tonabnehmer auch über eine Modifikation der Elektronik nachdenken.
Es gibt einige sehr interessante Schaltungsmöglichkeiten, die einem passiven Bass bisher ungeahnte Töne entlocken können. Es würde den Rahmen sprengen, hier auf die vielen Möglichkeiten einzeln einzugehen, jedoch seinen hier Dinge wie andere Widerstandwerte der Potentiometer, andere Kondensatoren für die Höhenblende oder seriell/parallel Umschalter (Fender nennt dies S1-Switch) erwähnt.
Ebenso besteht bei einigen Humbuckern die Möglichkeit diese zu splitten. Dabei wird eine der beiden Humbuckerspulen kurzgeschlossen und nur noch eine der beiden Spulen ist im Betrieb, was dazu führt, dass man aus einem Humbucker einen Singlecoil gemacht hat - mit entsprechender Veränderung der Klangcharakteristik.
Dies alles ist oft mit nur sehr geringem finanziellem Aufwand verbunden und setzt lediglich etwas Geschick im Umgang mit dem Lötkolben voraus, welches man übrigens auch für den Austausch der Tonabnehmer mitbringen müsste.
Wer sich mit dem Thema näher befassen möchte, dem lege ich Cadfaels kleine Schaltplan-Sammlung für passive E-Bässe ans Herz. Hier sind verschiedene Bassschaltungen anfängerfreundlich aufgeführt und schaffen einen guten Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten einer passiven Basselektronik.
1.3 Resümee
Bevor man sich wild entschlossen einen neuen Tonabnehmer zulegt, sollte man zuerst den Status Quo - also derzeitigen Zustand - analysieren. Wo stehe ich im Moment? Was ist mit meinem Sound nicht in Ordnung, wo fehlt etwas, wo hätte ich gerne etwas mehr. Dann muss man sich darüber im Klaren sein, wo man hin möchte. Wo ist das Ziel und wie soll sich mein Sound anhören?
Erst wenn man diese beiden Punkte kennt, kann man gezielt nach Lösungen suchen. Oftmals sind nicht die Tonabnehmer das eigentliche Problem, sondern andere, oben beschriebene Faktoren, an die man zunächst gar nicht denkt.
Ich komme noch mal auf mein Beispiel mit dem Gesangsmikrofon zurück. Egal welches Mikrofon ein schlechter Sänger benutzt, egal wie teuer und hochwertig es sein mag; ein schlechter Sänger bleibt ein schlechter Sänger. Der Input muss stimmen und während das beim Gesang eben der Sänger oder die Sängerin an sich ist, ist das bei unserem Bass eben der Bass an sich (vom Spieler natürlich ganz zu schweigen).
Ich möchte einen Tonabnehmertausch nicht generell schlecht reden, aber oftmals wird der dadurch zu erzielende Zugewinn in Sachen Sound überbewertet. Mein Rat ist daher, erst einmal die oben aufgelisteten Alternativen zu überdenken und damit zu experimentieren. Erst wenn absehbar ist, dass hier nicht die Lösung des Problems liegt, kann man anfangen über einen Wechsel der Pickups nachdenken.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Teil.
[Edit bassterix] - Link zum original Thema: https://www.musiker-board.de/vb/bas...nstrument-teil-1-tonabnehmer.html#post2926732
Das perfekte Instrument ... davon träumen wir alle.
Wir wissen jedoch auch, dass es dieses in der Regel nicht im Laden zu kaufen gibt und wenn doch, fehlt das nötige Kleingeld um sich seinen Traum erfüllen zu können. Die Lösung dieses Problems erscheint denkbar einfach. Wieso nicht selbst ein bisschen Hand anlegen und sein günstiges Instrument an die persönlichen Bedürfnisse anpassen?
Der Markt für Austauschteile, seien es die Hardware, Tonabnehmer oder Elektronikkomponenten, ist mittlerweile sehr groß und es lässt sich für beinahe alle Bedürfnisse ein passendes Ersatzteil finden.
So weit, so gut. Doch leider müssen wir auch die Kehrseite der Medaille betrachten und uns eingestehen, dass wir oft gar nicht so recht wissen, wo wir eigentlich stehen und wo wir hin wollen.
So verlockend das Angebot auch manchmal sein mag, so unsinnig ist es oft auch, denn viele der möglichen Modifikationen schießen am Ziel vorbei. Sei es, weil man einfach am falschen Punkt angesetzt hat, oder eben, weil das Instrument an sich bereits mit den ab Werk versehenen Komponenten an seine Grenzen stößt.
Andererseits jedoch kann schon eine sehr kleine Veränderung für wenig Geld genau das bewirken, nach dem man schon so lange gesucht hat, aber nicht auf die Idee kam, dass genau bei diesem winzigen Detail der Knackpunkt liegt.
Ich möchte eine kleine Reihe starten, in der ich auf die verschiedenen Komponenten eines Basses eingehe. Außerdem versuche ich alternative Möglichkeiten zu erläutern und philosophiere ein bisschen über Sinn und Unsinn verschiedener Modifikationen.
Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich die Weisheit weder mit Löffeln gefressen habe, noch Anspruch auf die alleinige Richtigkeit der folgenden Zeilen erhebe. Es gibt immer wieder Dinge, die andere Leute anders als man selbst sehen und deshalb bitte ich euch, meine Ausführungen nicht als die ultimative Problemlösung zu betrachten. Zwar versuche ich so objektiv wie möglich zu bleiben, jedoch lässt sich die persönliche Sichtweise meist nicht gänzlich abschalten.
In erster Linie möchte ich mit dem Beitrag Anfängern eine grobe Orientierung geben was möglich bzw. sinnvoll ist und was eher nicht. Letztendlich sammelt jeder seine Erfahrungen selbst - jedoch muss nicht jeder die gleichen Fehler machen und das sauer verdiente und ersparte Geld in eventuelle Fehlinvestitionen stecken.
Nichtsdestotrotz, starten wir mit dem ersten Teil und beschäftigen uns ein wenig mit dem Für und Wider beim Austausch von Tonabnehmern.
Viel Spaß!
1. Tonabnehmer
Das ist wohl der Klassiker schlechthin; neuer Sound durch neue Tonabnehmer. Das Angebot an Replacement Pickups ist groß; die verschiedenen Hersteller versprechen viel und der Einbau ist relativ einfach durchzuführen. Das alles ist schon sehr verlockend und sicherlich im ein oder anderen Fall genau die Lösung des Soundproblems. Dennoch bleiben Enttäuschungen oft nicht aus, da der Sound sich zwar nach dem Austausch verändert hat, aber das Instrument doch nicht ganz so klingt, wie man es sich von den teuren Marken-Tonabnehmern versprochen hat.
Um es gleich auf den Punkt zu bringen und die ersten Seifenblasen zerplatzen zu lassen, muss ich leider sagen, dass ein teurer Tonabnehmer das hässliche Entlein nicht in einen Schwan verwandeln kann. Im Grunde tastet ein Tonabnehmer nur die Schwingung der Saiten ab und wandelt diese in Geräusche um. Wir müssen also dort ansetzen, wo die Saite anfängt zu schwingen und was diese Schwingungen beeinflusst.
Zunächst wird die Saite durch Anschlagen in Schwingung versetzt. Dann durchwandern diese Schwingungen das Instrument und werden von dessen einzelnen Bauteilen und deren Materialen beeinflusst. Das sind zunächst einmal der Hals und der Korpus des Instruments. Aber auch die Art der Saitenlagerung, der Steg selbst (Saitenführung und Material), der Sattel und sogar die Mechaniken beeinflussen den Klang. Je nachdem, wie die Saitenschwingung durch diese Bauteile beeinflusst wird, verändert sich der Ton der letztendlich aus den Boxen dringt.
Von maßgeblicher Bedeutung für die Schwingungseigenschaften sind hier vor allem die Art und Qualität der verwendeten Hölzer, sowie die Konstruktion und die Verarbeitung des Instruments. Der Tonabnehmer kommt erst ganz am Ende dieser Kette. Er wandelt die Schwingungen in Töne um, die vorher von den anderen Komponenten stark beeinflusst wurden.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Tonabnehmer den Klang eines Instruments nicht grundlegend beeinflussen kann. Es gibt verschiedene Frequenzbereiche, die von unterschiedlichen Pickups stärker oder schwächer betont werden. Manche klingen druckvoller, mache eher zurückhaltend, jedoch vermögen es alle nicht dem Bass einen gänzlich neuen Sound zu verleihen.
Was einen guten von einem schlechten Pickup unterscheidet ist unter anderem, wie nuanciert und differenziert er die Saitenschwingungen abtastet. Sehr teure Tonabnehmer neigen dazu, den Ton regelrecht zu sezieren; jede Unsauberkeit, die ein billiger Tonabnehmer eventuell großzügig "verschlucken" würde, wird von einem sehr guten Tonabnehmer aufgesogen und wiedergegeben. Das hat natürlich den Vorteil, dass der Sound aufgeräumter und detailreicher wird, genau dies kann aber auch von Nachteil sein, wenn wirklich jede spielerische Unachtsamkeit gnadenlos aus den Boxen gedrückt wird.
Dennoch, was an Obertönen, Schwingungen, Nuancen etc. nicht schon durch die Konstruktion, die Materialen und die Verarbeitung der Instruments da ist, kann auch nicht detailliert wiedergegeben werden. Klingt ein Bass beispielsweise recht "dumpf", also arm an Obertönen, so wird sich dies auch mit einem neuen Tonabnehmer nicht wirklich ändern. Eventuell passiert sogar genau das Gegenteil und der leblose Charakter des Instruments wird noch zusätzlich verstärkt.
1.1 Wann lohnt sich ein Austausch der Tonabnehmer?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, sondern muss von jedem individuell entschieden werden. Wer mit dem Sound seines Basses im Grunde zufrieden ist, sich jedoch einen etwas aufgeräumteren, druckvolleren, eventuell einen in bestimmten Frequenzbereichen stärker oder schwächer betonten Sound wünscht, der kann in einem neuen Tonabnehmer sein Heil finden.
Hierbei sind auch die Angaben der Hersteller recht nützlich, die in der Regel eine kurze Charakteristik ihrer Modelle auf den jeweiligen Webseiten veröffentlicht haben.
Doch Vorsicht! Wenn der Hersteller z.B. mit "vielen Höhen" wirbt, heißt das nicht, dass man plötzlich die schillerndsten Brillanzen in seinem Sound wieder findet. Es bedeutet viel mehr, dass im Vergleich zu den übrigen Frequenzbereichen die Höhen etwas mehr hervorgehoben werden.
Ich erinnere erneut daran, dass ein neuer PU nicht zwangsläufig auch eine Verbesserung des Sound mit sich bringt. Ein billiges Instrument ist nicht nur aufgrund seiner minderwertigen Elektronik und Tonabnehmer so günstig, sondern hier wird auch an der Holzqualität und der Verarbeitung gespart - wo mit großer Wahrscheinlichkeit eher die Ursache für den eventuell nicht so prickelnden Sound zu suchen ist.
1.2 Welche Alternativen gibt es?
1.2.1 Setup
Einer der häufigsten Gründe für einen schlechten Sound ist ein schlechtes Setup des Instruments. Gerade im Anfängerbereich, wo verstärkt günstige Instrumente anzutreffen sind, wird hier leider gespart. Oftmals ist im Preis kein Platz mehr für ein vernünftiges Setup des Basses. So verlassen diese Instrumente die Werke und Läden oft, ohne jemals von einer kompetenten Kraft eingestellt worden zu sein.
Ein unausgewogener Klang beispielsweise kann oft schon durch die Justage der Tonabnehmerhöhe behoben werden. Das kostet keinen einzigen Cent. Beinahe alle Tonabnehmermodelle besitzen Befestigungsschrauben, die es ermöglichen den Abstand zwischen Tonabnehmer und Saiten einzustellen.
Beklagt man z.B., dass D- und G-Saite "lauter" klingen als E- und A-Saite hilft es mitunter schon, die Abstände der entsprechenden Tonabnehmerhälfte zur E- und A-Saite etwas zu verringern, bzw. den Abstand von G- und D-Saite zum Tonabnehmer zu vergrößern, um somit einen über alle vier Saiten ausgewogenen Sound zu erhalten.
Zu wenig Druck, ist ebenfalls ein oft beklagtes Manko. In diesem Fall kann es helfen, den Abstand des gesamten Tonabnehmers zu den Saiten etwas zu verringern. Der Sound wird dadurch insgesamt etwas lauter und druckvoller.
Veranschaulichen kann man das mit einem Mikrofon. Je weiter weg man vom Mikrofon steht, desto dünner und leiser wird der Gesang übertragen, je näher man sich am Mikrofon befindet, desto lauter und fetter wird der Sound. Doch sowohl ein "zu weit weg", als auch ein "zu nahe dran" klingen nicht gut, weshalb man hier ebenso, wie bei der Höhenjustage der Basstonabnehmer das Optimum durch Ausprobieren erst herausfinden muss.
1.2.2 Saiten
Dieser Punkt wird leider allzu oft vergessen; dabei haben die Saiten einen enormen Einfluss auf den Sound des Basses. Wenn es darum geht etwas am Klang des Instruments verändern zu wollen, werden sie leider oft erst ganz zum Schluss in Betracht gezogen.
Die Klangcharakteristiken von Saiten sind sehr vielfältig und es gibt für nahezu jeden Wunschsound den passenden Satz Saiten. Vermisst man beispielsweise Brillanzen in seinem Sound, wird sich ein Satz Stahlsaiten mit Sicherheit effektiver auswirken, als ein anderer Tonabnehmer.
Auch hier gibt es sehr viele Experimentiermöglichkeiten. Angefangen von verschiedenen Konstruktionsarten wie Flatwounds, Roundwounds, Halfrounds etc., über verschiedene Materialien oder Beschichtungen, sowie unterschiedliche Stärken und Hersteller. Je nach Herstellung und Beschaffenheit liefert jede Saite einen anderen Sound, spricht unterschiedlich schnell an, klingt unterschiedlich lange aus, liefert verstärkt Bässe, Mitten oder Höhen, klingt ausgewogener, druckvoller oder zurückhaltender als eine andere.
Der Weg zur optimalen Saite ist mitunter lang und steinig, doch liegt hier einer, für die Klangerzeugung entscheidenden, Faktoren. Von daher sollte die Suche nach dem Wunschsound nicht beim Tonabnehmer, sondern eher bei den Saiten beginnen.
Wie verschiedene Saiten den Sound beeinflussen können und warum die Wahl der Saiten sich so entscheidend auf den Klang eines Basses auswirkt, findet man HIER sehr schön und umfassend beschrieben.
1.2.3 Verstärker/ EQ
Sollte hier nicht bereits experimentiert worden sein, so bietet es sich natürlich auch an, den gewünschten Sound zunächst über die EQ-Einstellungen am Verstärker zu suchen.
So ziemlich jeder Verstärker bietet Regelmöglichkeiten für bestimmte Frequenzbereiche. Natürlich hat auch das alles seine Grenzen und man kann nur die Signale verändern, die letztendlich auch vom Bass dort ankommen, jedoch ergeben sich bestimmte Vorlieben diesbezüglich auch erst im Laufe der Zeit. Als Anfänger neigt man dazu extreme Soundeinstellungen vorzunehmen, etwa weil diese oder jene Einstellung eventuelle Spielfehler oder Unsauberkeiten kaschiert, oder weil man irgendwo mal gelesen hat, dass eine gute EQ-Einstellung für Bässe, natürlich auch viele Bassanteile haben muss.
Auch hier sollte man zunächst versuchen etwas zu experimentieren, verschiedene Einstellungen ausprobieren und beobachten, wie sich der Sound dabei verändert. Wenn es "matschig" klingt, muss das nicht zwangsläufig am Bass liegen. Unvorteilhafte EQ-Settings tragen dazu einen nicht unerheblichen Teil bei und können im Grunde ganz einfach behoben werden.
1.2.4 Elektronik
Wenn die Saitenwahl, das Instrumentensetup und die Amp-Einstellungen nicht zum gewünschten Effekt beigetragen haben, dann kann man alternativ zu einem Austausch der Tonabnehmer auch über eine Modifikation der Elektronik nachdenken.
Es gibt einige sehr interessante Schaltungsmöglichkeiten, die einem passiven Bass bisher ungeahnte Töne entlocken können. Es würde den Rahmen sprengen, hier auf die vielen Möglichkeiten einzeln einzugehen, jedoch seinen hier Dinge wie andere Widerstandwerte der Potentiometer, andere Kondensatoren für die Höhenblende oder seriell/parallel Umschalter (Fender nennt dies S1-Switch) erwähnt.
Ebenso besteht bei einigen Humbuckern die Möglichkeit diese zu splitten. Dabei wird eine der beiden Humbuckerspulen kurzgeschlossen und nur noch eine der beiden Spulen ist im Betrieb, was dazu führt, dass man aus einem Humbucker einen Singlecoil gemacht hat - mit entsprechender Veränderung der Klangcharakteristik.
Dies alles ist oft mit nur sehr geringem finanziellem Aufwand verbunden und setzt lediglich etwas Geschick im Umgang mit dem Lötkolben voraus, welches man übrigens auch für den Austausch der Tonabnehmer mitbringen müsste.
Wer sich mit dem Thema näher befassen möchte, dem lege ich Cadfaels kleine Schaltplan-Sammlung für passive E-Bässe ans Herz. Hier sind verschiedene Bassschaltungen anfängerfreundlich aufgeführt und schaffen einen guten Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten einer passiven Basselektronik.
1.3 Resümee
Bevor man sich wild entschlossen einen neuen Tonabnehmer zulegt, sollte man zuerst den Status Quo - also derzeitigen Zustand - analysieren. Wo stehe ich im Moment? Was ist mit meinem Sound nicht in Ordnung, wo fehlt etwas, wo hätte ich gerne etwas mehr. Dann muss man sich darüber im Klaren sein, wo man hin möchte. Wo ist das Ziel und wie soll sich mein Sound anhören?
Erst wenn man diese beiden Punkte kennt, kann man gezielt nach Lösungen suchen. Oftmals sind nicht die Tonabnehmer das eigentliche Problem, sondern andere, oben beschriebene Faktoren, an die man zunächst gar nicht denkt.
Ich komme noch mal auf mein Beispiel mit dem Gesangsmikrofon zurück. Egal welches Mikrofon ein schlechter Sänger benutzt, egal wie teuer und hochwertig es sein mag; ein schlechter Sänger bleibt ein schlechter Sänger. Der Input muss stimmen und während das beim Gesang eben der Sänger oder die Sängerin an sich ist, ist das bei unserem Bass eben der Bass an sich (vom Spieler natürlich ganz zu schweigen).
Ich möchte einen Tonabnehmertausch nicht generell schlecht reden, aber oftmals wird der dadurch zu erzielende Zugewinn in Sachen Sound überbewertet. Mein Rat ist daher, erst einmal die oben aufgelisteten Alternativen zu überdenken und damit zu experimentieren. Erst wenn absehbar ist, dass hier nicht die Lösung des Problems liegt, kann man anfangen über einen Wechsel der Pickups nachdenken.
In diesem Sinne, bis zum nächsten Teil.
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