Zur Technik der Anschlagdynamik

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Passend zum aktuell diskutierten Thema hab ich am gerade vergangenen Wochenende ein PSR 600 reichlich günstig schiessen können.
Bei ansonsten halbwegs passablem optischen Gesamtzustand hat gerade dessen Anschlagdynamik inzwischen, besonders im mittleren Tastaturbereich, erheblich gelitten und ist dort kaum mehr zu bemerken.
Einige Tasten benötigen nun auch etwas nachdrückliche Betätigung.
Nach nunmehr 18 bewegten Jahren (die Tastaturoberfläche kann inzwischen Geschichten erzählen) dürfen sie das aber auch.
Und - für 10 Euro (in Worten: zehn) will ich mal nicht meckern.
Allein für das dazugehörige Netzteil war sicher einmal eine ähnlich hohe Summe fällig.

Und mit ein wenig investierter Arbeit (es sammelten sich im Inneren u.a. Hinterlassenschaften längst vergangener Tierfreundschaften) läßt sich das Teil sicher noch einmal aktivieren.
Möglicherweise bietet sich ja irgendwann auch die Gelegenheit, aus einem weniger genutzten PSR gleicher Bauzeit mit hoffnungslosem Elektronikschaden die hoffentlich gut erhaltenen Tastenmatten zu verwerten.

Die Technik. mit der die Anschlagstärke elektronisch ermittelt wird, ist so simpel wie genial:
Wenn man eine Taste runerdrückt, werden - nacheinander - zwei Kontakte geschlossen und die Zeit zwischen diesen beiden "Ereignissen" gemessen.
Beim Schließen des zweiten Kontaktes wird dann der entsprechende Ton mit der Lautstärke entsprechend der vergangenen Zeit (im Milli- oder gar Microsekundenbereich) ausgelöst.
Wobei eine kürzere Zeit einem schnelleren und damit heftigeren Tastenanschlag entspricht und demzufolge auch einen lauteren Ton verursacht - ganz wie im richtigen Leben ;).

Die Kontakte sind bei Yamaha (und vermutlich auch bei anderen Herstellern) in Form von 5 großen gleichartigen und einer kleinen Gummimatte spezieller Form ausgebildet, dessen leitfähig gummierte schwarze Kontaktflächen (2 je Taste) die eigentliche Schaltfunktionen auslösen (Bild 1).

Die zu schließenden kammartigen ineinandergreifenden Kontakte sind auf einer über die ganze Tastaturbreite gehende Leiterplatte angeordnet (Bild 2), welche an mehereren Punkten einfach in den Tastaturträger eingehakt und eingeclipst ist.

Die zerlegten Tastenblöcke nach der großen Wäsche in Geschirrspülmittel.
Ein wenig zusätzliche Handarbeit war nötig, um den Grind vergangener Jahrzehnte abzubekommen (Bild 3).
Auch die Gummimatten erfuhren diese Prozedur - klar zu ihrem Vorteil, wie sich zeigen sollte.
(Wunder darf man allerdings nicht erwarten)

Die Tastatur besteht aus 3 verschiedene Tastensätzen (Bild 4), die zusammengesetzt, jeweils eine komplette Oktave ergeben (Bild 5).
Man beachte auch die speziell ausgeformten "Scharniere", welche eine Beweglichkeit jeder einzelnen Taste in zwei Richtungen ermöglichen.
Quer werden alle Tasten durch einen darunterliegenden Kunststoffrahmen (Tastaturträger) mit einzelnen eingefetteten Führungsnasen geführt, der auch die Gummikontaktmatten aufnimmt und stabilisiert.
Mit der ganz rechten Einzeltaste sind das dann bei den üblichen 5 Oktaven ein in sich verschachteltes Gesamtpaktet von 61 Tasten - zusammengehalten von 21 Schrauben.

In Bild 6 kann man den vorderen längeren "Stößel" erkennen, der den zuerst schließenden Gummikontakt betätigt (Pfeil).

Der relativ gute Gesamtzustand der Technik nach dieser langen Dienstzeit nötigt einem schon Respekt vor der erbrachten Entwicklungsarbeit - die ja bei Yamaha unvermindert weitergeht - ab.

Allerdings haben Tastaturen neueren Datums - genauer gesagt, die eines PSR-295, welches ansonsten sehr sinnvoll ausgestattet und empfehlenswert für den Neueinstieg ist - bei mir keinen so guten Eindruck hinterlassen.
Sie wirken im Anschlag irgendwie "billig".
Alles andere aber Yamaha-typisch: gediegen.
 
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Zuletzt bearbeitet:
Ein kleiner Nachtrag, da es wohl doch ein paar Interessierte bzw. Betroffene gibt, deren Tastaturen nicht mehr einwandfrei funktionieren.

Nach oben geschildertem Wiederbelebungsversuch einer altgedienten Tastatur habe ich im Netz recherchiert und von anderen Enthusiasten auch tatsächlich ein paar Hinweise und Erfahrungsberichte zur Reparatur von Gummikontakten gefunden.
Es betraf dort zwar konkret Fernbedienungen, jedoch sind deren Kontakte im Grunde genauso aufgebaut, wenn auch (noch) ohne Anschlagdynamik - nicht jeder Besitzer eines Fernsehers scheint das zu wissen. ;)

Mit aufgeklebten Leitgummi-Pads oder aus Fugendichtmasse und Kohlenstaub selbst zusammengerührter Paste ließ sich demnach keine dauerhafte Instandsetzung verschlissener Kontaktflächen erreichen.
Das leitfähige Material löste sich nach kurzer Zeit wieder ab und führte so zu Kurzschlüssen auf den ineinander verzahnten Leiterzügen der Kontaktmatrix.

Der von einem bekannten Elektronik-Kaufhaus - "dem großen C" - angebotene Reparatursatz, welcher für rund 20 Gummikontakte ausreichen soll, ist - dem Teuro sei Dank! - preislich angemessenen Beträgen inzwischen längst davongelaufen, soll aber angeblich gute Ergebnisse bringen.

Bleibt die Reinigung mit Hausmitteln.
Wie oben bereits angedeutet, habe ich durch ein Reinigungsbad der Gummimatten mit gängigem Spülmittel (Fit) bei den meißten unzuverlässigen Kontakten spürbare Verbesserungen erreichen können.
Auch ein Abwischen der Kontakte mit einem mit Spiritus angefeuchteten Küchentuch brachte Fortschritte, aber noch keinen vollen Erfolg.

Mutig geworden, probierte ich den Tip, die Kontaktpads mit einem acetongetränkten Lappen zu reinigen, der in einem der gefundenen Beiträge im Netz als einzig dauerhaftes Allheilmittel gepriesen wurde...

Die so behandelten Kontakte sind nun trotz aller Vorsicht dauerhaft - hinüber. :(
Schade eigentlich.
Von Versuchen mit scharfen Lösungsmitteln, die verhärtete Gummikontaktflächen nicht an- sondern ablösen, rate ich also ab.

Vielleicht hat ja schon einmal jemand, dessen PSR noch nicht steinalt ist, aber auch schon von Kontaktproblemen betroffen war, mal eine Anfrage beim YAMAHA-Servicecenter gestartet und etwas über Verfügbarkeit und Preise für einen Satz neuer Kontaktmatten in Erfahrung bringen können.
Und ist auch so frei, es uns hier im Board mitzuteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja alles recht schön und gut! Ich habe gerade mein PSR-500 zerlegt, nur wie bekomme ich die Tasten da raus, oder andererseits, wie die Kontaktplatine, ohne etwas zu zerstören?
Ich habe schon sämtliche Schrauben entfernt und auch die Klammern der Kontaktplatine gelöst, kann mir aber nicht erklären, wie ich die Teile, ohne Gewalt anzuwenden auseinanderbekomme. Es wäre hilfreich, hierzu weitere Informationen zu erhalten.

Viele Grüße
WolleW
 
Hallo WolleW,

da es schon wieder eine lange Zeit her ist, und ich nichts Falsches sagen möchte, kann ich nur empfehlen, vorsichtig und mit der "Technik des genauen Hinsehens" vorzugehen.
Die Tastatur des PSR 500 sollte genau so wie die des 600er zusammengesetzt sein.
Es sind jedoch eine ganze Reihe Kunststoff-Nasen, die die Platine an ihrem Platz halten.
In Bild 2 (siehe oben) sind vier davon zu erkennen.
Manchmal hilft vorsichtiges (!) leichtes Biegen und genaues Beobachten - da, wo die Platine sich dabei nicht bewegt, wird sie noch festgehalten.
 
Danke, deine Antwort hat mir sehr weitergeholfen. Ich wollte einfach nicht mehr kaputt machen als notwendig und so ist es mir gelungen!!!
Ich were jetzt nach erfolgtem Mehrfachtausch die defekten Gummimatten versuchen auszutauschen, wenn ich denn die entsprechenden Matten neu erwerben kann. Die Reinigung der Platine war soweit erfolgreich. Ich habe dazu einen in Alkohol getränkten Leinenlappen verwendet und die Platine auf der Kontaktseite anschliessend mit einem gewöhnlichen Kaffeefilterpapier abgerieben. Der Erfolg war eindeutig!!! Leider fehlt mir jetzt ein "A", aber ich denke, durch Austausch der entsprechenden Gummimatte dieses Problem beseitigen zu können und so wieder ein vollständig funktionierendes Keyboard zu erhalten.
Preis und Leistung sollen hier nicht bewertet werden, das Teil ist für wenige Euronen bei Ebay bestimmt zu einem angemessenen Preis voll funktionstüchtig zu erwerben, aber darum geht es mir hier nun wirklich nicht....!!!!!!
 

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