Super-Idee und eine Standardtechnik für Improvisation!
Das Prinzip funktioniert nicht nur mit "Blue Notes", man will ja auch nicht immer ein "Blues-Feel".
Aus einfachem Grund: die üblichen Dur- (z.b. c,d,e,f,g,a,h) und Molltonleitern (z.B. Mel. Moll c,d,eb,f,g,a,h,c) haben 7 Töne.
Spielst Du (zur Übung) lange Linien in gleichmäßigen Achteln im 4/4 Takt und beginnst Du auf einem Akkordton (z..B. e g oder c) wechseln sich immer Akkordtöne auf den vollen Zählzeiten (1,2,3,4) mit "anderen Tonleitertönen" ab, den Tönen auf den "und"-Zählzeiten.
Auf vollen Zählzeiten würde man diese Töne akkordisch interpretieren und als diatonische Erweiterungen (Tensions) des Akkordes ansehen (z.B. d = 9, f = 11, a = 13).
Am Ende des Taktes fehlt dir dabei aber bei 7 Tönen der Tonleiter natürlich eine Achtel, damit auf die Eins des folgenden Taktes wieder ein Akkordton fallen kann.
Also bleiben nur die Möglichkeiten, rhythmisch einzugreifen oder irgendwo auf einer Zwischenzählzeit einen chromatischen Durchgangston "einzuschleusen".
Das klappt mit jedem Ton und lässt die Achtellinie elegant vor sich hinwabern. Akkordtöne fallen so immer auf die volle Zählzeit, das sollte man bei Improvisationen hören/kontrollieren können.
Nachlesen kann man dazu und weiteren wichtigen Techniken z.B. bei
Fritsch, Kellert, Lonardoni, Improvisation, Leu-Verlag
Im Jazz mit Bebop-Orientierung wird dieser chromatische Durchgangston an bestimmten Stellen gesetzt: zwischen 5. und 6. Ton bei ionisch (Dur oder Moll-Tonika), zwischen 3. und 4. Ton bei dorisch (zweite Stufe, Subdominantparallele) und besonders häufig zwischen Dominant-7 und Oktave/Grundton bei Dominantseptakkorden.
David Baker, How To Play Bebop, Alfred Publishing