MrKnister
Registrierter Benutzer
Vergleich Distortion / Chorus / Delay / Reverb
Da mir in letzter Zeit viele Pedale unter die Füße kamen, dachte ich nun meine Erfahrungen damit zu teilen.
Getestet wurde im Proberaum (ca. 70qm) mit einem Ibanez TSA15H Röhrentopteil und einer 4x12er Hughes & Kettner Box.
Zuhause (ca. 16qm) stand mir ein Kustom Transistoramp, angeklemmt an der Ibanez TSA112C Box, zur Verfügung.
E-Gitarren gab es in zwei bekannten Formaten. Die Ibanez SZ520 (2xHumbucker) a la Les Paul und die Godin Progression (3xSingle-Coil) a la Strat.
Die Eindrücke, die ich damit bei den Effektpedale sammelte, sind somit nicht einseitig, fallen aber im Ergebnis nicht wesentlich anders aus, deshalb gehe ich folgend nicht mehr darauf ein welche Gitarre explizit benutzt wurde.
Distortion
Boss MT-2, neu: 109€
Visual Sound Son of Hyde, neu: 99€
T-Rex Tonebug, neu: 79€
Marshall Guvnor, neu: 56€
Marshall Jackhammer, neu: 56€
Digitech Bad Monkey Overdrive, neu 49€
Guya Tone MM2, gebraucht: ~50€
Kurze Erklärung zum EQ-Wert in der Tabelle: Jackhammer und Bad Monkey haben nur Bass+Treble.
Beim Son of Hyde gibt es noch einen Bright-Schalter, der aber meinem Erachten nach keine wirkliche Steigerung der Möglichkeiten bietet.
Besonders interessant sind die Marshall-Brüder auf Grund ihrer Extraschalter.
Jedoch war es bei mir so, dass sobald die perfekte Einstellung gefunden war, keine anderen Contour/Frequenz/Deep-Regler nötig gewesen wären.
Vorab wird aussortiert: Der GuyaTone hat mehrere Chancen bekommen, aber nicht lange überlebt.
Trashmetal ist vielleicht sein einziges Einsatzgebiet. Stichwort:Kettensäge. Mehr gibt es leider nicht dazu zu sagen.
Mein erstes Dreamteam waren T-Rex und der Son of Hyde. Das Visual Sound sorgte für ordentliche Rhythmparts, wobei es nicht ganz ins Bild passte.
Kratzig, rau, leider nicht ganz rund, obwohl genug Wärme, Bässe rüberkommen.
Für Rhythmparts war das T-Rex nicht das Beste, jedoch war der helle klare Klang für durchsetzungsfähige Soli prädestiniert.
Da ich einen TSA (Tubescreamer-Amp) in der Band spiele wurde der Bad Monkey nach Hause verbannt.
Konkurrenzfähig war er definitiv, auch gerade bei der Preislage.
Etwas muffig, wie viele User schon einmal sagten, ist er, aber klanglich meine erste Wahl für daheim und bluesige Overdrive-parts.
Kommen wir zum Guvnor, der sich mehr als Overdrive herausstellte. Für mittelverzerrte Rhythmparts ordentlich, jedoch nicht ganz so heftig wie der Jackhammer.
Im Vergleich zum Bad Monkey kann er sich sehen lassen und steht ihm in nichts nach.
Der Jackhammer ist der große Konkurrent vom Boss MT-2 und dem Son of Hyde.
Er hat genug Druck und Bässe, behält trotzdem den runden Klang, der beim Son of Hyde fehlte.
Der Boss MT-2 Treter hat einen schönen rockigen Klang, aber wo ist der Druck?
Zerre satt, aber irgendwo müsste ein Deep-Schalter sein um damit das perfekte Distortion-Pedal unter dem Fuß zu haben.
Fazit: Crunchig wird es mit dem Guvnor, scharf gefolgt vom Bad Monkey. T-Rex Tonebug ist immer noch die erste Wahl für klare Soli.
Der Son of Hyde wurde vom Jackhammer verdrängt, obwohl er gleich an zweiter Stelle folgt.
Das GuyaTone vergesse ich ganz schnell und das Boss MT-2 klingt hervorragend mit der Verzerrung, aber der Wumms fehlt einfach.
Kombiniere, kombiniere: Ein kleiner Off-Topic-Trip, der die Geschichte einer Brieffreundschaft erzählt.
Jetzt fragt man sich was eine Brieffreundschaften mit einem Effektpedalreview zu tun hat, oder? Aber es ist keine Brieffreundschaft im klassischen Sinne. Es ist eine Paketfreundschaft
Eine moderne effektbehaftete Version. Unsere Briefumschläge sind Kartons und unsere Briefe sind die Effektpedale.
Seit mehreren Monaten pflege ich den Emailkontakt zu Michael, der hier im Forum unter dem Namen myniceday bekannt ist.
Anfangs ging es um einen Erfahrungsaustausch zum GNX4 Multieffektboard, doch mit der Zeit ist uns aufgefallen, dass wir auch das Interesse zu den Einzeltretern teilen.
Nach und nach verschwanden mal zwei-drei meiner Pedale, kamen ein paar Wochen später zurück, dann waren die nächsten an der Reihe.
Und nun zurück zum Ursprung: Die eingeschränkte Auswahl half mir erfinderisch zu werden.
Wo früher ein Pedal nach einem Testtag verbannt wurde konnte es sich so noch einmal für mehrere Wochen beweisen.
Wie unser alter Bekannter Sherlock Holmes bereits seine Geistesblitze empfing, erhielt ich durch das Kombinieren ein interessantes Ergebnis.
Der fast vergessene Boss MT-2 stand vor dem Guvnor. Klanglich alles so wie ich es einzeln in Erinnerung hatte. Doch zusammen, ja zusammen, ergaben sie ein unglaubliches Team.
Wo der Boss zu kratzig war brachte der Marshall die runde Wärme. Wo der Marshall zu muffig war brachte der Boss den nötigen Biss.
Ein Delay dahinter und plötzlich hörte ich den Leadkanal meines großen Soundidols Eric Johnson. Ohne tausende von Euro für den Vintage Marshallamp, ohne tausende von Euro für das Maestro Echoplex.
Ok, noch habe ich keine CD damit aufgenommen, aber für mich und meine Band reicht es alle Male.
Chorus
Marshall Supervibe, gebraucht: ~45€
Digitech CF7, gebraucht: ~45€
Kurz und schmerzlos: Die Chorus Factory von Digitech war mein erster Kauf, den ich nicht schnell bereute.
Klanglich für mich total in Ordnung. Ich bin kein Profi und mir reicht deshalb ein Pedal unter 100€ wie ihr eventuell schon bemerkt habt.
Vielfalt ist definitiv geboten, doch nach drei Wochen bemerkte ich eine Millisekunde Verzögerung beim Ausschalten.
Bei der Aktivierung des Pedals war jedoch nichts festzustellen. Wenn man einen Song komplett mit Chorus/Flanger/oder was auch immer dieses gute Teil zu bieten hat, durchspielt, ist es gut.
Also für Studiosachen geeignet.
Der Supervibe klingt etwas natürlicher, bietet nur einen Modus, hebt die Lautstärke bei vermehrtem Effektanteil an.
Ist aber ok für mich. Schaltet man ihn im Clean-Modus aus, ist es hinterher leiser.
Aktiviert man beim Ausschalten vom Chorus gleichzeitig die Zerre, kann ein Lautstärkeausgleich stattfinden, der über das Zerrpedal angepasst werden kann/muss/sollte.
Fazit: CF7=Studio, Supervibe=Live
Delay
Digitech Digidelay, neu: 99€
Höfner Delay, neu: 59€
Ibanez DL10, gebraucht: ~45€
Die, die, die, lay, lay, lay. Mein allerliebster Feinschliff.
Das Erste, das in meinem Besitz war, nennt sich Ibanez DL10 und hat schon einige Jahre auf dem Buckel.
Nichtsdestotrotz hat es gemacht was es soll und klang sehr gut. "Die guten alten Treter" werden jetzt wohl viele denken.
Und sie haben Recht! Top Teil, welches ich bis auf den An-/Aus-Schalter gern genauso noch einmal hätte.
Da der Schalter nach zig Betätigungen nur jedes zweite oder dritte Mal das Pedal aktivierte, musste es sich einen neuen Besitzer suchen. Ansonsten eine lupenreine Empfehlung.
Nach vielen guten Erfahrungen mit Digitech kam ein Digidelay ins Haus. Mit Einstellmöglichkeiten wird bei diesem Hersteller definitiv nicht gespart.
Die erste Steigerung zeigte die Verzögerung mit bis zu 4 Sekunden. Obwohl das Old-School-Ibanez dazu im Vergleich mit 400ms für meinen Nutzen auch ok war.
Das Höfner Delay geht bis 330ms und wurde nach dem Digidelay angeschafft, da ich für Rhythmparts gern ein kurzes und für Soli ein langes Delay habe.
Für experimentelle Spieler sicherlich entscheidend, ich persönlich komme mit allen dreien gut zu recht.
Weiter mit dem Digitreter: Es gibt einen Mod-Modus, der das Delay mit einem Chorus ummantelt. Bei minimaler Delayzeit ist er auch als Chorus nutzbar.
Ist ok, aber kein muss. Das Tape-Delay ist allerdings echt empfehlenswert, das Reverse ganz interessant, aber auch kein muss.
Trotz der vielen Möglichkeiten hört man etwas "digitales" raus. Ok, das geht ganz in Richtung Fazit…
Fazit: Das Digitech klingt wärmer und runder als das Höfner und das Ibanez, ist aber digital. Hier wie bei vielen anderen Sachen eine Geschmackssache.
Ich mag alle drei Treter und würde mich bei einer Beschränkung auf eins auf Grund der Vielseitigkeit für das Digitech entscheiden.
Klanglich wären meine Präferenzen doch eher analog bzw. vintage angesiedelt und das DL10 läge eine Nasenspitze vor dem Höfner wegen den 70ms mehr Spielraum.
Reverb
Marshall Reflector, neu: 95€
Behringer RV600, neu: 39€
Eigentlich begann alles mit einem Multieffekt, weshalb ich Reverb immer als selbstverständlich, sich irgendwo im Hintergrund bewegend, ansah.
Doch mit dieser Meinung habe ich weit gefehlt. Eine Halle, eine Kirche, eine Plattform oder doch nur ein Raum können erheblich unterschiedliche Auswirkungen zeigen.
Bei den beiden Testpedalen sind viele Möglichkeiten vorhanden um den Klang zu prägen.
Starten wir mit einem Vergleich der Modi. Beide haben die Standards: Hall, Plate, Room, Spring.
Der Reflector bietet als Extraschmankerl den Reverse-Mode.
Der Behringer bietet einen Space-Mode wie er von The Edge (U2) bekannt sein könnte.
Ich fand beide Extras, Space sowie Reverse, für Spielereien ganz nett, aber alltagstauglich für einen öfteren Gebrauch waren sie für mich nicht.
Man beachte, es betrifft hier aber nicht die Qualität der Effekte, viel mehr meinen eigenen Geschmack. Meine bevorzugten Modes sind die üblichen Verdächtigen: Hall, Spring, Plate und Room.
Weitere Standards sind bei den Reglern mit Time und Decay bzw. Damping an beiden gleich. Das RV600 von Behringer hat allerdings noch mehr Potis, die Tone, Mix und Trails beeinflussen.
Hier muss ich starke Kritik ausüben. Der altbekannte Vertreter von Rockamps hat alles richtig gemacht. Die billige Plastik-Produktion hat jedoch einen schlechten Eindruck hinterlassen.
Ist der Mix-Regler am Behringer über 50% hört man kaum noch etwas vom ursprünglichen "dry"-Signal. Stellt man den Mix unter 50% ist die Lautstärke viel niedriger als ohne Pedal.
Ich habe fast zwei Monate damit gelebt, da ich in manchen Songs komplett ohne Reverb und in anderen Songs komplett mit Reverb gearbeitet habe.
Also für diesen Gebrauch wäre es meiner Meinung nach noch ok, aber will man in einem Song das Pedal zu- oder abschalten ist der Lautstärkeunterschied einfach zu groß.
Das Gehäuse dürfte mal wieder für Gesprächsstoff sorgen, denn der deutsche Vertrieb (Behringer) setzt auf Kunststoff, wohingegen der Britische (Marshall) mit einem unverwüstbaren Metallgehäuse aufläuft.
In den 5 Monaten, die das RV600 bei mir zuhause war, konnte ich keinerlei Nachteile an der Verwendung von Kunststoff erkennen.
Vielleicht liegt es aber auch wieder an mir und man benötigt statt Adidas und Rieker doch eher ein Paar Doc Martens um besser darauf einzutreten.
Ansonsten ist es wahrscheinlich eher ein psychisches Gefühl der Sicherheit, das vom Briten angeboten und vom deutschen Vertrieb vernachlässigt wurde.
Fazit: Behringer ist sicherlich eine super Investition für Anfänger, da sie sich mit vielen Sounds vertraut machen können und diese gar nicht mal schlecht klingen.
Das Preis-/Leistungsverhältnis ist ok! Wer aber schon gemerkt hat, dass er sich länger mit der E-Gitarre beschäftigen wird, darf gern mehr ausgeben um damit auch länger glücklich zu bleiben.
Ende im Gelände: Liebe Leser und Freunde der rockigen Kunst,
wenn ihr es bis hierhin geschafft habt ohne viel zu überspringen, konntet ihr mich damit sehr glücklichen machen. Denn so hat sich das viele Tippen gelohnt.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und ich konnte euch trotz Abweichung von der Norm einige Infos und hilfreiche Bewertungen mit auf den Weg geben.
Die Königsdisziplin ein Pedal von vorn bis hinten auseinanderzunehmen war mir nicht ganz geheuer. Man kann sich darüber streiten was besser ist.
Wenn ich mich informiere, ist mir ein detailliertes Review über ein einzelnes Pedal lieber,
aber fünf Sätze über die Verarbeitung und das doch so feste Gehäuse zu schreiben konnte ich leider nicht. Dafür fehlten mir die Worte.
Außerdem erschien mir ein Massenvergleich um einiges leichter umzusetzen.
Ich würde mich über Lob, Kritik, Hinweise, Verbesserungsvorschläge oder Fragen sehr freuen!
Bei der Kritik halte ich euch für vertrauenswürdig, aber damit es auch wirklich jeder versteht:
Konstruktive Kritik heißt jemanden nicht nur runterzumachen indem man sagt: "ist alles blöd und falsch was du schreibst" - sondern gleich zu sagen warum oder wie man es besser machen könnte
(z.B. "das ist blöd und falsch was du schreibst, weil das Behringer gar keinen Space-Mode hat und Marshall seit Jahren schon Kunststoffgehäuse verwendet"
DANKE!
Da mir in letzter Zeit viele Pedale unter die Füße kamen, dachte ich nun meine Erfahrungen damit zu teilen.
Getestet wurde im Proberaum (ca. 70qm) mit einem Ibanez TSA15H Röhrentopteil und einer 4x12er Hughes & Kettner Box.
Zuhause (ca. 16qm) stand mir ein Kustom Transistoramp, angeklemmt an der Ibanez TSA112C Box, zur Verfügung.
E-Gitarren gab es in zwei bekannten Formaten. Die Ibanez SZ520 (2xHumbucker) a la Les Paul und die Godin Progression (3xSingle-Coil) a la Strat.
Die Eindrücke, die ich damit bei den Effektpedale sammelte, sind somit nicht einseitig, fallen aber im Ergebnis nicht wesentlich anders aus, deshalb gehe ich folgend nicht mehr darauf ein welche Gitarre explizit benutzt wurde.
Distortion
Boss MT-2, neu: 109€
Visual Sound Son of Hyde, neu: 99€
T-Rex Tonebug, neu: 79€
Marshall Guvnor, neu: 56€
Marshall Jackhammer, neu: 56€
Digitech Bad Monkey Overdrive, neu 49€
Guya Tone MM2, gebraucht: ~50€
Pedal | EQ | Zerrgrad (01-10) | Bewertung |
Boss MT-2 | 3+Mittenfrequenz | 10 | Rund, aber fehlt Wärme&Druck |
Son of Hyde | 3+Noise Gate | 9 | Fetzt, aber rauer Klang |
T-Rex Tonebug | 1 | 8 | Transparent, wenig Wärme&Druck |
Guvnor | 3+Deep | 7 | Druckvoll, basslastig |
Jackhammer | 2+Contour+Frequenz | 9 | Druckvoller, basslastig |
Bad Monkey | 2 | 4 | Blueslastig |
GuyaTone MM2 | 1 | 10 | Brutal |
Kurze Erklärung zum EQ-Wert in der Tabelle: Jackhammer und Bad Monkey haben nur Bass+Treble.
Beim Son of Hyde gibt es noch einen Bright-Schalter, der aber meinem Erachten nach keine wirkliche Steigerung der Möglichkeiten bietet.
Besonders interessant sind die Marshall-Brüder auf Grund ihrer Extraschalter.
Jedoch war es bei mir so, dass sobald die perfekte Einstellung gefunden war, keine anderen Contour/Frequenz/Deep-Regler nötig gewesen wären.
Vorab wird aussortiert: Der GuyaTone hat mehrere Chancen bekommen, aber nicht lange überlebt.
Trashmetal ist vielleicht sein einziges Einsatzgebiet. Stichwort:Kettensäge. Mehr gibt es leider nicht dazu zu sagen.
Mein erstes Dreamteam waren T-Rex und der Son of Hyde. Das Visual Sound sorgte für ordentliche Rhythmparts, wobei es nicht ganz ins Bild passte.
Kratzig, rau, leider nicht ganz rund, obwohl genug Wärme, Bässe rüberkommen.
Für Rhythmparts war das T-Rex nicht das Beste, jedoch war der helle klare Klang für durchsetzungsfähige Soli prädestiniert.
Da ich einen TSA (Tubescreamer-Amp) in der Band spiele wurde der Bad Monkey nach Hause verbannt.
Konkurrenzfähig war er definitiv, auch gerade bei der Preislage.
Etwas muffig, wie viele User schon einmal sagten, ist er, aber klanglich meine erste Wahl für daheim und bluesige Overdrive-parts.
Kommen wir zum Guvnor, der sich mehr als Overdrive herausstellte. Für mittelverzerrte Rhythmparts ordentlich, jedoch nicht ganz so heftig wie der Jackhammer.
Im Vergleich zum Bad Monkey kann er sich sehen lassen und steht ihm in nichts nach.
Der Jackhammer ist der große Konkurrent vom Boss MT-2 und dem Son of Hyde.
Er hat genug Druck und Bässe, behält trotzdem den runden Klang, der beim Son of Hyde fehlte.
Der Boss MT-2 Treter hat einen schönen rockigen Klang, aber wo ist der Druck?
Zerre satt, aber irgendwo müsste ein Deep-Schalter sein um damit das perfekte Distortion-Pedal unter dem Fuß zu haben.
Fazit: Crunchig wird es mit dem Guvnor, scharf gefolgt vom Bad Monkey. T-Rex Tonebug ist immer noch die erste Wahl für klare Soli.
Der Son of Hyde wurde vom Jackhammer verdrängt, obwohl er gleich an zweiter Stelle folgt.
Das GuyaTone vergesse ich ganz schnell und das Boss MT-2 klingt hervorragend mit der Verzerrung, aber der Wumms fehlt einfach.
Kombiniere, kombiniere: Ein kleiner Off-Topic-Trip, der die Geschichte einer Brieffreundschaft erzählt.
Jetzt fragt man sich was eine Brieffreundschaften mit einem Effektpedalreview zu tun hat, oder? Aber es ist keine Brieffreundschaft im klassischen Sinne. Es ist eine Paketfreundschaft
Eine moderne effektbehaftete Version. Unsere Briefumschläge sind Kartons und unsere Briefe sind die Effektpedale.
Seit mehreren Monaten pflege ich den Emailkontakt zu Michael, der hier im Forum unter dem Namen myniceday bekannt ist.
Anfangs ging es um einen Erfahrungsaustausch zum GNX4 Multieffektboard, doch mit der Zeit ist uns aufgefallen, dass wir auch das Interesse zu den Einzeltretern teilen.
Nach und nach verschwanden mal zwei-drei meiner Pedale, kamen ein paar Wochen später zurück, dann waren die nächsten an der Reihe.
Und nun zurück zum Ursprung: Die eingeschränkte Auswahl half mir erfinderisch zu werden.
Wo früher ein Pedal nach einem Testtag verbannt wurde konnte es sich so noch einmal für mehrere Wochen beweisen.
Wie unser alter Bekannter Sherlock Holmes bereits seine Geistesblitze empfing, erhielt ich durch das Kombinieren ein interessantes Ergebnis.
Der fast vergessene Boss MT-2 stand vor dem Guvnor. Klanglich alles so wie ich es einzeln in Erinnerung hatte. Doch zusammen, ja zusammen, ergaben sie ein unglaubliches Team.
Wo der Boss zu kratzig war brachte der Marshall die runde Wärme. Wo der Marshall zu muffig war brachte der Boss den nötigen Biss.
Ein Delay dahinter und plötzlich hörte ich den Leadkanal meines großen Soundidols Eric Johnson. Ohne tausende von Euro für den Vintage Marshallamp, ohne tausende von Euro für das Maestro Echoplex.
Ok, noch habe ich keine CD damit aufgenommen, aber für mich und meine Band reicht es alle Male.
Chorus
Marshall Supervibe, gebraucht: ~45€
Digitech CF7, gebraucht: ~45€
Kurz und schmerzlos: Die Chorus Factory von Digitech war mein erster Kauf, den ich nicht schnell bereute.
Klanglich für mich total in Ordnung. Ich bin kein Profi und mir reicht deshalb ein Pedal unter 100€ wie ihr eventuell schon bemerkt habt.
Vielfalt ist definitiv geboten, doch nach drei Wochen bemerkte ich eine Millisekunde Verzögerung beim Ausschalten.
Bei der Aktivierung des Pedals war jedoch nichts festzustellen. Wenn man einen Song komplett mit Chorus/Flanger/oder was auch immer dieses gute Teil zu bieten hat, durchspielt, ist es gut.
Also für Studiosachen geeignet.
Der Supervibe klingt etwas natürlicher, bietet nur einen Modus, hebt die Lautstärke bei vermehrtem Effektanteil an.
Ist aber ok für mich. Schaltet man ihn im Clean-Modus aus, ist es hinterher leiser.
Aktiviert man beim Ausschalten vom Chorus gleichzeitig die Zerre, kann ein Lautstärkeausgleich stattfinden, der über das Zerrpedal angepasst werden kann/muss/sollte.
Fazit: CF7=Studio, Supervibe=Live
Delay
Digitech Digidelay, neu: 99€
Höfner Delay, neu: 59€
Ibanez DL10, gebraucht: ~45€
Die, die, die, lay, lay, lay. Mein allerliebster Feinschliff.
Das Erste, das in meinem Besitz war, nennt sich Ibanez DL10 und hat schon einige Jahre auf dem Buckel.
Nichtsdestotrotz hat es gemacht was es soll und klang sehr gut. "Die guten alten Treter" werden jetzt wohl viele denken.
Und sie haben Recht! Top Teil, welches ich bis auf den An-/Aus-Schalter gern genauso noch einmal hätte.
Da der Schalter nach zig Betätigungen nur jedes zweite oder dritte Mal das Pedal aktivierte, musste es sich einen neuen Besitzer suchen. Ansonsten eine lupenreine Empfehlung.
Nach vielen guten Erfahrungen mit Digitech kam ein Digidelay ins Haus. Mit Einstellmöglichkeiten wird bei diesem Hersteller definitiv nicht gespart.
Die erste Steigerung zeigte die Verzögerung mit bis zu 4 Sekunden. Obwohl das Old-School-Ibanez dazu im Vergleich mit 400ms für meinen Nutzen auch ok war.
Das Höfner Delay geht bis 330ms und wurde nach dem Digidelay angeschafft, da ich für Rhythmparts gern ein kurzes und für Soli ein langes Delay habe.
Für experimentelle Spieler sicherlich entscheidend, ich persönlich komme mit allen dreien gut zu recht.
Weiter mit dem Digitreter: Es gibt einen Mod-Modus, der das Delay mit einem Chorus ummantelt. Bei minimaler Delayzeit ist er auch als Chorus nutzbar.
Ist ok, aber kein muss. Das Tape-Delay ist allerdings echt empfehlenswert, das Reverse ganz interessant, aber auch kein muss.
Trotz der vielen Möglichkeiten hört man etwas "digitales" raus. Ok, das geht ganz in Richtung Fazit…
Fazit: Das Digitech klingt wärmer und runder als das Höfner und das Ibanez, ist aber digital. Hier wie bei vielen anderen Sachen eine Geschmackssache.
Ich mag alle drei Treter und würde mich bei einer Beschränkung auf eins auf Grund der Vielseitigkeit für das Digitech entscheiden.
Klanglich wären meine Präferenzen doch eher analog bzw. vintage angesiedelt und das DL10 läge eine Nasenspitze vor dem Höfner wegen den 70ms mehr Spielraum.
Reverb
Marshall Reflector, neu: 95€
Behringer RV600, neu: 39€
Eigentlich begann alles mit einem Multieffekt, weshalb ich Reverb immer als selbstverständlich, sich irgendwo im Hintergrund bewegend, ansah.
Doch mit dieser Meinung habe ich weit gefehlt. Eine Halle, eine Kirche, eine Plattform oder doch nur ein Raum können erheblich unterschiedliche Auswirkungen zeigen.
Bei den beiden Testpedalen sind viele Möglichkeiten vorhanden um den Klang zu prägen.
Starten wir mit einem Vergleich der Modi. Beide haben die Standards: Hall, Plate, Room, Spring.
Der Reflector bietet als Extraschmankerl den Reverse-Mode.
Der Behringer bietet einen Space-Mode wie er von The Edge (U2) bekannt sein könnte.
Ich fand beide Extras, Space sowie Reverse, für Spielereien ganz nett, aber alltagstauglich für einen öfteren Gebrauch waren sie für mich nicht.
Man beachte, es betrifft hier aber nicht die Qualität der Effekte, viel mehr meinen eigenen Geschmack. Meine bevorzugten Modes sind die üblichen Verdächtigen: Hall, Spring, Plate und Room.
Weitere Standards sind bei den Reglern mit Time und Decay bzw. Damping an beiden gleich. Das RV600 von Behringer hat allerdings noch mehr Potis, die Tone, Mix und Trails beeinflussen.
Hier muss ich starke Kritik ausüben. Der altbekannte Vertreter von Rockamps hat alles richtig gemacht. Die billige Plastik-Produktion hat jedoch einen schlechten Eindruck hinterlassen.
Ist der Mix-Regler am Behringer über 50% hört man kaum noch etwas vom ursprünglichen "dry"-Signal. Stellt man den Mix unter 50% ist die Lautstärke viel niedriger als ohne Pedal.
Ich habe fast zwei Monate damit gelebt, da ich in manchen Songs komplett ohne Reverb und in anderen Songs komplett mit Reverb gearbeitet habe.
Also für diesen Gebrauch wäre es meiner Meinung nach noch ok, aber will man in einem Song das Pedal zu- oder abschalten ist der Lautstärkeunterschied einfach zu groß.
Das Gehäuse dürfte mal wieder für Gesprächsstoff sorgen, denn der deutsche Vertrieb (Behringer) setzt auf Kunststoff, wohingegen der Britische (Marshall) mit einem unverwüstbaren Metallgehäuse aufläuft.
In den 5 Monaten, die das RV600 bei mir zuhause war, konnte ich keinerlei Nachteile an der Verwendung von Kunststoff erkennen.
Vielleicht liegt es aber auch wieder an mir und man benötigt statt Adidas und Rieker doch eher ein Paar Doc Martens um besser darauf einzutreten.
Ansonsten ist es wahrscheinlich eher ein psychisches Gefühl der Sicherheit, das vom Briten angeboten und vom deutschen Vertrieb vernachlässigt wurde.
Fazit: Behringer ist sicherlich eine super Investition für Anfänger, da sie sich mit vielen Sounds vertraut machen können und diese gar nicht mal schlecht klingen.
Das Preis-/Leistungsverhältnis ist ok! Wer aber schon gemerkt hat, dass er sich länger mit der E-Gitarre beschäftigen wird, darf gern mehr ausgeben um damit auch länger glücklich zu bleiben.
Ende im Gelände: Liebe Leser und Freunde der rockigen Kunst,
wenn ihr es bis hierhin geschafft habt ohne viel zu überspringen, konntet ihr mich damit sehr glücklichen machen. Denn so hat sich das viele Tippen gelohnt.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und ich konnte euch trotz Abweichung von der Norm einige Infos und hilfreiche Bewertungen mit auf den Weg geben.
Die Königsdisziplin ein Pedal von vorn bis hinten auseinanderzunehmen war mir nicht ganz geheuer. Man kann sich darüber streiten was besser ist.
Wenn ich mich informiere, ist mir ein detailliertes Review über ein einzelnes Pedal lieber,
aber fünf Sätze über die Verarbeitung und das doch so feste Gehäuse zu schreiben konnte ich leider nicht. Dafür fehlten mir die Worte.
Außerdem erschien mir ein Massenvergleich um einiges leichter umzusetzen.
Ich würde mich über Lob, Kritik, Hinweise, Verbesserungsvorschläge oder Fragen sehr freuen!
Bei der Kritik halte ich euch für vertrauenswürdig, aber damit es auch wirklich jeder versteht:
Konstruktive Kritik heißt jemanden nicht nur runterzumachen indem man sagt: "ist alles blöd und falsch was du schreibst" - sondern gleich zu sagen warum oder wie man es besser machen könnte
(z.B. "das ist blöd und falsch was du schreibst, weil das Behringer gar keinen Space-Mode hat und Marshall seit Jahren schon Kunststoffgehäuse verwendet"
DANKE!
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