Nachdem mein geliebtes ARION SAD-1 analog Delay nun final die Grätsche gemacht hat (Gehäuse gebrochen) war es nun Zeit nach einem neuen Delay Pedal Ausschau zu halten. Diverse Irrwege über Danelectro Reel Echo und andere günstige Delays (Binyang, Joyo, etc) sowie über ein geliehenes Boss DD waren bis jetzt nicht befriedigend. Was mir fehlte war der zusätzliche Schub den das Arion dem Sound mitgab sowie teilweise die fehlende Wärme bei z.b. dem Boss. Beim lesen der aktuellen Guitar stolperte ich über das Tech21 R.V.B. (Reverb mit Boost), seinem integriertem Boost und den letzten Satz der erwähnte dass es das Ganze auch als Delay gibt... also ab ins Netz, gesucht und gefunden. Nachdem mich hier im Forum auch noch einige ermutigt hatten das Teil zu ordern wurde beim T bestellt und wie üblich über Nacht geliefert. Zeitgleich wurde woanders noch ein T-REX Reptile geordert dass allerdings bis jetzt noch nicht eingetroffen ist....
Zum Tech21 D.L.A.:
Geliefert wird das gute Stück in einer edlen schwarzen Tech21 Metalldose, eingepackt in Folie und ebenfalls dabei sind eine kurze Bedienungsanleitung mit Beispielen und ein Tech21 Aufkleber.
Das in einem goldenen Sparklelackgehäuse verpackte Delay selber wiegt sehr leicht und bietet
- 6 leichtgängige Drehregler mit schicken Hutknöpfen
- 2 kleine Tippschalter für Trails und Triplets
- 2 Fußtaster BYPASS und TAP
- eine rote Status LED
Zu den Reglern:
MIX:
Regelt das Mischungsverhältnis zwischen Delay und trockenen Gitarrensignal, in Mittelstellung sind die beiden Signale gleich laut, gegen den Uhrzeigersinn wird der Delayanteil leiser, im Uhrzeigersinn drehend lauter, auf Vollanschlag hat man 100% Wet Sound, ganz links sind Repeats praktisch nicht mehr wahrnehmbar.
FEEDBACK:
Regelt die Anzahl der Wiederholungen, bei Linksanschlag gibts ne kurz und knappe Wiederholung, auf 12 Uhr sind wir bei ca 8 Repeats , allerdings werden die nach ca 2/3 leiser. Bei Rechtsanschlag gibts das volle Programm: delay...delay...delay...delay...delay..... nach dem ca 30ten Repeat hab ich abgeschaltet da die Repeats dann immer dumpfer werden und schlussendlich in einem dumpfen Pochen endeten daß mich um die Membranen der Speaker fürchten ließ.
TONE:
Ausgeliefert wird mit Tone in Mittelstellung und das ist für mich momentan die beste Einstellung denn bei Rechtsanschlag haben wir die Delays identisch zum Eingangssignal , das heißt es gibt schön saubere (manche sagen sterile) Wiederholungen wie sie nur ein digitales Delay bieten kann. Allerdings schleicht sich bei maximalem Wert ein Rauschen ein das weniger attraktiv ist aber da ich dieses Extremsetting nicht benötige ist mir das egal. Dreht man den Toneregler dagegen entgegen dem Uhrzeigersinn nach links dreht man die Höhen zuerst subtil aber dann immer heftiger heraus, sprich das Signal wird dumpfer (oder auch wärmer wie bei analogen Delays) , der Höhenabfall bei den Repeats ist dann schon drastisch.
TIME:
Hier wird die Verzögerungszeit geregelt, diese variiert laut Angabe von Tech21 zwischen 30 und 1000 ms. Die beste Allroundeinstellung liegt hier wieder auf 12 Uhr, mit geschätzen ca 325ms, sprich ein Tempo das fast überall passt. Dreht man darüber hinaus wird die Zeit immer länger und wird auch fisselig einzustellen, ab hier empfiehlt sich meiner Meinung nach die TAP Funktion. Auf Max gedreht kann man Delay auch mittels Tone und Feedbackregler schön in Oszillation treiben, aber das ist was für die Geräuschfetischisten
LEVEL:
Der Grund warum das Ding überhaupt vor meinen Füßen gelandet ist und ein Feature das viele andere Delays nicht zu bieten haben, den dahinter versteckt sich ein Clean Boost mit bis zu 9db "Zuschlag".
Vor den Amp geschnallt tritt es beim Tritt auf den ON Taster und aufgedrehtem Level die Vorstufe mächtig in die Weichteile, im Effektloop bleibt der Sound bis ca 4 Uhr clean, danach schleichen sich leichte Verzerrungen ein die vermutlich aus dem FX Loop des Amps (ich hab einen Marshall Vintage Modern benutzt) kommen ein. Kurze Tests mit anderen Amps die einen seriellen ( Ibanez TSA-15H) bzw parallelen Effektloop haben (Bogner Alchemist) zeigten dies nicht, allerdings fuhr bei Boost auf Max der PI des Ibanez in die Sättigung und die Endstufe fing zu kotzen an aber das war schon verdammt laut für den kleinen Brüllwürfel. Beim Alchemist mit dem parallelen FX Loop muss ich den Mix Regler auf 100% stellen um einen deutlich bemerkbaren Delay Boost zu bekommen sonst überwiegt das trockene Signal.
FLUTTER:
Mit diesem Regler kann man(n) die leichten Temposchwankungen analoger Tapedelays simulieren, allerdings mit ziemlich starkem Einfluss denn ab 12 Uhr eiert es schon gewaltig, auf Vollanschlag hat man drei Geräte in Einen, nämlich Delay, Chorus und Boost... wer's mag (und kann) kann richtig schöne Delay-Teppiche legen und den Keyboarder in Rente schicken oder ne Runde mit sich selbst spielen (so wie Brian May).
Was gibts sonst noch an Betätigungselementen:
TRAILS:
auch bekannt als Spillover, sprich bei gedrücktem Taster klingt das Delay noch circa 5 Repeats nach Abschalten nach, wird also nicht abrupt beendet. Deaktiviert man diese Funktion (Taster steht aus dem Gehäuse raus) wird das Delay sofort beendet. Ein netter Gimmick verbirgt sich hier denn bei aktivierten Trails klingen die Delays so lange aus wie man den Fuß auf dem ON/OFF Schalter hat , sehr gut geeignet um den letzten Ton des Abschlussmonstersolos beim jährlichen OpenAir in die laue Sommernacht zu jagen.... Gänsehautfeeling included....
TRIPLETS:
Damit kann die Art der Wiederholungen eingestellt werden, entweder man hat die üblichen Viertel (ungedrückter Zustand) oder die (mir angenehmeren) Triplets die erst den Reiz mancher Echos ausmachen
BYPASS:
Dürfte selbsterklärend sein , damit aktiviert man den Effekt oder stellt ihn ab. Interessant ist daß dieser Taster nicht direkt das Signal zu schalten scheint denn bei Betätigung hört man ein Relais im inneren klicken...
TAP:
Ein weiterer Punkt warum ich dieses Delay teste, es bietet ja beides, fest eingestellte TIME oder TAP, sprich wenn der Drummer mal wieder schleppt tippt man dadurch sauber das Tempo mit und schon ist die Sache wieder im Reinen. Was zu bemerken wäre ist dass der Tap Taster auch im Bypass funktioniert, man kann also schon beim Einzählen mittippen und das Delay für das Solo vorprogrammieren. Großes Manko hier: KEINE visuelle Kontrolle, das Tempo wird also nicht mit angezeigt, man muss sich also auf die Technik verlassen sonst ist man verlassen. Ein zwischenzeitliches Drehen am TIME Regler deaktiviert im übrigen die TAP Funktion, ebenso gehen eingetappte Tempi verloren wenn die Stromversorgung unterbrochen wird, ein reines Ausschalten über die Bypassfunktion behält jedoch das Tempo bei.
FAZIT:
bis jetzt eine sehr überzeugende Sache, das Teil klingt gut und lässt sich prima einstellen, bzw ist so praxisgerecht daß es mit der Einstellung direkt aus der Verpackung heraus (Alle Regler auf 12 Uhr außer Level) sofort gut klingt und direkt verwendet werden kann. Das Gehäuse an sich ist wertig, sauber lackiert und beschriftet, hat ein Batteriefach dass sich ohne Werkzeug und abbrechende Fingernägel öffnen lässt (allerdings kommt keine Batterie mit) und entspricht größenmässig den üblichen BB Geräten, ist also kein so Platzfresser wie das Danelectro.
Einzige Minuspunkte bis jetzt:
1. Keine (Tap) Tempo LED => für mich wäre daß das sinnvollste AddOn bei einem Facelift und gegen ein klanglich gleichwertiges Delay der Punkt der gegen das Tech21 sprechen würde
2. Stromanschluss an der Seite und nicht oben...aber das ist ein Problem das meinen Boardaufbau betrifft und kann nicht als genereller Minuspunkt angesehen werden.
3. Für die Soundfetischisten: kein Stereoausgang. Allerdings benötige ich den nicht denn schon beim meinem alten ARION hab ich das Stereofeature nicht benutzt weil live das eh keiner mitkriegt und ich zu faul bin 2 Endstufen zu schleppen bzw dem Mixer zu verklickern daß er für meine Box zwei Mikros zur Abnahme benötigt...
Weitere Eindrücke werd ich liefern sobald das Reptile hier auftaucht bzw nach dem nächsten Gig übernächstes Wochenende... Danke fürdie Geduld und das Lesen...
Gruß
bluesfreak