Habe gestern mein 300GX bekommen und bin soweit rundum zufrieden. Vom Gewicht her ist das SP natürlich sehr angenehm, kann unter Umständen auch ohne fremde Hilfe in einem Koffer transportiert werden.
Erster Eindruck: Die Verarbeitung ist top, das Gehäuse besteht aus einem sehr hochwertigen Metallblech (die Seitenteile bestehen leider "nur" aus gutem Plastik), das mitgelieferte Pedal ist ebenfalls hochwertig, jedoch fällt das Kabel etwas kurz aus. Schwachpunkte sind jedoch die beiden EQ-Regler und das Pitch/Modulationsrad, die sehr brüchig aussehen. Alles Wichtige an Anschlüssen ist vorhanden. Sehr praktisch, das 300GX kann per USB direkt mit dem PC verbunden werden (Kabel nicht im Lieferumfang), um die Aufgaben des MIDI IN/MIDI OUT zu übernehmen. Die Treiberinstallation klappte bei mir (Windows XP Professional SP2) nicht auf anhieb, nach einigen Versuchen war es mir jedoch möglich die Treiber auch manuell zu installieren. Die Kommunikation per USB funktioniert einwandfrei. Die Bedienungselemente des 300GX sind sehr einfach und selbsterklärend aufgebaut, jedoch sollte man auch hier hin und wieder einen kurzen Blick ins Handbuch werfen.
So nun zur Tastatur. Die ist im Vergleich zu einem echten Klavier (vgl. altes Kawai) etwas leichter. Es fehlt ein deutlicher Druckpunkt, der soweit ich weiß nur beim 700GX simuliert werden soll. Wer auf das verzichten kann, bekommt ansonsten eine einwandfreie Tastatur mit einer angenehmen Gewichtung, die super zu den internen Pianoklängen passt.
Um das Optimum aus der Tastatur rauszuholen sollte man die "Key Touch"-Option auf "Super Heavy" stellen. In den Optionen verbergen sich auch umfassende Einstellungsmöglichkeiten für die internen Pianoklänge (Saitenressonanz, Hammernoise usw.), was meiner Meinung nach eines der Highlights des 300GX ist.
Habe mich selber noch nicht so recht an diese Einstellungen rangewagt, würde mich mal interessieren was ihr so verändert habt! Im Auslieferungszustand scheinen die Einstellugen ja eher sehr zurückhaltend gewählt zu sein, höchstwahrscheinlich auf unverschnörkelten Liveeinsatz mit der Band getrimmt.
Als Masterkeyboard ist mir folgendes Aufgefallen, und zwar kann das 300GX jeweils nicht auf allen Kanälen gleichzeitig senden. Es können soweit ich es verstanden habe nur max. 3 Kanäle auf die 3 Zonen verteilt werden. Inwieweit das problematisch werden kann, konnte ich bei VSTi festellen die verschiedene Instrumente auf mehrere Kanäle verteilen (z.b. ein Orchesterensemble).
Als Anfänger bin ich in dem Bereich noch sehr unbeholfen, deshalb möchte ich Fehler meinerseits nicht ausschließen!
Die verschiedenen internen Klänge gefallen mir ausgesprochen gut, vieles ist für anspruchsvolle Livemusiker konzipiert, im Auslieferungszustand sehr zurückhaltend und wohlklingend, in einem Wort: musikalisch! Es können 3 Zonen gewählt werden, und somit kann man im Handumdrehen verschiedene Klänge kombinieren.
Pianoklänge: Eindeutig die Stärke des 300GX. Schöne weiche und runde Klänge, weiter hinten auch rockigere und aufdringlichere für flotte Rock/Popnummern.
E.Pianos: Vorwiegend sehr zurückhaltend und wohlklingend, die tieferen Bereiche könnten ruhig etwas mehr Bass vertragen (Achtung, ich besitze sehr billige Lautsprecher, deshalb nur mit Vorbehalt)
Organ: Möchte ich nicht beurteilen, da ich mich damit nicht besonders auskenne. Auf den ersten Blick etwas zu unscheinbar und zurückhaltend, vielleicht ist das aber auch genau das richtige für den Bandeinsatz.
Strings: Wohlklingend und zurückhaltend, passt sehr gut als Begleitung zum Klavier. Man sollte jedoch kein grandioses Streicherensemble erwarten (bei SPs ohnehin nicht)
Guitar/Bass: Hätte man sich sparen können. Ich spiele seit einigen Jahren selber A-und E-Gitarre und finde, dass keiner der Klänge zu gebrauchen ist. Vermutlich auch im Bandeinsatz vollkommen nutzlos. Die verschiedenen Bässe sind jedoch sehr angenehm anzuhören. Wie immer auch hier sehr zurückhaltend, schön warm und einfach musikalisch.
Brass/Winds: Wenig überzeugend, neben den Gitarren mitunter die schwächsten Klänge. Ev. kann man mit den Winds falls wirklich nötig etwas anfangen.
Voice/Synths: Gefallen mir insgesamt sehr gut, es bietet sich eine kleine Auswahl an atmosphärischen Voices. Die Synths schwächeln jedoch ein wenig.
Die verhassten GM-Sounds: Braucht man denke ich nicht viel dazu sagen
, meine persönlichen Favoriten sind die bellenden Hunde und das Maschinengewehr.
Das 300GX bietet noch ein weiteres nützliches Feature, die sogenannte Begleitautomatik, die man mithilfe eines USB-Sticks und der beigelegten Software als nette Spielerei bezeichnen kann. Zum Üben ist diese ev. auch brauchbar!
So, das sind die Dinge die mir als Anfänger auf den ersten Blick aufgefallen sind. Ich freue mich persönlich immer sehr über praktische und kurze Reviews von anderen Käufern, und hoffe dass meine ersten Eindrücke dem ein oder anderen die Kaufentscheidung erleichtern (oder erschweren) werden.
mfg,
Alex