John Lennon Educational Tour Bus – brandheiß und neu in Europa!

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bus.png


Ein professionelles Tonstudio in einem Bus? Kaum vorstellbar. Videoproduktion mit drin? Krass. Zwei solche Studios in einem einzigen Bus? Beinahe unglaublich. Noch dazu ein Schlafzimmer & Bad für die Crew? Einfach abgefahren!!

Dass das kein Traum, sondern harte Fakten sind, beweist der John Lennon Educational Tour Bus in den USA schon seit über 16 Jahren. Und jetzt kommt er nach Europa: Größer, schöner, besser! Gebaut wurde er bei einem deutschen Hersteller für Spezialfahrzeuge in Karlsruhe. Aber seht selbst:



Da das Interview auf englisch geführt wurde, gibt es Untertitel. Wie diese sich bei youtube aktivieren lassen, kann man hier nachlesen:
http://support.google.com/youtube/bin/answer.py?hl=de&answer=100078

Da im Video leider nicht Platz für alle Fakten und Bilder war, noch ein paar Infos hinterher.


Die im Video angesprochene, ursprüngliche Idee für den Bus entwickelte sich aus dem John Lennon Songwriting Contest heraus. Jemand hatte die Idee, großflächig Werbung auf Bussen zu schalten. Dabei stellte sich die Frage, ob es nicht gut wäre, in dem Bus innen noch etwas passendes zu haben. So kam es schließlich zum Tonstudio in einem Bus.

Der erste Bus war in seiner ursprünglichen Version eher spärlich ausgestattet. Eigentlich sollte er nur für einige Monate im Einsatz sein. Doch die Leute waren begeistert. Bekannte Musiker setzten sich im Bus zusammen und schrieben spontan Songs, die zu großen Hits wurden. Der Bus wurde immer weiter ausgebaut, besser ausgestattet. Videoproduktion kam später dazu und war erst im Nachfolge-Bus wirklich eingeplant und eingepasst.


Der neue Bus in und für Europa ist streng genommen gar kein Bus, sondern ein LKW. Das hat den Vorteil, dass auch das Dach als Fläche nutzbar ist.

dach.jpg

Die Möglichkeiten für eine Nutzung sind fast unendlich. Es ist stabil (und groß) genug um eine ganze Band darauf zu stellen und es als Bühne zu benutzen. Der ideale Platz für ein Kamera-Team, wenn auf dem Boden zu viel Gedränge ist oder ein erhöhter Punkt für besseren Überblick benötigt wird. Platz für ein Fotoshooting, Turntables, VIP Interviews, Drehplatz für Musikvideos, einfach zum entspannen oder oder oder...


Im Anhänger wird zusätzliches Material transportiert. Nicht alle Instrumente sind ständig im Bus. Außerdem werden um den Bus herum auch Zelte aufgestellt – die sogenannte „petting zone“ (Streichelzone) in der Kinder (und auch große Kinder) verschiedenste Instrumente anfassen und anspielen können, ebenso Video-Technik, Foto-Equipment,...

haenger.jpg

Die Aussparung auf dem Dach des Anhängers ist natürlich auch Absicht: Hier kommt noch eine Satellitenübertragung oben drauf, mit der dann Live-Übertragungen von Festivals und anderen Events möglich sind.


Noch mal zurück zum Inneren des Busses: Die verschiedenen Bereiche im Bus sind durch Glaswände und -türen abgetrennt. Diese können elektrisch zwischen transparent und trüb umgeschaltet werden, je nach Anwendungszweck. Diese Abtrennungen haben eine Lautstärkendämpfung von mindestens 34 dB.


steuerung.jpg

Hier zu sehen die Steuerung für die Klimaanlage und die Türen.


Wer sich mehr für die Medientechnik interessiert: Eingebaut wurden grade als ich da war Genelec 8240A. Zum Einsatz kommen des weiteren Avid Interfaces, SSL PreAmps und sogar ein „kleines“ SSL Pult. Die Infrastruktur bilden Apple-Rechner, ein RAID-gesichertes Speichersystem, auch Coax- und HDMI-Switches, um alle Signale auf alle Ausgabegeräte im Bus und an Patchpanels außen am Bus anlegen zu können.

In einem (selbstverständlich akustisch gedämmten) Rack befindet sich die komplette Infrastruktur. Sowohl dieses Rack als auch alle andern Racks mit 19“ Geräten rund um die Arbeitsplätze sind auf Rollen gelagert, so dass sie heraus gezogen werden können. An dieser Stelle hat man vom Bus in den USA gelernt, dass Wartbarkeit hinten an den Geräten möglich sein muss.

rack.jpg


Viel Hardware im Bus wurde von den Herstellern noch speziell angepasst, hier zu sehen die Manfrotto-Leisten an der Decke:

manfrotto.jpg

Die dienen der Aufhängung von Licht, Kameras und Mikrofonen. So wird der Platz am Boden nicht weiter durch Stative beengt. Aber auch Lautsprecher können für Surround-Projekte daran befestigt werden, denn in den Raumecken wären sie zu weit vom Abhörplatz entfernt.


Keine Einzigartigkeit des Busses, aber doch eine Seltenheit, ist der Greenscreen für Videoaufnahmen, der aus einem sog. Retroreflektor besteht. Dieses Material ist mit Kristallen versetzt, die einstrahlendes Licht mit nur sehr wenig Streuung genau dort hin reflektieren, wo es her kommt. Bei herkömmlichen Greenscreens muss immer aufwendig eingeleuchtet werden, um Schatten und unnatürliche Farbabstrahlung auf die zu filmenden „Objekte“ zu verhindern. Mit dem Retroreflektor entfällt dies: Es ist einfach ein Vorhang, der vor die Stockbetten gezogen wird. Um das Kamera-Objektiv herum ist ein LED-Ring, der die Beleuchtung übernimmt.
Die Technik ist auch im unten verlinkten Video über den USA Bus zu sehen.

retroreflektor.jpg


Die Techniker die den Bus begleiten und darin wohnen, sind für längere Zeit mit dabei, wenn möglich für mindestens ein Jahr. Einige sind auch schon seit 3 oder 4 Jahren an Bord. Jeff, der im Video links sitzt, schon deutlich länger. Allerdings sind über die Hauptsaison, in der viele Festivals stattfinden, manchmal auch Techniker „nur“ für einige Monate mit auf Tour, um die Crew zu unterstützen. Die meisten kommen übrigens aus der Ton-Ecke und wurden dann noch für Video angelernt.
Ein Tekkie, der den Bus begleiten will, braucht natürlich mehr als nur das technische KnowHow. Er muss sich in einige Spezialitäten des Busses einarbeiten, denn bedingt durch die Mobilität gibt es ein paar Besonderheiten. Viel wichtiger ist aber, dass er mit Kindern arbeiten kann und auch Spaß daran hat. Er braucht die soziale Kompetenz, offen auf sie zuzugehen, sie bei ihren Projekten wo nötig zu motivieren und zu leiten. (Physische und psychische Belastbarkeit ist bei solch einem Projekt natürlich Grundvoraussetzung.) Wenn von euch jemand Interesse hat / sich vorstellen kann, langfristig oder auch für eine Zeit lang am Lennonbus Projekt teilzunehmen: Meldet euch einfach mal über die offizielle Webseite bei den Organisatoren. Die freuen sich immer, von motivierten Leuten zu hören!


Hier zum Schluss noch ein Video (auf englisch) mit einer kurzen visuellen Führung durch den USA Bus:



Und alle im Bus erstellten Inhalte sind auf dem offiziellen youtube Kanal zu finden:
http://www.youtube.com/user/johnlennonbus


Falls euch diese Infos noch nicht reichen: Nick von bonedo.de war auch dort und hat einen Bericht geschrieben:
http://www.bonedo.de/artikel/einzel...cational-tour-bus-jetzt-auch-fuer-europa.html


Solltet ihr noch Fragen haben, stellt sie einfach im Thread!
 
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Echt klasse gemacht!!!! :great:


Topo :cool:
 
Also ich muss sagen: Die Idee ist genial.
Erst vor kurzem war an unsere Schule so'n ähnlicher Bus (bzw. LKW :D), aber leider war das so ein BioTechnikum Truck. Und der war LAAAAANGWEILIG :bad:.
Jetzt gibt es so ein Truck mit Musik, und das ist doch großartig.
Jetzt hab ich nur noch eine kleine Frage: Kann man den Bus auch zu seine Schule bestellen?

MfG
Antonio
 
Hallo Antonio und Willkommen im Board! :)

Ja, das ist generell möglich. Ziemlich am Ende des Interviews sagt Brian, dass sie zwar schon viele Stationen haben an denen sie Halt machen, aber sich auch freuen wenn sich Schulen und andere Einrichtungen selbst bei ihnen melden. Deine Lehrer können über lennonbus.org Kontakt aufnehmen.

MfG, livebox
 
Häste jot jemacht!
 
Erstmal ein großes Danke für die Informationen durch das Interview. Ein großartiges Projekt, allerdings bleiben aufgrund der Kürze viele Fragen offen. Die wichtigste für mich ist, welches Ziel verfolgt der Bus. Talente zu entdecken, diese unter Vertrag zu nehmen? Immerhin wird das ganze von Konzernen wie Sony etc. gesponsort wie im Abspann zu lesen ist. Solche Projekte verschlingen Unsummen an Geld die nicht allein durch Spenden zu stemmen sind.
Der Youtubechannel ist klasse, gleich mal abbonniert. Mich wundert nur etwas das er so vor sich hindümpelt im Gegensatz zu dem ganzen Castingkram der bei uns unterwegs ist.
 
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Doch, eigentlich wurde diese Frage schon beantwortet - nur steckt tatsächlich nicht "mehr" dahinter ;)

Ziel des Busses ist es, junge Menschen in Berührung mit Medien und Medientechnik zu bringen. Denk mal an all die Kids, die von Haus aus nichts musikalisches mitbekommen weil die Eltern kein Instrument spielen und von sich aus nicht drauf kommen, ihr Kind in diese Richtung zu bringen. Und wenn dann in der Schule nur Mozart und Beethoven eingehämmert wird und dem Musiklehrer nichts besseres einfällt, als die Schüler auswendig lernen zu lassen ob ein bestimmtes Stück jetzt Klassik oder Romantik war...

Im Bus können sie einfach mal spielerisch und ganz ohne jeden Druck mit neuen Dingen in Berührung kommen. Tatsächlich läuft ja heute alles über den Computer, und da kennen sich die Kids sowieso mehr oder weniger gut mit aus. Deshalb ist es oft nur ein kleiner, aber wichtiger Schritt dass sie sehen, dass es gar nicht sooo viel braucht, um Musik zu machen (oder mit anderen Medien zu experimentieren). Ob da nun einer sein Gesangs- oder Instrumental-Talent entdeckt, merkt dass er (oder sie ;)) sich vor der Kamera wohlfühlt oder auch dahinter oder oder oder... Wie gesagt, es werden einfach Berührungspunkte geboten in einer spielerischen Umgebung frei von Leistungsdruck.

Wie Jeff im Video selbst sagt: Wenn einer an dem Tag feststellt, dass er in seinem Leben vielleicht lieber Kameramann werden will und nicht Zahnarzt, dann ist das ne gute Sache. Wenn jemand feststellt, dass ihm das Showbusiness nicht liegt, ebenso. Tatsächlich hat es schon einige gegeben, bei denen der Bus die Initialzündung für eine Musiker-Karriere war und die heute ausschließlich damit ihr Geld verdienen. So etwas ist für die Macher des Busses natürlich erfreulich und anspornend zu hören, aber es ist nicht das Ziel des Busses, kleine Rockstars zu züchten.

Die Kosten werden wirklich von Sponsoren gedeckt. Fast alles an Equipment und Einrichtung wurde von den jeweiligen Herstellern gesponsort. Außerdem gibt es auch Sponsoren die nicht direkt mit Equipment zum Bus beitragen, aber das Projekt toll finden und gerne mithelfen.
 
ein mobiles STUDIO, die Idee ist nicht neu.
In den 70 er hatten die STONES sowas und DEEP PURPLE haben es teilweise benutzt.
 
Nur diesmal ist die Intention eine andere.
 
Für mich klang es so als ob ein mobiles Studio etwas besonderes wäre.
Nö, das ist natürlich (heute) nichte mehr besonderes...

Das Besondere ist, dass der Bus zB von Schulen angefordert werden kann, und dann der Nachwuchs sich mal mit der Recording-Technik auseinander setzen kann.
 

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