[Review] K300 von dB Technologies

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Ich war auf der Suche nach einer kleinen, leichten und kräftigen Aktivbox für den Einsatz als Akustik-Gitarrenverstärker sowie als Monitor für Akustik-Musik, Jazz, evtl. Accappella.
Sehr schnell kristallisierte sich die dB Technologies K300 als Wunschkandidat, die mit nur 5 kg Gewicht 118 dB Schalldruck erzeugen sollte. Vom Frequenzgang kann sie Gitarre und Gesang gut wiedergeben (untere Grenzfrequenz 70 Hz, -10dB reicht für etwa 82 Hz bei der Gitarre).

Erster Eindruck beim Auspacken:
Das Böxlein hat die Maße eines kleineren Radio-Recorders und das Gewicht bewegt sich in der gleichen Größenordnung. Die Box paßt senkrecht locker auf ein DIN A4 Blatt, liegend reicht A3 dicke aus. Sie sollte auch in einen größeren City-Rucksack oder Sporttasche passen.
Die Verarbeitung ist gut, es scheppert nichts, die Kanten sind abgerundet, die Bedienelemente versenkt, so daß sie geschützt sind. Da das Netzkabel per Kaltgerätestecker angeschlossen wird, baumelt beim Transport nichts um die Box herum.
Das Netzteil ist übrigens nur für 220-240V, für 110-120V gibt es eine gesonderte Version. Es ist also keine gute Idee, ein Schnäppchen in USA bestellen zu wollen.

Erster Hörtest mit Gitarre und Konservenmusik:
die Konzertgitarre mit aktivem Pickup System wird einwandfrei wiedergegeben, allerdings muß man beim Lautstärkeregeler der Box und der Gitarre weit aufdrehen, um Lautstärke zu bekommen (was sich aber nicht in störenedem Rauschen äußert). Die Empfindlichkeit sollte für einen derartigen Einsatz höher sein.
Eine höhere Empfindlichkeit konnte ich jedoch erzielen, indem ich einen Adapter Klinke nach 2*Cinch verwendte.
Konservenmusik erstaunt mit einer kräftigen aber nicht aufdringlicher Baßwiedergabe. Da hätte ich eher einen dünneren Klang erwartet. Ansonsten ist der Klang eher mittenbetont aber klar, ohne zu matschen. Der Klang ist in einem größeren Winkel ohne wahrnehmbare Verfärbung. Ich hätte nach der Spezifikation des Horns schon früher eine Abnahme der Höhen erwartet.
Störende Resonanzen sind subjektiv nicht wahrnehmbar, keine Gefahr von Rückkopplungen mit der Gitarre, selbst direkt davor und bei höherer Lautstärke.
Ein Test war das Verhalten bei ausklingenden Tönen der Gitarre. Keine Zisch- und Rauschfahnen im Fade- Out, wie ich es bei anderen Boxen schon hatte (und ein konstruktives Problem bei Digitalverstärkern sein kann). Ein- und Ausschalten gehen geräuschlos ohne Knack und Plopp. Ein leises Rauschen ist wahrnehmbar aber nicht störend.

Die Eingangsbuchsen XLR und Klinke liegen parallel, die beiden Cinch-Buchsen werden dazu summiert. Mit einem TRS Klinke nach XLR(m) Adapter kann man das Eingangssignal einfach an weitere Aktivboxen weiterleiten. Der Lautstärkeregler wirkt auf die Summe aller Eingänge. Er ist neben dem Netzschalter und dem Empfindlichkeitsschalter das einzige Bedienelement. Einen Equalizer oder Klangumschalter gibt es nicht, aber ich habe den auch nicht wirklich vermisst, da der Grundklang keinen Anlaß zur Beanstandung bietet.
Rückseite und Klinke XLR Adapter:

k300_anschluesse-jpg.153851


Zusammen mit einem MP3 Player und einem passenden Klinke-Cinch Kabel hat man eine kleine, leichte (Mono-) Partyanlage.
Die Monitorschräge ist mit 30 Grad vielleicht noch geeignet, um die Box auf einem Tisch in Monitorposition zu bringen. Für einen Bodenmonitor reicht die Schräge eher nicht. Da wird wohl wieder meine Schrägsteller-Konstruktion mit Dreieck-Brettchen und 2 Schrauben nachhelfen müssen. Gewindebuchsen hat sie ja und netterweise sind das M8 Gewinde, so daß man Schrauben beim Eisenwarenhändler oder Baumarkt bekommt (Das sieht dann aus wie hier berschrieben: https://www.musiker-board.de/selbst...aegsteller-fuer-kleine-boxen.html#post3490742)
Ein Hochständerflansch ist nicht eingebaut. Um die Box auf einen Ständer zu befestigen braucht man optionales Zubehör. Man bekommt einen neigbaren Adapter auf Boxenstativ oder einen für Mikrofonständer, die dann aber angeschraubt werden müssen und außen ungünstig vorstehen. Mit knapp 30 Euro sind sie nicht gerade Schnäppchen. Die beiden Gewindebuchsen am Boden erlauben aber den Einsatz eines Universaladapters, der nur etwa die Hälfte kostet, aber nicht neigbar ist. Für mich ist es unerheblich, weil ich ihn für meine Anwendungen nicht brauche.
Bodenplatte:

k300unten-jpg.153852


Auch der zusätzlich zu erwerbende Tragegriff liegt bei knapp 30 Euro und das finde ich schlicht zu teuer. Da ich die Box ohnehin in Tasche/Rucksack transportiere, habe ich ihn nicht mitgekauft. Die Griffmulde hinten ist nicht optimal, was aber bei dem geringen Gewicht der Box nicht wirklich stört. Zum Tragen beim Aufbau und zur Positionierung reicht sie aus.

Vergleich zur ART310A von RCF

art310a_k300-jpg.153850


Warum David gegen Goliath? Die ART310A ist
1. eine verbreitete und anerkannte Referenzbox im PA Bereich und
2. besitze ich 2 Exemplare davon.

Im A-B Vergleichstest wird der Unterschied deutlich hörbar. Weder in Klangqualität noch in Lautstärke kann die K300 auch nur ansatzweise mithalten. Die ART 310A bringt kräftige Bässe und bei der K300 fehlt unten (wie zu erwarten) ein Stück. Während die ART 310A mit einem vollen Klangspektrum und fast seidigen Höhen daherkommt, bringt die K300 eher ein Mittenbrett.
Ist ja auch kein Wunder. Die ART 310A läßt in ihrer Baßwiedergabe so manchen 15" Lautsprecher alt aussehen. Nicht umsonst wird sie als Referenz angesehen.
Bei ausgewählter Musik zeigt aber auch die K300 ihre Qualitäten. Bei Gitarre (sowohl Nylon als auch Stahlsaiten) allein ist der Unterschied nicht so gewaltig. Die K300 bringt die Gitarre schön zur Geltung. Auch bei Gesang kann die Kleine Punkten. Sie klingt sehr präsent und verspricht eine große Reichweite.
Als Gitarrenverstärker für Akustikgitarren oder als kleiner Gesangsverstärker eignet sich die Box sehr gut. Ein Signalmix ohne tiefe Bässe und Becken kommt sehr gut rüber. Auch für Accappella Gruppen, oder Akustikbands, die Schlagzeug und Baß nicht über die Anlage verstärken, ist sie gut geeignet.

Um das Verhalten bei größerer Lautstärke zu testen habe ich für die Box das Signal im Baßbereich mit einem Equalizer angehoben und dann aufgedreht. Da greift wohl der DSP der Box, denn selbst bei großer Lautstärke scheppert nichts, allerdings kommt auch nicht viel Baß. Der DSP nimmt wohl selber die Bässe weg, bevor sie den Verstärker und die Lautsprecher belasten. Das ist eine nette Eigenschaft, wenn man die Boxen für Sprachübertragung verwendet, denn Rumpelgeräusche werden so weggefiltert, auch wenn das Mischpult kein derartiges Trittschallfilter haben sollte. Bei der Abstimmung haben die Leute von dB Technologies gute Arbeit geleistet, denn sie haben wohl schon die optimale Abstimmung für eine derartig kleine Box bei gleichzeitig hohem Schalldruck gewählt. (Bei Gitarre/Gesang fehlt kein bisschen vom Baß).
Höhere Lautstärke (in ihrem Rahmen) meistert sie souverän. Der Verstärker hat Reserven und der Klang wird nicht undurchsichtiger (was darauf hindeutet, daß kaum Klirrverzerrungen entstehen.)
Was ich nicht getestet habe ist Betrieb auf einem Stativ. Ich erwarte aber durch die effektive Baßbegrenzung keine Probleme durch Scheppern.

Meinen Anwendungsfall hat sie voll getroffen und dem Datenblatt darf man glauben.

Fazit:
wer eine kleine, leichte und dabei gute und laute PA Box sucht, kommt derzeit an der K300 nicht vorbei. Wer in der gleichen Preisklasse sucht, wird sicher auch bei 8" Boxen fündig, die dann etwas mehr wiegen. Wer nur in der gleichen Gewichtsklasse sucht, findet sicher günstigere aber auch nicht so leistungsfähige Aktivboxen.
Als Abhörmonitor im Studio oder als HiFi Box zuhause würde ich sie nicht verwenden, dafür ist der Rauschpegel leicht zu hoch und der Klangcharakter zu mittenlastig.

Ich hoffe, daß ich potentiellen Interessenten weiterhelfen konnte. Tut mir leid,daß ich zum Einsatz mit Keyboards und auf Stativ nur spekulieren kann. Auch einen Praxistest (Einsatz als A- und Jazz- Gitarrenverstärker neben Schlagzeug) kann ich in nächster Zeit nicht liefern. Die Box war lange nicht lieferbar, und die letztn beiden Gelegenheiten, bei denen ich sie einsetzen wollte sind vorbei. Vielleicht kann jemand mit entsprechender Erfahrung hier posten.

Gruß
Christoph
 
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OK, kleiner Praxisbericht. Bei einer Jam Session in einer größeren Kneipe konnte ich das Böxlein unter Live Bedingung testen und hatte auch noch das Glück, dass ein anderer Gitarrist mein Equipment spielte und ich den Klang als Zuhörer einschätzen konnte.
Wie erwartet: die K300 schlägt sich gut auch gegen Schlagzeug und laute Bläser und klingt dabei unangestrengt gut.

Die Eingangsempfindlichkeit im Line Modus ist zu gering für Gitarren. Vollaussteuerung war so nicht möglich. Abhilfe: Meine Gitarre (Ibanez AEG 10 NENT) hat auch einen XLR Ausgang mit Mikrofonpegel. Die K300 auf Mikrofonempfindlichkeit umgestellt und es war genügend Leistung da!
Auch über Mischpult oder Amp Modeller wäre Vollaussteuerung möglich.

Gruß
Christoph
 
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