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herresser
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Hallo zusammen,
nach langer passivem Dasein als Karteileiche melde ich mich hier mal mit einem Baubericht zu Wort. Tach auch!
Gebaut habe ich mir eine 112 CL Bass Box aus einem Bausatz von FMC. Hans Struck hat vor Jahren schon mal mit Bausätzen experimentiert, damals aber anscheinend schlechte Erfahrungen mit dem Betreuungsaufwand gemacht und das erstmal wieder eingestellt. Da aber anscheinend eine Reihe von Leuten kontinuierlich immer mal wieder angefragt haben, hat er sich entschieden, die Bausatz Idee wieder aufzunehmen. Testweise bietet er derzeit eine 112er auf der Webseite an. Das soll wohl ausgebaut werden.
Ich selbst baue seit nunmehr 7 Jahren wieder Hifi Boxen selbst, spiele seit 30 Jahren Bass und wollte, als es zur Frage nach einer neuen Box kam, wollte ich unbedingt selbst bauen, kaufen kam nicht in Frage. Da es aber beim Bass wirklich was ordentliches sein sollte, habe ich den Hans gefragt und offensichtlich genau zu dem Zeitpunkt, an dem er selbst wieder darüber nachgedacht hat.
Den Bericht schreibe ich für Leute, die überlegen, selbst zu bauen und es noch nicht gemacht haben, um einen Eindruck zu vermitteln, was da auf einen zukommt und Hans eventuell von einigen Standart Support Anfragen zu entlasten. Er ist in ähnlicher Form auch schon auf bassic.ch erschienen.
Aus meiner Sicht, der in den letzten Jahren um die 15 Paar Hifi Boxen aufgebaut hat, war das ein Kinderspiel. Wer keine Erfahrung mit dem Umgang mit Holz und Lötkolben hat, bekommt nützliche Tipps und evtl. Angst... ... ist aber alles keine Raketentechnik. Auf Anfrage gebe ich gern Hinweise auf billige Hifi Boxen Bausätze, damit man mal mit was kleinem anfangen kann. Danach klappts auch mit der großen.
Vorab das Fazit:
+ Bauen mit Hans' Material ist ein Genuss, wenn man Baumarkt Zuschnitt gewohnt ist
+ gemessen an Standart Hifi Boxenbausätzen super Material
+ Sicherheit, das das fertige Produkt so klingt, wie man das will (FMC Sound halt)
+ Hans behauptet zwar, den Support für Bausätze auf ein Minimum beschränken zu wollen, beantwortet Fragen aber trotzdem gewohnt schnell und ausführlich.
+ Wenn der Jazz Bass das erste Mal endlich so knurrt, wie ein böser Hund, platzt die Brust (fast) vor Stolz.
- Man braucht Werkzeug und etwas Erfahrung
- es gibt keine Garantie, das man nicht doch etwas verhaut
Das Werkzeug:
Ich habe eine 112 CL in der kleinen Bauform gewählt. Also 40/40/41. Für maximale Transportmöglichkeit.
Ich habe die Option mit Holz gewählt. Ich empfehle dringend allen, die nicht selbst Schreiner sind oder einen zur Hand haben, der wirklich Schnitte im Rechten Winkel macht (es geht hier um die Kanten, die Flächen im Rechten Winkel zu schneiden schaffen die meisten), das Holz von Hans zu kaufen. Das ist letztlich kaum teurer als im Baumarkt und ihr erspart euch einiges an Leiden und Schweiss. Ihr seht im Foto das Holzpaket, dass ihr mit Bestellung bekommt. Die Teile sind beschriftet und es ist auf dem Holz angezeichnet, wo was hinkommt. Keine Nut und Feder Geschichte ala Ikea, aber als Selbstbauer bin ich fast umgefallen, ich hatte mit den Teilen und einer Skizze gerechnet. Ich fühlte mich schon fast überbetreut, man muss schon einigermassen dämlich sein, um hier noch Fehler zu machen. Das alle Teile perfekt passen, versteht sich von selbst.
Hier nochmal die Frontplatte. Es ist nicht nur der Lautprecher mal draufgelegt worden, damit man ne Ahnung hat, wo er hinsoll, nein, es ist auch der Kreismittelpunkt und der Radius jedes Loches dabei. Easy.
Die kleine Bauform der 112CL erfordert entweder das Reflexrohr hinten oder einen dreieckigen Kanal vorne, sonst ist zu wenig Platz auf der Front. Für den Kanal musste ich die Leisten des Rahmens innen kürzen, damit das Brett für den Kanal reinpasst.
Erster Arbeitsschritt: Die Leisten aufleimen, die den Innenrahmen bilden. Kann man auch mit Schraubzwingen machen... oder mit Nägelchen anstiften. Wichtig ist, dass der Leim in Ruhe mit vollem Kontakt und etwas Druck härten kann, nach einer Stunde kann man in der Regel vorsichtig weiterarbeiten, vorausgesetzt, die Leimstelle wird nicht belastet, in diesem Stadium bekommt man z.B. die Leiste noch abgezogen, nach 12 Stunden geht das nur noch mit roher Gewalt auseinander und ist dann auch kaputt.
Nachdem man also gemütlich einen Kaffee getrunken hat, kann man die Gehäuseseiten zusammenleimen. Ich habe mit Schrauben und Leim gearbeitet, weil ich das für die stabilste Verbindung zwischen zwei Brettern halte. Ausserdem ist das sehr einfach und entspannt zu realisieren, auch wenn man nicht die Top Schreiner Ausstattung hat, sondern nur einen handelsüblichen Akkuschrauber. Wenn man das so macht: VORBOHREN! Hier macht es sich gut, wenn man das zu zweit macht. Einer hält die Teile im rechten Winkel, der andere bohrt. Das war mit Hans Zuschnitt ein Kinderspiel, da kenne ich ganz anderes. Die Bilder zeigen das Anhalten, mit den Bohrlöchern und das rohe Gehäuse aussen. Die Schrauben sollte man etwas versenken, damit man beim Kantenfräsen kein Problem bekommt (kommt später)
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und weiter im Text.
zuerst noch ein Foto, dass das Gehäuse innen zeigt, man sieht schön den Innenrahmen und wo dieser unterbrochen ist für das Brettchen für den Bassreflex Kanal.
Anhang anzeigen 350113
Als nächstes ist wieder Zeit für einen Kaffee ... und Front und Rückseite bearbeiten, das Gehäuse darf erstmal wieder in Ruhe trocknen. Im nächsten Bild seht ihr die Fräse auf dem Fräszirkel. Ein Fräszirkel ermöglicht eine kreisrunde Fräsung um ein Loch herum. Das klingt trivial, hat aber eine Konsequenz: Wenn ich ein kreisförmiges Loch fräse, muss ich auf den letzen Millimetern aufpassen, da mir der Mittelpunkt verloren geht, wenn der Kreis ausgeschnitten ist. Das Loch in der Mitte ist ja eben in dem Teil, der ausgeschnitten ist, der Fräsbohrer aber bohrt gnadenlos am Rand, alles was da kommt. Passt man nicht auf, haut die Fräse gern zur Seite ab und ich habe mir eine hübsche Delle in das runde Loch gefräst, gerne auch so groß, dass es nicht mehr vom Lautsprecherrand überdeckt wird. Also aufpassen, habe mir schon die eine oder andere Front versaut, weil ich es eilig hatte. lalala... Fräszirkel gibt es übrigens günstig und gut bei ebay, einfach mal suchen. Kann man auch gut brauchen, um eine wirklich runde Tischplatte von 1 Meter Durchmesser zu schneiden...
Diesmal hab ich jedenfalls aufgepasst, die Löcher sind alle rund und die von Hans angegebenen Radien passen perfekt.
Anhang anzeigen 350114
Diese Löcher kann man auch mit der Stichsäge machen (dünnes Kurvenblatt einlegen). Braucht man halt eine ruhige Hand und muss sich den Kreis mit dem alten Schulzirkel malen. ACHTUNG: Hans zeichnet den Aussenkreis des Speakers. Den Innenkreis muss man schon selber anzeichnen bzw. auf dem Fräszirkel einstellen.
Dann kommt das Kanten verrunden, das macht man mit der Oberfräse. Davon habe ich leider kein vernünftiges Foto. Wichtig ist dass die Kanten etwa in dem Radius verrundet sind, in dem auch die Stapelecken Rundungen haben. Ausserdem klebt und hält der Filz auf den gerundeten Kanten besser.
So, danach ging es an den Punkt, vor dem ich den meisten Respekt hatte, das Beziehen mit Filz. Ich hatte mich dafür entschieden, weil der Filz das Gehäuse einfach noch zusätzlich dämmt und beruhigt. Überraschung: mit Hans selbstklebendem Filz ist das überhaupt kein Problem. Der Filz ist genau in der breite, dass er, um die Kanten geschlagen, perfekt bis an die Leisten des Rahmens reicht. Jetzt heisst es nur noch, beim Umschlagen die Box gerade halten. Man fängt halt am Boden in der Mitte an, damit man die Naht nicht sieht und gleichzeitig der Filz an einer Kante nicht abreissen kann. Der Witz ist ja gerade, dass der Filz durchgeht an der Kante, das schützt dann ja besonders. Dann wendet man die Box, im Prinzip rollt man sie über den Filz. Den Filz sollte man immer zuerst in der Mitte glattstreichen und dann nach Aussen. Noch nicht die Kanten an Vorder- und Rückseite umschlagen, dass kann man zum Schluss machen (ist einfacher). Wieder am Boden angekommen mit einer geraden Latte und scharfem Cutter abschneiden wo man auch begonnen hat. Dann die Ecken leicht einschneiden, etwas Material wegnehmen, damit es sich umschlagen und festkleben lässt, ohne dass es in den Ecken doppelt liegt. Seht ihr dann am Objekt...
Anhang anzeigen 350115 Anhang anzeigen 350116
Dann die Front einleimen. Ihr seht, dass ich die Front zusätzlich zum leimen auch geschraubt habe. Unbedingt notwendig ist das wahrscheinlich nicht... aber mir war das lieber, weil hier die Hauptlast hängt. Auch hier gilt: anhalten, vorbohren, leimen und reinschrauben.
Anhang anzeigen 350117
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Nachdem wir die Front eingeleimt hatten, konnte das Reflexkanal Brettchen montiert werden. Wir haben das einseitig mit Filz beklebt, wie ich später auch den ganzen Kanal mit Filz ausgekleidet habe. Das hat den Sinn, dass eventuell noch nicht von der Dämmung innen geschluckte unerwünschte Frequenzen weiter abgedämpft werden und ausserdem sieht es besser aus. Das Brettchen wird an der Frontplatte verleimt und da ich ein Stabilitätsfan bin, hab ich auch noch vier Schrauben reingedonnert. Anschliessend die Kanten rechts und links dick mit Leim einschmieren, dann ist das rattendicht.
Danach dann die Rückplatte rein. same as front, daher kein Foto. Und dann standen wir da und freuten uns an der makellosen Oberfläche an beiden Seiten und freuten uns und ... Moment, war da nicht ... shit, ein Loch vergessen. Aber das habe ich natürlich pädagogisch ganz sinnvoll mit Absicht gemacht, da ich euch so zeigen kann das a) dieser Filz klebt wie Hulle, das ist richtig Arbeit, den da wieder runter zu bekommen und b) kein Drama, wenn man mal was vergisst, bekommt man das in der Regel wieder hin.
Dann alle übrigen Teile dranbauen. Als grobe Faustregel: alle Schrauben, die dicker als 3 mm sind, vorbohren. Die ganz kleinen kann man so reinjagen, aber die dicken immer vorbohren.
Dann die Frequenzweiche löten (die kommt ans Terminal, es ist bequemer, dass dafür noch nicht eingebaut zu haben
). Dazu bekommt ihr von Hans sehr viel bessere Bilder und einen Schaltplan. Es gibt in den Hifi Selbstbau Foren x Anleitungen, Bauberichte etc, die das super beschreiben, auch wie man richtig lötet. Das spar ich mir, lest das nach, es gibt auch Videos im Netz dazu. Alles keine Raketentechnik. Was ich aber zeigen will und was mich wieder mal begeistert hat sind die Details an Hans Arbeit. Natürlich legt er nicht nur die Weichenbauteile dazu, sonder auch die Klebehalterungen, um die Weiche an dem Terminal innen zu befestigen nebst den benötigten Kabelbindern. Ich bin von Bausätzen gewohnt, dass man sich dann schon selbst darum zu kümmern hat, wie und wo man das unterbringt. Irgendwie steht ja doch FMC drauf, auch wenn das Logo nicht dabei ist... ist halt FMC drin - whatever. Ich habe die schaltbare Variante gebaut, 3,5 KHz / aus / 5 KHz. Eine schaltbare Frequenzweiche hatte ich auch noch nicht, aber Hans Lösung ist verblüffend einfach und effektiv.
Dann schlägt die Stunde der Heissklebepistole: Ideal um Kabel am Terminal und den Boxenwänden zu befestigen, so dass dann auch wirklich nix mehr rappelt oder klappert oder vibriert. Heisse Empfehlung (haha), kann man eh immer mal brauchen.
Eingebaut sieht das dann in etwa so aus wie unten. Ihr seht oben im Bild den dezenten Poti für den Pegelregler des Hochtöners. Die Kabel werden noch an den Wänden festgemacht. Die Wände werden dann später vollständig mit Noppenschaumstoff bedeckt, diese Box ist komplett gedämmt. Hans meinte auch, dass bei der CL gerne viel Dämmung reinkann. Ihr seht auch, dass ich den übrig gebliebenen Filz innen auch noch verklebt habe. Das erhöht die Dämmung zusätzlich (auch ein Tipp von Hans) und beruhigt zusätzlich die Wände. Da gleichzeitig der Reflexkanal frei bleiben muss, habe ich dort Akustikschaumstoff verklebt, den ich noch rumliegen hatte aus einem früheren Projekt. Der Noppenschaumstoff wird an dieser Stelle entsprechend ausgeschnitten. Leider habe ich vor Einbau des 12ers vergessen, das noch mal zu fotografieren. Den Schaumstoff habe ich einfach reingeklemmt, das stabilisiert sich gegenseitig. Kleben ist eigentlich nicht nötig.
Und dann nur noch zusammenschrauben und fertig. Vor den großen Endfotos hier noch ein Detail vom Reflexkanal. Ihr seht... nix. Alles ausgekleidet und vor allem seht ihr kein Holz. Das wird innen vollständig von der Dämmung überdeckt. Ihr seht aber leider auch, dass ich nicht so schlau war, den Filz am Reflexkanal direkt umzuschlagen und dort ansetzen musst. Sieht man kaum, aber das würde ich das nächste mal ändern.
Was ich eventuell auch noch ändern werde ist die Anordnung der Halterungen des Gitters. Und irgendwie hätte ich mir wahrscheinlich 1-2 sparen können, aber hey, wenn der Hans da 9 reinlegt, dann ... ich war da zu eilig und viel zu geierig, das Ding anzuschliessen und zu testen um mir das dann noch in Ruhe vorher zu überlegen... hier das Endergebnis:
Der Tragegriff ist etwas ausserhalb der Mitte nach vorn montiert. Ca. 1 cm. Das hat zur Folge, dass die Box beim Tragen genau in Waage hängt. Genau in der Mitte montiert, würde sie zur Front kippeln, da der Speaker nach unten zieht. Ginge sicher auch, ist so aber bequemer. Nochmal von vorn:
und noch ein Bild von unten:
Fazit:
Mir hat das Projekt viel Spass gemacht, das Endergebnis klingt genau so, wie ich das gehofft hatte, den im Vergleich zum größeren Gehäuse etwas fehlenden Tiefbass bekomme ich mit dem Markbass Little Mark prima ausgeglichen und die Box ist wirklich leicht, wenn es hart auf hart kommt, kann ich damit sogar in der UBahn zur Probe / zum Gig. Als Bausatz ist das was Hans liefert ein Traum, wenn man den Vergleich zu anderen Boxenbausätzen aus dem Hifi Bereich hat, ist es ein Kinderspiel. Und ich kann immer sagen: hab ich selber gebaut.
Ich hoffe, ich kann damit dem einen oder anderen bei der Entscheidung für oder wider Bausatz helfen. Und vielleicht erspart mein ausführliches Gesülze dem Hans ja auch die eine oder andere Support Anfrage... ich bin ein sehr großer Fan davon, sich gegenseitig zu helfen. Also: Fragen fragen. gern auch per PM.
Ich muss mich noch bei Christian bedanken, den ihr in Form seiner Hände u.a. auf dem Frequenzweichenbild seht. Meine Stärke ist Holz, seine ist das Löten. Und zu zweit macht das Bauen eh mehr Spass. Also: man muss wirklich nicht alles alleine machen
Sollte es im Raum Berlin Interessierte geben, die sich nicht so recht trauen aber eigentlich gern mal würden... vielleicht machen wir mal einen Workshop?
Groove on!
Peter
nach langer passivem Dasein als Karteileiche melde ich mich hier mal mit einem Baubericht zu Wort. Tach auch!
Gebaut habe ich mir eine 112 CL Bass Box aus einem Bausatz von FMC. Hans Struck hat vor Jahren schon mal mit Bausätzen experimentiert, damals aber anscheinend schlechte Erfahrungen mit dem Betreuungsaufwand gemacht und das erstmal wieder eingestellt. Da aber anscheinend eine Reihe von Leuten kontinuierlich immer mal wieder angefragt haben, hat er sich entschieden, die Bausatz Idee wieder aufzunehmen. Testweise bietet er derzeit eine 112er auf der Webseite an. Das soll wohl ausgebaut werden.
Ich selbst baue seit nunmehr 7 Jahren wieder Hifi Boxen selbst, spiele seit 30 Jahren Bass und wollte, als es zur Frage nach einer neuen Box kam, wollte ich unbedingt selbst bauen, kaufen kam nicht in Frage. Da es aber beim Bass wirklich was ordentliches sein sollte, habe ich den Hans gefragt und offensichtlich genau zu dem Zeitpunkt, an dem er selbst wieder darüber nachgedacht hat.
Den Bericht schreibe ich für Leute, die überlegen, selbst zu bauen und es noch nicht gemacht haben, um einen Eindruck zu vermitteln, was da auf einen zukommt und Hans eventuell von einigen Standart Support Anfragen zu entlasten. Er ist in ähnlicher Form auch schon auf bassic.ch erschienen.
Aus meiner Sicht, der in den letzten Jahren um die 15 Paar Hifi Boxen aufgebaut hat, war das ein Kinderspiel. Wer keine Erfahrung mit dem Umgang mit Holz und Lötkolben hat, bekommt nützliche Tipps und evtl. Angst... ... ist aber alles keine Raketentechnik. Auf Anfrage gebe ich gern Hinweise auf billige Hifi Boxen Bausätze, damit man mal mit was kleinem anfangen kann. Danach klappts auch mit der großen.
Vorab das Fazit:
+ Bauen mit Hans' Material ist ein Genuss, wenn man Baumarkt Zuschnitt gewohnt ist
+ gemessen an Standart Hifi Boxenbausätzen super Material
+ Sicherheit, das das fertige Produkt so klingt, wie man das will (FMC Sound halt)
+ Hans behauptet zwar, den Support für Bausätze auf ein Minimum beschränken zu wollen, beantwortet Fragen aber trotzdem gewohnt schnell und ausführlich.
+ Wenn der Jazz Bass das erste Mal endlich so knurrt, wie ein böser Hund, platzt die Brust (fast) vor Stolz.
- Man braucht Werkzeug und etwas Erfahrung
- es gibt keine Garantie, das man nicht doch etwas verhaut
Das Werkzeug:
- Oberfräse (es geht zur Not auch ohne, aber dann könnt ihr die Kanten nicht verrunden, die Stapelecken passen dann nicht so richtig und letztlich sieht es nicht so gut aus) - sowas kann man durchaus leihen und es ist immer wieder erstaunlich, wer im Bekanntenkreis sowas dann doch rumliegen hat
- Fräszirkel (siehe Bild unten)
- Stichsäge (muss sein)
- Akkuschrauber (alternativ Bohrmaschine, muss auch sein)
- Schraubenzieher, Hammer, Schrauben (hat man)
- Leim (muss)
- Cutter (bitte mit neuer Klinge, sonst viel Spass mit dem Filz...)
- Heissklebepistole (hilft sehr, muss aber nicht)
- Ziegelsteine
Ich habe eine 112 CL in der kleinen Bauform gewählt. Also 40/40/41. Für maximale Transportmöglichkeit.
Ich habe die Option mit Holz gewählt. Ich empfehle dringend allen, die nicht selbst Schreiner sind oder einen zur Hand haben, der wirklich Schnitte im Rechten Winkel macht (es geht hier um die Kanten, die Flächen im Rechten Winkel zu schneiden schaffen die meisten), das Holz von Hans zu kaufen. Das ist letztlich kaum teurer als im Baumarkt und ihr erspart euch einiges an Leiden und Schweiss. Ihr seht im Foto das Holzpaket, dass ihr mit Bestellung bekommt. Die Teile sind beschriftet und es ist auf dem Holz angezeichnet, wo was hinkommt. Keine Nut und Feder Geschichte ala Ikea, aber als Selbstbauer bin ich fast umgefallen, ich hatte mit den Teilen und einer Skizze gerechnet. Ich fühlte mich schon fast überbetreut, man muss schon einigermassen dämlich sein, um hier noch Fehler zu machen. Das alle Teile perfekt passen, versteht sich von selbst.
Hier nochmal die Frontplatte. Es ist nicht nur der Lautprecher mal draufgelegt worden, damit man ne Ahnung hat, wo er hinsoll, nein, es ist auch der Kreismittelpunkt und der Radius jedes Loches dabei. Easy.
Die kleine Bauform der 112CL erfordert entweder das Reflexrohr hinten oder einen dreieckigen Kanal vorne, sonst ist zu wenig Platz auf der Front. Für den Kanal musste ich die Leisten des Rahmens innen kürzen, damit das Brett für den Kanal reinpasst.
Erster Arbeitsschritt: Die Leisten aufleimen, die den Innenrahmen bilden. Kann man auch mit Schraubzwingen machen... oder mit Nägelchen anstiften. Wichtig ist, dass der Leim in Ruhe mit vollem Kontakt und etwas Druck härten kann, nach einer Stunde kann man in der Regel vorsichtig weiterarbeiten, vorausgesetzt, die Leimstelle wird nicht belastet, in diesem Stadium bekommt man z.B. die Leiste noch abgezogen, nach 12 Stunden geht das nur noch mit roher Gewalt auseinander und ist dann auch kaputt.
Nachdem man also gemütlich einen Kaffee getrunken hat, kann man die Gehäuseseiten zusammenleimen. Ich habe mit Schrauben und Leim gearbeitet, weil ich das für die stabilste Verbindung zwischen zwei Brettern halte. Ausserdem ist das sehr einfach und entspannt zu realisieren, auch wenn man nicht die Top Schreiner Ausstattung hat, sondern nur einen handelsüblichen Akkuschrauber. Wenn man das so macht: VORBOHREN! Hier macht es sich gut, wenn man das zu zweit macht. Einer hält die Teile im rechten Winkel, der andere bohrt. Das war mit Hans Zuschnitt ein Kinderspiel, da kenne ich ganz anderes. Die Bilder zeigen das Anhalten, mit den Bohrlöchern und das rohe Gehäuse aussen. Die Schrauben sollte man etwas versenken, damit man beim Kantenfräsen kein Problem bekommt (kommt später)
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und weiter im Text.
zuerst noch ein Foto, dass das Gehäuse innen zeigt, man sieht schön den Innenrahmen und wo dieser unterbrochen ist für das Brettchen für den Bassreflex Kanal.
Anhang anzeigen 350113
Als nächstes ist wieder Zeit für einen Kaffee ... und Front und Rückseite bearbeiten, das Gehäuse darf erstmal wieder in Ruhe trocknen. Im nächsten Bild seht ihr die Fräse auf dem Fräszirkel. Ein Fräszirkel ermöglicht eine kreisrunde Fräsung um ein Loch herum. Das klingt trivial, hat aber eine Konsequenz: Wenn ich ein kreisförmiges Loch fräse, muss ich auf den letzen Millimetern aufpassen, da mir der Mittelpunkt verloren geht, wenn der Kreis ausgeschnitten ist. Das Loch in der Mitte ist ja eben in dem Teil, der ausgeschnitten ist, der Fräsbohrer aber bohrt gnadenlos am Rand, alles was da kommt. Passt man nicht auf, haut die Fräse gern zur Seite ab und ich habe mir eine hübsche Delle in das runde Loch gefräst, gerne auch so groß, dass es nicht mehr vom Lautsprecherrand überdeckt wird. Also aufpassen, habe mir schon die eine oder andere Front versaut, weil ich es eilig hatte. lalala... Fräszirkel gibt es übrigens günstig und gut bei ebay, einfach mal suchen. Kann man auch gut brauchen, um eine wirklich runde Tischplatte von 1 Meter Durchmesser zu schneiden...
Diesmal hab ich jedenfalls aufgepasst, die Löcher sind alle rund und die von Hans angegebenen Radien passen perfekt.
Anhang anzeigen 350114
Diese Löcher kann man auch mit der Stichsäge machen (dünnes Kurvenblatt einlegen). Braucht man halt eine ruhige Hand und muss sich den Kreis mit dem alten Schulzirkel malen. ACHTUNG: Hans zeichnet den Aussenkreis des Speakers. Den Innenkreis muss man schon selber anzeichnen bzw. auf dem Fräszirkel einstellen.
Dann kommt das Kanten verrunden, das macht man mit der Oberfräse. Davon habe ich leider kein vernünftiges Foto. Wichtig ist dass die Kanten etwa in dem Radius verrundet sind, in dem auch die Stapelecken Rundungen haben. Ausserdem klebt und hält der Filz auf den gerundeten Kanten besser.
So, danach ging es an den Punkt, vor dem ich den meisten Respekt hatte, das Beziehen mit Filz. Ich hatte mich dafür entschieden, weil der Filz das Gehäuse einfach noch zusätzlich dämmt und beruhigt. Überraschung: mit Hans selbstklebendem Filz ist das überhaupt kein Problem. Der Filz ist genau in der breite, dass er, um die Kanten geschlagen, perfekt bis an die Leisten des Rahmens reicht. Jetzt heisst es nur noch, beim Umschlagen die Box gerade halten. Man fängt halt am Boden in der Mitte an, damit man die Naht nicht sieht und gleichzeitig der Filz an einer Kante nicht abreissen kann. Der Witz ist ja gerade, dass der Filz durchgeht an der Kante, das schützt dann ja besonders. Dann wendet man die Box, im Prinzip rollt man sie über den Filz. Den Filz sollte man immer zuerst in der Mitte glattstreichen und dann nach Aussen. Noch nicht die Kanten an Vorder- und Rückseite umschlagen, dass kann man zum Schluss machen (ist einfacher). Wieder am Boden angekommen mit einer geraden Latte und scharfem Cutter abschneiden wo man auch begonnen hat. Dann die Ecken leicht einschneiden, etwas Material wegnehmen, damit es sich umschlagen und festkleben lässt, ohne dass es in den Ecken doppelt liegt. Seht ihr dann am Objekt...
Anhang anzeigen 350115 Anhang anzeigen 350116
Dann die Front einleimen. Ihr seht, dass ich die Front zusätzlich zum leimen auch geschraubt habe. Unbedingt notwendig ist das wahrscheinlich nicht... aber mir war das lieber, weil hier die Hauptlast hängt. Auch hier gilt: anhalten, vorbohren, leimen und reinschrauben.
Anhang anzeigen 350117
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Nachdem wir die Front eingeleimt hatten, konnte das Reflexkanal Brettchen montiert werden. Wir haben das einseitig mit Filz beklebt, wie ich später auch den ganzen Kanal mit Filz ausgekleidet habe. Das hat den Sinn, dass eventuell noch nicht von der Dämmung innen geschluckte unerwünschte Frequenzen weiter abgedämpft werden und ausserdem sieht es besser aus. Das Brettchen wird an der Frontplatte verleimt und da ich ein Stabilitätsfan bin, hab ich auch noch vier Schrauben reingedonnert. Anschliessend die Kanten rechts und links dick mit Leim einschmieren, dann ist das rattendicht.
Danach dann die Rückplatte rein. same as front, daher kein Foto. Und dann standen wir da und freuten uns an der makellosen Oberfläche an beiden Seiten und freuten uns und ... Moment, war da nicht ... shit, ein Loch vergessen. Aber das habe ich natürlich pädagogisch ganz sinnvoll mit Absicht gemacht, da ich euch so zeigen kann das a) dieser Filz klebt wie Hulle, das ist richtig Arbeit, den da wieder runter zu bekommen und b) kein Drama, wenn man mal was vergisst, bekommt man das in der Regel wieder hin.
Dann alle übrigen Teile dranbauen. Als grobe Faustregel: alle Schrauben, die dicker als 3 mm sind, vorbohren. Die ganz kleinen kann man so reinjagen, aber die dicken immer vorbohren.
Dann die Frequenzweiche löten (die kommt ans Terminal, es ist bequemer, dass dafür noch nicht eingebaut zu haben
Dann schlägt die Stunde der Heissklebepistole: Ideal um Kabel am Terminal und den Boxenwänden zu befestigen, so dass dann auch wirklich nix mehr rappelt oder klappert oder vibriert. Heisse Empfehlung (haha), kann man eh immer mal brauchen.
Eingebaut sieht das dann in etwa so aus wie unten. Ihr seht oben im Bild den dezenten Poti für den Pegelregler des Hochtöners. Die Kabel werden noch an den Wänden festgemacht. Die Wände werden dann später vollständig mit Noppenschaumstoff bedeckt, diese Box ist komplett gedämmt. Hans meinte auch, dass bei der CL gerne viel Dämmung reinkann. Ihr seht auch, dass ich den übrig gebliebenen Filz innen auch noch verklebt habe. Das erhöht die Dämmung zusätzlich (auch ein Tipp von Hans) und beruhigt zusätzlich die Wände. Da gleichzeitig der Reflexkanal frei bleiben muss, habe ich dort Akustikschaumstoff verklebt, den ich noch rumliegen hatte aus einem früheren Projekt. Der Noppenschaumstoff wird an dieser Stelle entsprechend ausgeschnitten. Leider habe ich vor Einbau des 12ers vergessen, das noch mal zu fotografieren. Den Schaumstoff habe ich einfach reingeklemmt, das stabilisiert sich gegenseitig. Kleben ist eigentlich nicht nötig.
Und dann nur noch zusammenschrauben und fertig. Vor den großen Endfotos hier noch ein Detail vom Reflexkanal. Ihr seht... nix. Alles ausgekleidet und vor allem seht ihr kein Holz. Das wird innen vollständig von der Dämmung überdeckt. Ihr seht aber leider auch, dass ich nicht so schlau war, den Filz am Reflexkanal direkt umzuschlagen und dort ansetzen musst. Sieht man kaum, aber das würde ich das nächste mal ändern.
Was ich eventuell auch noch ändern werde ist die Anordnung der Halterungen des Gitters. Und irgendwie hätte ich mir wahrscheinlich 1-2 sparen können, aber hey, wenn der Hans da 9 reinlegt, dann ... ich war da zu eilig und viel zu geierig, das Ding anzuschliessen und zu testen um mir das dann noch in Ruhe vorher zu überlegen... hier das Endergebnis:
Der Tragegriff ist etwas ausserhalb der Mitte nach vorn montiert. Ca. 1 cm. Das hat zur Folge, dass die Box beim Tragen genau in Waage hängt. Genau in der Mitte montiert, würde sie zur Front kippeln, da der Speaker nach unten zieht. Ginge sicher auch, ist so aber bequemer. Nochmal von vorn:
und noch ein Bild von unten:
Fazit:
Mir hat das Projekt viel Spass gemacht, das Endergebnis klingt genau so, wie ich das gehofft hatte, den im Vergleich zum größeren Gehäuse etwas fehlenden Tiefbass bekomme ich mit dem Markbass Little Mark prima ausgeglichen und die Box ist wirklich leicht, wenn es hart auf hart kommt, kann ich damit sogar in der UBahn zur Probe / zum Gig. Als Bausatz ist das was Hans liefert ein Traum, wenn man den Vergleich zu anderen Boxenbausätzen aus dem Hifi Bereich hat, ist es ein Kinderspiel. Und ich kann immer sagen: hab ich selber gebaut.
Ich hoffe, ich kann damit dem einen oder anderen bei der Entscheidung für oder wider Bausatz helfen. Und vielleicht erspart mein ausführliches Gesülze dem Hans ja auch die eine oder andere Support Anfrage... ich bin ein sehr großer Fan davon, sich gegenseitig zu helfen. Also: Fragen fragen. gern auch per PM.
Ich muss mich noch bei Christian bedanken, den ihr in Form seiner Hände u.a. auf dem Frequenzweichenbild seht. Meine Stärke ist Holz, seine ist das Löten. Und zu zweit macht das Bauen eh mehr Spass. Also: man muss wirklich nicht alles alleine machen
Sollte es im Raum Berlin Interessierte geben, die sich nicht so recht trauen aber eigentlich gern mal würden... vielleicht machen wir mal einen Workshop?
Groove on!
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