Luebbe
Registrierter Benutzer
Hallo zusammen,
an meinem letzten Urlaubstag möchte ich noch die Gelegenheit nutzen und euch von einem Teil meiner Urlaubsbeschäftigung zu berichten.
Ich habe mich diesmal nicht mit einem kompletten Eigenbau beschäftigt, sondern wollte mal einen ML-Factory Bausatz testen und auf diese Art und Weise mal eine deckende Lackierung machen.
Durch die (vermeintlich) wenigen Vorarbeiten bietet doch so ein Bausatz eine gute Gelegenheit viel Zeit ins Finish zu investieren.
Ausgewählt habe ich diesen Bausatz:http://www.gitarre-bestellen.de/products/Bass-Bausaetze/E-Bass-Bausatz-Guitar-DIY-Kit-Style-I.html
Als Ziel hatte ich mir vorgenommen einen 60er-Jahre Relic Jazz Bass in Weiß zu bauen. Deshalb habe ich im Shop angefragt, ob ich statt dem "Red Pearl" ein Brown Tortoise Pickguard bekommen kann. Das war möglich, hat mir am Ende aber leider nicht viel gebracht (später mehr dazu).
Leider habe ich keine "unboxing" Bilder, aber der Inhalt des Bausatzes ist wie im Shop abgebildet, außer das die Poti-Knöpfe (leider) Metall-Knöpfe und nicht, wie abgebildet, die Jazz Bass typischen Kunststoffknöpfe sind. Zudem sind die Bohrungen für die Bridge und das Pickgard schon vorhanden.
Insgesamt merkt man vor allem bei der Hardware, wo der günstige Preis herkommt. Insbesondere die Schrauben sind zum Teil nicht gerade Vertrauenserweckend. Die Bridge hat eine 7-Schrauben-Befestigung, also 2 mehr als das Original. Ich hatte hier allerdings noch eine alte Bridge rumliegen, die näher am Original ist und habe mich daher entschieden diese zu verwenden. Die Mechaniken sind OK. Es wirkt ein bisschen so, als wären die Mechaniken vor dem verchromen nicht sauber gefinished worden, da man noch Riefen von der Bearbeitung sieht, da ich aber die Hardware sowieso agen wollte, vermutete ich, dass es für meine Zwecke reichen wird.
Die Qualität der Holzteile war insgesamt in Ordnung. Klar ist, dass alle Teile nicht direkt lackiert werden können, sondern vorher noch geschliffen werden müssen. Der Hals ist von den Maßen her übrigens eher ein P-Bass Hals mit ca. 41 mm Sattelbreite, das ist mir aber eigentlichg ganz recht.
Der Korpus ist aus 4 Teilen zusammengeleimt und die Maserungen sind doch ein wenig unterschiedlich. Ein transparentes oder Natural-Finish würde vermutlich nicht soooo gut aussehen...
Was für mein Ziel allerdings wirklich ärgerlich war, kann man auf dem ersten Bild erahnen:
Die Position des hinteren Pickups ist für einen 60s Jazz Bass viel zu weit hinten. Nach meinen Messungen ist die Position selbst für die 70er Jahre noch ein paar mm zu weit hinten. Nach einigem Überlegen, habe ich mich daher dazu entschlossen die vorhandene Fräsung zu verschließen und eine neue an der richtigen Stelle zu machen.
Dafür habe ich zunächst mal aus der bestehenden Fräsung eine rechteckige gemacht:
Dann habe ich einen Block aus einem Resstück Erle von meinem Fretless-Projekt gemacht und versucht diesen einzuleimen. Dummerweise habe ich den Block etwas zu groß gemacht. Beim versuch den Block in die Fräsung "reinzuprügeln" blieb er auf halbem Weg stecken und ging weder vor noch zurück. Ich musste ihn dann mit Bohrer und Stechbeitel zerstören und nochmal von vorne anfangen.
Solange habe ich dann die Kopfplatte zunächst grob zugesägt:
Und anschließend mittels Schablone und Oberfräse auf die passende Form gebracht:
Dann wurde ein zweiter Erleblock ausgesägt und auf Form geschliffen und schließlich mit Titebond eingeleimt:
Weil der Leim schon mal offen war, habe ich auch gleich die unteren Pickguard-Bohrungen mit Schaschlik-Spies-Stücken verschlossen:
Dies war erforderlich, weil das Pickguard leider zum unteren Korpusrand einen zu großen Abstand hatte und dadurch gerade am unteren "Horn" sehr unsymmetrisch aussah.
Danach wurder der vorher eingeleimte Erlenblock, der noch ca. 2-3 mm überstand, plan gefräst:
Anschließend ging's an die neue PU-Fräsung. Dabei habe ich festgestellt, dass die mitgelieferten Pickups nicht den Original-Maßen entsprechen. Länge und Breite passen zwar, allerdings sind die "Knubbel" an der falschen Stelle.
Da ich mir eigentlich die spätere Nachrüstung von "besseren" PUs offen halten wollte, hatte ich ein Problem. Ich entschied mich dann dazu für die Original-Größe zu fräsen und ein Paar Original Fender PUs zu bestellen, die mit 89 € (pro Paar) auch recht günstig sind.
Hier die Vorarbeiten zur Fräsung:
Dann wurde gefräst und der eingeleimt Block gleich noch verspachtelt:
Jetzt konnte es dann ans tatsächlich Finish gehen. Beim Hals wollte ich, wie bei meinen bisherigen Projekten, ein Wachs- bzw. Öl-und-Wachs-Finish. Die Kopfplatte sollte allerdings lackiert werden und hier musste für einen richtigen 60er Look natürlich erstmal gelbe Beize ran:
Der Hals wurde dann abgeklebt und dann die erste Schicht Klarlack auf die Kopfplatte gesprüht.
Der Korpus wurde (nach einiger Schleifarbeit) erstmal mit einer Schicht Vorstreichfarbe besprüht:
Während dem Trocknen habe ich dann das neue Pickguard aus Rohmaterial ausgesägt und dann mal "anprobiert".
Hier sieht man auch die Bridgeplate und die Controlplate, die bereits nach der Methode in diesem Video geaged wurden: http://www.youtube.com/watch?v=AoA0O6kSBqk
Der Body wurde dann nochmal verschliffen und bekam dann die erste Schicht Lack in "cremeweiß":
Derweil bekam die Kopfplatte die zweite Schicht Klarlack:
Und anschließend wurde das Headstock-Decal aufgebracht:
Nach einer weiteren Schicht Klarlack für die Kopfplatte konnte dann der rest vom Hals mit Rockinger Öl und Wachs behandelt werden:
Währenddessen bekam der Korpus seine zweite Schicht lack und dann konnten die ersten Hardware-Teile montiert werden.
Die Kopfplatte wurde fein geschliffen, dann poliert und erhielt dann die Führungshülsen für die Mechaniken:
Beim montieren der Mechaniken ist mir dann bei einer der dafür vorgesehenen Schrauben ohne viel Kraft der Kopf abgerissen, was meine Meinung zu den Schrauben leider bestätigt hat.
Als nächstes war der Body mit Feinschliff und Politur dran:
Hier sieht man, dass das Finish nicht ganz perfekt ist. Ich wollte es auch nicht ganz perfekt, da der Bass ja aussehen sollte, als hätte er schon einige Jahre auf dem Buckel. Eigentlich hatte ich ja noch vor den Body richtig mit Kratzern und ordentlichen Abnutzungserscheinungen zu versehen, aber dazu war mir dann das Schleifen und polieren doch zu viel Arbeit. Vielleicht hole ich das mal noch nach...
Zum Schluss die Bilder vom fertigen Bass:
Fazit
Zu einem Review gehört natürlich auch ein Fazit.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Bausatzes ist auf jeden Fall gut.
Wer keine so speziellen Anforderungen hat, wie ich in diesem Fall, der kann mit dem Bausatz, so wie er ist mit sorgfältiger Arbeit ein gut spielbares Instrument bauen, das auch klanglich (zumindest mit den Fender PUs, die ich verbaut habe) wirklich was zu bieten hat.
Die Qualität der Hardware ist leider deutlich unter dem Niveau, das man zum Beispiel bei Rockinger angeboten bekommt. Allerdings würde ich mit der Hardware für einen Jazz Bass bei Rockinger vermutlich schon die 119 € sprengen. Die wichtigen Hardware-Teile (Bridge, Mechaniken, Neckplate und Halsschrauben) sind aber zumindest funktional völlig in Ordnung. Bei der Bridge würde ich aber evtl. das angebotene Upgrade auf die Wilkinson Bridge mitbestellen.
Die mitgelieferte Elektronik (sprich die 3 Potis in JB Schaltung) war mit einer Art Korrosion überzogen und hat auch sehr billig gewirkt, daher habe ich die Elektronik komplett mit neuen Potis und neuer Buchse neu aufgebaut. Wenn man die neuen Teile z.B. bei musikding.de ordert, ist dies aber nicht mit immensen Kosten verbunden.
In jedem Fall hat der Bausatz Spaß gemacht und ist vielleicht auch als "Einstiegsdroge" in die Welt des Bass- und Gitarrenbaus gut geeignet.
Schön wäre es, wenn jemand Bausätze z.B. in der Qualität von den Squier Instrumenten anbieten würde. Diese dürften dann ruhig auch etwas teurer sein, würden aber vermutlich noch mehr Spaß machen.
an meinem letzten Urlaubstag möchte ich noch die Gelegenheit nutzen und euch von einem Teil meiner Urlaubsbeschäftigung zu berichten.
Ich habe mich diesmal nicht mit einem kompletten Eigenbau beschäftigt, sondern wollte mal einen ML-Factory Bausatz testen und auf diese Art und Weise mal eine deckende Lackierung machen.
Durch die (vermeintlich) wenigen Vorarbeiten bietet doch so ein Bausatz eine gute Gelegenheit viel Zeit ins Finish zu investieren.
Ausgewählt habe ich diesen Bausatz:http://www.gitarre-bestellen.de/products/Bass-Bausaetze/E-Bass-Bausatz-Guitar-DIY-Kit-Style-I.html
Als Ziel hatte ich mir vorgenommen einen 60er-Jahre Relic Jazz Bass in Weiß zu bauen. Deshalb habe ich im Shop angefragt, ob ich statt dem "Red Pearl" ein Brown Tortoise Pickguard bekommen kann. Das war möglich, hat mir am Ende aber leider nicht viel gebracht (später mehr dazu).
Leider habe ich keine "unboxing" Bilder, aber der Inhalt des Bausatzes ist wie im Shop abgebildet, außer das die Poti-Knöpfe (leider) Metall-Knöpfe und nicht, wie abgebildet, die Jazz Bass typischen Kunststoffknöpfe sind. Zudem sind die Bohrungen für die Bridge und das Pickgard schon vorhanden.
Insgesamt merkt man vor allem bei der Hardware, wo der günstige Preis herkommt. Insbesondere die Schrauben sind zum Teil nicht gerade Vertrauenserweckend. Die Bridge hat eine 7-Schrauben-Befestigung, also 2 mehr als das Original. Ich hatte hier allerdings noch eine alte Bridge rumliegen, die näher am Original ist und habe mich daher entschieden diese zu verwenden. Die Mechaniken sind OK. Es wirkt ein bisschen so, als wären die Mechaniken vor dem verchromen nicht sauber gefinished worden, da man noch Riefen von der Bearbeitung sieht, da ich aber die Hardware sowieso agen wollte, vermutete ich, dass es für meine Zwecke reichen wird.
Die Qualität der Holzteile war insgesamt in Ordnung. Klar ist, dass alle Teile nicht direkt lackiert werden können, sondern vorher noch geschliffen werden müssen. Der Hals ist von den Maßen her übrigens eher ein P-Bass Hals mit ca. 41 mm Sattelbreite, das ist mir aber eigentlichg ganz recht.
Der Korpus ist aus 4 Teilen zusammengeleimt und die Maserungen sind doch ein wenig unterschiedlich. Ein transparentes oder Natural-Finish würde vermutlich nicht soooo gut aussehen...
Was für mein Ziel allerdings wirklich ärgerlich war, kann man auf dem ersten Bild erahnen:
Die Position des hinteren Pickups ist für einen 60s Jazz Bass viel zu weit hinten. Nach meinen Messungen ist die Position selbst für die 70er Jahre noch ein paar mm zu weit hinten. Nach einigem Überlegen, habe ich mich daher dazu entschlossen die vorhandene Fräsung zu verschließen und eine neue an der richtigen Stelle zu machen.
Dafür habe ich zunächst mal aus der bestehenden Fräsung eine rechteckige gemacht:
Dann habe ich einen Block aus einem Resstück Erle von meinem Fretless-Projekt gemacht und versucht diesen einzuleimen. Dummerweise habe ich den Block etwas zu groß gemacht. Beim versuch den Block in die Fräsung "reinzuprügeln" blieb er auf halbem Weg stecken und ging weder vor noch zurück. Ich musste ihn dann mit Bohrer und Stechbeitel zerstören und nochmal von vorne anfangen.
Solange habe ich dann die Kopfplatte zunächst grob zugesägt:
Und anschließend mittels Schablone und Oberfräse auf die passende Form gebracht:
Dann wurde ein zweiter Erleblock ausgesägt und auf Form geschliffen und schließlich mit Titebond eingeleimt:
Weil der Leim schon mal offen war, habe ich auch gleich die unteren Pickguard-Bohrungen mit Schaschlik-Spies-Stücken verschlossen:
Dies war erforderlich, weil das Pickguard leider zum unteren Korpusrand einen zu großen Abstand hatte und dadurch gerade am unteren "Horn" sehr unsymmetrisch aussah.
Danach wurder der vorher eingeleimte Erlenblock, der noch ca. 2-3 mm überstand, plan gefräst:
Anschließend ging's an die neue PU-Fräsung. Dabei habe ich festgestellt, dass die mitgelieferten Pickups nicht den Original-Maßen entsprechen. Länge und Breite passen zwar, allerdings sind die "Knubbel" an der falschen Stelle.
Da ich mir eigentlich die spätere Nachrüstung von "besseren" PUs offen halten wollte, hatte ich ein Problem. Ich entschied mich dann dazu für die Original-Größe zu fräsen und ein Paar Original Fender PUs zu bestellen, die mit 89 € (pro Paar) auch recht günstig sind.
Hier die Vorarbeiten zur Fräsung:
Dann wurde gefräst und der eingeleimt Block gleich noch verspachtelt:
Jetzt konnte es dann ans tatsächlich Finish gehen. Beim Hals wollte ich, wie bei meinen bisherigen Projekten, ein Wachs- bzw. Öl-und-Wachs-Finish. Die Kopfplatte sollte allerdings lackiert werden und hier musste für einen richtigen 60er Look natürlich erstmal gelbe Beize ran:
Der Hals wurde dann abgeklebt und dann die erste Schicht Klarlack auf die Kopfplatte gesprüht.
Der Korpus wurde (nach einiger Schleifarbeit) erstmal mit einer Schicht Vorstreichfarbe besprüht:
Während dem Trocknen habe ich dann das neue Pickguard aus Rohmaterial ausgesägt und dann mal "anprobiert".
Hier sieht man auch die Bridgeplate und die Controlplate, die bereits nach der Methode in diesem Video geaged wurden: http://www.youtube.com/watch?v=AoA0O6kSBqk
Der Body wurde dann nochmal verschliffen und bekam dann die erste Schicht Lack in "cremeweiß":
Derweil bekam die Kopfplatte die zweite Schicht Klarlack:
Und anschließend wurde das Headstock-Decal aufgebracht:
Nach einer weiteren Schicht Klarlack für die Kopfplatte konnte dann der rest vom Hals mit Rockinger Öl und Wachs behandelt werden:
Währenddessen bekam der Korpus seine zweite Schicht lack und dann konnten die ersten Hardware-Teile montiert werden.
Die Kopfplatte wurde fein geschliffen, dann poliert und erhielt dann die Führungshülsen für die Mechaniken:
Beim montieren der Mechaniken ist mir dann bei einer der dafür vorgesehenen Schrauben ohne viel Kraft der Kopf abgerissen, was meine Meinung zu den Schrauben leider bestätigt hat.
Als nächstes war der Body mit Feinschliff und Politur dran:
Hier sieht man, dass das Finish nicht ganz perfekt ist. Ich wollte es auch nicht ganz perfekt, da der Bass ja aussehen sollte, als hätte er schon einige Jahre auf dem Buckel. Eigentlich hatte ich ja noch vor den Body richtig mit Kratzern und ordentlichen Abnutzungserscheinungen zu versehen, aber dazu war mir dann das Schleifen und polieren doch zu viel Arbeit. Vielleicht hole ich das mal noch nach...
Zum Schluss die Bilder vom fertigen Bass:
Fazit
Zu einem Review gehört natürlich auch ein Fazit.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Bausatzes ist auf jeden Fall gut.
Wer keine so speziellen Anforderungen hat, wie ich in diesem Fall, der kann mit dem Bausatz, so wie er ist mit sorgfältiger Arbeit ein gut spielbares Instrument bauen, das auch klanglich (zumindest mit den Fender PUs, die ich verbaut habe) wirklich was zu bieten hat.
Die Qualität der Hardware ist leider deutlich unter dem Niveau, das man zum Beispiel bei Rockinger angeboten bekommt. Allerdings würde ich mit der Hardware für einen Jazz Bass bei Rockinger vermutlich schon die 119 € sprengen. Die wichtigen Hardware-Teile (Bridge, Mechaniken, Neckplate und Halsschrauben) sind aber zumindest funktional völlig in Ordnung. Bei der Bridge würde ich aber evtl. das angebotene Upgrade auf die Wilkinson Bridge mitbestellen.
Die mitgelieferte Elektronik (sprich die 3 Potis in JB Schaltung) war mit einer Art Korrosion überzogen und hat auch sehr billig gewirkt, daher habe ich die Elektronik komplett mit neuen Potis und neuer Buchse neu aufgebaut. Wenn man die neuen Teile z.B. bei musikding.de ordert, ist dies aber nicht mit immensen Kosten verbunden.
In jedem Fall hat der Bausatz Spaß gemacht und ist vielleicht auch als "Einstiegsdroge" in die Welt des Bass- und Gitarrenbaus gut geeignet.
Schön wäre es, wenn jemand Bausätze z.B. in der Qualität von den Squier Instrumenten anbieten würde. Diese dürften dann ruhig auch etwas teurer sein, würden aber vermutlich noch mehr Spaß machen.
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