REVIEW JamHub TourBus

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Metalmachine69
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Nachdem ich in letzter Zeit viel Privatkram zu erledigen hatte, kommt jetzt endlich mein 'Abschlussbericht' zum JamHub. Bitte entschuldigt, dass es so lange gedauert hat!

Vorher

Ich bin im Januar auf dieses Thema gestoßen, in dem Martin Hofmann eine Band suchte, die drei Monate lang ein JamHub testet: https://www.musiker-board.de/band-proben-mupr/564511-jamhub-drei-monate-lang-kostenlos-testen.html
Weil meine Heavy-/Power-Metal-Band schon seit einiger Zeit überlegt InEar-Monitoring-Kram für den Proberaum anzuschaffen, habe ich im JamHub eine gute Gelegenheit gesehen, das mal ausprobieren zu können, bevor wir uns für oder gegen InEar-Monitoring entscheiden. Also habe ich mich bei Martin beworben.
Wir haben dann ein paar E-Mails hin und her geschrieben und etwas länger telefoniert, wobei Martin mir erzählt hat, dass seines Wissens nach 'große' Bands, wie z.B. Avantasia das JamHub einsetzen. Allerdings nutzen die dabei professionelle Peripherie, also beispielsweise sauteure angepasste Ohrhörer.

Im Vergleich dazu sollten wir jetzt testen, ob man auch mit dem günstigen Kram, den man als durchschnittliche Band sowieso besitzt, mit dem JamHub zu einer guten Monitoring-Lösung kommt.

Was ist ein JamHub?

Da sicher nicht jeder weiß, was ein JamHub ist, versuche ich das hier mal kurz zu erklären:
JamHub ist eine Art spezialisiertes Monitoring-Mischpult.

DSCN1753.jpg

Davon gibt es drei Versionen mit unterschiedlicher Ausstattung. Auf dem Foto sieht man das Flaggschiff der Serie mit dem Namen Tour Bus, das uns für den Test zur Verfügung gestellt wurde.


Wie man sieht besteht das Gerät aus 7 Sektionen (1 bis 6 + R).

Diese verfügen jeweils über einen XLR-Mikrofon-Eingang und einen Klinken-Stereo-Line-Eingang, die beide gleichzeitig genutzt und separat eingepegelt werden können. Das kombinierte Signal aus beiden Eingängen kann mit dem Stage-Regler im Panorama verschoben werden.

Ausgangsseitig hat jede Sektion einen 6,35mm Kopfhörer-Anschluss. Das Signal kann für jeden Ausgang individuell aus den 7 Eingangssektionen gemischt werden. Dazu kann man sich noch den Effektkanal beimischen, in den als Eingangssignale alle XLR-Eingänge laufen.
Zusätzlich bietet der Tour Bus die Möglichkeit das Ausgangssignal der R-Sektion auf SD-Karte oder direkt per USB in einen Rechner aufzunehmen.

Den Aufbau im Proberaum wollte ich so einfach wie möglich halten und habe mir deshalb diese Kanalaufteilung überlegt:

Kanal1 Gesang
Kanal2 Gitarre 1 - über XLR-Ausgang vom Line6 Vetta
Kanal3 Gitarre 2 - über Line6 POD HD
Kanal4 Bass - über XLR-Ausgang vom Amp
Kanal5 Keyboards - Keyboard
Kanal6 Schlagzeug - 1 Overhead-Mikro + Bassdrum-Mikro über ein kleines Mischpult
Kanal7 Metronom - das hat normalerweise nur unser Schlagzeuger auf seinem Kopfhörer

Anmerkungen dazu:

  • Weil genug Kanäle zur Verfügung stehen, habe ich den Gesang auf einen separaten Kanal gelegt und nicht mit meiner Gitarre kombiniert. So kann man beide Lautstärken besser individuell einstellen.
  • Ich hatte vorher erwartet, dass für das Schlagzeug mehr als 2 Mikros nötig wären, um ein brauchbares Ergebnis zu erhalten, aber es hat sich gezeigt, dass 1 OH plus 1 Bassdrum-Mikro schon ganz gut sind. Eine weitere Reduzierung auf nur 1 Mikro bringt aber keinen ordentlichen Sound mehr.
  • Ein Metronom extra anzuschließen wäre eigentlich nicht nötig gewesen, weil das JamHub eines integriert hat. Das externe Metronom hatte allerdings den Vorteil, dass unser Schlagzeuger die Tempi einstellen konnte, was schneller ging, als wenn ich das jedes Mal am JamHub mit den Tasten hätte machen müssen.
Testergebnis

Die Band ist leicht gespalten, was die Meinungen über das InEar-Monitoring mit dem JamHub angeht.

Ich (Sänger, Gitarrist) habe zuerst geschlossene Kopfhörer von Behringer benutzt. Damit musste ich die Lautstärken für die wichtigen Dinge (Gesang, meine Gitarre) voll aufdrehen, um gegen das Schlagzeug im Proberaum anzukommen, war aber eigentlich ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Ich konnte meinen Gesang etwas besser hören, als über die Gesangsanlage und mir den Rest brauchbar dazu mischen. Die Gesamtlautstärke war dann aber schon grenzwertig.
Später habe ich dann mal meine günstigen HiFi-InEar-Stöpsel von Panasonic getestet. Das war eine ganz andere Welt! Die Abschirmung gegen das Schlagzeug war damit viel besser und die Instrumente kamen sehr viel druckvoller und lauter rüber, sodass ich Lautstärke-Einstellungen stark zurücknehmen konnte. Andererseits war das Singen damit irgendwie merkwürdig. Ich kann nicht richtig beschreiben, was es war, aber ich vermute, ich weiß woran es lag: Wenn man seinen Gesang über Kopfhörer hört, kommt im Ohr immer eine Mischung aus dem Kopfhörer-Signal und dem direkt über den Kopf -von den Stimmbändern zum Ohr- übertragenen 'Signal' an. Ich schätze, dass die Interferenz zwischen dieses beiden Signalen bei den InEar-Stöpseln irgendwie anders passiert, als bei den Kopfhörern...
Zusammenfassend würde ich folgendes sagen:
Als Gitarrist hat mir das InEar-Monitoring mit den HiFi-Stöpseln sehr gut gefallen. Alles kam schön druckvoll, ich war gut gegen den Direktschall vom Schlagzeug abgeschirmt und konnte mir alles passend zusammenmischen.
Als Sänger allerdings habe ich mich mit den Stöpseln nicht wohlgefühlt. Mit den (geschlossenen!) Kopfhörern war das Gefühl besser, aber dafür war die Lautstärke aufgrund der schlechteren Abschirmung zu hoch.

Der Keyboarder kam gut mit dem Monitoring über seine billigen Musicstore-Kopfhörer zurecht, ist aber insgesamt auch sehr genügsam, was den Sound im Proberaum angeht. Ihm war es im Endeffekt egal, ob wir weiterhin über Kopfhörer spielen, oder wieder zum 'normalen' Proben zurückkehren.

Der Schlagzeuger war mit dem Sound über seine Vic Firth Kopfhörer so halb zufrieden. Er meinte, er hörte mehr Gitarren als sonst, ganz glücklich war er aber noch nicht.

Der Gitarrist hatte erst Probleme mit seinen Kopfhörern, die viel zu leise waren. Und mit dem Sound aus seinem POD HD war er auch nicht ganz zufrieden im Vergleich zu seinem Engl Powerball... Wenn er seinen Gitarrensound noch besser hinbekäme, wäre er aber auf jeden Fall für Kopfhörer-Monitoring.

Der Bassist findet Kopfhörer-Monitoring doof... Nach der ersten Probe mit dem JamHub wollte er eigentlich direkt wieder zurück zur konventionellen Probe. Er hat verschiedene Kopfhörer ausprobiert und kam mit allen nicht klar. Ich vermute, mit HiFi-InEar-Stöpseln wäre er bestimmt zurechtgekommen, aber ich konnte ihn nicht überreden, sich welche zum ausprobieren zu besorgen.

Soviel als allgemeine Aussage zum Theme Kopfhörer-Monitoring.

Jetzt meine/unsere Meinung zum JamHub.

Obwohl es eigentlich mehr zur Verwendung mit einem E-Drum konzipiert ist, ist es grundsätzlich auch mit einem akustischen Schlagzeug nutzbar. Dazu sehe ich allerdings zwei Voraussetzungen:
  1. Ein Mischpult mit (mindestens) 3-Band-EQs. Dazu ein brauchbares Overhead-Mikro und ein Bassdrum-Mikro.
  2. Gut abschirmende Kopf- besser nocht InEar-Hörer für alle Bandmitglieder. Die müssen auch garnicht teuer sein, wie ich bei anhand der Panasonic-Stöpsel gemerkt habe, die vielleicht maximal 30€ gekostet haben.
Gut finde ich am JamHub:
  1. Man kriegt für das Geld sonst keine 7 Stereo-Kopfhörer-Wege.
  2. Mit den (kabelgebundenen) Fernbedinungen (SoleMix) können sich auch Drummer oder Keyboarder, die hinter ihrer "Festung" gefangen sind, komfortabel ihren Mix selber basteln.
Was mich stört:
  1. Die Stage-Regler für die Panorama-Einstellung haben keinen guten Regelweg. Erst passiert lange nichts. Dann ist das Signal plötzlich ganz auf einer Seite. Das geht auch anders!
  2. Alle XLR-Eingänge gehen automatisch auf den Effektkanal. Das ist blöd, wenn man beispielsweise nur den Gesang oder einzelne Instrumente mit etwas Hall versehen will. Hier wäre eine bessere Einstellmöglichkeit schön.
  3. Es gibt keine EQs. Ich fürchte aber, wenn es welche gäbe, würde sich das JamHub in einer anderen Preisklasse wiederfinden...
Sonstiges:

Das JamHub hat keine Limiter eingebaut. Ich habe oft gelesen, dass man für InEar-Monitoring unbedingt Limiter braucht, um sein Gehör nicht zu gefährden, aber im Proberaum hat sich bei uns keine Gelegenheit ergeben, wo ich einen Limiter vermisst hätte.

Fazit:

Das JamHub ist mit Abstand die günstigste Möglichkeit 7 individuelle Kopfhörer-Mixe zu erstellen. Und das dazu noch in Stereo, was trotz des nicht optimalen Regelweges der Stage-Regler absolut positiv zu bewerten ist. Wenn man dann noch ein bisschen vom Effektkanal dazu mischt und einen gut abschirmenden Kopfhörer benutzt, erreicht man einen Sound mit dem man (zumindest als Instrumentalist) gut proben kann. Um als Sänger damit klarzukommen, hätte ich wahrscheinlich mehr Zeit zum Eingewöhnen gebraucht.

Wenn meine Band sich irgendwann doch entscheidet auf InEar-Monitoring im Proberaum umzusteigen, werden wir das JamHub auf jeden Fall als mögliche Schaltzentrale dafür in Betracht ziehen.
 
Eigenschaft
 
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Vielen Dank für dein Review. Ich hab den Jamhub bisher irgendwie eher als Lösung für leises Proben gesehen, wenn man mal nicht so viel Krach machen kann. Dafür dürfte es schon sehr amtlich sein, aber schön zu lesen das es wohl auch als Monitorlösung bedingt geeignet ist.
 
.... Der Bassist findet Kopfhörer-Monitoring doof...

Ich kann den Bassisten gut verstehen. Ich spiele ebenfalls Bass in einer Band, die mit Kopfhörerverstärker und sogar mit E-Drums probt. Es fehlt schon einiges an "Lautstärke" wenn man den Bass nur noch hört und nicht mehr fühlt.
Bei mir hat es einige Proben gedauert, bis ich gelernt habe die tiefen Frequenzen zwischen den Gitarren wieder zu hören. Ich musste da aber durch, da ich einer der Beführworter für Kopfhörerverstärkung war :ugly:.
Der Vorteil in unserem Fall ist, dass wir jetzt beim Gitarristen im Keller proben können und keinen teuren Proberaum mehr mieten müssen .
 
Ich denke, Bassisten und Drummer sind hier besonders gekniffen, da sie immer etwas mehr in geeignete Hörer investieren müssen. Unter Drei-Wege ist da wohl kaum was zufriedenstellend.
 
Das habe ich bislang bei allen Bassisten erlebt, die spontan mal IEM ausprobiert haben (mich persönlich eingeschlossen) - das körperliche Erleben des Bassdrucks fehlt mit IEM einfach zum Wohlfühlsound. Da muss man sich erstmal dran gewöhnen.

Für Drummer gibt's da den Butt-Kicker und für Basser das Pleasure-Boad. Sind aber beides nicht ganz billige Lösungen (Ausnahme: Fischer Amps ButtKicker Mini LFE für rund 120 EUR) und brauchen zusätzlich noch eine kräftige Entdstufe.
 
Ich hätte da noch ein paar Fragen, die in dem Review nicht zur Sprache gekommen sind:
  1. Wie ich in der Beschreibung bei Thomann gesehen habe, verfügt das Gerät über max 4 Steckplätze für Remote-Anbindungen. Zwei sind im Lieferumfang, zwei weitere müssten bei Bedarf dazu gekauft werden. Kabellänge wird mit 3,6m angegeben, was jetzt u.U. nicht alle Welt ist. Sind die Kabel fest? Können die verlängert werden? Welches Steckerformat?
  2. Zu der Aufnahme-Funktion: Welches Format wird auf die SD Karte geschrieben? Ich vermute mal, dass auch nur ein 2-Spur-Stereo-Master erzeugt wird. Wie ist das mit Aufnahme am Rechner? Werden die Spuren da getrennt herausgeführt oder auch nur als Stereo-Summe?
  3. Kann ich den Effekt nur auf mein Gesamtsignal regeln oder kann ich festlegen, dass es z.B. nur auf dem Gesang liegt?
Macht es vom Betrieb nicht evtl. Sinn, dass man es von einem bereits vorhanden Mischpult aus speist, also die Instrumente nicht direkt dort anschließt, sondern über Aux-Sends, Group-Outs bzw. Direct-Outs einzelner Kanäle?
 
1. Die Kabel sind fest an der Remote. Es gibt 3m Verlängerungskabel zum Spotpreis von 23 €. Siehe da: https://www.thomann.de/de/jamhub_solemix_extension_cable.htm Da sieht man auch den Stecker.

2. Auf die SD-Karte werden Stereo-wav-Dateien geschrieben. USB habe ich nicht probiert. Um getrennte Spuren aufzunehmen gibt es ein Zusatzgerät: https://www.thomann.de/de/jamhub_tracker_mt16.htm

3. Die Signale aller XLR-Eingänge gehen als Summe in den Effektkanal. Das Ausgangssignal dieses Effektkanal kann man sich auf den KH mischen. Ich finde das so nicht wirklich gut gelöst.

Ich denke, die Idee die Signale vor dem JamHub mit einem Mischpult 'vorzubereiten' ist sicherlich nicht schlecht. Müsste mal jemand ausprobieren. :)
 

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