Hi!
Was macht einen guten Bandsound aus? Es spielen sehr viele Faktoren hinein, es hat mit Disziplin der Bandmitglieder zu tun, mit dem Musikstil, der Besetzung, der Art der eingesetzten Effekte, der Komplexität der Musik in Sachen Rhythmik, usw... wie sich schon erahnen lässt: den Königsweg gibt es hier nicht, vielmehr muss man an vielen Rädchen drehen, die dann das Gesamtbild ergeben.
Ich selber mache seit über 15 Jahren Livemusik, hab schon viele Livekonzerte gesehen und habe mittlerweile ein bisschen Gefühl, woran es bei einer Band happert, wo noch Ausbaupotential ist, usw.. ihr habt einen Proberaum gefunden, die ersten paar gemeinsamen Jams liegen hinter Euch und jetzt seid ihr schon eifrig am Tüfteln Eures Sounds... also, ein paar Tipps von mir jetzt hier (ich geh jetzt einmal von einer klassischen Rockformation aus - g, b, dr, vox). Ich bin ein Fan schnörkelloser, lauter Rockmusik (Led Zep, RATM, Audioslave), das heisst meine Tipps werden wahrscheinlich in bisschen in Richtung dieses Sounds abzielen... aber ich glaube, zu 90% sind sie universell einsetzbar.
1.) Den Bandsound macht .... DIE BAND!
Gerade in den Anfängen der Musikkarriere neigt man dazu, seinen Betrachtungshorizont auf sein Instrument zu beschränken: Z.B. soll der Gitarrensound mächtig andrücken... hier wird der neue 100 W Verstärker ausgereizt bis aufs Letzte: Der Gain wird auf Anschlag gestellt, Bässe und Höhen hinaufgedreht, um den richtigen Wumms bei Palm Mutes zu bekommen. Was alleine (vielleicht

) richtig gut klingt, ist manchmal in der Bandsituation völling unausgewogen.
Als allererstes müsste Ihr Euch die Frage stellen: Welche Lautstärke benötigen wir überhaupt... die Referenzlautstärke ist hier immer der Schlagzeuger. Die anderen Instrumente (und Gesang) muss so laut sein, dass die mit ihm mithalten... und nicht umgekehrt.. der Ärmste schwitzt sich ja sonst zu Tode
Achtet auch darauf, dass Ihr das Frequenzspektrum (ein tolles Wort

) gut ausnützt! D.h. der Bass sollte so eingestellt sein, dass er die Gitarre gut ergänzt... nicht, dass sich die beiden konkurrenzieren... genauso sollte eine allzu monstermäßig eingestellte Gitarre tabu sein (das darf nämlich nur Dimebag Darrel ;-))... spendiert ihr mal ein bisschen weniger gain... und ein paar Mitten, auf Kosten der Höhen und Bässe... hört Euch das mal im Kontext an, ihr werdet wahrscheinlich draufkommen, dass sich die Chose transparenter anhört... Gitarristen werden den Bass endlich einmal hören, eine wirkliche Wonne!
So wird aus einer von Gesang, Bass und Schlagzeug begleiteter Leadgitarre eine Band und hey: Das klingt gut, wirklich gut...
2.) Rhythmik statt Matsch
Gutes rhythmisches Zusammenspiel in der Band ist relativ schwierig und gar nicht so easy, wie man sich das so vorstellt. Das Zusammenspiel einer ganzen Band trägt BEDEUTEND zum Sound bei, der z.B. live rüberkommt (wie weiter oben absolut richtig erwähnt!). Tightness und gutes Zusammenspiel sind vor Allem bei jüngeren und unerfahrenen Bands Qualitäten, die völlig unterschätzt werden. Tightness ist mitunter auch der Grund, warum die erste Band einen "schlechten" und die zweite Band einen "guten" Sound haben, obwohl beide Bands über dieselbe Anlage, mit demselben Mischer gespielt haben.
Das Rhythmus-Rückrat der Band ist und bleibt der Schlagzeuger. Wenn der nicht fit auf seinem Instrument ist und die 2 und 4 auf 2 und 4 spielt, dann schwimmt die Band. D.h. ein Schlagzeuger sollte alleine, wenn möglich, immer mit Metronom üben. Sollte der Schlagzeuger technisch noch nicht besonders weit sein, oder im Zuge der Songs an seinem technischen Limit spielen, haltet ihn dazu an, weniger komplex zu spielen. Lieber ein paar einfache Grooves knackig und flockig leicht in time einzementiert, als mörder komplizierte Fills und Figuren out of time zu spielen. Wenn AC/DC ihren super einfachen 4/4 dahinbölzen, kracht es auch.
Gerade im Bereich Punk gibt es schnelle Beats, die für einen jungen Schlagzeuger eine Schwierigkeit darstellen können. Schlampig gespielt klingen die lasch und out of time... auch hier besser: Grundmuster des Beats lernen und langsam exakt spielen lernen, dann erst die Geschwindigkeit steigern. Gerade solche Beats fahren dann wirklich hammer, wenn der Zeugler die äußerst genau spielen kann, auch schon bei langsameren Tempi (siehe z.B. auch Metalbands: eine letscherte Doublebass bringt's nicht, genausowenig blast beats, die irgendwie hingenudelt sind). Das erfordert natürlich Disziplin des Zeuglers, denn wer würde nicht gleich gerne mit 160 bpm losfeuern, aber es macht sich bezahlt! Wirklich gute Schlagzeuger bringen alleine den Groove.
Die gesamte Band muss während des Spiels den Schlagzeuger im Auge (besser gesagt: im Ohr) haben. Wenn ihr nicht alle mit Klick spielt, muss einer das Klick sein und das sollte immer der Schlagzeuger sein.
Punkbands spielen gerne uptempo, d.h. ziemlich schnell. Oft wird über schnelles Spielen über ungenaue Stellen hinweggeschummelt... irgendwie passt es dann eh schon.
Mein Tipp: Spielt kritische Stellen einmal bewusst langsam (z.B. 1/2 Tempo)... es werden sich wahrscheinlich zwischen Euch Diskussionen ergeben, wer wann eigentlich welchen Einsatz hat. Macht soetwas auch z.B. bei Synkopen oder vorgesetzten und nachgesetzten Einsätzen (z.B. wenn ein Riff nicht auf "1" beginnt, sondern z.B. auf "4 und" oder auf "1 und"). V.A. wenn's einmal funky wird, ist genaues (!) timing der Schlüssel zum Erfolg.
Wenn ihr einen Rhythmuswechsel habt, wird es "haarig", wenn ihr die time wechselt.. z.B. von 120 bpm auf 100 bpm. Hier gilt: den Übergang oft üben, am Besten mit Metronom, bis alle den Übergang wirklich drauf haben.
V.a. bei solchen Wechseln kann der Übergang "unrund" und abgehackt klingen (was ja duchaus im Sinn des Komponisten sein kann), selbst wenn die Band ihn perfekt spielt. Solltet ihr soetwas in Euren Songs vorfinden und damit nicht zufrieden sein, so ist es ein "Makel" der Komposition, nichts des Spielens.
Wenn ihr soetwas vermeiden wollt, versucht das Tempo nicht zu ändern, sondern entweder gleich oder bei Vielfachen des Tempos zu bleiben (d.h. Halftime oder Doubletime) zu spielen. Das ist auch einfacher für die Band zu spielen.
Ein schönes Beispiel hiefür ist z.B. "Gasoline" in der Liveversion von Audioslave (irgendso ein MTV Auftritt).. die Albumversion sieht eigentlich immer das gleiche Tempo vor, live haben die bei Einsätzen halftime stops verwendet... ein netter Effekt.
Siehe :
http://www.youtube.com/watch?v=NEh5yS0ZjJE Turnround ab Minute 2:30
Eine andere Möglichkeit, wäre kompositorisch Brücken oder Stopps in das Lied einzubauen, die auf das neue Tempo überleiten (z.B. Tempo wird nicht abrupt gewechselt, sondern nachdem ein Takt z.B. ein e von der Gitarre stehen gelassen wurde).
Generell (ist aber Geschmackssache): Ich bin kein Freund von zu vielen Tempi- und Rhythmiwechseln in der Rock/Punk/Popmusik. Für mich ist Rock eine Musik, die direkt fahren sollte, ohne Schnörksel, voll "aufs Maul".

Kurze Songs, die krachen sollen. Da gibt es wahrscheinlich auch Leute, die das anders sehen und so mehr auf Kopf-, denn Bauchgeburten stehen (Dreamtheater und wie die so heißen).
3.) Sound ist... Geschmackssache
"Den" guten Bandsound gibt es nicht. Aber was Euch helfen könnte: Hört Euch mal ein paar Eurer Lieblingsscheiben an... wie klingen denn da die Aufnahmen?
Ich selber bin z.B. ein großer Fan von Rage against the Machine... ich mag die klar strukturierten Riffs.. die eigentlich sehr einfach zu spielen sind, aber rhythmisch wirklich ansprechend sind... Bei den Aufnahmen werdet Ihr hören, dass Bass und Gitarre wirklich nahtlos ineinandergreifen.. Morellos Gitarren sind sehr mittig, was dem Gitarrensound im Übrigen seinen Charakter gibt.
Soviele Stile es gibt, soviele verschiedene Sounds gibt es. Eine Punkband wird nicht wie eine Reggaeband klingen, das ist klar... aber das Prinzip ist das gleiche: jedes Instrument sollte ein Teil des Soundpuzzles sein... aufeinander abgestimmt! Das gibt zwar immer interessante Diskussionen zwischen den Musikern, aber so ist das nuneinmal.. der Gitarrist, der sich nicht hört, ist kein Klischee

.
So.. jetzt muss ich mal hier ein bisschen weitertun.. hoffe, das bringt ein paar kreative Anstöße!
Rockt on, Jungs und Mädchen
Hell