Studierst du Musik auf Lehramt?
Hast du solch eine Prüfung mal mitgemacht?
Hast du dafür auch nur eine Stunde am Tag geübt?
Ich hab grade das Gefühl, dass du keine wirkliche Ahnung hast auf welchem Niveau die Prüfungen ablaufen.
Der Themenersteller hat "grade erst wieder" mit Gitarrespielen angefangen, er kann nicht Noten lesen und hat vmtl noch keine Ahnung von Theorie oder Gehörbildung.
Je nach Uni muss er zusätzlich zur Gitarre auch noch Klavierspielen, vom Blatt singen und solche Scherze.
Mit einer Stunde üben am Tag wird er das niemals schaffen. Ich hab für Theorie und Gehörbildung fast ein halbes Jahr gebraucht (sicherlich 2h täglich) um da soweit fit zu werden, und ich hab vorher 15 Jahre Gitarre und 4 Jahre Keybord gespielt, hatte also schon ein nicht ganz kleines Vorwissen.
Wie soll er das denn nebenher machen?
Ich würd mal eher sagen: 2h für Gitarre, 1h für Klavier, 1-2h für Gehörbildung +Theorie am Tag, dann hat er ne gute Chance durch die Prüfung zu kommen.
Ich muss auch mal meinen Senf dazugeben
Ich studiere seit diesem Semester Schulmusik Doppelfach mit Hauptfach Jazzgitarre in Köln. 2 Jahre sind schon verdammt wenig Zeit, wenn du nur vor längerer Zeit mal n bisschen Gitarre gespielt hast. Das sollte dich aber nicht abschrecken, sondern eher motivieren und antreiben, es vielleicht trotzdem zu schaffen.
Du hast noch nicht geschrieben, ob du Bachelor Jazzgitarre oder Schulmusik anstrebst. Ersteres wirst du dir vermutlich abschminken können, wenn du kein absolutes Talent bist.
Ich möchte dir gerne einen kleinen Einblick in die theoretische und praktische Prüfung geben. Die Theorieprüfung hier in Köln war einen Monat vor der Praktischen. Es waren über 200 Bewerber anwesend, von denen letztendlich 29 genommen wurden. Nicht, weil die anderen zu schlecht waren, sondern weil einfach nur 29 Plätze zur Verfügung standen. Dieselben Verhältnisse herrschen an anderen Musikhochschschulen auch (Für Jazzgitarre gab es hier übrigens ca 60 Bewerber und 4 freie Plätze, in Würzbug waren es 18 Bewerber und 1 freier Platz).
Die Theorieprüfung hier dauerte insgesamt ca 2,5 - 3 Stunden. Mal schauen, ob ich noch alles auf die Reihe bringe:
Angefangen hat es mit knapp einer halben Stunde "Stilhörtest". Dabei wurden uns Ausschnitte aus Stücken aller Art per CD vorgespielt, die wir mit Begründung zeitlich einordnen sollten. Da war von Wiener Klassik bis Hip Hop alles dabei. Danach gab's die Gehörbildungsklausur. Zuerst wurden uns (ich glaube es waren 5) 5tongruppen vorgespielt. also 5 Töne, zwischen denen
jeweils maximal eine große Dezim lag, die aber tonal nicht zusammenhingen, also nicht unbedingt zu einer Tonart gehörten. Jedes Beispiel wurde 3x gespielt, ich würde das Tempo auf 60-70 bpm schätzen (die gespielten Noten dann als Viertelnoten. Also ca 1 Ton pro Sekunde).
Danach gab es ein zweistimmiges Melodiediktat, wobei beide Stimmen rhythmisch voneinander unabhängig waren. Das war ziemlich krass. Ich glaube, es waren 8 Takte. Das Diktat wurde zuerst einmal komplett vorgespielt, dann in 2x4 Takte aufgeteilt und jeweils die 4 Takte ich glaube 2x vorgespielt. Zum Schluss dann nochmal das gesamte Diktat einmal komplett.
Danach noch ein vierstimmiges Melodiediktat über 4 Takte, welches auch 4x vorgespielt wurde. Da hatten allerdings alle Stimmen denselben Rhythmus.
Dann gab es noch 2 Rhythmusdiktate, ein ternäres und ein binäres.
Das war die Gehörbildungsklausur, ich glaube, ich habe nichts vergessen.
Dann gab es natürlich noch ein bisschen Theorie:
Entweder einen Choral, oder ein Leadsheet aussetzen. Beim Choral waren natürlich die Generalbassregeln zu beachten, ich habe das Leadsheet gewählt. Dabei war eine klingende Trompeten und eine Bassmelodie vorgegeben. Drüber standen Akkordsymbole, wie im Realbook. Aufgabe war es, zwischen die beiden Stimmen noch eine Altsaxophonstimme, eine Tenorsaxophonstimme und eine Posaunenstimme schreiben sollte. Das fiese war dabei, dass der Bass an einer Stelle sehr Nahe an die Trompete rückte und man sich überlegen musste, welche der Optionen man unter den Bass schreiben durfte, damit das am Ende noch was klingt. Außerdem sollten zu den vorgegebenen Akkordsymbolen Durchgangsakkorde hinzugefügt werden.
Außerdem war in einer nächsten Aufgabe noch der Anfang (1,5 Takte) eines Bachstückes vorgegeben, das auf 8 Takte sinnvoll weiterkomponiert werden sollte (also nicht Bachs Original weiterschreiben, sondern sich selbst was überlegen, was schlüssig und sinnvoll ist).
Während der Theorieklausur war NATÜRLICH KEIN INSTRUMENT zur Verfügung, an dem man hätte ausprobieren können. Also alles aus dem Kopf heraus.
Zur praktischen Prüfung:
Vor der Prüfung hatte man 45 Minuten Zeit sich aufzuwärmen. Da ich Doppelfach (ohne zweites Fach an der Uni) studiere, brauchte ich 3 Instrumente, ansonst hätten 2 gereicht, wobei man immer Klavier und Gesang hat. Für Gitarre habe ich 3 Stücke vorbereitet inklusive einer Solotranskription (Scofields Solo über Mr PC auf der Platte McCoy Tyner - Guitars, weiterzulesen
hier). Danach musste ich noch eine notierte Melodie vom Blatt spielen.
Für Klavier habe ich die G-Moll Rhapsodie von Brahms, Chick Coreas Childrens Song 6 und Olivier Messiaen Prelude Plaint Calme vorbereitet. Klaviertechnisch bekam ich als "VomBlattSpiel" eine Volksliedmelodie, die ich spontan akkordisch begleiten sollte, wobei die Akkorde nicht angegeben waren. Dh ich musste mir eben spontan überlegen, welche Akkorde an welcher Stelle passen und dann drauf los spielen.
Gesangsmäßig war ein Kunstlied und ein Volkslied sowie ein Gedicht vorzubereiten. Außerdem musste ich eine tonale Melodie mit außertonalen tönen vom Blatt singen (Ganz atonal war sie nicht, aber doch teilweise deutlich außerhalb der Tonart).
Danach wurde man noch mündlich in Gehörbildung überprüft (4stimmige Akkordumkehrungen, Intervalle, "besondere Akkordphänomene" wie Sixté Ajoutée und Neapolitanischer Sextakkord). Anschließend gab es noch ein kurzes Gespräch, in denen ich zu meiner musikalischen Vergangenheit gefragt wurde, was ich so mache und so. Also eher persönliche Dinge.
Zu guter letzt hatte noch jeder Bewerber ein Stück für eine Gruppe vorzubereiten (ich habe einen Kanon genommen), das dann mit 8 weiteren Bewerbern innerhalb von 10 Minuten einstudiert werden musste. Die wollten eben sehen, wie man mit Gruppen umgeht und wie man bei so etwas vorgeht, worauf man achtet usw. Dabei sollte ich dann auch mitsingen und die Gruppe eben am Klavier begleiten.
Die praktische Prüfung dauerte knapp 50 Minuten + die 10 Minuten Ensemblepraxisprüfung.
Am Schluss wurden eben alle Noten in einem bestimmten Verhältnis zusammengerechnet und daraus die Gesamtnote errechnet. Ich gehe davon aus, dass die Hauptfachnoten stärker gewichtet wurde, kann es aber nicht sicher sagen. Der "schlechteste" Schnitt unter den jetzigen 29 Erstsemestlern lag bei 2,1.
Die Prüfung für die Künstlerische Ausbildung ist normalerweise praktisch härter, weil größere Konkurrenz. Dafür ist die Theorieprüfung etwas leichter und nicht so umfangreich. Trotzdem kann ich ich nicht behaupten, dass die Prüfung einfach war. Die Konkurrenz war riesig, und das geprüfte Gebiet enorm groß. Speziell auf die Aufnahmeprüfung habe ich mich nicht vorbereitet, da ich in den Jahren vorher schon immer Bücher gelesen habe und mich theoretisch interessiert habe. Gehörbildung habe ich mit einem Programm für meinen Ipod etwas geübt und eben auch in in den Jahren vorher schon immer aus dem Kopf Melodien gespielt und notiert, was natürlich auch zum Erfolg beigetragen hat.
Jedenfalls hast du jetzt einen groben Einblick, was dich bei einer Aufnahmeprüfung so erwartet. Für 2 Jahre ist das ein Haufen Stoff, zumal du - bei Lehramt - auf jeden Fall auch Klavierspielen und Singen musst. Bei einer KA entfällt der Gesang, sofern du ihn nicht als Neben oder Hauptfach angegeben hast