Organola-Stimmplatten in Concerto einbauen?

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Hallo miteinander
Bin neu hier im Forum und will mich kurz vorstellen. Mache seit 30 Jahren erfolglos ( aber mit Freude)mit meiner Band Musik. Wir sind vor 3 Jahren durch Zufall auf Zydecomusik gestoßen und kommen nicht mehr davon los. Nun zu diesem Beitrag. Also ich bin froh daß es noch Menschen gibt die ihre wertvolle Zeit opfern, um Anderen eine Hilfe zu sein.

So jetzt aber meine Frage
Ich bin stolzer Besitzer eines Concerto 1 (höre ich da im Hintergrund ein Lachen ?) habe das Gerät vor 10 Jahren von einen Stammtischgesellen abgekauft und halte es in allen Ehren (da der Vorbesitzer mitlerweilen von uns gegangen). Das Teil ist für mich völlig ausreichend und meiner Meinung nach auch zu 80% in Ordnung. Da wir doch ab und an einen Auftritt haben wollte ich mir ein 2. Concerto 1 zulegen um bei einem Defekt ( in dem Alter wo das Ding hat wohl nicht auszuschließen ) weitermachen zu können. Ich habe (wie ich jetzt gelesen habe ) eine großen Fehler gemacht und bei ebay eingekauft. Habe 2 Stück geordert und leider auch bekommen. Nun ich bin Handwerker und nehm sowieso alles bevor ich es in die Tonne werfe auseinander. Kurz und gut beide sind nicht gerade im besten Zustand. Hab nun aus den 2 ein "einigermaßen spielbares " gemacht. Also ich erhebe keinen allzugroßen Anspruch von wegen 0 cent Stimmung und so.
Ich bekam vor einiger Zeit ein Organola geschenkt, das für mich nicht mehr zu reparieren ist, da das Gehäuse doch stark beschädigt ist.
Ist es sinnvoll (da ich ja noch eine Schrottkiste Concerto 1 übrig habe ) die Stimmplatten der Organola mit Bezeichnung Artist in das Concerto einzubauen? Die Diskantseite würde schon reichen, da ich in der Band eh sogut wie keine Begleitung spiele. Bitte versteht mich nicht falsch, natürlich ist ein größeres Instrument wertiger als das kleine Ding das ich hier spiele, doch für unsere Musik hat es auch noch einen Unterhaltungswert wenn ein Mann mit 2 Zentnern sich so ein Kinderakkordeon vor den Bauch schnallt.

Flacito
 
Eigenschaft
 
Ist es sinnvoll (da ich ja noch eine Schrottkiste Concerto 1 übrig habe ) die Stimmplatten der Organola mit Bezeichnung Artist in das Concerto einzubauen?

Eine Antwort auf diese Frage zu geben ist recht schwierig - aus mehreren Gründen. Aber grundsätzlich unmöglich ist es nicht, nur sehr ungewöhnlich.

Zum einen hast du nicht geschrieben, was an dem besagten Concerto Schrott ist - drum kann man auf die Distanz schlecht sagen, ob hier Aufwand lohnt. Lohnen im Sinne von wertsteigernder Wiederherstellung ist wohl der falsche Ansatz, aber so wie ich dich verstanden habe, dient das Instrument zumindest teilweise auch der Koketterie mit dessen Einfachheit. Außerdem entnehme ich deinem Schreiben, dass du gerne "bastelst", auch um des basteln willens.

Da kommt nun der andere Ansatz zum tragen:
Wenn das Gehäuse der Concerto noch sinnvoll verwertbar ist und die Stimmzungen der Organola noch in Ordnung sind (nichts verbogen, verrostet, oder sonst defekt), dann kann man selbstverständlich die Stimmzungen der Organola in die Concerto bauen. Zum Wegschmeißen sind die nämlich zu schade.
Die Artistezungen sind außerdem vom Typ her schon recht gute Qualität (vorausgesetzt, sie sind jetzt noch in Ordnung!) Insofern würdest du als quasi einen Porschemotor in eine VW Käfer einbauen - aber warum nicht.

Wenn du die gleichen Töne ersetzen willst, dann kannst du die Artistezungen auf die Stimmstöcke der Concerto drauf machen. Je nach deinen handwerklichen, schreinerischen Fähigkeiten, kannst du auch mit den restlichen Zungen experimentieren und andere Stimmstöcke anfertigen, um z. B. ein Piccoloregister miteinzubauen.
Allerdings liest sich das leichter, als es ist. Hier muss man schon recht sauber und akkurat arbeiten können, damit es ein sinnvolles Ergebnis ergibt.

Was eine andere Sache ist, ist, wenn die Zungen verstimmt sind und gestimmt werden sollten - da ist es besser, das vom Fachmann machen zu lassen, wenn man sich da noch nicht auskennt.

Bevor du einfach alles wegschmeißt, ist es allemal besser damit rumzuexperimentieren. Im jetzigen Zustand ist es nichs mehr wert, also gibt es nichts zu verlieren, aber du kannst bei sinnvoller Vorgehensweise sehr viel gewinnen und möglicherweise dir ein Instument zusammenbauen, das so auf die Art einzigartig ist.

Viel Spaß beim experimentieren - lass uns wissen, was draus geworden ist.

Gruß,
maxito
 
Zuvor sollte man aber ausmessen, ob die Plattenmaße gleich sind. Die Platten müssen nämlich genau auf die Stimmstöcke passen. Einbau weiterer Register in die Concerto ist nicht möglich.

Sind die Ventile in Ordnung und wie steht es mit dem Wachs?
 
....Viel Spaß beim experimentieren - lass uns wissen, was draus geworden ist...

Ich wäre auch neugierig auf das Ergebnis ... bringt es etwas, bessere Stimmplatten in ein einfaches Akkordeon dieser Art einzubauen? Verbessert sich der Gesamtklang wirklich wahrnehmbar?

Gruß druckluft
 
Also bin schonmal positiv überrascht, daß ihr auf so eine wohl nicht alltägliche Frage antwortet.
An maxito
Also sinnvoll ist so eine Sache. Die Stimmplatten vom Concerto sind angerostet und die Ventile teilweise abgefallen. Für mich macht es keinen Sinn so viel Arbeit wie bei Ippensteins ausführlichen Bericht noch hineinzustecken. Mir geht es auch um den Spaßfaktor den man beim Umbau und hoffentlich auch beim Spielen mit so einem Teil hat. Die Stimmplatten der Organola sehen für mich dafür wie neu aus ( im Vergleich ). Und gerade aus so einem Kinderakkordeon was besseres zu machen reizt mich.
Ein Zitat eines befreundeten Hobbyzauberers.“Hokus pokus simmsalabimm, wann´s net klappt ischs a net schlimm`. Unter diesem Motto sehe ich diese Aktion.
An den Großguru Ippenstein
Hut ab vor deiner Leistung, wenn ich die Hälfte von dir hinkriege bin ich froh. Ans stimmen will ich noch gar nicht denken. (und hab auch noch gar keine Ahnung ).Für mich sind die Ventile o.k. auch die Stimmplatten haben keinen Flugrost. Als ich das Organola mal durchspielte sind mir grobe Unstimmigkeiten nicht aufgefallen. Teilweise müsste ich kleine Änderungen am Stimmblock ( oder wie das Holzding heißt ) vornehmen doch ich denke das ist machbar. Ich bin ein positiv denkender Mensch.
 
Hallo embetriker,

nach den Voraussetzunge, die du schilderst, kann ich dich nur ermutigen, es zu probieren, denn Wertverlust kann eh schon keiner mehr entstehen, also kannst du nur gewinnen, an Erfahrung allemal und wenn s klappt - super. So wie du schreibst, sind die Organola Stimmplatten noch relativ gut beieinander, da kann es nur ein Gewinn werden. Hätte das Akkordeon noch einen tatsächlichen Wert, würde ich es nicht so uneingeschränkt empfehlen, aber unter diesen Bedingungen ist es auf jeden Fall eine lohnende Beschäftigung mit dem Aufbau und der Reparatur eines Akkordeons.

Drück dir auf jeden Fall die Daumen.:great:

Gruß,
maxito
 
Der Klang des Instrumentes wird sich überhaupt nicht verändern...es sei denn die Platten sind anders gestimmt (Tremolo).
 
Der Klang des Instrumentes wird sich überhaupt nicht verändern...es sei denn die Platten sind anders gestimmt (Tremolo).

Das fürchte ich ja auch :gruebel:
Sind dann nicht einige Diskussionen über Stimmplattenqualitäten eher akademisch?
Ich dachte bisher, vielleicht ergeben bessere Stimmplatten in einem kleinen Instrument eine bessere Tonqualität ...

Gruß druckluft
 
Jaein. Über Stimmplatten kann man Bücher schreiben. Es kommt auf das Material der Platte und deren Dicke an, sowie die Gesamtabmessungen aller Teile, wie sauber zudem der Kanal geräumt ist und die Kanten passen, dann natürlich die Art (Größe) der Nietverbindung und dann das Material der Stimmzunge sowie die Form der Stimmzunge. Aufgrund des Luftspaltwertes kann man auch manche Parameter ändern.

Es ist nicht so viel Unterschied zwischen den Qualitätsstufen, als wie mancher immer weißmachen will. Aber für den Konzertspieler sind eben diese kleinen Unterschiede oft wichtig.

Man kann auch einfache Stimmplatten in der Ansprache bis zu einem gewissen Punkt trimmen.

Die Tonqualität wird natürlich durch die Stimmplatten beeinflußt. Je mehr das Instrument aber kostet, umso kleiner sind die Toleranzen, so daß ein Register möglichst gleichmäßig anspricht und die Stimmung nach dem Stimmen genau paßt.

Es geht ja insgesamt um die ganze Palette an Qualitätsparametern eines Akkordeons, was man beim Richter nachlesen kann. Die Stimmplatte ist ein Teil davon.


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Sofern nun die Organolaplatten aufgrund ihrer Maße passen sollten, dürfte sich in der Ansprache und in der Dynamik ein wenig was verändern. Der Klang wird aber auch durch das Chassis und die Kanzellen beeinflußt, weshalb die Concerto nicht weit entfernt von ihrem alten Klang wieder zu finden sein wird - der Klang-Unterschied dürfte nur sehr klein sein.
 
Sind dann nicht einige Diskussionen über Stimmplattenqualitäten eher akademisch?

Das ist eine Frage des Massstabs:

Ein rohes Holzscheit mit Leinölfirnis eingestrichen wird sich nicht wesentlich verändern, wenn man das gleiche mit einem japanischen Teetischchen macht, dann bekommt dieses noch seinen letzten Pfiff zur Vollendung.
Genauso verhält es sich bei den Stimmplatten - Sehr gute Stimmplatten in ein lausiges Gehäuse eingebaut, werden micht viel reißen können, das gleiche bei einer Supita, Gola oder Morino, das gibt dann noch die letzte Vollendung.

Was aber schon bleibt, sind die grundsätzlichen Eigenschaften der Stimmplatte, also Ansprechverhalten, Luftverbrauch und grundsätzlche Klangfarbe der Platte, wobei nicht sicher ist, ob letzteres durch ein einfaches nicht optimiertes Gehäuse überdeckt wird. Andererseits ist eine Hohner Concerto I nicht grundsätzlich schlecht gebaut gewesen, nur weil es ein kleines Akkordeon war.

Drum denke ich, dass man da am Klang schon auch was verändern kann, z.B. durch bessere Stimmplatten, innen lackiertes Gehäuse, eventuell feiner geschliffene Tonschächte der Kanzellen im Stimmstock etc.
Außerdem kann man ja auch rumexperimentieren - z.B. große Basszungen einbauen etc. falls genügend Platz da sein sollte etc.

Dann tut sich schon was im Klang - klar eine Gola wird das dann trotzdem nicht werden können, aber einen anderen Klang als vorher kann man dem Ding schon reinzaubern. Wieviel und ob das was bringt, hört man, wenn es fertig ist.

gruß,
maxito
 
Also am Klang wird sich mit sicherheit etwas ändern, denn die alten Stimmplatten sind völlig verrostet und wohl nicht mehr zu gebrauchen. Auch beim Anspielen der Organola kam mir der Klang ausgewogener und wärmer vor als bei meinem "GUTEN" Concerto.
 
Habe heute die Stimmplatten getauscht und provisorisch eingewachst.
Ich musste teilweise die Öffnungen vergrößern oder verkleinern. War aber nicht sonderlich aufwendig, denn die Breite passt. Also für mich klingen die Artistplatten etwas wärmer.
Ob ich die Bassseite auch ändere weiß ich noch nicht, da ich ja in der Band keine Begleitung spiele. Und für Omas Geburtstag tuns eigentlich die alten Platten.
 
Aus reiner Neugierde: Mit was und wie hast Du sie eingewachst?
 
Habe das alte Wachs benutzt ( sag es ja nicht weiter ) wollte nur mal hören was sich tut. Hab die Stimmplatten auf der Nietenseite eingetaucht und ausgerichtet, danach nur zum Test oben und unten vergossen. Nehme jetzt die Kiste komplett auseinander und hole mir neues Wachs. Werd auch gleich die Klappen erneuern. Frage : Nach deiner Erfahrung, sollte ich die Ventile auch gleich erneuern ? Und wenn ja wo bekomme ich sie am besten her ? Also ich meine die alten wären noch soweit i.O.
 
Ja natürlich solltest du die Ventile gleich mit erneuern- die bekommst du bei Hohner...
gruß t-tris
 
Vor dem Kauf von Akkordeon-Ersatzteilen habe ich auch einige Preisvergleiche bei Ebay und anderen Händlern angestellt und dann bei "Hohner - ab Werk" gelandet.
Ich habe damit vielleicht nicht den absolut günstigsten, aber mit Sicherheit auch nicht den teuersten Anbieter gefunden. Bei "H" gibt es z.B. keinen Mindermengenzuschlag und die Versandkosten waren in 2008 pauschal 4,- Euro plus Mwst. und auch unabhängig von der Liefermenge.

freundliche Grüsse
Heinz1975
 
Noch eine Frage!
Wie wichtig ist die Länge der neuzukaufenden Ventile ? Es gibt ja so viele verschiedene. Kann ich aus einem 41mm Ventil ein 39mm machen oder leidet da der Klang drunter ? Da ich nur die Diskantseite wechseln will, wären das nach meiner Messung 11 Sorten. Dies könnte ich durch Zuschnitt (max. 2mm) auf 6 Sorten enschränken. Will aber wegen ein paar €´s nichts falsches tun. Teilweise bekomme ich die Originalventile eh nicht mehr.(Vileda 6,5 x 45mm) Ist schon klar dass ich die neuen auf richtige Länge kürzen muss.
Danke schon mal für eure Mühe.:great:
 
Vergiß die Vileda-Ventile. Die Plastikventile tun brav ihren Dienst und ich habe im kompletten Diskant der Supita kein einziges Viledaventil.

Du kannst die Ventile bis zu einem gewissen Grad (bzw. mußt sogar) abschneiden. Die Ventile sollen maximal 1 mm überstehen. Wenn Du Dir die Ventile ansiehst, so sind sie ab einer gewissen Größe 2 oder 3 lagig. Diese zusätzlichen Lagen sind die Federn. Je weiter Du ein Ventil kürzt, umso stärker wird die Feder, weshalb man - es kommt auch auf die Beschaffenheit des Ventils an - nur bis zu einem gewissen Maß kürzen kann, ohne daß die Feder anfängt, störend zu wirken.

Ich hatte auch mit 11 Varianten (Diskant) gearbeitet und es ist mir persönlich angenehmer, wenn die Ventile möglichst in der Originallänge bleiben. Da stecken ja auch Erfahrungswerte dahinter. Natürlich kann man die auch selbst bearbeiten, aber dann darf man nicht anfangen, die Zeit und die Mißgeschicke zu rechnen...

Viele Grüße

Andreas
 
Aufpassen musst du bei der tiefen Oktave, sobald Pendelgewichte drauf sind, fangen die Folien an zu schnarren, da diese zu leicht sind.
Der Klang leidet bei gekürzten Ventilen eigentlich nicht. Aufpassen dass sie im Endeffekt nicht immer noch zu lang sind (ca. halber mm über der Tonzungenlänge) sonnst stoßen die inneren an die kanzelle.
gruß t-tris
 

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