Tutti-Drückerleiste ersetzen bei Hohner Atlantic IV

[roadking]

Hallo,

habe ein bedauernswert heruntergekommenes, altes Hohner Atlantic IV DE LUXE renoviert, dh. gründlich gesäubert, Gaze ersetzt, teilweise ausgebeult, gerichtet und nachlackiert.

Das Stück sieht jetzt schon wieder ganz passabel aus, ist dicht und spielt sich hervorragend. Nur zwei Diskant-Töne sind noch nicht ganz sauber geschlossen und der Tuttidrücker ist außen abgebrochen.

Deshalb möchte ich noch die Wechselgummis und den Tuttidrücker erneuern.

Habe hier im Archiv schon nach Erklärungen zur mechanischen Vorgehensweise gesucht, aber nichts gefunden.

- Könnte mir bitte jemand mit Rat und Fotos/Zeichnungen aushelfen?
- Muß ich für die oben beschriebenen Arbeiten die komplette Diskantseite auseinandernehmen?

Das würde mich sicher überfordern, weil ich befürchte, es nicht mehr richtig zusammenbauen zu können.
Also, geht das, was hier ansteht, auch mit kleinen Eingriffen?

Danke schon 'mal im voraus.

 

[Ippenstein]

Wenn ich das richtig sehe, geht der Schieber innerhalb des Tastaturschachtes:

- Diskantverdeck abbauen, dann die Registermechanik abnehmen.
- Jede Taste ist mit einer Schlitzschraube befestigt: Reindrücken und um 90 Grad drehen (egal welche Richtung). So kannst Du dann jede Taste herausnehmen. Aber vorher die Tasten numerieren, sonst wirst Du nachher wahnsinnig.

Viel Spaß

Ippenstein

 

[roadking]

Hallo, lieber "Ippenstein", mir kommen die Tränen. Da ist ja ein Mensch, der meinen Hilferuf gehört hat.

Vielen herzlichen Dank für die Tipps. Werde berichten, wie es ausgeht.

Danke und Grüße

 

[Musikerclaus]

Hallo Roadking,

das mit dem Tasten herausnehmen mag so sein oder auch nicht. Die Art der Tastenlagerung hat je nach Baujahr bei der Atlantic gewechselt. Da Du das Baujahr nicht angegeben hast, wäre es am besten, wenn Du bei abgenommenem Verdeck ein Foto der Tastatur machen und hier einstellen würdest.

Das Herausnehmen der Registermechanik ist auch nicht ganz so einfach; an den Registerschiebern sind geschlitzte Kunststoffstücke angenietet, die jeweils in ein hutförmiges Bolzenstück eingreifen. Dieser Kunststoff ist im Lauf der Jahre ziemlich spröde geworden, daher ganz vorsichtig nach Lösen der beiden Rändelschrauben seitlich herausziehen.

Was die zerbrochene Tuttitaste anbetrifft: Bei Hohner gibt es z. T. noch Ersatzteile von uralten Kisten, vielleicht liegt da noch so ein Ding rum. Bei Hohner Herrn Tritschler vom Service anrufen (Siehe Homepage) und fragen.

Gruß Claus

 

[roadking]

Hallo Claus, hier zwei Fotos.

Hoffe es bleibt bei der (für mich) einfachen Vorgehensweise, die Ippenstein beschrieben hat.

Grüße

 

[Ippenstein]

Hallo,

die Tastenaufhängung wird auf den Photos durch die Registeranlage verdeckt. Die muß runter und dann siehst Du selbst, ob es Schrauben sind.

Viele Grüße

Ippenstein

 

[Musikerclaus]

Hallo,

bei der Serie mit den schwarzen Registerdrückern ist normalerweise die Lagerung mit den Federschrauben vorhanden. Die Registereinheit Deines Instrumentes ist allerdings etwas jünger als die Version, die ich gerade im Hinterkopf hatte. Hier gibt es keine Rändelschrauben, sondern die Leiste ist mit Kreuzschlitzschrauben befestigt. An der rechten Seite Deines Bild 1 sieht man recht gut die roten Kunststoffgabeln, die die Bolzen verschieben. Du musst also die Einheit so herausziehen, dass die Kunststoffteile nicht verkanten.

Dann kommt die sog. Reiterleiste zum Vorschein, auf der die Tasten mit einer Schneidenlagerung sitzen. Nun drückst Du die entsprechende Schraube herunter und verdrehst sie um 90 Grad. Dann loslassen, aber die Taste festhalten, sonst springt sie durch die Gegend. Das mit dem Nummerieren ist ganz wichtig!

Die Tuttitaste ist an einem Bolzen fixiert und mit einem Sicherungsring gesichert. Diesen vorsichtig mit einer Reißnadel o. ä. abhebeln und aufpassen, dass der Ring nicht irgendwo wegspringt. Dann lässt sich der wahrscheinlich noch vorhandene Rest der Tuttitaste abheben.

Ich habe mich inzwischen erkundigt; die Tuttitaste müsste noch lieferbar sein.

Gruß Claus

P.S. Das was man auf Deinem Foto sieht, ist ja noch in einem ganz passablen Zustand, diese Kiste zu richten, kann eigentlich kein Fehler sein!

Und jetzt noch was: Auf dem Bild 2 siehst Du ganz unten zwei Riegel an der Füllung. Verdrehe diese um 180 Grad, halte den Balg fest und kippe das Diskantteil vorsichtig nach hinten. Dann hast Du das ganze Teil losgelöst und kannst mal ein paar Bilder von Deinen Stimmstöcken machen (Rechts und links). Das wäre wirklich interessant, weil man dann sehen könnte, in welchem Zustand die sind.

 

[roadking]

Sorry, komme erst heute nach Feierabend dazu, diese netten Tipps zu lesen.

Vielen Dank dafür. Das Diskantteil hatte ich schon bei meinen Reinigungsarbeiten aufgemacht und auch wieder dicht zusammengebaut.

Sah alles recht gut aus, ... außer dem üblen M o d e r g e r u c h , der mir entgegen kam. Das ist noch immer zu riechen.

Ist wahrscheinlich bei jedem alten Akkordeon so. Man muß halt das Instrument durch tägliches Spielen lüften, nicht dabei rauchen (für mich sowieso kein Problem) und nicht im Koffer aufbewahren.

Also, nochmals vielen Dank an Euch, bis demnächst!

 

[Musikerclaus]

Hallo Roadking,

habe schon einige Male solche "Stinker" gehabt. Nach meiner Erfahrung ist es am besten, wenn man das Diskantteil wegmacht, den Balg ein bisschen aufzieht, damit er nicht ganz anliegt und dann die Teile getrennt zum Lüften irgendwo hinlegt, wo es einen nicht so arg stört. Dann kommt die Frischluft auch nach innen und es geht schneller.

Man kann ja trotzdem jeden Tag mal durch Spielen durchlüften, da die geniale Konstruktion des Diskantteil-Auf-und -Zumachens einen ja kaum behindert.

Gruß Claus

 

[roadking]

Hallo Claus, habe schon alles "monatelang" gelüftet.

Bassteil, Balg und Diskant waren von Februar bis Anfang Mai 2011 getrennt. Trotzdem stinkt es immer noch. Muß halt gespielt werden, das "Seelchen". Morgen nehme ich die Tasten raus, so wie Ihr mir das hier geschildert habt. Mal sehen, was für ein Dreck da drunter klebt.

Grüße

 

[Musikerclaus]

Hallo,

wenn das Instrument nach so langer Zeit "getrennten Lüftens" immer noch stinkt, dann ist es schon ein ganz harter Fall. Da hilft nur noch viel Geduld.

Gruiß Claus

 

[Heinz1975]

Hallo roadking,
ich habe vor ca. 3 Jahren eine Concerto II mit schlechtem Geruch in meinem durchlüfteten Heizungskeller mindestens 1/2 Jahr lang "offen" und mit aufgespreiztem Balg gelagert - zwischendurch den Balg und die Holzteile immer mal wieder mit "Febreze" eingesprüht.
Der müffelnde Geruch ist erheblich weniger geworden, aber immer noch nicht 100%ig verschwunden.
Ich denke ganz geruchsneutral werde ich das Instrument wohl auch nicht bekommen.
Die Atlantic hat doch einen Metallkörper - der fiese Geruch kann da doch eigentlich nur vom Balg, der Gaze oder den Klappenbelägen kommen - das Metall nimmt doch eigetlich keine Gerüche an.

freundliche Grüsse
Heinz1975

 

[maxito]

Hallo roadking,

bei deiner Atlantik, glaube ich, dass dein Problem mit dem gebrochenen Masterregisterdrücker das kleinere Problem darstellen wird - zumindest ist das sicher reparierbar und damit nur von temporärer Natur. Als härter könnte sich das Problem mit dem Geruch darstellen, denn...

...üble Gerüche im Akkordeon können recht dauerhaft sein - mit viel lüften verbessert sich viel, aber manchmal geht eben nicht alles weg.
Da hilft manchmal einfach nur den Rest an blödem Geruch zu übertönen und verdrängen, indem man einen besseren Geruch dagegenhält. Ich hab da so eine uralt Verdi II die wohl früher mal im Stall, im Keller oder sonstwo gestanden haben muss - da hat das Lüften zwar einiges verbessert, aber eben nicht alles weggeommen. Ich habe nun immer ein kleines Lavendelsäckchen im Koffer mit drin liegen und somit riecht es nun immer nach Lavendel wenn ich mal wieder auf dem Instrument gespielt habe!

Aber tröste dich, mit dem Geruchsproblem bist du nicht alleine:
https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/210003-entmuffeln-koennte-rat-gebrauchen.html

Gruß, maxito

 

[roadking]

Hallo, Ihr Lieben, nun habe ich endlich den Mut gefaßt, die Diskantseite zu demontieren.

Alles ganz "easy", weil Ihr mir hier die entscheidenden Tipps gegeben habt. Seht Euch die Bilder an.

Habe alle Tasten komplett mit feuchten Küchenputztüchern abgewischt und siehe da, es riecht nicht mehr so muffig. Denn gerade an den Wechselgummis hat sich klebriger Staub, wie bei einem schmutzigen Scheerkopf im Rasierapparat, angelagert.

Hoffe, dass morgen die bestellten Ersatzteile geliefert werden. Freue mich schon auf den Zusammenbau (.... jetzt weiß ich ja, wie's geht) und die nächste Übungsstunde.

Schönes Wochenende. Bis bald.

Sorry, hier die Bilder....
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Miniaturansichten angehängter Grafiken

Anmerkung des Mod: Die Bilder sind beim Zusammenführen leider verloren gegangen -wurden aber in Post 16 nochmals eingestellt und können aber mittlerweile dort wieder angeschaut werden

 

[Musikerclaus]

Hallo Roadking,

na das sieht doch schon ganz gut aus. Zu Reinigen gibt es an dieser Kiste allerdings schon einiges. Sieht fast so aus, als ob da ein starker Raucher zugange war. Sieht irgendwie nach Nikotin aus. Zum Reinigen der Tasten nehme ich immer ganz normalen Kunststoffputz, z. B. von Sidol.

Auch die Füllung kann etwas Säuberung vertragen; das mache ich mit Isopropyl-Alkohol, aber vorsichtig; nicht überschwemmen!

Jetzt beim Wechseln der Tuttitaste auf die beiden Federn an den Blechärmchen aufpassen, die fliegen auch gerne weg. Wenn Du dann die Registermechanik wieder montierst, einfach alle Bolzen auf eine Seite drücken und die Kunststoffgabeln genauso. Dann kannst Du alles wieder bequem einfädeln.

Gruß Claus

 

[roadking]

Hallo, hier sind die Bilder jetzt 'mal im Vergleich: "vorher - aktueller Zustand".



Sieht doch schon richtig gut aus !

Grüße

PS: Selbstverständlich ist unter dem neuen roten Filz kräftig mit "Nevr Dull" und "Feuchttüchern" sauber gemacht worden. Das Ganze riecht jetzt eher dezent nach "Harley"-Maschinchen.

 

[Musikerclaus]

Hall Roadking,

das sieht wirklich ganz gut aus; wenn Du so weitermachst, wird das noch ein ordentliches Akkordeon. Und Harley ist allemal besser als Muffel.
Übrigens: Immer darauf achten, dass die Spange der Tastenfeder in den Schlitz der Holzleiste kommt, sonst hat sie keine Führung. Ich kann mich ja täuschen, aber ich habe den Eindruck, dass die Feder bei der H-Taste links nicht eingerastet ist (Bild 5).

Gruß Claus

 

[roadking]

Hallo, ...

ja ..., Claus, Du hast das schon sehr gut beobachtet. Die Feder war nicht in der Nut. Habe ich aber dann auch beim Einbau des "Nachbarkollegen" gesehen.

Jetzt ist alles schön sauber, auf gleicher Höhe, .... und was das Beste ist, ... es pfeift nichts mehr, was nicht pfeifen soll.

Nochmals vielen Dank an die Gemeinde hier.

Akkordeonisten sind halt super nette Leute. Leider aber manchmal auch "Raucher".

Grüße