Ich war gestern auf der Messe. Allerdings bin ich durch die Halle mit den Akkordeonen nicht so aufmerksam durchgelaufen, da ich wegen Klavieren und Zulieferbetrieben dort war. Messe ist immer interessant, aber auch ganz schön stressig. Man macht eine Hallentür auf und bekommt sofort Ohrenkrebs! Unglaubliches Gewusel und Gelärme. Nach ca. 1 Stunde hat man sich aber daran gewöhnt. Aber etwas "in Ruhe" ausprobieren, kann man auf der Messe vergessen. Wer also ein neues Akkordeon sucht, kann zwar gerne dort nach dem Rechten schauen und sich beraten lassen (wenn er jemanden findet, der Zeit für ihn hat), aber Klang beurteilen ist quasi nicht möglich.
Alles, was Rang und Namen hat, war dort vertreten. Mein erklärtes Ziel war, am Weltmeister-Stand eine Supita auszuprobieren. Ich bin ja im Januar quer durch die halbe Republik gefahren, um mir ein neues Instrument zu kaufen und habe mir letztlich ein Serenellini gekauft, hätte aber gerne halt auch eine Supita getestet. Hatte leider keiner vorrätig, also jetzt auf zum Weltmeisterstand. Vorbei an Victoria, wo ein blutjunger Italiener auf deren Instrumenten spielt wie ein junger Gott. Dann bei Beltuna vorbei, wo ein steinalter Italiener spielt wie ein junger Gott mit unglaublich langer Erfahrung und dabei auch noch lächeln kann. Unglaublich! Dazwischen Weltmeister, wo auch einige Virtuosen den Stand belagern. Und da komm ich daher als mittelmäßig begabter halberAnfänger, um so ein teures Teil in die Hand zu nehmen. Aber ja, ich habe mich tatsächlich getraut und etwas rumgespielt, wenn es mir auch ein wenig peinlich war. Man muss sich dann schon sehr auf den Klang konzentrieren wegen der ganzen Geräuschkulisse. Schlussendlich war mir klar, dass ich mit meinem Serenellini den für mich besseren Kauf gemacht hatte und bin dann weiter zu Hohner.
Bei Hohner wollte ich eigentlich mal eine neue Gola in die Hand nehmen um zu spüren, warum alles so schwärmen. Wie naiv! Ich hatte vorab wohl erwartet, dass man mir sowas vielleicht gar nicht in die Hand geben würde, nicht aber, dass es dort am Stand gar keine Gola gibt. Aber diese Instrumente sind wohl Einzelanfertigungen auf Bestellungen und von daher gar nicht vorrätig. Schade.
Sehr schön fand ich all die Vorführungen an den jeweiligen Ständen. Bei Hohner spielte gerade ein Duo mit Blues Harp und Gitarre, wobei der Gitarrist mit den Füßen auch noch Bassdrum und HiHat bediente. Echt Gänsehaut. Sehr gut gefallen hat mir auch ein Trio namens Lucky Leles an einem Ukulelen-Stand. Eine Ukulele, eine Bess-Ukulele (!), Sängerin und Background Gesang. Zwar nix mit Akkordeon, aber trotzdem schön:
Die Halle wo die Akkordeone sind, ist die Halle mit akustischen Instrumenten und Noten. Wenn man aus anderen Hallen kommt, ist es dort echt eine Wohltat. Eher ruhig und hier und da schöne Musik live gespielt. Hin und wieder sind auch echte Innovationen zu sehen. So z.B. ein neuartiges Gitarreninstrument mit 9 Saiten, das auf einem Ständer steht. Hat zusätzlich Basssaiten, so dass der Spieler sich selber begleiten kann:
http://www.kelstone.be/
Auch sehr lustig ist immer das Publikum auf der Messe. Echt wilde Typen sind dort zu sehen, halt Musiker. Vom Alleinunterhalter über Schwermetaller bis hin zu Vampir-Gruftis ist dort alles vertreten. Ich war insgesamt 5 Stunden dort und muss sagen, dass mir das dann aber auch reicht. Irgendwie stressig, aber auch schön. So wie jedes Jahr.
Gregor