Be-3
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Hallo zusammen,
ich bin nun schon einige Zeit in diesem Board aktiv, aber das ist tatsächlich mein erster eigener Thread!
Weil hier des öfteren Anfragen zum Thema "Midifizierung von Orgel-Pedalen" auftauchen, wollte ich aus gegebenem aktuellem Anlaß einmal meine persönliche Lösung vorstellen, die einen etwas ungewöhnlichen Weg beschreitet. Im Gegensatz zur "additiven Synthese" mit Einzelbausätzen verfolge ich eine Art "subtraktive Synthese", bei der ich von einem kompletten Keyboard alles entferne, was ich nicht für mein MIDI-Interface brauche
Midifizierung eines "alleinstehenden" Pedals mittels Billig-Keyboard
Diese Anleitung ist praktisch allgemeingültig auf alle Arten von nicht-anschlagdynamischen (also realistischen ) Orgelpedalen vom Stummel- bis zum Vollpedal anwendbar. Eventuell vorhandene Schalter können verwendet werden und die Kosten der Elektronik belaufen sich auf ca. 45 Euro.
Projekte wie "MIDI-Master-Pedalboard" von Moog-Taurus-Format bis zum Vollpedal für Hammond-Clone oder Pfeifenorgel-Clone sind machbar.
Das Pedal
In diesem Beispiel handelt es sich um das 13-Stummel-Pedal einer defekten Eminent Solina F-217, aber prinzipiell ist natürlich auch jedes andere Pedal (auch Vollpedal) geeignet, solange es geeignete Schalter hat.
Bei der Midifizierung meines Hammond-25-Tasten-Pedals mußte ich mangels vorhandener Taster eine Leiste mit Microschaltern anbauen (funktioniert aber seit 10 Jahren klaglos).
Das Keyboard
Durch die Erkenntnis, daß meist Massenprodukte günstiger als Nischenprodukte und Spezialanfertigungen sind, bin ich auf die Idee gekommen, ein simples Keyboard als "Midi-Kit" zu mißbrauchen. Grundidee war, einfach die Tasten(kontakte) durch die Pedal(kontakte) zu ersetzen/ergänzen, so daß das Keyboard über das Pedal gespielt werden kann und so MIDI-Daten erzeugt.
Anforderungen an das Keyboard
Ich habe das Mc CRYPT MC-36 für derzeit 44,95 bei der Elektronikkette Conrad als ideales Schlachtopfer gefunden, denn es erfüllt alle Anforderungen mit Bravour und der Preis ist wohl unschlagbar.
Organentnahme
Wenn man das Gehäuse öffnet, bietet sich bei entferntem Unterteil ein Blick auf die Innereien:
Auf der grünen Platine, die sich oben rechts auf dem Bild deutlich hervorhebt, befindet sich praktischerweise die gesamte Elektronik. Links davon sieht man das Display von unten und die restlichen braunen Platinen enthalten eigentlich nur Bedienknöpfe bzw. Spieltasten.
Die Lautsprecher lassen wir gleich im Gehäuse zurück und nach dem Entfernen aller Schrauben lässt sich die Elektronik incl. herausfallender Bedientaster und "Wabbelkontakt-Gummis" (wie heißt das eigentlich?) problemlos herausheben.
Teileauswahl
Da ich mich (für meine Pedal-Projekte) dafür entschlossen habe, kein Display und keine Bedienelemente zu benötigen (mir reicht fix Kanal 1 und Soundwechsel usw. will ich auch nicht vom Pedal aus machen), bleiben nur zwei (bei Pedalen bis 24 Tasten) oder drei Platinen (Pedale ab 25 Tasten) übrig. Ich habe sie mit grünen Häkchen gekennzeichnet.
Die nicht benötigten Teile lassen sich abtrennen, ohne die übrige Funktion zu beeinträchtigen. Im hier geschilderten Beispielfall mit dem 13-Tasten-Stummelpedal (das durchaus noch eine halbe Oktave wachsen könnte, wenn es nach mir ginge und ich noch so ein Pedal hätte) benötigen wir nur die linke der beiden Tastaturplatinen.
Da es sich bei den Tasten (und auch den Bedienknöpfen) um im Ruhezustand geöffnete Schalter handelt, lassen sich bei Nichtbedarf die kompletten Platinen entfernen, ohne daß die "Zentralelektronik" einen Unterschied merkt. Die Taster lassen sich dann natürlich nur nicht mehr drücken aber das wollen wir ja auch nicht
Im obigen Bild sehen wir also die komplette für unser Projekt benötigte Keyboard-Elektronik (wie gesagt bräuchte man bei Pedalen über 24 Tasten noch die zweite Tastaturplatine).
Tastenkontakte
Die Tastenkontakte bestehen aus aufgedruckten ineinandergreifenden "Kämmen", die durch Graphikstückchen in der operativ entfernten Gummimatten überbrückt werden können.
Um Leiterbahnen zu sparen, ist es üblich, eine Gruppe von Kontakten zusammenzufassen und über eine Diodenmatrix für die Elektronik unterscheidbar zu machen. Die Kenntnis der genauen Funktion der Diodenmatrix ist für dieses Projekt nicht erforderlich.
Die Dioden sind auf der anderen Seite der Platine und deshalb auf diesem Foto nicht zu erkennen.
Man sieht aber sehr deutlich am unteren Rand, daß eine Seite von acht Schalterkontakten zu einer Gruppe zusammengefasst sind und deshalb nur ein Anschluß "Sammelpunkt" (statt acht) benötigt wird. Die übrigen acht "Gegenseiten" führen jeweils zu einer Diode.
Pedalkontakte
Wenn wir das Pedal dem Keyboard also als Tastenersatz unterjubeln wollen, müssen wir nichts weiter tun, als die Pedalkontakte genau so mit der Platine zu verbinden, wie es auch die Tastenkontakte sind.
Idealerweise ist es bei meinem Pedal so, daß die Schalter auch schon auf einer Seite zu Achtergruppen zusammengefaßt sind. Wäre das nicht der Fall, müßte man sie eben selber zusammenlöten (Verbindungskabel von Schalter zu Schalter).
Bei größeren Gruppen muß eventuell eine Verbindung gekappt werden (bei gedruckten Schaltungen läßt sich eine Leiterbahn leicht durch Kratzen mit einem Schraubenzieher unterbrechen.
Verkabelung
Wie auch immer die vorhandenen Schalter am Pedal aussehen: Es läuft immer darauf hinaus, beginnend beim tiefsten C (auf der Platine ganz links) Ton für Ton bzw. Schalter für Schalter mit geeigneten Stellen auf der Platine zu verlöten.
Hierzu geht man einfach vom "Schalter" (dem "Kamm") auf der Elektronikplatine aus und verfolgt die Leiterbahn bis zu einem geeigneten Lötpunkt (auf jeden Fall natürlich vor dem nächtsten Bauteil!) das ist zum Beispiel dort, wo die Dioden sitzen. Hier ist es recht einfach möglich, einen Draht anzulöten, der dann auf der anderen Seite mit dem Pedalschalter verbunden wird.
Die beiden dickeren Kabel (blau und braun) rechts im Bild sind die 8er-Gruppen-Anschlüsse.
Bei mehr als 13 Pedalen werden natürlich entsprechend mehr Kabel benötigt, das Prinzip ändert sich jedoch nicht.
Der Rest besteht darin, die Angelegenheit möglichst formschön in einem Gehäuse zu verstauen aber das ist eine andere Geschichte
Viele Grüße
Torsten
ich bin nun schon einige Zeit in diesem Board aktiv, aber das ist tatsächlich mein erster eigener Thread!
Weil hier des öfteren Anfragen zum Thema "Midifizierung von Orgel-Pedalen" auftauchen, wollte ich aus gegebenem aktuellem Anlaß einmal meine persönliche Lösung vorstellen, die einen etwas ungewöhnlichen Weg beschreitet. Im Gegensatz zur "additiven Synthese" mit Einzelbausätzen verfolge ich eine Art "subtraktive Synthese", bei der ich von einem kompletten Keyboard alles entferne, was ich nicht für mein MIDI-Interface brauche
Midifizierung eines "alleinstehenden" Pedals mittels Billig-Keyboard
Diese Anleitung ist praktisch allgemeingültig auf alle Arten von nicht-anschlagdynamischen (also realistischen ) Orgelpedalen vom Stummel- bis zum Vollpedal anwendbar. Eventuell vorhandene Schalter können verwendet werden und die Kosten der Elektronik belaufen sich auf ca. 45 Euro.
Projekte wie "MIDI-Master-Pedalboard" von Moog-Taurus-Format bis zum Vollpedal für Hammond-Clone oder Pfeifenorgel-Clone sind machbar.
Das Pedal
In diesem Beispiel handelt es sich um das 13-Stummel-Pedal einer defekten Eminent Solina F-217, aber prinzipiell ist natürlich auch jedes andere Pedal (auch Vollpedal) geeignet, solange es geeignete Schalter hat.
Bei der Midifizierung meines Hammond-25-Tasten-Pedals mußte ich mangels vorhandener Taster eine Leiste mit Microschaltern anbauen (funktioniert aber seit 10 Jahren klaglos).
Das Keyboard
Durch die Erkenntnis, daß meist Massenprodukte günstiger als Nischenprodukte und Spezialanfertigungen sind, bin ich auf die Idee gekommen, ein simples Keyboard als "Midi-Kit" zu mißbrauchen. Grundidee war, einfach die Tasten(kontakte) durch die Pedal(kontakte) zu ersetzen/ergänzen, so daß das Keyboard über das Pedal gespielt werden kann und so MIDI-Daten erzeugt.
Anforderungen an das Keyboard
- MIDI-Ausgang (natürlich!)
- Ausreichende Anzahl Tasten (4 Oktaven/49 Tasten reicht für jedes! Pedal)
- keine Anschlagdynamik (und somit nur einen Kontakt pro Taste genau wie das Pedal auch)
- Keinerlei Qualitätsanspruch an Tasten, Sound und Verstärkung (wird ohnehin nicht gebraucht)
Ich habe das Mc CRYPT MC-36 für derzeit 44,95 bei der Elektronikkette Conrad als ideales Schlachtopfer gefunden, denn es erfüllt alle Anforderungen mit Bravour und der Preis ist wohl unschlagbar.
Organentnahme
Wenn man das Gehäuse öffnet, bietet sich bei entferntem Unterteil ein Blick auf die Innereien:
Auf der grünen Platine, die sich oben rechts auf dem Bild deutlich hervorhebt, befindet sich praktischerweise die gesamte Elektronik. Links davon sieht man das Display von unten und die restlichen braunen Platinen enthalten eigentlich nur Bedienknöpfe bzw. Spieltasten.
Die Lautsprecher lassen wir gleich im Gehäuse zurück und nach dem Entfernen aller Schrauben lässt sich die Elektronik incl. herausfallender Bedientaster und "Wabbelkontakt-Gummis" (wie heißt das eigentlich?) problemlos herausheben.
Teileauswahl
Da ich mich (für meine Pedal-Projekte) dafür entschlossen habe, kein Display und keine Bedienelemente zu benötigen (mir reicht fix Kanal 1 und Soundwechsel usw. will ich auch nicht vom Pedal aus machen), bleiben nur zwei (bei Pedalen bis 24 Tasten) oder drei Platinen (Pedale ab 25 Tasten) übrig. Ich habe sie mit grünen Häkchen gekennzeichnet.
Die nicht benötigten Teile lassen sich abtrennen, ohne die übrige Funktion zu beeinträchtigen. Im hier geschilderten Beispielfall mit dem 13-Tasten-Stummelpedal (das durchaus noch eine halbe Oktave wachsen könnte, wenn es nach mir ginge und ich noch so ein Pedal hätte) benötigen wir nur die linke der beiden Tastaturplatinen.
Da es sich bei den Tasten (und auch den Bedienknöpfen) um im Ruhezustand geöffnete Schalter handelt, lassen sich bei Nichtbedarf die kompletten Platinen entfernen, ohne daß die "Zentralelektronik" einen Unterschied merkt. Die Taster lassen sich dann natürlich nur nicht mehr drücken aber das wollen wir ja auch nicht
Im obigen Bild sehen wir also die komplette für unser Projekt benötigte Keyboard-Elektronik (wie gesagt bräuchte man bei Pedalen über 24 Tasten noch die zweite Tastaturplatine).
Tastenkontakte
Die Tastenkontakte bestehen aus aufgedruckten ineinandergreifenden "Kämmen", die durch Graphikstückchen in der operativ entfernten Gummimatten überbrückt werden können.
Um Leiterbahnen zu sparen, ist es üblich, eine Gruppe von Kontakten zusammenzufassen und über eine Diodenmatrix für die Elektronik unterscheidbar zu machen. Die Kenntnis der genauen Funktion der Diodenmatrix ist für dieses Projekt nicht erforderlich.
Die Dioden sind auf der anderen Seite der Platine und deshalb auf diesem Foto nicht zu erkennen.
Man sieht aber sehr deutlich am unteren Rand, daß eine Seite von acht Schalterkontakten zu einer Gruppe zusammengefasst sind und deshalb nur ein Anschluß "Sammelpunkt" (statt acht) benötigt wird. Die übrigen acht "Gegenseiten" führen jeweils zu einer Diode.
Pedalkontakte
Wenn wir das Pedal dem Keyboard also als Tastenersatz unterjubeln wollen, müssen wir nichts weiter tun, als die Pedalkontakte genau so mit der Platine zu verbinden, wie es auch die Tastenkontakte sind.
Idealerweise ist es bei meinem Pedal so, daß die Schalter auch schon auf einer Seite zu Achtergruppen zusammengefaßt sind. Wäre das nicht der Fall, müßte man sie eben selber zusammenlöten (Verbindungskabel von Schalter zu Schalter).
Bei größeren Gruppen muß eventuell eine Verbindung gekappt werden (bei gedruckten Schaltungen läßt sich eine Leiterbahn leicht durch Kratzen mit einem Schraubenzieher unterbrechen.
Verkabelung
Wie auch immer die vorhandenen Schalter am Pedal aussehen: Es läuft immer darauf hinaus, beginnend beim tiefsten C (auf der Platine ganz links) Ton für Ton bzw. Schalter für Schalter mit geeigneten Stellen auf der Platine zu verlöten.
Hierzu geht man einfach vom "Schalter" (dem "Kamm") auf der Elektronikplatine aus und verfolgt die Leiterbahn bis zu einem geeigneten Lötpunkt (auf jeden Fall natürlich vor dem nächtsten Bauteil!) das ist zum Beispiel dort, wo die Dioden sitzen. Hier ist es recht einfach möglich, einen Draht anzulöten, der dann auf der anderen Seite mit dem Pedalschalter verbunden wird.
Die beiden dickeren Kabel (blau und braun) rechts im Bild sind die 8er-Gruppen-Anschlüsse.
Bei mehr als 13 Pedalen werden natürlich entsprechend mehr Kabel benötigt, das Prinzip ändert sich jedoch nicht.
Der Rest besteht darin, die Angelegenheit möglichst formschön in einem Gehäuse zu verstauen aber das ist eine andere Geschichte
Viele Grüße
Torsten
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