Warum hören wir Musik?

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CaBri
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Hallo zusammen,

Ich als sehr musikalisch interessierte Person (seit meiner Kindheit spiele ich Alt-Saxophon, Trompete, Klavier und Schlagzeug) frage mich zurzeit, von welchen Faktoren mein Musikgeschmack abhängig ist und aus welchem Grund wir als Menschen überhaupt Musik hören? Gibt es bestimmte Faktoren, die uns in unserem Musikgeschmack beeinflussen?
(Haben verschiedene Musikgenres auch verschiedene Einflüsse auf mein alltägliches Leben?)

Ich freue mich auf eure Antwort :)

CaBri
 
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Musik spricht uns auf vielen Ebenen gleichzeitig an. Daher kann man nie eine eindeutige Ursache-Wirkung-Formel finden, warum wir bestimmte Musik mögen.

In jedem Fall ist wichtig, dass Musik unseren Gehirnbereich für strukturierte Klänge anspricht - genau wie Sprache. Deswegen konkurrieren Musik und Sprache miteinander, es ist z.B. sehr schwer, während des Spielens eines Instruments sich sprachlich mit einer ganz anderen Sache zu befassen, z.B. beim Klavierspielen Zeitung vorzulesen (nichtsdestotrotz ist es eine gute Übung). Genauso wie wir Menschen Sprache verwenden, verwenden wir auch andere strukturierte Laute als Zeichen - als Trommel-Kommunikation, als Tarzan-Schrei, als Kirchenglocken, als Musik.

Musik ist die höchste entwickelte Form von strukturierten Tonhöhen. Sie spricht uns deswegen an, weil wie in strukturierten Klängen eine Dramaturgie miterleben können - wenn die Töne sich verändern. Wenn sie gleich bleiben bzw. sich wiederholen, kann uns das ebenso ansprechen (bis hin zu Trance-Zuständen). Warum wir überhaupt Musik machen, ist nach wie vor wissenschaftlich umstritten, weil Musik zu den anthropologischen Grundlagen zählt (es gab Musik in allen Zeitaltern und Kulturen, Mütter singen z.B. überall für ihre Kinder), die nicht überlebensnotwendig sind.

(Randbemerkung: auf dieser Grundlage ist es interessant, dass von Seiten der Politik manchmal Etatkürzungen für Musik und Kultur passieren. Damit wird langfristig eine antropologische Grundlage vermindert - der Mensch ist weniger Mensch, wenn er keine Musik hat bzw. macht. Das wird nicht folgenlos bleiben.)

Musik erleben wir vor der Geburt und in frühster Kindheit. Das menschliche Gehirn verlangt nach Musik und Sprache, weil sie unmittelbar mit Kommunikation und sozialer Interaktion verbunden sind - deswegen ist es so wichtig, Kleinkinder in musikalische Situationen zu bringen: die soziale Sensibilität für gesendete und empfangene Signale wächst. Das gleiche passiert später auch immer noch, wenn man z.B. als Jugendlicher oder Erwachsener zum ersten Mal in einer Band spielt, und die dortigen Regeln und Kommunikationen erlernt.

Musik kann einzeln gemacht werden, dann gilt sie als individueller Ausdruck einer Persönlichkeit. Das ist grundlegend attraktiv und zustimmungsfähig - aber viel mehr sind diese Faktoren präsent, wenn Musik von einer Gruppe gemacht wird. Die Attraktivität einer Gruppe, die sich einem gemeinsamen Ziel unterordnet, ist ebenso eine antropologische Grundlage: beim Militär, beim Mannschaftssport, beim Orchester. Eine Band, die zusammen groovt, kann ganz elementare antropologische Reaktionen beim Zuhörer auslösen, von Zustimmung bis Angst. Solange ein gewisser musikalischer Rahmen eingehalten wird, wird die Zustimmung überwiegen.

Neben unserer antropologischen Disposition ist die uns umgebende Kultur ganz entscheidend und prägend. Ich würde keine Durtonleiter mögen, wenn alle um mich herum sie hassen würden. Nur dadurch, dass ich auf ganz verschiedene Weise in unserer abendländischen Tonalität geprägt wurde, finde ich sie auch gut - ich reproduziere meine Musikkultur, und so machen es fast alle Musiker weltweit.

Also, kurz zusammengefasst: wir sind durch unser Gehirn für Musik prädestiniert, die uns umgebende Kultur nimmt diese Tendenz auf.

Harald
 
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